Risiken der Rohfleischfütterung unterschätzt und Grundannahme falsch?

  • Wenn jemand sich mit Fertigfutter sicherer fühlt - gibt bestimmt genügend Angebote, die ´s auch tun. Ich fühle mich mit BARF in keinster Weise unsicher, und werde das daher weiterhin so handhaben.

    Dir wird niemand widersprechen, da du ja sagst, dass du es nach deinem Gefühl machst. Deine Gefühle kann niemand widerlegen. Dann ist es ja gut so.

  • Also zu meiner Zeit hatte das nix esoterisches, sondern der Name BARF war ganz einfach kurz für "Bones and raw food". Wie langweilig.

  • ach ja, ich frage mich ja gerade, wie die Hunde vor 1860 überlebt haben. Damals formte der gute James Spratt aus Weizenmehl, rote Beete, Gemüse und Rinderblut den ersten Hundekuchen.


    1893 begann Bubeck mit der Produktion des ersten Trockenfutters


    Und modernes und industriell hergestelltes Trockenfutter gibt es seit dem II WK und Nassfutter pi mal Daumen seit dem I WK. Damals bestand es übrigens hauptsächlich aus Pferdefleisch.


    So richtig aktuell ist aber erst seit 1960ern als Happy Dog, Pedigree und Chappi den Markt erschlossen.


    Davor gab es auf den Hund abgeändert das, was der Mensch auch aß: Reste der Mahlzeit und Fleisch nicht selten roh. War völlig normal.


    Mit Esoterik hat das wenig gemein.

  • Heißt, die Menschen wurden fast genauso alt. Es haben nur weniger dieses Alter auch wirklich erreicht. Aber definitiv nicht so wenige, dass der 70st Geburtstag eine absolute Ausnahme war. Irgendwer muss ja bei dieser hohen Kindersterblichkeit und den Gefahren des Erwachsenenlebens ja dann auch den Schnitt hoch getrieben haben.

    Deine Rechnung ist nicht korrekt. Wenn es dich interessiert guck mal was der Anthropologe Trinkaus dazu veröffentlicht hat. Ich wollte hier jetzt nicht noch Links dazu posten, da das ja nicht das Thema ist. Es geht ja um Hundeernährung. Zu der Hundehaltung im Mittelalter sage ich deshalb auch nicht mehr. Da würde ich teilweise widersprechen.

    Und doch, ich finde die historische Ernährung von Hunden ist exakt das Thema hier. So ziemlich alles was im Eingangspost an gesundheitlichen Problemen aufgelistet wurde, ist auf einen zu hohen Fleischanteil in der Fütterung zurückzuführen. Unsere Haushunde vertragen Fleisch oftmals gar nicht mehr in so hohen Mengen, der Grund findet sich eben in der Vergangenheit.

    Wenn man gesund barfen will muss man auch zumindest ein rudimentäres Verständnis haben woran der Verdauungsapperat der Hunde sich jahrtausendelang gewöhnt hat. Das ist jedenfalls deutlich sinnvoller als fanatisch den Zahlen eines der Prediger Ernährungsberater die ein Buch geschrieben haben hinterher zu rennen.



  • Von Pinkelpinscher der Link hat es gut zusammengefasst und was man früher als Schlachtabfälle sah und was heute sind ja nochmal Unterschiede.


    Aber Muskelfleisch, Leber, Gehirn oder Blut usw. wird der Mensch verarbeitet haben und nicht verfüttert.

    Vielleicht verendete Tiere aber die wird es jetzt auch nicht so häufig geben haben

    Der Artikel fassts ganz gut zusammen, wie Hunde in anderen Epochen gefüttert wurden


    https://www.wuff.eu/wp/hundeer…zug-durch-die-geschichte/

  • ich frage mich ja gerade, wie die Hunde vor 1860 überlebt haben

    Das ist halt als Argument immer ein bisschen wie "vor der Pockenimpfung haben Menschen ja auch überlebt" - ja, klar haben sie überlebt, aber das heißt ja nicht, dass es ihnen heute nicht besser geht.


    Zum Thema habe ich zu wenig Fakten als dass ich ne Meinung haben könnte, aber diese Argumentation fällt mit auch häufig in Barf-Broschüren u.ä. auf und ich finde, sie greift etwas kurz.

  • Javik


    Es gibt einige überlieferte Hundefutterrezepte für zb Kriegs- und Jagdhunde. Die basieren häufig auf Getreidebrei. (Beim erwachsenen Hund. Beim Junghund wusste man, dass die mehr Kalzium brauchen).

    Ja, ich habe nie behauptet, dass die Hunde rein oder auch nur weitgehend mit Fleisch gefüttert wurden. :ka:

    Ich habe gesagt, dass es für die Menschen, im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht, normalerweise recht gut verfügbar war. Und das aus "eigener Herstellung" was bedeutet, dass genug Schlachtabfälle (=/= Fleisch) angefallen sind um den Hund zu ernähren.
    Kriegshunde finde ich jetzt nicht unbedingt ein gutes Beispiel, da Kriegszeiten meist auch Notzeiten waren und die Hunde ganz unten in der militärischen Hierarchie (wenn man sie da überhaupt eingliedern will), aber die Jagdhunde sind ein gutes Beispiel. Dem Jagdhund steht für seine Arbeit traditionell ein Anteil an den Innereien zu.

    Ich bezog mich hauptsächlich darauf:


    Zitat

    Herdengebrauch, Jagdgebrauch. Beides ist nichts anderes als Fleischproduktion und liefert daher mehr als genug Reste für den "Mitarbeiter".

    Klar wurde früher definitiv mehr selbst verwertet und die Hunde bekamen definitiv nicht die Filets. Aber auch da fielen mehr als genug Reste an. Dazu kamen dann noch Ratten und Co, die die Hunde ja meist eh fern halten sollten.

    Weil das implizierte, Fleischfütterung sei eben schon Standard gewesen. Das scheint es jedoch nicht gewesen zu sein.


    Zu eben Kriegshunden aber auch den Jagdhunden des Adels und dem war vielerorts Jagd ja vorbehalten, zumindest theoretisch, gibt es Aufzeichnungen. Zu Haltung im großen Stil. Von Zwingeranlagenbau bis Erziehung und Ernährung. Und da kommt Fleisch teilweise, wenn überhaupt, nur marginal vor.

    Auch die rituelle Gabe der Innereien am Ende des Jagdtages an den Jagdhund kommt ja nicht bei jeder Form der Jagd und bei jedem Jagdhundetypus vor.


    Auch bei Herdenschutzhunden und Co scheint sehr viel Getreide verfüttert worden zu sein. Das kann bestimmt regional und von Denkschule zu Denkschule variiert zu haben, aber wie beim Jagdhund auch, dürfts da ja häufig auch die Angst vorm "Fleisch macht aggressiv oder blutdurstig" gegeben zu haben.


    Brot, Getreidebrei, Milch, Reste (und eventuell just die geschassten "tierische Nebenprodukte"), und der gemeine Dorfköter wohl auch Exkremente, sowas dürft in vielen Weltregionen und über lange Zeit Hundefutterbasis gewesen zu sein.


    Es gibt ja möglicherweise sogar ne Art Aufspaltung in Fleisch/Fettfresser-Hundetypen und Kohlenhydratverwerterhunde. Also nordische bis arktische Rassen und solche, aus Regionen mit Ackerbau.

  • Der Wuff Artikel bezieht sich auch auf die Erik Axelson Studie.


    Es gibt noch eine weitere Studie, ebenfall unter Mitwirkung von Axelson.


    Zusammengefasst vom Barfbog


    Und die 2. Studie zum selber lesen

    Amylase activity is associated with AMY2B copy numbers in dog: implications for dog domestication, diet and diabetes
    High amylase activity in dogs is associated with a drastic increase in copy numbers of the gene coding for pancreatic amylase, AMY2B, that likely allowed dogs…
    www.ncbi.nlm.nih.gov
  • Mein ganzer Kommentar bezog sich in allererster Linie darauf, dass die menschliche Ernährung, zumindest hierzulande, nicht so fleischarm war wie früher angenommen wurde. Thema Hunde war eher nebenbei.
    Ich habe außerdem nicht behauptet, dass die Hunde Fleisch bekommen hätten. Ich sagte, dass dem Menschen, v.a. denen die eben in erster Linie Hunde hatten, Fleisch zur Verfügung stand, mit der Implikation, dass bei der Schlachtung regelmäßig was für die Hunde abgefallen ist. Dass wir hierbei nicht, oder nur in sehr kleinen Mengen, von Fleisch reden, hatte ich als selbstverständlich angesehen.

  • Nur kurz gestöbert:


    Marcus Terentius Varro empfielt im Rerum Rusticarum für Hirtenhunde Gerstenbrot mit Milch und zerstoßenen Knochen .


    Der Klassiker "Traité de la Chasse" von Gaston de la Foix empfielt für Hetzhunde, also Greyhounds als Typ, nicht Rasse, Kleiebrot, Fleischreste, Ziegenmilch, Bohnensuppe und Eier.


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