Angst beim Spaziergang
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Ich würde euch mit einer solche Angstproblematik explizit zu einer Verhaltenstierärztin raten. Bei sowas sollte der Hund immer durchgecheckt werden ob nicht eine medizinische Geschichte dahinter steckt.
Euer Hund lernt eigentlich gerade jedes Mal dass ihm draußen die Welt auf den Kopf fällt. Auch wenn er im Park entspannt ist, er muss auf dem Weg dahin immer durch die Hölle gehen. Und ihr seid ihm leider gerade gar keine Stütze, im Gegenteil, ihr zieht ihn dadurch.
Ängste werden nicht weiter manifestiert indem ihr ihm den Rücken stärkt. Im Gegenteil, dieses ignorieren kann dazu führen dass er irgendwann in eine erlernte Hilflosigkeit kippt.
Je früher ihr euch Hilfe holt desto eher habt ihr die Chance dass sich die Ängste nicht weiter festigen.
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Okay, dann hat sie Angst vor Straßenverkehr und den damit einhergehenden Reizen. Das überfordert sie so, dass sie Deiner Beschreibung nach komplett zumacht.
Es spricht erstmal überhaupt nichts dagegen, dass Du ihr den Stress so weit wie möglich ersparst. Wenn Teagen hilft, dann mache das ruhig. Sie wird ja, wenn sie jetzt bei Euch bleibt, ihren Platz finden und automatisch mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit finden. Selbstvertrauen könnt Ihr, sobald Bindung da ist, auch gezielt stärken.
In dem Moment, in dem die Angst schon zugeschlagen hat, könnt Ihr Training vergessen, da kommt nichts mehr an. Unsere Hündin hatte ja wirklich vor allem Angst, aber Straßen- und Verkehrsreize waren ein ziemlich großer Punkt (wir leben dörflich, in der Stadt könnte man diesen Hund eher nicht halten). Tragen war keine Option, weil sie davor noch mehr Angst gehabt hat. Geholfen hat, selbst ruhig und gelassen zu bleiben und mit ihr sicher und neutral freundlich so zügig wie möglich aus der Situation heraus zu begeben.
Mit mehr Vertrauen kam auch mehr Ansprechbarkeit und dann konnten wir sie unterstützen. Sie langsam an Situationen heranführen, sie ablenken bzw. ihr etwas zu tun geben, während wir im umbauten Gebiet gelaufen sind. So konnten wir die Strecken langsam immer weiter ausbauen, die wir gehen konnten, ohne dass sie in einen Paniktunnel verfallen ist. Sie wird die Angst vor umbauten Gebiet immer haben (war aber auch ein ganz anderer „Fall“ als Eure Hündin), aner kann es bei Weitem besser regulieren
Was Ihr Eurer Hündin jetzt ersparen könnt, das erspart ihr auch einfach. Der Körper lernt mit Angst umzugehen, wenn man ihn lässt. Aber nur, wenn man ihm die Chance gibt, sich nach einem Angstanfall auch zügig zu entspannen bzw. die Angst wieder abzubauen.
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Ich hab einen Angsthase hier, der allerdings erst 4,5 Monate alt ist und noch nix schlimmes in dem Sinne erlebt hat. Was bei uns geholfen hat, sein Selbstbewusstsein innerhalb vier Wochen deutlich zu steigern war a) tragen bzw auf dem Schoß nehmen (antrainiert beim Treppensteigen, da sag ich immer „auf den Arm“ damit er vorbereitet ist wenn ich ihn hochhebe.) wenn wir unterwegs sind (machen sehr kleine Runden aber lassen uns sehr viel Zeit dabei) und er erschreckt sich oder findet was unheimlich, warte ich kurz um zu sehen ob er sich beruhigt. Und b) stehenbleiben, einfach weiterlaufen führt bei ihm zu einer Art Fluchtreaktion, dann legt er die Ohren an und will nur weg. Wir stehen also und wenn er sich nach ein paar Momenten nicht deutlich beruhigt, frage ich „willst du auf den Arm?“ und er entscheidet dann manchmal ja, dann nehm ich ihn hoch, oder manchmal nein und bleibt sitzen, dann sitzen wir da zusammen und schauen einfach. Das mach ich auch in der Stadt, bei Spaziergängen kann ich nicht irgendwohin wollen, das klappt mit ihm noch nicht. Manchmal sitzen wir dann auch, er auf dem Schoß, und gucken uns um, so fünf Minuten lang, dann gehts wieder und wir können weitergehen.
Inzwischen entscheidet er sich öfter als am Anfang auch mal gegen den Arm, und wenn er hoch möchte, setze ich ihn trotzdem nach ein paar Minuten tragen testweise wieder ab. Dann kann er es einfach wieder versuchen.
Das war jetzt eine lange Erklärung, ich hoffe du verstehst wie ich das meine. Bei uns klappt das bislang gut und ich hab das Gefühl, es hilft ihm, auch mal bisschen Angst auszuhalten, dass er weiß dass er zur Not in meinen Schutz kommen und sich ausruhen kann, wenn es zuviel wird. Heute war er zum ersten Mal mutig genug um in der Hundeschule zu den großen Welpen hinrennen zu wollen, nach vier Wochen zitterndem verkriechen zwischen meinen Beinen 😅
Edit: wir haben natürlich kein pathologisches Problem damit und die anderen haben absolut Recht, dass ihr da professionelle Hilfe holen solltet, aber vielleicht hilft dir ja unsere Erfahrung beim sich-reindenken 🤞🏻
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Wenn sie Körperkontakt mag, der sie beruhigt und ihr die Sicherheit gibt, die ihr fehlt, dann könnt ihr sie auch tragen.
Was meinem Spitz-Bub geholfen hat, war, das ich zu dem Schreckreiz hin bin und den angefasst habe, wo es möglich war. Leine lang und er hat selber entschieden, ob er sich nach mir auch heran traut (hat er in der Regel auch). Heute reicht "Schauen" und er untersucht unbekannte Sachen selber.
Auch hilfreich war, alles mit Begriffen zu belegen - immer der gleiche Begriff für gleiche bzw. ähnliche Dinge/Vorkommnisse. Das erleichtert mir den Alltag ungemein, weil auch Neues in eine Kategorie eingeordnet werden kann und dann erledigt ist.
Ist eigentlich wie bei kleinen Kindern - sowohl im Handeln als auch im Sprechen. Kleinen Kindern erklärt man die Welt ja auch und gibt das Vorbild - das funktioniert auch bei Hunden ganz gut.
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Auf den Arm nehmen haben wir bis jetzt nicht ausprobiert. Wir haben Bedenken, dass wenn wir sie eine Zeit lang tragen würden, sie sich daran gewöhnt und dann gar nicht mehr an Straßen und durch Gassen laufen möchte.
Kann natürlich auch Quatsch sein. Vielleicht probieren wir es einfach mal aus :)
ich nehme meine kleine Dori immer auf den Arm oder in ihren Beutel wenn ich merke dass ihr Mut gleich alle ist. Sie hat in ihrem bisherigem Leben Stadt in diesem Ausmaß wohl nicht kennengelernt und so fällt ihr das Gehen an belebten Straßen echt schwer. Ich trage sie dann eine Weile und da wo es ruhiger ist setz ich sie immer noch mal kurz ab und geb ihr ein Lecker um sie dann wieder einzupacken (wenn bei ihr der Mut alle ist, ist er alle da lädt sich nix mehr auf) Ist halt so aber ich finde seit ich sie im Sommer bekam ist es viel besser geworden. 10-15 Minuten in gewohntem Gebiet hält sie inzwischen durch ohne zu kriechen nur die große Hauptstraße gibt ihr immer noch fix den rest aber in der Arbeitspause mal kurz runter um auf dem Grünstreifen Pippi zu machen funktioniert schon.
Ich bin einfach der Meinung beschützen ist Pflicht und wenn der Hund so klein ist, dass es möglich ist sie zu tragen warum denn bitte nicht? Oft setz ich sie auch einfach zum Opa in seine Kutsche rein das mag sie total. Da ist sie geschützt und kann dennoch alles sehen.
Wo kommt deine Kleine denn her? Hat sie beim Züchter all das nicht kennengelernt?
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Müsst ihr zwingend im Park laufen? Mein Sheltierüde ist ja ....nur begrenzt alltagstauglich...und der fühlt sich am wohlsten wirklich in Wald und Feld
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Wo kommt deine Kleine denn her? Hat sie beim Züchter all das nicht kennengelernt?
Wir kennen ihre Vorgeschichte leider nicht komplett. Wir haben sie von einer Bekannten von der Mutter meines Freundes. Wir wissen dass die Kleine schon 2-3 Vorbesitzer hatte und das mit 6 Monaten. Und selbst bei diesen Vorbesitzern wurde sie ständig rumgereicht, weil keiner wirklich Zeit für sie hatte. Somit hatte sie nie eine feste Bezugsperson. Wir gehen davon aus, dass sich keiner die Mühe gemacht hat und mit ihr richtig spazieren gegangen ist.
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Hampelinchen Danke! Wenn ich schonmal denke ach lieste nur die erste Seite...
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Ich kann nicht viel dazu beitragen, weil schon alle Tipps genannt wurden. Ich wollte nur noch mal Mut zusprechen und unsere Geschichte erzählen. Vielleicht hilft sie ja etwas.
Ich hab ebenfalls eine Mittelspitzhündin. Als sie mit 16 Wochen bei uns einzog, war sie ebenfalls ein großer Angsthund. Von Plastikflaschen zum Gassi gehen. Es ging gar nichts.
Zum spazieren gehen haben wir sie die Hälfte des Weges getragen. Da sie immer nachhause wollte, ist sie die andere Hälfte selbstständig gelaufen. So fingen wir schrittweise an.
Wir gaben ihr auch immer die Möglichkeit bei ängstlichen Situationen zu uns zukommen. Entweder nahmen wir sie dann auf dem Arm oder wir haben uns zu ihr gehockt und sie konnte sich bei uns verstecken. Das hat ihr schon sehr geholfen.
Sobald der Fluchtinstinkt greift, haben wir den Spaziergang abgebrochen und sind nachhause. Da ging dann auch gar nichts mehr. Wir haben es dann später noch einmal versucht, wenn sie sich wieder beruhigt hatte.
Es gab auch immer mal wieder „gruselige“ Gegenstände. Mülltonnen, die umgestellt wurden oder Wahlplakate (ganz schlimm! ). Vor denen hatte sie immer sehr viel Angst, sodass sie nicht weiterlaufen wollte. Da hat es sehr geholfen, die Dinge einfach mal anzufassen und ihr zu zeigen, dass sie kein Problem sind. Ich hab mir das einfach vorgestellt wie mit einem Kleinkind, dem man die Welt erstmal zeigen muss.
Mittlerweile ist meine Hündin 5,5 Jahre und ich bin dieses Jahr mit ihr nach Berlin gezogen. Das war früher unvorstellbar, aber heutzutage hat sie nur noch an Silvester Angst. Also gibt nicht auf. Das wird viel Zeit kosten, aber wenn ihr ordentlich daran arbeitet, dann wird das nicht ewig der Fall sein.
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Moin,
ich kann aus meiner Erfahrung mit einer Hündin berichten, die vor plötzlichen (gar nicht notwendigerweise lauten) Geräuschen Angst hatte und bei schussähnlichen Geräuschen völlig "abgeschaltet" hat und nur noch nach Hause wollte. Genau so, wie hier im Thread schon "erstmal Stress weg, erstmal Sicherheit bei Herrchen-Frauchen-Familie herstellen" beschrieben wurde, würde ich auch rangehen. Es gibt das notwendige Pipimachen - das kann aber auch in sicherer Umgebung nahe dem Haus passieren. Wenn es nicht anders geht, gibt es für die Haufen auch Plastiktüten. ERSTMAL den Stress raus und erstmal die absolute, bedingungslose Sicherheit bei den Menschen herstellen.
Meine Hündin von damals hat sich zwar, als ich sie übernommen habe (von mehreren Vorbesitzerinnen), schnell für mich als ihren Menschen entschieden, das beinhaltete aber nicht bedingungsloses Vertrauen "sofort und von Anfang an". Das musste ich mir erarbeiten - mit Geduld und Verlässlichkeit. Es dauert. Es braucht Ruhe und es erfordert, dass man selbst nicht mit Angst losgeht (Angst davor, dass der Hund Angst hat ...). Erst wenn man als Mensch in einer Situation wirklich sicher und "bewusst" ist, kann man dem Hund das auch glaubwürdig weitergeben.
Also: Erstmal Situationen "leben", in denen man dem Hund absolute Verlässlichkeit, Ruhe und Beherrschung (Selbst- und Umgebungs-Beherschung) zeigen kann.
Dann kann man dazu übergehen, dem Hund bewusst und mit Ankündigung (leichte) Überraschungen zu geben und zu zeigen, dass man selbst dabei entweder völlig ruhig bleibt und beobachtet ODER die Überraschung völlig ignoriert. Das kann zum Beispiel (das ist nur ein Beispiel, mehr nicht) so gehen, dass man dem Hund eine Aufgabe gibt, die er kennt, die ein paar Sekunden dauert - und zwischendrin "passiert" etwas (gedämpft, beherrscht) und man IGNORIERT das, führt die Aufgabe weiter. Auch, wenn der Hund abgelenkt ist. Loben, Knuddeln, Tollfinden ... und einfach weitermachen.
Nochmal: Geduld. Erst Ruhe reinbringen, in die Situation und in sich selbst. DANN das Problem angehen. Bis dahin färbt die Angst auf den Hund ab, die der Mensch davor hat, dass die Angsts des Menschen auf den Hund abfärbt, dass der Hund Angst bekommt ... sorry, soll ich die Ironie wieder rausnehmen? :-)
Marc Albrecht
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