Erziehung Junghund

  • Ich persönlich finde es ungünstig, wenn man einen (eh schon unsicheren) Hund aus dem Nichts mit Schreckreizen konfrontiert. Bitte achte die nächste Zeit speziell darauf, ob dein Hund nun auf das Klimpern des Schlüsselbundes (oder was es sonst so für ähnlich klingende Geräusche gibt) mit Meideverhalten reagiert - wäre nicht ganz ungewöhnlich und in diesem Fall sollte mMn gegenkonditioniert werden, weil man seltenst den Hund strafen möchte, wenn man z.B. die Tür aufschließt.


    Außerdem hat aus meiner Sicht kein Besuch - auch kein Trainer - das Recht, den Hund zu maßregeln (außer es ist Gefahr in Verzug). Dein Hund weiß nicht, dass die Dame Trainerin ist. Dein Hund hat nur gemerkt, dass Besuch reinkam und dann erstmal echt fies wurde - das kann zu ungünstigen Verknüpfungen mit Besuchern führen.


    Zudem ist es wichtig, dass Schreckreize richtig konditioniert werden: heißt erst Abbruchwort, das der Hund idR noch nicht kennt und daher nicht drauf reagiert und dann erst kommt zur "Verstärkung" der Schreckreiz. Das hat den Vorteil, dass man den Hund mit dem Abbruchwort verwarnen kann, der Hund sich dann selbstständig kontrollieren kann und man im Endeffekt den Schreckreiz gar nicht mehr braucht.


    Je nach Hundetyp besteht ansonsten auch die nicht geringe Gefahr, dass der Hund gegenüber dem Schreckreiz abstumpft. Ich war mal dabei, als eine Dame meinte, ihren Jungrüden mittels Wurfkette maßregeln zu müssen - hat den Jungrüden einen Scheiß interessiert. Auch nicht, wenn die Kette ihn getroffen hat. Er hat diese "Maßregelung" knallhart ignoriert und stur sein Verhalten weiter gezeigt - die Wurfkette war also für diesen Hund keine Strafe und die Besitzerin hatte daher keinerlei (!) Einflussmöglichkeit auf ihren Hund.

    Nur der Hund, der von dem Jungrüden belästigt wurde, hatte hinterher sehr lange ein Problem mit Schlüsselbundklimpern.


    Meinem Hund ist früher bei Ignorieren durchaus mal was um die Ohren geflogen (von Spielzeug über Leine bis zum Schlüsselbund - was halt grad zur Hand war) - nichts davon hat meinen Hund nachhaltig verunsichert. Weil es nie aus dem Nichts kam. Weil mein Hund immer die Möglichkeit hatte, den Grund zu erkennen - und v.a. auch die Möglichkeit diese Strafe zu vermeiden, weil es vorher immer bekannte (!) Anweisungen/Warnungen gab.

  • Schwer zu sagen, aber wenn jemand hier reinkommt und ohne den Hund weiter zu kennen oder das mit mir abzusprechen dem Wurfdiscs hinwerfen würde, das fände ich nicht okay.


    Und Deckentraining hört sich super an, ist aber ja nur der Anfang.


    Der Rest hört sich gut an, die Frage ist, wie es von da ab weitergeht. Aber es muss für euch passen, nicht für mich. Ich verstehe auch, wenn man dann erstmal bei was bleibt.


    Ich persönlich wäre wahrscheinlich gespannt darauf, noch eine weitere Meinung zu hören und ggf eine Bestätigung des eingeschlagenen Kurses oder halt neuen Input zu bekommen, zumal der andere Termin schon steht.


    Aber das ist natürlich jedem bzw dir selbst überlassen. Ich möchte da nicht reinreden, ich war ja nicht vor Ort dabei.

  • Klar, ich achte künftig darauf, wie sie auf das Klirren/Scheppern eines Schlüsselbundes reagiert. Ich mach damit nicht weiter. Ich denke, ich schlaf mal noch über das Wochenende, ob ich den Zweittermin des anderen Trainers stehen lasse.

    Gehört so eine Methode vielleicht auch zur alten Schule?

    Die Trainerin war jedenfalls schon Ende 50, würde ich sagen.

  • Allgemein war es früher sicher normaler, mit Schreck- oder auch Schmerzreizen zu arbeiten. Aber auch heute gibt es noch genug Trainer, die, ganz bewusst, Schreckreize nutzen. Andere lehnen sowas pauschal ab.

    Ich bin ehrlich, ich finde es nicht pauschal und immer schlimm, mit Schreckreizen zu arbeiten.-Gestört hätte mich hier halt vor allem die fehlende Absprache und dass die Trainerin einfach so einen Reiz nutzt, ohne den Hund zu kennen.
    Aber ich stimme auch KayaFlat zu, dass eine klare Linie hilfreich ist. Und so lange ihr den Weg dieser Trainerin nachvollziehbar, verständlich und vertretbar findet - gut.

    Ich würde wohl den zweiten Termin mit dem anderen Trainer trotzdem wahrnehmen und mir anhören, wie er an der Thematik arbeiten würde. Danach würde ich aber klar entscheiden - also nicht mit beiden weiterarbeiten, sondern nur mit der Person, die eurer Meinung nach besser passt.

  • Ich habe das ein oder andere Thema mit Chako auch Aversiv trainiert. Aber ein Trainer, der bei mir die Tür rein kommt und meinem Hund direkt was vor die Füße wirft, wäre bei mir hochkant und mit Ansage herausgeflogen.

    Zu einem guten Trainer gehört, dass er herein kommt und sich die komplette Problematik von vorn bis hinten anschaut, und sich danach einen Trainingsweg überlegt, diesen dann mit dem Besitzer abspricht. Und wenn dann alle der Meinung sind, dass es Sinn macht was zu werfen, dann kann man die Situation nachspielen und gezielt dran trainieren.

    Aber nie, absolut niemals würde ich mit Thanos, ein ebenfalls unsicherer Hund, mit Schreckreizen arbeiten. Der wäre traumatisiert- und villeicht ist deine eben auch traumatisiert, und du nimmst das als so ruhig wahr.

  • Hm, wo ich jetzt eure Kommentare lese, hätte man das vielleicht schon im Vorfeld absprechen können.

    Naja, ich hab noch nie einen Trainer gebraucht und demnach auch keinen Vergleich,

  • Hm, wo ich jetzt eure Kommentare lese, hätte man das vielleicht schon im Vorfeld absprechen können.

    Naja, ich hab noch nie einen Trainer gebraucht und demnach auch keinen Vergleich,

    Na überleg mal, was bei deiner Hündin angekommen ist. Besuch kommt, Besuch ist sowieso gruselig und muss verbellt werden. Und dann wirft der Besuch auch noch was böse klimperndes direkt vor die Füße, sie geht in Rückzug, bellt aber immernoch weil der Besuch noch gruseliger ist, und die Discs kommen nochmal geflogen. Bellen bringt also nix, lieber schnell deeskalieren, bevor der Besuch völlig eskaliert. Ganz kleine Brötchen backen und ruhig verhalten, sie will ja nicht gefressen werden.

    Solche Verknüpfungen mit Besuch können richtig übel ausgehen, wenn sie die Unsicherheit irgendwann ablegt und ernst macht.

  • Ich habe nichts gegen - korrekt angewendete aversive Reize.


    Und einen nicht sicher geführten Hund fährt eine deutliche Handlung möglicherweise tatsächlich runter. Weil klar und authentisch gehandelt wurde.


    Aber eine mir unbekannte Person kommt nicht in meine Wohnung, und knallt meinem Hund ohne ihn zu kennen einfach etwas vor den Latz.


    Das geht nicht aus meiner Sicht.


    Zuerst beobachtet ein Trainer, stellt Fragen, bespricht einen möglichen Weg.

    Einfach zack handeln - no way. Ich hätte sie umgehend höflich aus der Tür begleitet.

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