Was erwartet ihr von einem Rettungshund?
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Es gibt die Hunde, die die VP (Versteckperson) verbellen, die holt dann eine Futterdose raus und füttert den Hund und der Hund ist Happy. Viele bei uns bekommen inzwischen etwas rausgeworfen (meist einen Futterbeutel, manchmal einen Ball) und können dann wählen, ob sie damit zum HF oder zur VP laufen.
Wir haben inzwischen mehr Hunde, die die rausgeworfene Belohnung zum HF bringen, als solche, die wirklich mit der VP interagieren. So ist die fremde Person eigentlich mehr Ballwurfmaschine als Mensch.
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Oder hab ich nen Knick in der Denke?
Ich habe einen Hund aktuell in der Staffel, dem ich mit einem "Super" in normaler Stimmlage seine Dose einfach hinstelle. Das reicht dem voll als Belohnung.
Micky trägt Dummy ab als Belohnung, muss im Endeffekt also auch nicht mit dem Helfer agieren da ich den Dummy aufmache.
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Für einen Personenspürhund (Mantrailer) sind die Anforderungen mM nochmals anders:
Der Hund muss mit ganz unterschiedlichen Situationen von "Pilzsammler im Wald" bis "Start am Schließfach 227 im Hamburger Hauptbahnhof am Sonnabendnachmittag mit rückreisenden Fußballfans" klarkommen. Er darf sich weder vom Hundeführer noch anderen folgenden Personen beeinflussen lassen. Er hat unbeirrt seine Spur zu verfolgen, egal wie die Bedingungen rundherum sind. Er zeigt eine deutliche Körpersprache, die auch für unkundige Personen zu deuten ist. Das Anzeigeverhalten wird durch den Annäherungsalarm eingeleitet. Der Hund ist immer hochmotiviert, auch wenn viele Suchen mit einem Negativ enden.
Das "Problem" der PSH im Einsatzbereich hat einige Ursachen:
Viele Staffeln haben das Potential der Trailer erst recht spät erkennt. Daher fehlt es an kompetenten Ausbildern bzw. einer der Ausbilder für Fl/Tr übernimmt das Thema. Das Potential zur Beeinflussung durch das hintere Ende der Leine ist hoch. Bei einigen Rassen deutlich höher als bei anderen. Hundeschulen erklären, dass jeder Hund trailen kann und schaffen bei vielen ein falsches Bild von der Komplexität der Aufgabe.
Die Durchfallquote der Trailer liegt bei annähernd 100%. Nur wenige Staffeln verfügen über mehr als einen geprüften PSH. Und ich kenne einige Staffeln, die seit mehr als zehn Jahren nicht ein einziges Team zur Prüfungsreife gebracht haben.
Und wenn es stimmt, dass sich in Bayern private Staffeln in Einsätze geklagt haben, dann wird die Situation nicht besser. Ja, es gibt sie - die guten privaten Trailer. Wenige, sehr sehr wenige.
Es gibt HundeRassen, die sich für bestimmte Aufgaben einfach besser eignen als andere. Ich fahre zu einem Wohnungsbrand im dritten Stock mit Drehleiter und Löschfahrzeug und nicht mit dem Rüstwagen und dem Schlauchboot. Sind alles Mittel für den Feuerwehreinsatz. Um mal einen Vergleich aus einem anderen Bereich zu bringen.
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Da fällt mir grad noch eine Frage ein :
Ich hab von Haltern schutztriebiger Rassen, die bspw ihre Hunde im Mantrailing arbeiten, gehört dass es sein kann, dass sich "die Motivation ändert" .
Also so, dass es dann eher ins Wachverhalten/Stellen kippen kann.
Jetzt stelle ich mir vor, ein Hund sucht eine VP ( oder gar ein echtes Opfer) und sagt sich :,, Den verbell ich mir hier jetzt fest, der darf nicht weg gehen! "
Ich nehme an solche Hunde werden früher oder später ausgemustert, oder?
Aber andererseits dürfte es bei den vielen Gebrauchshunden die ein oder anderen Kandidaten geben die so reagieren, oder?
Das wäre im Falle einer bspw geistig verwirrten Person die sich daraufhin entfernt echt ungünstig, oder?
Und dem entsprechend dann wahrscheinlich eher ein Hund den man ausschließlich für Verletzte Menschen die sich nicht weg bewegen können nutzen kann.
( finde das Thema im Kontext mit Menschenunfreundlichen Hunden interessant, wie gesagt dachte ich immer das sei ein KO Kriterium)
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Hm man muss auch unterscheiden:
Hält mein Hund einfach nichts von Menschen, tut ihnen aber auch nichts wenn sie mal sind, wie Menschen sind?
Oder packt der Hund gleich zu?
Nr. 2 sollte ausgemustert werden. Impulskontrolle ist einfach wichtig. Damit gehen ja auch das Jagen etc. einher.
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Wie oft kommt es in der realen Rettungshundearbeit denn vor, dass sich vermißte Personen so sehr vor dem Hund fürchten, dass die Lage eher verschlimmbessert wird?
Kann ich mir bei mir tatsächlich vorstellen, wenn es blöd läuft. Und ich hab keine Angst vor Hunden, normalerweise auch nicht vor bellenden. Dafür aber eben psychische Probleme, die in einer solchen Ausnahmesituation dafür sorgen könnten, dass die Situation sich zumindest erstmal verschlimmbessert.
Im Zweifel würde ich das aber lieber in Kauf nehmen, als gar nicht gefunden zu werden.
Normal laufende Spaziergänger fallen nicht ins Opferbild.
Das stelle ich mir als Laie tatsächlich irgendwie...unpraktisch vor? Was, wenn die vermisste Person noch laufen kann und vllt einfach nur verwirrt und ziellos durch die Gegend läuft? Man wird ja vorher kaum wissen, ob da jemand gestürzt ist und irgendwo liegt, oder sich einfach nur komplett verlaufen hat?
Wobei ich mir das je nach Suchgebiet schon schwierig vorstelle. Einerseits das oben, andererseits soll so ein Hund wohl kaum jeden Spaziergänger, dem er vllt über die Füße stolpert, anzeigen. Hm. Spontan fällt mir da ehrlich gesagt auch keine gute Lösung ein, aber vllt gibt es ja schon eine und ich hab es nur überlesen?
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Mmh… ich weiß jetzt nicht, ob unser Verein (in Bayern) jetzt die Ausnahme ist, die die Regel bestätigt, aber ganz sicher haben wir nirgendwo geklagt um von der Polizei angefordert zu werden.
(Unsere RH-Einsatzsparte ist mittlerweile parallel Mitglied im BRH, weil‘s ja nicht anders geht.)
Corona bedingt sind es gerade nur 2 geprüfte Teams, vorher ne Handvoll (bin selbst nicht in der Sparte aktiv), und innerhalb der letzten 3 Jahre haben sie auch zweimal Menschen gefunden.
Welcher der Hunde es war, hab ich nicht nachgefragt, aber es sind keine „Spürhund-Spezialrassen“ dabei.
Der Konkurrenzdruck unter den verschiedenen Philosophien/„Meistern“ im Mantrailing scheint aber extrem zu sein.
Da wird sich nichts gegönnt und das, was andere machen ist sowieso grundverkehrt.
Das beklagen Mitglieder unserer Sparte, weil es das Organisieren und Besuchen von Seminaren erschwert, wenn man nicht immer zu ein und derselben Person gehen möchte.
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Das fällt dann ja mit einem Hund der mit Fremden absolut 0 interagieren will ( und sie lieber einfach nur verbellt) eher flach.
Oder hab ich nen Knick in der Denke?
Es geht noch nicht mal unbedingt um das Menschen toll finden, sondern (beim Verbeller) um beim Menschen bleiben und diesen anbellen. Und da kenne ich Hunde (v. a. Hütis), denen das großen Stress macht, im Sinne von "oh gott, jetzt muss ich dich auch noch anbellen"... da muss man als Ausbilder einen guten Blick drauf haben und kleinschrittig aufbauen.
Ich kenne nicht viele Freiverweiser, gefühlt sind viele davon Hütis, seltener Labbis, die nicht bellen.
Mit Koda habe ich da aktuell null Probleme, der findet bellen super und Menschen ja auch generell klasse, er bekommt vom Helfer einen Fellfutterbeutel geschmissen, mit dem darf er dann mit dem Helfer spielen, und zum Schluss kommt er zu mir und bekommt den Inhalt. Dafür ist er mir gegenüber sehr sensibel, da muss ich eher aufpassen als der klassische Labbi-HF.
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Wir hatten bis jetzt in der Staffel noch keinen Hund, der Menschen richtig doof fand. Aber Hunde , die zu Beginn ziemlich schüchtern und vorsichtig waren.
Im Grunde sucht der Hund, weil er beim Menschen seine supergeile Belohnung bekommt und nicht weil er Menschen mag. Also muss diese, vor allem im Aufbau, exklusiv nur für die Suche sein.
Wenn der Hund gefestigt ist, kann die Belohnung natürlich mal variieren, aber sie sollte immer exklusiv sein und vor allem nie ausbleiben, außer in der Prüfung.
Wir bestätigen unsere Hunde auch direkt nach Einsatzsuchen, so dass sie trotz "Leersuche" mit einem Erfolgsergebnis nach Hause gehen.
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Normal laufende Spaziergänger fallen nicht ins Opferbild.
Das stelle ich mir als Laie tatsächlich irgendwie...unpraktisch vor? Was, wenn die vermisste Person noch laufen kann und vllt einfach nur verwirrt und ziellos durch die Gegend läuft? Man wird ja vorher kaum wissen, ob da jemand gestürzt ist und irgendwo liegt, oder sich einfach nur komplett verlaufen hat?
Bei uns wurden bei mobilen Personen halt die Mantrailern verwendet.
Alleine schon weil es da schwer ist das Suchgebiet ordentlich einzugrenzen und auch freizugeben, wenn die Person da irgendwo rumwandert (oder auch nicht).
Naja, meist weiß man ja schon grob was man vor auch hat. Verwirrt und mobil sind meist demente Personen (manchmal noch gewisse psychische Erkrankungen), da haben wir die Mantrailer halt am deren Wohnort (meist ja eh ein Heim) angesetzt. Da kann man mit Flächenhunden eh erstmal nicht arbeiten.
Beim Rest ging man halt von einem Unfall oder Suizid aus. Man muss halt auch sagen, das war am Niederrhein, also sehr dicht besiedelt. Heißt trainieren ohne größere Mengen Spaziergänger ging nur bei sehr schlechtem Wetter, teilweise waren die Wege richtig voll. Da wäre, außerhalb von abgesperrten Bereichen, kein Training möglich gewesen, wenn die Hunde jegliche Spaziergänger verwiesen hätten (+mit dem Hundegesetz in NRW bzw. wie sich das allgemein die letzten Jahre entwickelt hat, hätte ich mich geweigert meinen Hund so auszubilden, keine Lust drauf noch mehr Ärger zu haben. Gab, wie gesagt, so schon genug.)
Und auf der anderen Seite musste man da schon wirklich sehr, sehr enge Kreise laufen wenn man nichts in Sichtweite von Häusern gelangen wollte. Sowas wäre also nur bei den überregionalen Großeinsätzen ein Thema gewesen.
Und da muss man sagen, wer sich verirrt, aber geistig zurechnungsfähig ist fängt halt einfach an zu rufen wenn er einen Rettungshund sieht (falls er nicht eh auf die Menschen trifft die das Gebiet durchkämmen).
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