Tipps für Rückruf, Leinenführigkeit und Fokussierung allg.

  • Hab leider keinen Sammelthread gefunden. Daher so :)

    Ich weiß, das ist schwer zu beurteilen, ohne uns zu sehen aber vielleicht habt ihr ja Anregungen und Ideen.


    Konkret geht es darum, dass Daisy sich beim Spazieren gehen auf mich fokussieren soll. Mein Wunsch langfristig ist es, dass sie Reize wie zB andere Tiere ignoriert.

    Bisher habe ich es so gemacht, dass ich sie immer belohnt habe, sobald sie zu mir schaut. Das hatte sie schnell raus und ist dadurch von sich aus im Leinenradius. An der Straße klappt das oft super. Auf zB dem Feldweg und neuen Orten zieht sie dann doch sehr oft und ignoriert mich. Da bin ich nicht spannend genug und auch meine Leckerlies nicht.

    Bei anderen Hunden ist es ähnlich. Ich gehe schon da lang, wo wir selten Hunde treffen. Dennoch dreht sie vor allem bei großen Hunden schnell durch und pöbelt (schlechte Erfahrung)


    Meistens schaffe ich für größeren Abstand und Daisy muss ins sitz. Sie fokussiert den Hund dann komplett, bleibt aber sitzen. Wenn ich sie anspreche, schaut sie mich meistens auch an und wird dafür belohnt. Würde ich sie nicht rechtzeitig ins Sitz schicken, würde sie definitiv in die Leine gehen und wäre nicht ansprechbar. Und gerade in der Stadt zB kann ich Hunde nicht immer rechtzeitig sehen. Ich habe aber auch festgestellt, dass, wenn ich sie mal zwischendurch als Training mal aus der Ferne ins sitz oder platz schicke, sie sofort die Umgebung absucht. Ich denke mal, sie erwartet dann eine Hundebegegnung.


    Vögel sind auch ein sehr großer Trigger. Gestern zB hat sie aus dem Fenster raus Vögel in der Luft in ca. 1km Entfernung fixiert. Wenn ich die Vögel vorher sehe und dann zB weitergehen sage, macht sie das auch. Ich kann aber nicht immer alle Vögel, vor allem nicht in der Luft, rechtzeitig sehen. Hinter kommt sie nicht, ist ja ne Schleppi dran.


    Wenn sie an der Schleppi weiter vor läuft, dreht sie sich immer mal wieder um und schaut wo ich bin (oder bleibe? :D). Ich wechsle gerne auch mal die Richtung, wenn ihre Gedanken von mir weggehen.


    So eig. wollte ich gar nicht so viel schreiben, war aber scheinbar im Flow.


    Für Tipps, Anmerkungen etc. wäre ich sehr dankbar ;)


    Edit: Pubertier ist 1 Jahr und 5 Monate alt.

  • Meiner Erfahrung nach kann eine "Sammlung" von Tips und Tricks eher frustrieren als helfen. Wenn man nämlich die vielen, vielen unterschiedlichen Ansätze alle selbst ausprobieren muss, werden viele beim eigenen Hund nicht funktionieren und man kommt nicht weiter.


    Ich kann ein paar Gedanken - aber keine endgültigen Lösungen - anbieten, die weder Anspruch auf "richtig, genau so" erheben noch verallgemeinerbar sind:


    "Ich gehe schon da lang, wo wir selten Hunde treffen" hat mir in der Vergangenheit mächtig Probleme verschafft, jede dann doch stattfindende Begegnung war so "besonders", dass die austickende Hunde-Dame erst recht Dampf gemacht hat. Für meine Hunde habe ich kapiert, dass ICH der Hebel bin, der "Austick" oder "rumoren, aber bei Cheffe bleiben" bin. Wenn ich ruhig und cool bleibe - nicht nur "äußerlich", sondern eben wirklich, auch gefühlt - bleiben meine Hunde "bei mir" (Fokus, Aufmerksamkeit). Wenn ich Angst vor der Situation habe, mich unwohl fühle - exponentieren (gibt es das Wort schon?) meine Hunde das. ICH bin wichtig, das muss mir klar sein, dann fokussieren sich meine Hunde auch auf mich. Wenn ich nur meine Hunde für wichtig halte - dann sehen die das ganz genauso und verhalten sich entsprechend.


    Wenn Hundebegegnungen wichtig sind - und für mich sind sie das, ich habe gerade erst wieder die Bestätigung erlebt, wie viel ruhiger, zufriedener und gehorsamer ein Hund MIT EINEM ZWEITEN ist/wird (egal, was manche "Hundetrainer" in ihren Podcasts so erzählen) - wenn Begegnungen also wichtig sind, dann sind es diese, FÜR DIE WIR RAUSGEHEN. Sie sind das Ziel, sie sind die Belohnung. Darauf fokussieren wir uns. Mein Mädel, das noch vor einem knappen Jahr gerne zieeeeemlich weit ihre "Reichweite" beim Freilauf ausgekostet hat, ist heute viel mehr "bei mir" (näher dran), wenn sie weiß, dass wir einen ihrer Kumpels besuchen. Vorher - und hinterher auf dem Heimweg. Also: Die Begegnungen sind das Ziel, nicht das Hindernis.


    Mit Leckerli arbeite ich nicht. Nie. Auch nicht bei Pferden. Meine jahrzehntelangen Erfahrungen mit dieser Einstellung sind ausnahmslos positiv. MEINE Bestätigung soll wichtig sein. UNSER gemeinsames Interesse soll wichtig sein. Fressen gibt's zuverlässig immer sowieso bei mir - das ist nichts, für das ein Tier Tricks lernen muss, das ist "Lebensgarantie", so wie die sicheren Schlafplätze und die Kuscheleinheiten.

    Da darf frau gerne anderer Ansicht sein - ich habe so viele schlechte Beispiele für Leckerli-Erziehungen gesehen, dass ich mich DAVON nicht mehr überzeugen lasse.

    Suchspiele sind etwas anderes!


    Als Variante zu den Gedanken: Wenn die Spaziergänge nur die Spaziergänge als Ziel haben, wäre ich als Hund aber auch gelangweilt :-) Spazieren zum Sich-Lösen: Klar, keine Frage. Dann ist aber das Häufchen (bei Industriefutter auch DER HAUFEN) das Ziel :D Ansonsten sind wir draußen, weil wir einen GRUND dazu haben. Und sei es zu schnüffeln, zu gucken, Fotos zu machen, Pferde zu zählen, Zaun zu kontrollieren. Wenn wir "nur latschen", dann machen wir dabei auch mal Konzentrationsübungen. Je kürzer, desto besser, es soll ja Erfolgserlebnisse geben. Oder mal sitzenbleiben, ranlocken, dann zur Belohnung kurz miteinander sprinten ...


    Und ja, das geht alles auch, wenn man selbst alt ist. Ich bin ein alter Sack. Ich habe Hunde, damit ich das nicht merke.


    Marc Albrecht

  • Also wild rumprobieren mache ich so oder so nicht. Das wäre mMn noch sinnloser als nix zu machen :D

    Nach Lösungen habe ich ja gar nicht gefragt :) Das ist über ein Forum so ja gar nicht möglich.


    Dass ich das möchte (,dass der Hund gedanklich bei mir ist), ist fest. Daran liegt es bei uns nicht. Ich habe ne zeit lang sogar mal versucht Tricks und Kommandos abzufragen, also gezielt und bewusst Aufmerksamkeit eingefordert, dafür war sie aber nicht empfänglich bzw. schon im Tunnel drin.


    Nein, Fremdhundkontakt gibt es nicht. Den will ich nicht und der wird auch keine Belohnung. Mein Hund hat zu genüge Kontakt mit Hunden, die wir kennen und einschätzen können. Mit diesen Spazieren zu gehen, ist auch nicht das Problem. Dabei ist Daisy ein richtiger Musterhund und steckt ihre Freunde meistens damit sogar an.

    Spaziergänge sind Daisy und Ari Zeit (also Hund und ich). Wir gehen nur für uns beide raus, für niemanden sonst. Es gibt mehr Ziele als die 2 von dir genannten :). Ich schrieb im meinem Post ja auch, dass wir währenddessen gerne trainieren.


    Ich belohne mit Sprache als auch mit Leckerlies. Leckerlies gibt es eig. nur bei neuen Dingen.

    Grds. sehe ich das Ähnlich, wie du. Dennoch denke ich, muss man hier klar Fressen und Leckerlies differenzieren. Ihr normales Fressen ist und bleibt selbstverständlich und bedingungslos, dieses würde auch niemals fürs Training benutzt werden. Extras sind mMn aber eben damit nicht auf einer Stufe.


    Darf Frau gerne anderer Ansicht sein? Wie darf ich den Satz verstehen?

  • Ich hab das bei beiden Hunden über Zeigen und Benennen aufgebaut, wobei ich bei Finya nicht benannt habe (kannte das in der Form damals auch noch nicht), weil es bei ihr nicht notwendig war und sie keinen Spaß an sowas hat.

    Frodo kann Lebewesen wie Hund, Mensch, Vogel, Hase, Bambi mit dem Wort verknüpfen. Wenn ich also sagen "Frodo, wo ist der Hund?" sucht er mit den Augen den Hund und starrt dann dort hin.


    Was mir aber ganz wichtig war, ich wollte NIE, dass meine Hunde ihre Umwelt ignorieren. Im Gegenteil. Sie sollen ihre Umwelt wahrnehmen und entsprechend dem Gelernten darauf reagieren.

    In den meisten Fällen heißt das als erstes stehen bleiben und gucken, was Mensch dazu sagt. Von mir kommt dann entweder, dass sie weiter laufen dürfen, warten sollen oder zu mir kommen sollen.

    Das ist so entspannt, weil ich nicht ständig die Umwelt scannen und meine Hunde dann schnell ranrufen muss. Sie denken mit und passen selbst etwas auf.


    Beim Jagen ist das auch praktisch - Hund sieht Wild, bleibt stehen und fragt, was er jetzt damit tun soll. Bei Finya gabs dann, wenn sie sich nicht selbst hingesetzt hat, ein Sitz und ganz viele Kekse und danach Spur nachgehen. Bei Frodo einen Abruf und sein Spielzeug.



    Jetzt wo Finya quasi wie ein junger Welpe durch die Gegend stolpert und nichts mehr mitbekommt, bin ich oft richtig gestresst, weil ich ständig aufpassen muss und dann den Hund irgendwie ranangeln muss. Ist mir ein Rätsel wie man lebenslang so spazieren gehen kann. Ich würde das nicht aushalten :see_no_evil_monkey:

  • Kannte ich bisher auch noch nicht :) Klingt aber interessant.


    Mit ignorieren meinte ich tatsächlich auch so etwas ähnliches. Natürlich soll sie ihre Umwelt wahrnehmen, gar keine Frage. Ich meinte damit in Richtung oh da ist ein Vogel? Cool aber daa ist Frauchen, Frauchen ist viel cooler als der blöde Vogel.

    Dick belohnt wird sie dann oft, wenn sie eine Ablenkung sieht und daraufhin mich anguckt (passiert leider selten)


    Wie genau hast du das aufgebaut?

  • Unerwünschtes Verhalten unterbinde ich, erwünschtes Verhalten belohne ich.

    Meine Hund kennen einen aversiven Abbruch und ich arbeite sowohl mit Straf- als auch mit Belohnungsreizen.


    Meine Hunde können dadurch sehr früh ein adäquates Verhalten, sind angepasst und genießen viele Freiheiten. Die werden ja auch nicht 100, ich möchte also so schnell wie möglich am Ziel sein, dass sie im Alltag viele Freiheiten haben können.

  • meinte damit in Richtung oh da ist ein Vogel? Cool aber daa ist Frauchen, Frauchen ist viel cooler als der blöde Vogel.

    Bei sowas ist halt die Frage, wie jagdlich motiviert der Hund bei Beutereizen ist und in wie fern die Erwartungshaltung dir gegenüber stärker ist, als der Reiz.


    Das kann man pauschal so gar nicht sagen. Manche Hunde sind einfach von sich aus Innenfokussierter, andere halt nicht.


    Bei meinen Hunden musste ich bei dem Thema immer auch mit Hemmung arbeiten. Motivation alleine war nie zuverlässig und stark genug. Aber nur, weil man den Hund auch hemmt, heißt das ja nicht, dass der einen Schaden nimmt oder dann auch im restlichen Leben gehemmt ist. Idealerweise kombiniert man das Ganze ja.

  • Wie unterbindest du? Wie genau verhältst du dich dabei?

    Ich blocke zum Beispiel gerne. Sage "nein" und stampfe dann einen ernsten Schritt auf den Hund zu, schicke ihn weg vom Reiz.

    Wie würdest du zum Beispiel reagieren, wenn dein Hund einen Giftköder aufnimmt, den er wirklich umgehen ausspucken muss. Wo es keine Alternative gibt. Und der Köder ist eine Frikadelle. Die Energie. Das ist bei einem mehr, bei einem anderen weniger. Wie bei Belohnung auch. Der eine Hund nimmt Trockenfutter, der andere möchte einen Ball, der nächste fährt auf Nassfutter ab. Das sind Erfahrungen.


    In der Regel zeigen sie dann recht fix auf das "Nein" ein Meideverhalten. Und dann kann ich belohnen und das verstärken. Angucken vieler Reize belohne ich ebenfalls. Ich würde aber zum Beispiel das jagen von blättern unterbinden.

  • Uff joa zum Jagdverhalten allgemein kann ich leider gar nicht so viel sagen, ist nicht mein Thema. Da weiß ich leider nicht so ganz, wie ich was einschätzen muss.

    Für mich sah es immer so aus, als ob da mehr Spaß als Ernst hinter steckt. Da will ich aber nicht zu viel interpretieren.


    So ähnlich mache ich das bisher sogar. Wenn sie stehen bleibt, weil sie zB einen Vogel sieht, sage ich meistens weitergehen und das Ding ist durch. Wenn der allerdings über unsere Köpfe fliegt, geht das Ganze so schnell, dass sie schon im Tunnel ist, bevor ich etwas machen kann. Edit: bevor es Missverständnisse gibt: Erfolg hat sie natürlich nicht, da sie ja an der Schleppi ist.

    Giftköder ist tatsächlich gar kein Problem, da sie Dinge immer und zu jeder Zeit ausspuckt bei einem Aus. Unterwegs frisst sie auch nichts, das nicht aus meiner Hand kommt. Dafür haben wir sogar das Kommando liegen lassen (war nicht mal bewusst eingeführt). Wo wir gerade beim Thema sind: wenn mir zB essen runterfällt, geht sie nicht hin. Entweder gebe ich ihr das ok oder hebe es auf. Bei Futter hat sie da ne tolle Selbstbeherrschung.

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