Seid ihr wirklich bei (annähernd) 100%?

  • Zum einen ist er nicht mehr Chemisch Kastriert. Der Chip hat schon vor 2 oder 3 Monaten den Dienst eingestellt. Aber das macht weitehsgehend eh keinen Unterschied.
    Er war auch schon vor dem Chip anderen Rüden gegenüber eher unterwürfig und ist Ärger immer aus dem Weg gegangen.
    Zum anderen...kommen da mehrere Hunde und bedrängen Ihn kommt er zu mir und setzt sich.
    Und so lange Die Hunde friedlich sind gibt es dann auch kein Problem.
    Da muss er dann schon mit klarkommen.
    Gut...mit 37 KG ist er jetzt auch nicht ein ganz so zartes Pflänzchen und relativ robust.
    Hat man jetzt eine kleine Hunderasse...wie Chiwawa oder Mops sieht es natürlich anders aus.
    Aber hier sind wir ja wieder bei dem Punkt das sowas passieren kann und das niemand mit absicht macht.
    Wenn der Halter dann kommt um die Hunde einzusammeln...alles gut.
    Ich sehe das wie Boomerang
    Nur weil mir jemand entgegen kommt der mal seinen Hund angeleint hat nehm ich unseren schon lange nicht mehr an die Leine.
    Weil ich aus Efahrung weis das meiner einen Bogen drum macht.
    Und für den unwahrscheinlichen Fall das es doch mal passiert Pfeiff ich ihn zurück oder Sammel ihn halt ein.
    Da er friedlich ist sehe ich da auch kein Problem.



  • Ich glaube, es verhärtet sich wieder...


    Das hier:


    Es geht um die Anspruchshaltung, dass jemand, der keinen Kontakt haben möchte, doch bitte woanders hingehen soll.

    ist wieder so "absolut" gemeint, dass es auf jegliche Umfeldbedingungen übertragen wird.


    Mal als Beispiel eine Situation, fernab vom Freilauf:


    Das Siegfriedspektakel in Xanten darf grundsätzlich mit Hund (an der Leine) besucht werden.

    Grundsätzlich darf da also jede/r mit Hund hin.

    Grundsätzlich, eben aufgrund der Umfeldbedingungen, die neben dem Spektakellärm auch viel Enge, mit vielen Menschen auf engem Raum, und eben auch anderen Hunden auf dieser Enge, können, sollen und dürfen alle anderen Unbeteiligten davon ausgehen, dass der mitgenommene Hund mit diesen Bedingungen klarkommt.

    Mal ganz abgesehen von den armen Socken, die da mit eingeklemmter Rute rumlaufen, und denen nur selber Schaden zugefügt wird weil ihnen diese Umfeldbedingungen zugemutet werden obwohl sie damit nicht klarkommen, die aber niemand anderem Schaden zufügen, dürfen alle Anwesenden sich darauf verlassen, dass der mitgeführte Hund niemandem Schaden zufügt - selbst dann nicht, wenn er mal aufgrund der Enge berührt wird, egal ob zufällig oder absichtlich.


    Natürlich kann jetzt jemand mit Hund auf seinem Recht beharren, dort mit ihm sein zu dürfen, weil das Mitführen von Hunden ja grundsätzlich erlaubt ist - und dann eben auch darauf beharren, dass ja niemand seinem Hund so nahe kommt, dass dieser sich in seiner Individualdistanz gestört fühlt, und diese Störung mit 42 Argumenten quittiert.

    Nur ist er damit im Unrecht - denn die dortigen Umfeldbedingungen geben eben vor, dass dieses Bedürfnis auf Individualdistanz nicht erfüllt werden KANN.


    Da haben alle anderen Besucher das Recht zu sagen: "Dann geh mit deinem Hund woanders!"


    Für diese Menschen wiederum ist das natürlich fein, dass sie sich mit ihrer Ellenbogenmentalität ein Gebiet erschaffen haben, in denen sie ihre Bedürfnisse frei von Rücksicht auf Andere ausüben können.

    Genau das glaube ich für einige Bereiche eben nicht.

    Es gibt Bereiche, die explizit für Erholungssuchende mit frei laufendem Hund geschaffen sind.

    Da muss jede/r Andere - ob mit oder ohne Hund, ob joggend oder fahrradfahrend - damit klarkommen, frei laufenden Hunden zu begegnen, und das berücksichtigen bei seiner Aktivität.

    (Anmerkung: Das ist nirgendwo ein Freifahrtschein für unbegrenzte Belästigung; Gewisse Rücksichtsregeln für den Freilauf gibt es auch an solchen Orten)


    Das sind Orte, die Freilauf ermöglichen auch für den noch nicht perfekt zu kontrollierenden Hund, weil die Fehlertoleranz dort größer sein darf - aber eben auch nur deshalb, weil man dort bei "Fehlern" keinen Schaden befürchten muss.

    Da kann man dann auch mal mit dem manchmal doch noch verhaltensoriginell agierenden Jungspund laufen, sich erlauben, eben nicht immer reglementierend agieren zu müssen ... und einfach auch mal die Seele baumeln lassen - nicht nur die eigene, sondern auch die des Hundes.


    Diese Orte sind nicht etwa "geschaffen" durch die "Ellenbogenmentalität der Hundehalter, die ihre Hunde sich völlig frei (=unerzogen) entfalten lassen" - sie werden nur verstärkt besucht durch Hundehalter dieser Mentalität ... und sind dort genauso unerwünscht wie Halter von Hunden, die mit diesen Umfeldbedingungen dort nicht klarkommen.


    Allerdings glaube ich schon - obwohl ich solche Gebiete selber bisher nicht kennengelernt habe - dass es durchaus Bereiche gibt, die von solchen Ellenbogen-Tutnixundtundochwas-Haltern "erobert" und zu deren freien Entfaltungsraum umfunktioniert wurden - zum Leidwesen aller anderen Hundehalter (und hundelosen Beteiligten). Schlimm, sowas.


    Jede/r einzelne Hundehalter muss für den eigenen Hund und sich überlegen, welche Umfeldbedingungen Voraussetzung sind um die benötigte Rücksichtnahme zu bekommen, ohne von anderen Unbeteiligten eine über das übliche Maß hinausgehende Rücksichtnahme zu verlangen.


    Ich z. B. fahre Sonntag mittags mit meinen Hunden nicht mehr den direkt an einem Ausflugslokal gelegenen Waldparkplatz an, weil zu dieser Zeit dort im Umfeld von 1km sehr viele Hundehalter mit angeleinten Hunden laufen (obwohl dort Freilauf erlaubt ist), die aus unterschiedlichen Gründen entweder keinen Kontakt wollen, oder einen Kontakt an der Leine wollen ( :shocked: - Leinengewusel :shocked: - kann ich ÜBERHAUPT NICHT AB!!!!), und ich schon schweißgebadet bin und alle meine Löffelchen aufhabe, wenn ich mich mit meinen freundlichen Hunden da durchgearbeitet habe ....

    Da fahre ich lieber 3km weiter an einen Parkplatz, der nicht so beliebt als Startpunkt ist, und wo ich zumeist von Beginn an entspannten Freilauf habe - für mich und meine Jungs.

  • Heute mal wieder ein Erlebnis, das -wie ich finde- wirklich gut zeigt, wie Kaya tickt.

    Vorweg: Bei Kaya wurde von Anfang an, das Signal "Lass es" aufgebaut. Auf dieses Signal soll sie von etwas, mit dem sie sich beschäftigt, ablassen und es stehen/liegen bzw. zurücklassen.

    Das funktioniert bei Remus, wenn sie ihn bedrängt, bei Hunden, die sie in Ruhe lassen soll, weil die sie grad doof finden, bei Gegenständen, die sie gern zerlegen würde etc.

    Heute hat sie auf dem Spaziergang einen riesen Stock von Luna (Hündin meiner Schwester) erbeutet und ihn dann natürlich imponierend rumgetragen. War Luna recht Wumpe, die hat das Teil halt abgeschrieben. Da ich der Meinung war, dass wir unserer exorbitanten Stocksammlung dieses Ungetüm jetzt nicht auch noch hinzufügen müssen, hab ich ihr irgendwann das Bringkommando gegeben, den Stock abgenommen und belohnt. Ich hab ihn abgelegt und als sie dran wollte, ihn mit "Lass es" belegt. Man sieht, wie sie mit sich kämpft: "Ich soll den lassen? Ach, ne, den tollen Stock kann ich doch nicht dalassen. Hab ihn mir ja erbeutet", würde ich ihren inneren Kampf umschreiben. Jedenfalls verliert der Gehorsam den Kampf und sie nimmt den Stock wieder auf. Ich sag nochmal nachdrücklich "Lass es", sie lässt ihn fallen und ich hol sie ran und bestätige. Schicke sie weiter und denke, der Käse ist gegessen. Nö, nach fünf Metern fällt ihr ein, dass man den Stock unmöglich zurücklassen kann. Sie kehrt in meinem Rücken um und nimmt ihn wieder auf. Ich kommandier sie ins Sitz, lass mir den Stock geben, belohne die Ausführung und leine sie an. Werfe den Stock mit "Lassen!" weg und sie geht im "bei mir" an der Leine weg. Man spürt regelrecht, wie es ihr widerstrebt, diesen absolut tollen, besonderen Stock aller Stöcke zurückzulassen. Nach ca 400 m am Hauptweg leine ich sie wieder ab, sie macht Anstalten, sich zurück zum Stock zu orientieren, die ich mit "äh, äh" abbreche. Sie orientiert sich zurück zu mir und ich denke, dass das Thema jetzt echt durch ist. Weit gefehlt: sobald ich meine Aufmerksamkeit zu Luna wende und mit ihr ein bisschen schäkere, ist Kaya weg. Sie rennt in Affenzahn zum Stock und nimmt ihn auf, ehe sie in gleichen Tempo zu uns zurückrennt.

    Ich schwanke zwischen Entsetzten und Bewunderung für diese Hartnäckigkeit. Aber genau das ist Kaya. Wenn sie sich etwas ganz fest in ihren Kopf setzt, darf man nicht pennen, sonst zieht sie es durch. In dieser Ausprägung kenne ich das von keinem der Hunde, die ich geführt habe. Da ist ihr in dem Moment echt egal, was ich zu der Sache sage und dass sie weiß, dass sie diesen blöden Stock einfach liegen lassen soll.

    Mit diesem Hund komme ich an meine Grenzen, aber ganz sicher nicht zu 100%. (Aber ich liebe das Miststück trotzdem).

  • dass sie weiß, dass sie diesen blöden Stock einfach liegen lassen soll.

    Bist du dir sicher, dass sie das weiss?


    Bei uns heißt "Lass es", etwas sofort abzubrechen, wegzugehen, aufzuhören. Also punktuell.


    Und "Nee" gibt's obendrauf, das heißt, ich will die ganze Aktion nicht. Etwas ist komplett verboten.


    Ich glaube, aus deiner detaillierten Beschreibung herauszulesen, dass dein Hund nur für den Moment gedacht hat. "Lass es" - sie hat den Stock fallen lassen, wurde auch bestätigt.

    Dass der komplett verboten ist und liegen bleiben sollte, war da für sie wohl nicht so deutlich eingeschlossen.


    Du hast ja einen sehr intelligenten Hund mit deiner Kaya. Ich denke, es dürfte dir nicht schwer fallen, ein zusätzliches "Geh weg und lass es liegen" oder "Tabu"-Kommando zu etablieren.


    Aber süß, wie sehr sie an dem Stock hing, diese Penetranz ist wohl dem ursprünglichen Arbeitsauftrag geschuldet, den die Rasse hatte. Find ich immer total interessant, wenn bei Rassen mit bestimmten Zuchtzielen auch im Alltag diese Anlagen "hervorschauen" in Situationen, die mit dem ursprünglichen Auftrag auf den ersten Blick gar nix zu tun haben.

  • Ich musste, ehrlich gesagt, auch lachen, als sie glücklich und triumphierend mit ihrem Stockungetüm angeflitzt kam.

    Sie durfte ihn dann, nach kurzer erneuter Abgabe, auch behalten und nach Hause tragen. Der Stock ist jetzt Artefakt 2087 unserer Stocksammlung.

  • Naja, sie kann es ja.

    Wir sammeln oft Stöcke auf, kaspern damit ein bisschen rum, zergeln damit und sie holt ihn ein, zwei Mal.

    Wenn wir fertig sind, werf ich ihn beiseite und wenn sie dran gehen will, gibt's ein "Lass es" und weiter.

    Da "diskutiert" sie nicht 5 Minuten, ob man den Stock nicht besser doch mitnimmt. Manchmal will sie Stöcke auch mit heimtragen, was sie dann auch gelegentlich darf (deswegen ja die Stocksammlung im Garten).

    Ich glaube, dass der Stock eine besondere Wertigkeit hatte, weil sie ihn Luna abgenommen hat, die sich vorher intensiv damit beschäftigt hatte. So als Art Trophäe.

    Aber vielleicht vermenschliche ich da auch.

  • Mein Labrador ist auch der Stöckesammler und benimmt sich da genauso. Ich hätte bei uns jetzt auch die Entenjagd vermutet, weil das Verhalten da wirklich Sinn macht. Also eher typisch Retriever. :winking_face:


    Ich weiß zwar worauf du hinauswillst, sowohl mein Labrador als auch die Vorgängerin galten aus fachlicher Sicht als ganz besonders Willenstark/überdominant (eine davon bereits vor mir so eingeschätzt, nur damit kein falscher Eindruck entsteht), der davor war dafür ein absolutes sensibelchen. Und tatsächlich so rein über gehorsam reichte beim sensiblen halt die hochgezogene Augenbraue, während die anderen beiden nur über Kooperation zu lenken sind/waren. Da sind bei den sensiblen die einem gefallen wollen die 100% wahrscheinlich leichter. Anderseits könnte ich mir vorstellen das auch das irgendwie eine Typsache des Halters ist.


    Und jetzt das aber. Ich finde es sollte nichts zu den 100% zählen was man nicht so meint. Dein Beispiel ist ja eher so, das du Kaya gar nicht klar machst das es dir wirklich ernst ist und es ist dir ja auch nicht wirklich ernst. Sie hat am Ende ja auch ihren Stecken (Labrador findet ja auch sie müssen mindestens genauso groß sein wie sie selber, besser aber noch viel viel größer.) mitnehmen dürfen.


    Und irgendwie glaube ich hat diese Sachen auch jeder mit seinem Hund. Das sensibelchen liebte Kekse. Ich wenn gebacken habe hat immer das fordere Teil des Backblech wie durch ein Wunder die Keske verloren. Manchmal im Ofen, manchmal beim auskühlen. Ich habe klar pro Forma mal geschimpft und Nein gesagt, aber auch hier wir wussten beide das ich das soo lustig finde und nicht so meine und daher hat er es immer wieder gemacht. Und das die 100% da gegangen wäre zeigte sich ja schon daran das vom Keksteller nie was verschwand, auch nicht wenn ich auf dem Klo, eingeschlafen oder Duschen war. Weil mir das dann doch wichtig war.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!