Gibt es kein Bauchgefühl mehr?
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Will sagen, nicht jedermanns Bauchgefühl ist eine gute Sache .
Ist das sogenannte Bauchgefühl nicht einfach auch geprägt vom eigenen Umfeld, vorherschenden Moralvorstellungen und durchaus Erlernten?
jupp, gerade deswegen ist das bauchgefühl nicht bei jedermann auch eine hilfreiche sache
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Ich wollte dir auch nicht wiedersprochen, sondern will das Zitat unterstützen.
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Ich empfinde es komplett anders aber vielleicht habe ich auch nur eher die brutale Schiene miterlebt und vorallem gesehen.
Bauchgefühl hat, wenn ich meine Erinnerungsbibliothek so aufrufe, extrem oft mit Gewalt zu tun.Mir gefällt es dass man heute die Fähigkeit und die Möglichkeit hat, zu hinterfragen, zu überdenken und zu buddeln warum und wieso dies die Reaktion ist, welche Aktion vorausgegangen ist und woher etwas kommt.
Für mich so dass je mehr Wissen ich mir einverleiben kann, je besser - weil sich mein Bauchgefühl bestätigt.
Aber das ist nur mein Film, jeder hat andere Voraussetzungen und Erfahrungen.
Ich für mich empfinde es als Ergänzung, nicht als Konkurenz, sozusagen.
Aufs Bauchgefühl hören war nach meiner Empfindung früher auch viel verpönter als heute - auch weil man inzwischen weiss, woher "das Bauchgefühl" stammt und dass das eben keine Spinnerei ist.
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Ich schiebe das Ganze darauf, dass der Druck im allgemeinen immer größer zu werden scheint. Perfektionismus, Ehrgeiz, die eigenen Ansprüche, Kontrollwahn. Außerdem projiziert man die Fehler der Tiere viel zu sehr auf sich und leitet daraus die eigene Unfähigkeit ab, als drüber zu stehen (Stichwort: Abgrenzung!). Das eigene Universum dreht sich viel um das Hobby Haustier.
Insbesondere beim Hund ja auch durch die erhöhten Haltungsansprüche als Familienmitglied und nicht mehr als Tier.
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Wenn ich mich gedanklich mal in die Zeit meiner Kindheit und Jugend zurück versetze, hier im Dörflichen: Erziehung gabs eigentlich nur im Hundesport bzw. bei Arbeitshunden, die Methoden „aus dem Bauch heraus“ hatten viel mit Handgreiflichkeit zu tun, Hunde sind recht viel gestreunt, Tierarzt gabs nur bei schwerwiegenden Sachen (wenn überhaupt), um artgerechte Beschäftigung/Auslastung hat man sich außerhalb von Arbeit/ Sport keine Gedanken gemacht. Bissige Hunde wurden weniger als Problem gesehen. Sie sind aber auch recht schnell unter Zuhilfenahme einer Schaufel oder eines ansässigen Jägers verschwunden.
Das vielbeschworene „Bauchgefühl“ war damals nicht weniger eine individuelle Frage als heutzutags. Es wurde nur nicht so inflationär diskutiert.
Prinzipiell: Ja, es gibt gesellschaftlich geförderte Tendenzen, Mimik und Körpersprache zu unterdrücken und sich damit ein Stück weit in authentischen Reaktionen (und sogar dem Zugang dazu) zu beschneiden. Und das ist für die Kommunikation mit Hunden ein Verlust. Aber was Wissen und Ressourcen an Positivem gebracht haben ist definitiv enorm. Denke nicht, dass es früher „besser“ war, eher im Gegenteil.
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Ich verstehe durchaus was du meinst.
Welpenhalter mit der Stoppuhr in der Hand, Ratgeber mit Wochenplänen, Instagram mit einer vorgelogenen perfekten Welt.. ja, ist problematisch.
Dennoch sehe ich im Umgang mit Tieren eine sehr deutliche Verbesserung. In meiner Kindheit wurden Tiere (und Kinder auch) durchaus noch geschlagen und solche Dinge.
Ein "früher war es besser" sehe ich in keinster Weise. Heute ist Haustier- und Hundehaltung auch deutlich verbreiteter, man nimmt das ganz anders wahr. Und natürlich bemerkt man die Probleme in einem ggf. beengten Umfeld, wo man ständig Hunden begegnet, ganz anders wahr. Bei uns aufm Dorf damals gabs einfach nicht sooo viele Hunde, außer den Hofhunden an der Kette. Kein Vergleich mit heute.
Es gab früher Probleme, es gibt heute Probleme. Das sehe ich auch so.
Den Zusammenhang, früher hätten die Leute im Allgemeinen ein besseres "Bauchgefühl" gehabt als heute, den sehe ich aber nicht. Wenn es so wäre, dann bin ich SEHR froh, dass es dieses Bauchgefühl von damals nicht mehr gibt.
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da mein Beitrag hier eigentlich noch besser passt (gerade erst gesehen), kopiere ich ihn hier Mal rein:
Ich muss sagen, da bin ich Ich ganz schön in die Falle getappt, andererseits hab ich auch davon profitiert, so viele Infos zu bekommen.
Ergebnis: es läuft echt gut mit unserer Hündin und wir sind glaube ich auf einem guten Weg.
Aber, ICH war die ganz Zeit sehr gestresst, alles richtig zu machen, mache mir ständig Sorgen, ob sich da was schlecht entwickelt (in Sachen Artgenossenunverträglichkeit, schutztrieb oder sonstige Themen).
Inzwischen versuche ich, alles etwas gelassener zu sehen und eben auf mein Bauchgefühl zu achten.
Z.b. Nachbarn mit deren Hund getroffen, beide Hunde an der Leine, Hunde haben sich beschnuppert. Vorher hätte ich noch gedacht, Scheisse, kein Leinenkontakt, Mist, jetzt hab ich was kaputt gemacht. Jetzt denke ich, egal, solange das nicht die Regel ist, jeden Hundekontakt zuzulassen.
So viele HH haben unkomplizierte Hunde und die sind viel naiver an die Sache rangegangen.
Ich will's jetzt einfach mal entspannter sehen.
Mit hilft da auch immer die Videos von Dirk Biller zu schauen. Der ist meiner Meinung nach ein toller Trainer, aber sieht vieles einfach gelassen.
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Meiner Meinung nach ist das Problem, welches Du beschreibst (was in meiner Erfahrungswelt übrigens deutlich seltener ist als schlechte Hundehaltung durch zu wenig Informationen) eher mangelnde Medienkompetenz. Man sollte eben in der Lage sein, Informationen zu priorisieren und einzuordnen. Wenn man versucht, jede Zahl oder Vorgabe, die man mal im Netz gelesen hat, auf den eigene Hund zu stülpen, dann hat man für mein Empfinden keinen sehr gefunden Umgang mit Medien und Informationen. Das ist ja aber kein Hunde-exklusives Problem.
Das vielbeschworene „Bauchgefühl“ war damals nicht weniger eine individuelle Frage als heutzutags. Es wurde nur nicht so inflationär diskutiert.
Das fasst es eigentlich ziemlich gut zusammen.
Weil, was ist überhaupt dieses ominöse Bauchgefühl? Wo fängt es an, wo zieht man die Grenze? Wie kriegt man das? Oder hat man das automatisch? Wenn letzteres -> dann ist es letztendlich doch 'ne super individuelle Sache, also kann es gar kein allgemeingültiges Bauchgefühl geben.
Und ich stimme meinen Vorpostern zu, dass es das heute nicht weniger gibt als damals, es wird halt nur anders ausgelebt, oder eben auch nicht ausgelebt.
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Ein "früher war es besser"
Das will ich auch nicht behaupten.
Wenn ich an die Stachelhalsbänder denke, an Zustände die ich keinem Hund zumuten möchte etc.
Aber ich habe früher z.B. ganz viel einfach mit logischem Menschenverstand, also aus dem Bauch heraus, agiert.
Und auch heute ist es oft noch so, das mir mein Bauch sagt, das diese oder jene Handlungsweise einfach falsch ist.
Und das ist es was mir bei vielen einfach fehlt.
Selbst wenn mir ein sogenannter Experte, der sich Experte nennt da er eine Ausbildung Schulung etc. absolviert hat, sagt das man das heute aber so macht, sich bei mir aber dabei sämtliche Haare aufstellen und der Magen sich umdreht weil ich es als falsch für mich und meinen Hund empfinde, warum sollte ich dann nicht mehr darauf, also auf mein Bauchgefühl, hören?
Ich habe das Gefühl, das viele einfach das normale Empfinden für den Umgang mit dem Hund verloren haben, weil es im Netz so steht, weil Ratgeber XY das so sagt oder wer weiß warum.
Wie gesagt, ich finde es klasse, das ich heutzutage die Möglichkeit habe über eigentlich fast alles Informationen zu bekommen. Aber heißt das, das ich mein Bauchgefühl dabei außer acht lassen muss?
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Mich nervt schon der Begriff "Bauchgefühl". Mein Bauch fühlt nicht und denkt auch nicht, das tut mein Gehirn und das sitzt im Kopf. Gefühl und Verstand/Vernunft sind immer miteinander verbunden. Genauso unsinnig finde ich den Begriff "verkopft". Was auch immer das sein soll...
Ich habe beruflich in Namen des Bauchgefühls schon so viel Unsinn gesehen, dass mit der Begriff unsympatisch geworden ist.
Ich schließe mich der Meinung an, dass Informationen zu recherchieren, zu bewerten und auszusuchen, was zu mir passt eine wichtige Fähigkeit ist, die erlernt werden muss (und tatsächlich durch die Menge des Wissens immer anspruchsvoller wird).
Die andere, genauso wichtige Fähigkeit ist, meinen Hund zu beobachten, sein Verhalten vor dem Hintergrund meines Wissens einzuordnen. Dafür brauche ich auch Empathie, genauso aber meinen Verstand, der mir sagt, dass ich einen Hund anders deuten muss, als einen Menschen.
Aus beiden zusammen entscheide ich mich dann für meine Erziehung oder Trainingsmethode. Ich beobachte seine Reaktionen und passe mein Verhalten entsprechend an.
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