Seid ihr wirklich bei (annähernd) 100%?
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Zitat
Es gibt hier aber auch viele Ersthundehalter, die dann sehr verunsichert sind und den Hund vielleicht wirklich nie von der Leine lassen, weil es eben nicht 100% funktioniert/ funktionieren kann (?).
Macht man denen dann nicht das Leben zusätzlich schwer und sorgt für viel Frust, wenn man solche Aussagen tätigt?
Ja, das ist glaub ich, für Hundeanfänger wirklich schwierig.
Ich denke, da steckt einfach auch viel an Erfahrungswerten drinnen. Fängt an mit "wie gut kann ich meinen Hund lesen?" und wie schnell kann ich selber reagieren und wie reagier ich richtig?
Ich bin ja ein großer Freund von lieber einmal zuviel anleinen oder länger an der Schlepp lassen als ein paarmal die Erfahrung machen müssen, dass "Hund" doch abdüst und einen im Regen stehen lässt.
Ben ist jetzt fast genau ein Jahr bei uns und langsam find ich raus, wo und wie was bei ihm funktioniert und wo und wie es noch nicht funktioniert. Ich kann ihn mittlerweile ganz gut lesen und weiss meistens schon im Vorfeld, was gleich passiert. Kann also gut drauf reagieren. Wird aber eben auch noch ein paar "strenge Winter" brauchen, bis das Pubertier und ich die "Feinabstimmung" passend hinbekommen haben. Und bis dahin mach ich mir da gar keinen Kopf drüber, dass er eben noch nicht soviel im Freilauf durch die Gegend hüpfen darf. Da bleibt er eben im Zweifelsfall an der Schlepp.
Anfänger sind da womöglich leichter zu verunsichern.
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Ja, annähernd 100% kommt hin: nicht in andere Hunde/Leute/Autos (gilt für Schwarzi-Border, den notorischen Auto-Hüter) brettern, nicht jagen, nicht ungefragt auf bzw. über die Straße.
Was aber nicht heißt, dass alles 100% funktioniert, aber dann habe ich eine Situation falsch eingeschätzt.
Wenn z. B. der Koolie trotz meines Verbots jemanden anspringt, der ihm schmachtende Blicke zuwirft, hätte ich ihn im Vorfeld anleinen müssen, wenn ich weiß, dass die betreffende Person Spockie-Fan ist und nur darauf wartet, ihn vollzusäuseln, wie niedlich er doch ist.
Wenn z. B. die angeleinte Cattle-Kröte einen Ausfallschritt auf ein potenzielles Opfer macht und die andere Hündin so erschrickt, dass sie ihrem Frauchen vor die Füße läuft, hätte ich die Hexe an die abgewandte Seite nehmen müssen.
Und wenn der schwerhörige Border Collie bei Straßenlärm Anstalten macht, die Straße trotz meines "bleiben, bleiben, bleiben" zu überqueren, hätte ich ihn anleinen müssen, denn wenn ich vor der Überquerung doch noch zurückzucke, weil mal wieder jemand mit über 100 Sachen aus der Kurve heraus überholt, hat er aus meiner Körperhaltung geschlossen, dass es jetzt rüber geht.
Die beinahe 100% sind für mich das funktionierende Zusammenspiel aus meinen Hunden und mir. Wenn ich mit zweien unterwegs bin, muss ich anders agieren als mit allen dreien.
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Man kann auch einfach Glück mit dem Hund haben. Mit Furina habe ich nie Rückruf trainiert und der hat doch zu 99,90% funktioniert (vielleicht auch 100%, mir fällt aktuell keine Situation ein, wo sie nicht gekommen ist, außer einmal, da hat sie mich kurz aus den Augen verloren und ist in die falsche Richtung gelaufen - also weg von mir. Hat in ihrer Panik nicht mehr richtig gehört).
An Straßen war sie trotzdem angeleint, ich wollte nicht riskieren, dass sie auf die Straße läuft und überfahren wird, auch wenn es dafür keine realistische Grundlage gegeben hat, dass sie das tun würde.
Für Furina war es am wichtigsten bei mir zu bleiben, auch wenn sie einen größeren Radius hatte, indem sie schnuppernd unterwegs war - ich war interessanter als andere Tiere, Hunde, Menschen, was auch immer. Also einfach Glück.
Mit Taya trainiere ich mehr als mit jedem anderen Hund zuvor. Gut, nach 4 Monaten kann man nicht viel erwarten, aber es ist schwierig nach einem so perfekten/einfachen Hund wie Furina, damit zurecht zu kommen, dass vieles manchmal klappt und dann wieder gar nicht. -
Mein Rüde ist weit weg von 100 % Maschine, Rückruf funktioniert sehr oft nicht und trotzdem darf er frei laufen. Eben da, wo es übersichtlich ist und das einfach egal ist. Unser zusammenleben ist weit weg von DF-Idealen, aber für uns passt das so. Mir ist auch ziemlich wurscht, was im DF als gut erzogener Hund bezeichnet wird. Es muss für meinen Alltag und vorallem für den Hund passen. Ich trainiere, damit der Hund in meinem Alltag besser zurecht kommt und sich (oder andere) nicht in Gefahr bringt, nicht damit er sich mir fügt und mir gehorcht. Ich trainiere sehr viel, aber nicht um einen gehorsamen Hund zu haben.
Meine Hündin würde man wohl weitgehend als gut erzogenen Hund bezeichnen. Dabei hab ich dafür nix getan, sie ist eben eher Typ zurückhalten, ich geh nicht weit weg, ich geh anderen Hunden und Menschen aus dem Weg und trau mich nicht auf die Kacke zu hauen. Ich würde mir mehr Selbstbwusstsein wünschen und weniger gehemmt sein. Von daher gibt mir das überhaupt nix, dass sie wahrscheinlich einen "gut erzogenen" Eindruck macht. Im Gegenteil, ich feuere sie an, wenn sie mal querfeldein den Kaninchendüften hinterher rennt und ein riesen Loch buddelt, wo andere wohl die Krise kriegen würden
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Wir sind weit entfernt von 100% und ich denke mal, eine bedingungslose absolute Zuverlässigkeit gibt es bei keinem Lebewesen.
Ich habe das auch überhaupt nicht als Anspruch sondern ich finde, man muss die Frage immer in der konkreten Situation stellen und eine Risikoabwägung vornehmen. Ist das Risiko zu hoch, kommt die Leine dran.
Beispiel: Bin ich mit meinem Hund auf einem eingezäunten Gelände alleine, bin ich auch bei einem zu 60% zuverlässigen Rückruf ganz entspannt. Stehe ich im Wald zwischen 20 Rehen, würde meine Abwägung bei der Frage, ob ich ableine, sicher anders ausfallen
Es kommt also immer sehr auf die Situation und den Hund an, was das ,,worst case-Szenario“ wäre. Je schlechter dieses aussieht, desto näher wollte ich den 100 % sein. Bei einem Hund, der z.B. andere Menschen attackieren würde, reichen wohl keinem normalen Menschen selbst 98% Zuverlässigkeit. Bei einem ,,netten“ Hund kommt man wahrscheinlich auch mit 60-70% gut durchs Leben
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Nö, wir sind von 100% Gehorsam sicher ein gutes Stück weit entfernt
Für manches bin ich einfach zu inkonsequent und dann ist es mir irgendwie auch nicht wichtig genug - deshalb ist z.B. die Leinenführigkeit meiner Hunde ausbaufähig, aber da sie nur 3 Kilo wiegen und somit nicht perfekt an der Leine laufen müssen, weil ich sie halt locker körperlich halten kann, passt das schon
Der Rüde kann im Freilauf manchmal eine Mistgurke sein (grooßer Radius, Rückruf eher als Vorschlag betrachten denn als Befehl etc.), da ist es halt meine Verantwortung, ihn nur frei laufen zu lassen, wenn ich merke, das klappt in der Umgebung unter den gegebenen Umständen am heutigen Tag gut. Und wenn ich das mal nicht checke, tja, dann ist es halt so und ich ärgere mich - vor allem über mich selbst.
Allerdings kommt es ja auch immer stark drauf an, was man überhaupt als "gut erzogen" definiert. Ist ja scheixxegal, ob ein Hund "Sitz" oder "Platz" kann, im Endeffekt. Und wenn es mich nicht stört, dass meine Hunde z.B. an mir hochspringen, so what?
Ich würde mal sagen, am wichtigsten ist es, weitestgehend entspannt mit seinem Hund durch den gemeinsamen Alltag zu kommen und dass man Dritte möglichst nicht belästigt oder sonstwie stört.
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Mir ist nur wichtig dass wir zusammen Spaß haben können ohne andere/uns zu gefährden und wir uns durch alle möglichen alltagssituationen sicher manövrieren können.
Ob jetzt durch Erziehung, Management, allgemeiner Orientierung an mir ist mir egal
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100% finde ich weder erstrebenswert noch positiv. Wie schon einige vor mir schreiben, sind es Tiere, keine Maschinen. Und für mich persönlich gehört es dazu, dass der Hund mal nicht gehorcht, seinen eigenen Kopf hat, mir den Stinkefinger zeigt, dass wir uns (nicht physisch natürlich🤪) aneinander reiben.
Ich will, dass der Hund selbstsicher ist, weiß dass er mir vertrauen kann und deshalb auch Mal sein Ding machen. Ich erwarte, dass er sich meiner Führung anvertraut, wenn ich das fordere, aber wenn nicht, soll er sein wie er ist. Und ich mag es, dass das mitunter frech und wild ist. Gehorsam ist der Weg zu mehr Freiheit, Ungehorsam der Weg zur Einschränkung seiner Freiheiten. Wir trainieren viel, aber nicht um 100% zu erreichen, sondern dass Dio bei uns ein artgerechtes, zufriedenes und sicheres Leben führen kann und ich mich mit ihm an meiner Seite wohl fühle.
Ein Kadavergehorsamer Hund, der nicht rechts noch links schaut, alles und jeden brav akzeptiert, nicht einfach Mal ne freche Kackbratze ist, das wären wohl 100% und gleichzeitig das, was ich nicht haben möchte.
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Ich hab jetzt auch noch mal überlegt: grundsätzlich habe ich wirklich den Anspruch, dass Kommandos zu 100% befolgt werden, wobei ich gleichzeitig realistischerweise der Meinung bin, dass dieser nicht einzulösen ist.
Das bedeutet für mich, dass ich, wenn ich ein Kommando gebe, auch erwarte, dass es ausgeführt wird. Diese Erwartung wird ja auch zu einem sehr hohen Prozentsatz erfüllt. Aber dann gibt es eben die Situationen, da klappt es nicht. Die Gründe sind vielfältig: ich hab einen schlechten Tag, der Hund hat einen sehr schlechten Tag, das Kommando war in der Situation total unpassend für diesen Hund, die Eigenmotivation des Hundes, etwas anderes zu tun, war sehr hoch...
Natürlich wird dann reagiert und überlegt, wo jetzt der Fehler im System war, ggf. bleibt die Leine dran usw.
Aber ich denke, ich bin schon streng mit mir und dem Hund, was Ungehorsam angeht. Nicht hören heißt bei mir, dass sie eben das Kommando nicht sofort und zügig befolgt. Selbst wenn sie dann hört, wenn ich den Druck erhöhe, heißt das für mich, sie hat nicht gehört.
Also das Ziel ist schon, dass sie immer hört, denn sonst würde es ja beliebig werden und der Schlendrian Einzug halten, aber gleichzeitig weiß ich halt auch, dass Fehler passieren und ich ein Mensch bin, der seine Schwächen und blinden Flecken hat und mein Hund eben auch kein Roboter ist.
Das bedeutet, dass ich trotz dieses Anspruches auch nachsichtig sein kann mit unseren Fails und mir und dem Hund unsere Aussetzer verzeihe.
Man kann also dem Ideal dieser ominösen 100% folgen, auch wenn man weiß, dass es ein uneinlösbares Ideal ist. Und so verbissen, wie sich das anhört, bin ich dabei jetzt auch nicht und vor allem macht der Hund mir Freude, auch wenn eben doch nicht immer alles klappt.
Sicher hängt das auch ein bisschen mit dem Hundetyp und dem Eigencharakter des Hundes zusammen.
Luna, die Hündin meiner Schwester, ist auch so ein Seelchen von Hund. Die macht schon von sich aus nie Blödsinn, eckt nie an und alle finden sie lieb und brav. Meine Schäferhündin fand Gehorsam super und wollte nie die Lücke im System suchen und finden. Kaya ist da ein bisschen anders...die hat ihren eigenen Kopf und will den auch ganz gerne mal durchsetzen. Sie ist nicht der Typ für Kadavergehorsam, was ich dann auch wieder charmant finde. Aber auch deswegen wird es bei ihr die 100% nie geben.
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Tja, was sind 100%? Deine 100% oder meine100% oder die von anderen Hundehaltern?
Ich sag's mal so: ich bin stets bemüht, der Hund auch. Aber oft braucht es noch viel Management, Übung und bestimmt auch Konsequenz meinerseits. Trotz allem würd ich sagen, dass es bei uns ganz gut läuft, wir aber von meinen 100% noch ein Stück entfernt sind. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass wir diese jemals erreichen werden. Das ist aber auch nicht schlimm. Wir haben Spaß miteinander, können ohne Leine bei uns laufen und letztens bin ich vor Stolz fast geplatzt, als Herr Hund die vor uns über den Weg galoppierenden Rehe ganz gechillt ignoriert hat und sich statt dessen seiner Markierei gewidmet hat. Ob's beim nächsten Mal wieder klappt? Keine Ahnung, aber ich freue mich über das letzte Mal. Wenn wir jetzt noch Hundebegegnungen stressfreier gestalten können, bin ich zufrieden - da sind wir aber noch nicht mal bei (meinen) 50%....
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