Ruhe beim Hund - ein bedenklicher Trend?

  • Witzigerweise gerade heute Thema in einer regionalen Hundetrainer Facebookgruppe: Wieviel schläft bzw ruht euer Hund. Erste Antwort: 22 Stunden am Tag ,wenn er nicht dran ist. :thinking_face:

  • Ist euch das auch schon aufgefallen?

    Wie steht ihr dazu?

    Ja, ist mir auch schon aufgefallen, aber nicht nur hier im Forum. Ich denke es ist ein allgemeiner Trend und nicht nur für Hunde. Man will ja schließlich seine Ruhe… Kinder werden vor den Fernseher oder Computer gesetzt, im Restaurant gibt man ihnen das Handy um sie mit elektronischen Spielen zu beschäftigen…

    Der Hund muss in die Box, da wird genau abgerechnet wie viele Stunden er am Tag schläft und wehe es sind nicht genug. Die Spaziergänge werden mit der Stoppuhr gemacht und sogar beim Spielen wird auf die Uhr geschaut. Ich find es immer total extrem wenn jemand so genau sagen kann wie viel Zeit er/sie mit dem Hund spazieren gegangen ist, gespielt hat, Übungen gemacht hat, u.s.w.


    Viele Hundehalter verlassen sich überhaupt nicht auf ihr Bauchgefühl. Ein Hund ist ein Lebewesen und keine Maschine, so wie wir Menschen auch. Jedes Kleinkind schläft ja schließlich auch nicht gleich viel, ist mehr oder weniger aktiv und das ist ja bei einem Hund auch so.

  • die Mischung macht's.

    Individuell auf den Alltag der jeweiligen Hunde und Menschen abgestimmt.


    Meine Hunde können wunderbar Ruhe halten , zB im Homeoffice. Wenn da einer mal spielt , stört mich das auch nicht.

    Auch 2,3 Stunden Ruhe halten im Restaurant sind kein Problem.


    Dafür gibt's aber täglich in geeigneter Umgebung Freilauf. Mal rennen sie wie die Bekloppten miteinander, mal sind sie gemütlicher unterwegs (sie verstehen sich sehr gut u spielen gut miteinander).


    Bei der Hündin merkt man, dass sie ohne regelmäßigen Freilauf nervlich noch dünnhäutiger ist .


    Kenne aber ein paar Hunde, die nicht/wenig Freilauf haben und auch keine alternative Auslastung.

    Da klagen die Besitzer gern, der Hund sei überdreht

  • Ich frag mich gerade was man denn vor 30 oder 40 Jahren gemacht hat. Da war doch sowas wie Box oder Abtrenngitter in der Wohnung sicher absolut unüblich. Nicht dass ich jetzt sagen will früher war alles besser, aber gab es damals einfach viel mehr Hunde die nicht runterkommen konnten und das war dann halt so? Wurden Rassen die dazu neigen nicht so oft in unpassenden Händen gehalten? Klar wurden da auch viele Hunde nicht als Wohnungshunde gehalten, aber in meiner Kindheit im direkten Umfeld gab es schon so einige Hunde die im Haus mit der Familie lebten, mir (was man halt so als Kind mitkiregt) ist da aber nicht aufgefallen dass die besonders drüber wären und sowas wie Welpengitter oder Box zuhause gab es da nicht. Da waren ja schon Autoboxen längst nicht so verbreitet.

  • Ich frag mich gerade was man denn vor 30 oder 40 Jahren gemacht hat. Da war doch sowas wie Box oder Abtrenngitter in der Wohnung sicher absolut unüblich. Nicht dass ich jetzt sagen will früher war alles besser, aber gab es damals einfach viel mehr Hunde die nicht runterkommen konnten und das war dann halt so? Wurden Rassen die dazu neigen nicht so oft in unpassenden Händen gehalten? Klar wurden da auch viele Hunde nicht als Wohnungshunde gehalten, aber in meiner Kindheit im direkten Umfeld gab es schon so einige Hunde die im Haus mit der Familie lebten, mir (was man halt so als Kind mitkiregt) ist da aber nicht aufgefallen dass die besonders drüber wären und sowas wie Welpengitter oder Box zuhause gab es da nicht. Da waren ja schon Autoboxen längst nicht so verbreitet.

    Der Stellenwert des Hundes hat sich in den ca letzten 20ig Jahren total erhöht. Da hängt ein riesiger, florierenden Industriezweig dran! Und deswegen wird viel mehr nachgedacht und ausprobiert als früher, das wird von der Wirtschaft auch gerne gefördert.


    Ich sehe das auch an mir selbst: meine ersten Hunde vor ca 20ig Jahren waren irgendwie unkomplizierter. Aber das lag ganz einfach dran, dass sie im Alltag mitlaufen müssten und dass das dann auch geklappt hat. Ich hab gar nicht drüber nachgedacht, alles war gut so.

    Jetzt mit Donna bin ich viel Informierter und das setzt mich unter Druck. Man muss aufpassen, dass man einen Gang zurück schaltet und wieder etwas natürlicher im Umgang mit dem Hund wird. Hunde sind mit soviel Beachtung ja auch völlig überfordert.


    Ich habe den Eindruck, dass es entweder die total Informierten und überbemühten Hundehalter gibt - oder die völlig Uninformierten. Als wenn sich im Mittelfeld "der Normalen" eine Riesenlücke auftauchen würde. Sehr ihr das auch so?

  • Sehe ich auch so.

    Heute macht man ein riesen Gewese um den Hund. Der steht unter ständiger Beobachtungen, seine Ausscheidungen werden analysiert und es herrscht sofort Alarm, wenn das Kaka mal ein bisschen weicher ist, und jeder Pups wird registriert und durchdacht.

    Für mich fehlt da oft die Grundgelassenheit und das Vertrauen darauf, dass sich das kleine Ding schon normal entwickeln wird, wenn man es nur lässt.

  • Nicht dass ich jetzt sagen will früher war alles besser, aber gab es damals einfach viel mehr Hunde die nicht runterkommen konnten und das war dann halt so?

    Meiner Erinnerung nach: ja. Vor zwanzig-dreißig Jahren gab es da wo wir gewohnt haben, viel mehr Hunde, die halt den ganzen Tag im Zwinger oder Garten auf 180 gekläfft oder geheult haben, es wurde auch als relativ normal betrachten, dass ein Hund halt heult wenn er alleine bleiben muss u.ä. Ich erinnert mich an sehr viele sehr gestresste Hunde, das sehe ich heute tendenziell weniger.


    Mal abgesehen davon gibt es einfach mehr Menschen und Verkehr und viel (!) mehr Hunde als "früher". Ergo ist es automatisch so, dass für viele Hunde "Reizüberflutung" mehr ein Thema ist als es mal war. Nicht weil die Leute ihr mystisches Bauchgefühl verloren haben oder so, sondern weil sich die Welt verändert hat.


    Ich persönlich glaube NULL an das "früher war alles besser und die Leute haben heute kein Bauchgefühl mehr". Die schlechtesten Hundehaltungen die ich kenne liegen auch deutlich an zu wenig Wissen und nicht an zuviel.

  • Ich denke jedes extrem ist eine ungute Entwicklung. Egal in welche Richtung.


    Im forum find ichs schwer zu beurteilen. In dem einen thread heißt es "mein Hund würde mir um die Ohren fliegen bei dem Programm" und in nem anderen wird dann oft eben so ein programm für den Hund empfohlen.

    Manchmal wundere ich mich eher das den Hunden so 0, 0 zugetraut wird und angeblich alles "zu viel Programm" ist. Da ist man als Anfänger, der nicht mit einer gesunden Portion selbstständigkeit gesegnet ist wohl wirklich schnell verwirrt.

  • Ich erinnere mich an sehr viele sehr gestresste Hunde, das sehe ich heute tendenziell weniger

    Edit: was ich sagen wollte ist, dass ich weniger gestresste Hunde sehe, bei denen Menschen es einfach normal finden, dass die so sind, weil "Hunde bellen halt und wenn es zu sehr nervt im Haus kommt er in den Zwinger" oder so. Ich sehe natürlich immer noch gestresste Hunde, habe aber meistens das Gefühl, dass deren Besitzer*innen das wahrnehmen und versuchen, zu ändern.

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