Ruhe beim Hund - ein bedenklicher Trend?
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Ich wundere mich gelegentlich darüber, dass wohl keiner von denen, die ihren Welpen vom Züchter abgeholt haben, den Kleinen mal beim Spielen zugeschaut hat.
Da spielen, rennen, toben die Welpen doch auch eine Stunde lang oder länger durch die Gegend. Dann fallen sie um und schlafen eine Weile, danach geht es weiter. Keiner steht da mit der Stoppuhr daneben und bremst die Bande - auch nicht die Mutter.
Wenn man erwartet, dass der Welpe damit glücklich ist, ständig in eine Box oder einen kleinen Bereich gesperrt zu werden, damit er ruhen kann, dann läuft da ziemlich was schief. Bewegung gehört zur Körperkontrolle und zum Erwachsenwerden dazu. Wo soll der Welpe denn hin mit seiner Energie?
Mit guten sechs Wochen sieht das z.B. so aus:
https://awedel.bnv-gz.de/C-Wurf/Bilder_Woche7/cellylotte.mp4
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Ich sehe generell einen komischen Trend in Hinblick auf Hund und Ruhe.
Diese "Trends" wechseln nicht nur permanent, sie existieren nebeneinander, wobei manchmal das Eine mehr, das Andere weniger fokussiert wird.
Was mich mehr erschreckt ist die Erkenntnis, dass anscheinend immer mehr die Empathie für den jeweiligen Hund zu fehlen scheint.
Speziell zur Thematik Ruhe: Da wird "nach der Uhr" geschaut, und tausendzwölfhundertdreißig unterschiedliche Tipps/Methoden/Handlungsanweisungen durchprobiert, um "Ruhe zu lernen", wobei der eigentliche, biologische Aspekt von "Ruhe" völlig aus dem Blick verloren geht: Ein gesunder Organismus findet selber zur "Ruhe", zu der Erholungsphase die der Körper benötigt, um Erlebtes zu verarbeiten und wieder neue Energie für neue Erlebnisse zu bekommen.
Wenn man ihn lässt...
Von Außen aufgezwungene Ruhe ist keine intrinsische (von innen kommende) Ruhe; Möglicherweise "fügt" der Hund sich diesem Zwang in dem Moment, wo er ausgeübt wird (beispielsweise geschlossene Box), aber er lernt dabei nicht, zu unterscheiden wann Aktion und wann Ruhe angebracht ist - und lernt auch nicht, auf seinen eigenen Körper zu hören und das eigene Ruhebedürfnis wahrzunehmen.
Was ich bei meinen Hunden gemacht habe, damit sie zur Ruhe kommen konnten: Wenn der Welpe schlief, sind wir - wie bei einem Säugling - maximal auf leisen Sohlen durchs Haus geschlichen, in den ersten Tagen blieb immer einer in unmittelbarer Nähe des schlafenden Welpen (wenn er/sie nicht gemeinsam mit diesem auf dem Sofa eingeschlafen ist ), und es hieß öfter: "Psst - der Welpe schläft!".
Irgendwann hat Welpi sich dann von auch von den üblichen Geräuschen im Haus nicht mehr stören lassen, und sich selber ein ruhigeres, abgeschiedeneres Plätzchen gesucht, um dort zu schlafen.
Ja, einige halten uns für sehr verschroben, weil wir keinen Stress und keine Hektik in den ersten Wochen bei Neueinzug eines Welpen bei uns zu Hause haben wollen.
Irgendwas an dieser Vorgehensweise scheint aber richtig zu sein, denn egal wo wir sind: Wenn mal keine Aktion angesagt ist, suchen meine Jungs sich ein Plätzchen - und chillen.
Auch im Restaurant, unterm Tisch.
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Witzigerweise empfinde ich es genau andersrum, vor allem hier im Forum. Das liest sich für mich manchmal schon sehr nach höher-schneller-weiter, gefühlt Hundesport, tagelang wandern, mit dem Junghund sollte man 2-3 Stunden raus und mit dem erwachsenen Hund mindestens 10 Kilometer am Tag. Das ist sicher alles toll für viele Hunde und ich glaube nicht dass das Hunde unbedingt überfordert, aber ich kann in einigen Threads teilweise kaum mitlesen, weil ich je nach Tagesform Stresspuls oder ein schlechtes Gewissen ob des langweiligen Lebens meines Hundes bekomme
Da sieht man mal, was selektives Lesen so für unterschiedliche Wahrnehmungen hervorbringen kann. Auf Instagram lese ich wenig und wenn dann fast nur Spürhundezeug, deswegen kann ich da nicht so mitreden.
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Was ich mich halt frage, ist auch, wie der Hund dann umweltsicher werden soll, wenn er das draussen so lange nur streng dosiert kennenlernt?
Für mich ist ja irgendwie logisch, dass der dann draussen extrem "on" und aufgeregt sein müsste, weil er es ja nicht als ganz normal abspeichert. Da ist ja dann beim jährigen Hund noch jedes Blümchen, jeder Passant und jeder Laternenmast aufregend. Draussen rumlungern und die Welt erkunden und beobachten braucht es doch, damit man sie sich zu Eigen machen kann.
Mir war schon wichtig, dass Kaya mit Umweltreizen recht schnell gelassen umgehen konnte, weil sie die halt kennt. (Also halt mit den in meiner Umgebung recht normalen. Aber sie war später auch Neuem gegenüber recht aufgeschlossen).
Drinnen war ja dann im Vergleich eh ganz langweilig und dann verpasst man ja nix, wenn man pennt.
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Witzigerweise empfinde ich es genau andersrum, vor allem hier im Forum. Das liest sich für mich manchmal schon sehr nach höher-schneller-weiter, gefühlt Hundesport, tagelang wandern, mit dem Junghund sollte man 2-3 Stunden raus und mit dem erwachsenen Hund mindestens 10 Kilometer am Tag. Das ist sicher alles toll für viele Hunde und ich glaube nicht dass das Hunde unbedingt überfordert, aber ich kann in einigen Threads teilweise kaum mitlesen, weil ich je nach Tagesform Stresspuls oder ein schlechtes Gewissen ob des langweiligen Lebens meines Hundes bekomme
Da sieht man mal, was selektives Lesen so für unterschiedliche Wahrnehmungen hervorbringen kann. Auf Instagram lese ich wenig und wenn dann fast nur Spürhundezeug, deswegen kann ich da nicht so mitreden.
Ich denke, wie viel man sich mit dem erwachsenen Hund draussen bewegt, hängt viel von den Vorlieben des Halters ab. Bestimmt könnte man Kaya auch anders auslasten als durch Märsche durch die Pampa, aber die tun mir halt auch gut.
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Bestimmt könnte man Kaya auch anders auslasten als durch Märsche durch die Pampa, aber die tun mir halt auch gut
Mache ich Dir doch auch gar nicht streitig? Ist doch schön.
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Mir war schon wichtig, dass Jette Ruhe lernt. Sie ist ein Irish Terrier und wie alle Terrier gut im Hochdrehen aber als Welpe ganz schlecht im Runterfahren.
Sie lernte also erstmal jede Menge Alltag mit immer wiederkehrenden Rhythmen und Riten und sehr viel Gelassenheit und Ruhe von mir kennen.
Ich trainierte mit ihr keine Kommandos, ich trainierte keine Box oder Decke. Ich sah nur zu, das Madame nicht endlos hochdrehen konnte und immer wieder Ruhepausen mit schnödem Alltag da waren.
Wenn ich merkte, sie wurde müde, dann war Ruhe angesagt und wenn sie ihre Welpen Minuten hatte, ja mein Gott, dann wartete ich in Ruhe ab bis sie sich abreagiert hatte,
Genau das finde ich bei schnell hochspulenden Rassen wichtig, mit dem Unterschied:
Box & Decke wurden hier von Tag 1 an geübt. Offene Box natürlich, geschlossen zu Trainingszwecken fürs Auto oder schnell Raum wischen.
Dort zu verweilen und Ruhen musste ich Darko tatsächlich erst mal beibringen. Der Kuschel-Kontroletti latscht nämlich sonst permanent durch die Gegend und stalkt mich. Macht er wenn möglich heute noch.
Gut, 1-Zi-Wohnung, aber ohne das würde er nicht genug Schlaf bekommen.
Das hat er gut angenommen und läuft heute super oft von selbst auf seine Plätze und pennt.
Was mich mehr erschreckt ist die Erkenntnis, dass anscheinend immer mehr die Empathie für den jeweiligen Hund zu fehlen scheint.
Das wurde hier auch mit Bauchgefühl oft genannt. Könnte mMn. der Hauptgrund sein oder?
Es gibt heutzutage sooo viel Wissen, jeder denkt er weiß was über Hunde, die Hälfte auf Insta sind superduper Trainer und dazu noch YT, Blogs, Bücher, Podcasts und mehr.
Eine Freundin fragte mich mal, was ich denn tue, wenn Till mal seine 5 Minuten hat. Worauf ich geantwortet habe: "Mitmachen, Spaß haben und warten bis der "Anfall" vorüber ist."
Wie häufig meine Hunde Mitleid dafür ernten, dass sie sich sportlich betätigen ist sagenhaft. Für viele unvorstellbar, dass die armen Tiere da Spaß dran haben.
Okay, das finde ich jetzt dann doch krass oO
Aber was ich damit nicht meine, ist dieses unheimliche verrückt machen, dass der Welpe jetzt unbedingt 18-22h ruhen muss.
Mir wurde bei Darko auch immer wieder gesagt, er schlafe zu wenig und bräuchte schon 18-20h. Als Junghund, er ist jetzt knapp 1.5, aber auf diese Summe kommen wir nächstens mal nach anstrengenden Tagen oder wenn ich krank bin und wir beide im Bett bleiben.
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Wie können denn Hunde die so lange liegen müssen Muskeln aufbauen und die Welt draußen kennen lernen? Ihr Gleichgewicht und Koordination trainieren?
Ist es dann nicht klar das er überdreht wenn er mal länger in der unbekannten erschreckenden Welt draußen ist? Sind dann das nicht immer zu viele Eindrücke wenn mal mehr los ist wie Wohnung?
Stelle mir das sehr ungesund vor, wenn der Hund an die 20 Std. liegen muss, bevorzugt in einer geschlossenen Box.
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Ich finde hier im Forum geht es seit vielleicht einem Jahr (?) oder so schon wieder weg davon.
Aber ja, ist Trend. Vorher war es Auslastung.
Gleiches Spiel mit "Sozialkontakten" - zwischen "je mehr je besser, dann wird er sozialisiert!!!!!" gepaart mit "die machen das unter sich aus!" und auf der anderen Seite "mein Welpe hat nur einen älteren Hundekumpel, der ist aber souverän, leider treffen wir uns nur einmal alle 14 Tage - aber ich will keine Fremdhundkontakte"... das dann gepaart mit dem Feiern, dass Hundebegegnungen nonstop gemanagt werden...
Ich verstehe ehrlich gesagt, dass Anfänger manchmal untergehen - insbesondere die, die "sich vorher schlau machen".
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Das wurde hier auch mit Bauchgefühl oft genannt. Könnte mMn. der Hauptgrund sein oder?
Nein, Empathie ist doch kein Bauchgefühl!
ZitatEmpathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen (aus: Wikipedia)
Bei wie vielen Anfragen wird festgestellt, dass der Fragesteller unglaublich genervt ist über das Duracellmänneken, dass er/sie sich da geholt hat, und hat sich alles doch ganz anders vorgestellt - statt sich Sorgen zu machen weil Schlafmangel, gerade wenn er extrem ist, schädliche Auswirkungen hat.
Dann wird nach Tipps gefragt, wie der Welpe ruhiggestellt werden kann, statt sich mal selber zu fragen, wie sich der Welpe fühlt, und was er an Umfeldbedingungen benötigt um selber sein Ruhebedürfnis zu spüren.
Sich in den Hund hineinversetzen, und dann den Verstand nutzen wie die Bedürfnisse des Hundes befriedigt werden können, um ihn ausgeglichen zu haben - also eine ausgewogene Balance zwischen Ruhe und Aktion, die benötigt wird, um sich normal entwickeln zu können.
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