Hund an Pferde gewöhnen

  • Taya ist nun gut 5 Monate bei uns und sie hat in allen Situationen die ihr nicht geheuer sind, die Tendenz nach vorne zu gehen. Sie ist von Anfang an auf Radfahrer, Jogger losgegangen. Das haben wir mittlerweile einigermaßen gut im Griff.
    Wenn sie ein Pferd sieht ist es aus und vorbei. Sie hängt bellend in der Leine und schreit dann nur mehr. (Bei Eichhörnchen war es anfangs genauso - wurde besser, wenn man sich schnell entfernt und Eichhörnchen bleiben meist eh nicht sitzen, sondern zischen ab).
    Heute hatten wir zb die Situation: Es kam ein Fiaker vorbei, er kreuzte die Straße vor uns, da waren wir gut 200 Meter entfernt. Aber Taya hat das Pferd noch gesehen, bevor es um der Ecke verschwand und wollte hinterher, hat gebellt, gefiept. Gut, das kann ich unterbinden.
    Aber ich habe gemerkt, dass sie wie üblich, ständig linst wo das Tier nun hin ist und dorthin will. In der Hundezone habe ich sie abgeleint, weil das Pferd schon längst weg war. Weit weg! Großer Fehler, sie ist sofort abgehauen, in Richtung wo das Pferd mal war.

    Meine Tochter hat zwei Pferde und ich weiß nicht wie ich Taya in den Stall mitnehmen soll. So wie sie sich aufführt - dieses schreien, beim kleinen Hund, das hat eine Frequenz, die tut wirklich in den Ohren weh.
    Das wird auch die Pferde kirre machen.
    Die Besitzerin vom Stall meinte nämlich ich soll Taya doch einfach mitbringen, wir kriegen das schon hin und sie hat gefragt, ob sie Angst hat.
    Das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie hin will und kläfft und fiept und um jeden Preis hin will.
    Es ist als hätte sie keinen Retourgang. Sie setzt alles daran an Reize ran zu kommen. Wenn das Pferd hinter Bäumen verborgen ist - Taya verrenkt den Hals um vielleicht doch noch mehr zu sehen. Da hat sie an nichts anderem mehr Interesse.

    Mir kommt das vor wie eine endlos Baustelle - kaum hat man die Leinenaggression und das Radfahrer/Jogger Problem halbwegs im Griff, kommt schon das nächste Thema auf. :( Ich bin so unglücklich mit der Situation, aber da kann der Hund natürlich nichts dafür. Vielleicht bin ich auch einfach nicht geeignet so einen Hund vernünftig zu führen, ich weiß nicht... :tropf:

    Immer wieder sagen Leute, dass das alles besser wird, wenn sie älter wird (sie ist ca 1 1/2). Ich habe da so meine Zweifel...

  • Das klingt für mich ganz doll nach Jagen.

    Das Gute daran ist, am Jagen kann man arbeiten. Stichwort: Antijagdtraining.

    Nicht unbedingt mit dem Endergebnis, daß der Hund am Ende andere Tiere mit interesselosem Wohlgefallen betrachtet, aber man kann die Kontrollierbarkeit durchaus verbessern. Es gibt Bücher und Kurse zu diesem Thema.

    Von selbst wird da aber gar nix besser, das muß man sich schon mit Fleiß und Geduld erarbeiten.


    Ich hab deine anderen Beiträge jetzt nicht im Kopf, aber oft sind Radler/Jogger ja auch ein Jagdthema. Und nicht ein Angstthema.

  • Okay, da muss ich mich mal einlesen. War für mich bei meinen bisherigen Hunden jetzt nicht so das Thema.
    Ich hätte, ganz ehrlich gesagt, auch nicht dran gedacht, dass ein 29cm kleiner Hund ernsthaft ein Pferd jagen will. Aber natürlich, warum nicht. Ist ein dummer Gedanke von mir.

    Ich hatte schon eine Trainerin da, war aber bissl schlechter Zeitpunkt, denn Radfahrer/Jogger hatten wir da schon ganz gut im Griff und die Leinenaggression auch. Und die Trainerin meinte nur so, ja, das gefällt ihr ganz gut.

    Ich habe schon den Eindruck, dass sie manchmal nach vorne geht, weil sie sich erschreckt, aber manchmal sieht es für mich auch nach Übermut aus. Was falsch sein kann und in Wahrheit ist es Jagdverhalten. Wie der Jogger, auf den sie los wollte, nachdem ich sie von den Enten abgehalten habe.


    Dieses hartnäckige dran bleiben ist auf jeden Fall sehr typisch für sie. Gepaart mit fiepen, winseln, bellen, schreien, wenn sie nicht dran darf.
    Ich würde sagen, dieser Hund ist generell extrem reizempfänglich. Und kann diese Reize offenbar schlecht verarbeiten.

    Danke für den Hinweis!

  • Du hast in meinem Thread mal geschrieben, du hast ein Auto, gell?

    Ich könne dir zwei Trainerinnen empfehlen, die ich persönlich kenne und die beide in NÖ sind - ich kenne noch mehr, aber bei den beiden bin ich halt zu 100% überzeugt, dass ihr da gut aufgehoben wärt.


    Prinzipiell können ja auch eigentlich eher unsichere Hunde durchaus als Strategie das "nach vorne gehen" wählen. Wobei Jagdverhalten bei Taya als vermutlichem Terriermix nun auch nicht weit hergeholt ist. Ich könnte mir bei ihr sehr gut vorstellen, dass es sich um eine Kombination aus beidem handelt.



    Mein Ansatz wäre es wohl, viel mit Clicker/Markerwort zu arbeiten (natürlich auf zunächst rieeesige Distanz zum Reiz) und mit hochwertiger, superleckerer Belohnung für jedes Fitzelchen Ruhigsein und Orientierung zu dir hin zu belohnen wie sonst was.

    Und parallel dazu würde ich vielleicht tatsächlich auch was in Richtung Unterordnung machen, weil's einerseits Selbstbewusstsein aufbaut, andererseits aber vor allem das "Teamgefühl" stärkt und klare Strukturen gibt. Hab ich bei meinem Rüden schon öfter gemerkt, dass es dem zusätzlich zu dem ganzen Umorientierungs-Kram durchaus helfen kann, ein klares Kommando zu bekommen und sich dann z.B. in Grundstellung bei mir einzusortieren. Klingt vielleicht blöd, aber ich finde, wenn der Hund diese "Arbeitshaltung" kennt, kann man die irgendwann auch echt gut nutzen, um den Hund in Alltagssituationen in diese "Aufmerksamkeit zu mir/WIR machen jetzt was und der Rest kann dir egal sein"-Haltung reinzubringen.

  • Bevor das Thema jagen - und das liest sich sehr danach - nicht besser händelbar ist, würde ich den Hund nicht noch näher an Pferde ran bringen.


    Jagen ist nicht nur hinterher rennen. Jagen ist auch bereits aufstöbern und fixieren. Und das macht sie ja voll. Ist also total im Jagd Flash.

    Das ist hochgradig selbstbelohnend!


    Da den Hund noch mehr reinzubringen macht definitiv keinen Sinn, solange ihr nicht einen grossen Fundus an Strategien und ein stabiles Fundament habt.


    Sonst kann es dich im dümmsten Fall bei den Themen Radfahrer und Jogger gleich wieder zurück werfen.


    Ist doof, gell. So ein Jagdgeier braucht viel Energie. Aber es wird, wenn man einfach immer dran bleibt und sich selbst keinen Druck macht, irgend welche hohen Ziele erreichen zu müssen.


    Manche Hunde sind easy, andere eben weniger. Brauchen mehr Ausbildung, mehr Anleitung. Und können nicht zwingend überall hin mitgenommen werden. Ist dann halt so.

    Davon geht die Welt aber nicht unter 😉

  • ich hätte, ganz ehrlich gesagt, auch nicht dran gedacht, dass ein 29cm kleiner Hund ernsthaft ein Pferd jagen will.

    Ohhh doch. Viel Feind, viel Ehr, viel Frikassee... :roll:

    In meiner Nachbarschaft war mal ein kleiner niedlicher Flauschehund unterwegs, der hatte sich auf Autos als Beute verlegt. Seine Halterin wollte mir das nicht so recht glauben. Aber als er mal ausnahmsweise nicht an der Flexi hing, ging er seinem Jagdtrieb ungehemmt nach und wurde leider dabei überfahren.


    Dieses Hinterherwollen auch längere Zeit nach dem akuten Reiz heißt im Grunde: "Ich weiß genau wo mein Wild war und ich will dahin und es aufspüren und kriegen!!!"

  • Wie ist es denn bei anderen Tieren? Du hast Eichhörnchen erwähnt, aber z.B. Vögel? Schafe? Kühe? Katzen? Rehe? Hasen?



    Mein Rüde hat bei Pferden die allerersten Male als Junghund ordentlich rumgefiddelt. Der kannte die halt noch nicht und konnte sie daher null einordnen. Ist es Freund? Feind? Beute? Schönfüttern und Sachen abfragen, die er gut konnte, haben hier gut geklappt.

  • Ach ja, ganz vergessen - ich habe eine Reizangel gekauft und einen Futterdummy mit Fell drum herum, weil sie Fell total spannend fand, als eine Nachbarin einen Schlüssel Anhänger aus Pelz dabei hatte. Das Resultat sieht so aus: Der Dummy war kurz interessant, jetzt guckt sie mal kurz und geht dann ihrer eigenen Wege. Auch Bälle interessieren sie nicht.
    Darum dachte ich, dass die Reizangel vieleicht mehr bringt.
    Aber Pustekuchen - dieser Hund jagt nichts, was er jagen darf!



    Ja, ich habe ein Auto und das wäre toll, wenn du jemanden empfehlen kannst Ich habe, ehrlich gesagt, an DOGS gedacht, weil ich denke, dass Taya ein Hund ist, der auch eine Maßregelung wegstecken kann. Aber sicher bin ich nicht und ich würde da auch selber keine Experimente starten..

    Ja, wahrscheinlich ist es eine Kombination aus verschiedenen Ursachen. Unsicherheit, Reizüberflutung, Übersprungsverhalten, das vielleicht auch Jagdtrieb auslöst....
    Ich blicke irgendwie nicht mehr richtig durch und habe das Gefühl, ich trainiere und trainiere, aber komme nie recht voran, weil Taya ständig was neues auspackt.
    Unterordnung werden wir sowieso brauchen. Teamgefühl wäre schön, momentan fühlt es sich für mich so an, als würde ich ständig gegen den Hund arbeiten und unsere Beziehung fühlt sich super wackelig an. Auch weil ich nie sicher bin, ob ich all das Training schaffen kann, oder es nicht besser für alle wäre, wenn ich den Hund abgebe. Was natürlich leichter gesagt als getan ist. Wer will einen Hund mit vielen Baustellen, der auch mal nach Menschen schnappt - einziger Vorteil, sie ist klein, kann nicht viel Schaden anrichten.
    Ach, ich weiß auch nicht :tropf:

    Umorientierung funktioniert ganz gut. Eigentlich. Sie guckt schon zu mir, wenn irgendwas auftaucht - sei es Rad oder Pferd - aber dann wird eine Grenze überschritten und sie ist nicht mehr ansprechbar. Da kann ich sie nur mehr aus der Situation entfernen.
    Ich habe aber auch den Fehler gemacht, sie bei den Enten beim Heustadlwasser gucken zu lassen. Und sie soll ja eigentlich gar NIX fixieren!

    Ich kann das bei Taya auch schlecht einordnen, wenn sie Hunde auf der einen Seite vom Wald okay findet und 10 Minuten später, auf der anderen Seite, sind sie scheiße und müssen verbellt werden. Da blicke ich echt nicht durch.



    Danke! Ja, ich muss mich weit intensiver mit Jagdverhalten auseinandersetzen. Ich habe wohl mal am Rande mitbekommen, dass es mit fixieren beginnt - was eigentlich logisch ist - und muss klarerweise da schon ansetzen, wenn sie die Enten "anguckt".
    Ich bin das leider von meinen vorigen Hunden so gewöhnt, dass die mal einen Vogel verjagen, oder ein Eichhörnchen auf den Baum scheuchen und das habe ich auch immer erlaubt.
    Da muss ich definitiv umdenken.

    Ich habe mir schon gedacht, dass es kontraproduktiv ist, wenn ich sie mit einer Pferdeherde von 30 Tieren konfrontiere! Ist organisatorisch aber schwer sie auf Dauer vom Stall fernzuhalten. (Tochter wohnt weiter weg und wir besuchen die einmal im Monat, ich kann den Hund also nicht einfach zuhause lassen).

    Ja, es ist doof und voll anstrengend! Ich habe gedacht, ich habe einen kleinen unkomplizierten Hund übernommen, dessen einziger "Fehler" ist, dass er zu menschenbezogen ist. |)
    Mein Ziel ist eigentlich "nur" normal durch die Botanik zu latschen. Das brauche ich für mein seelisches Gleichgewicht und nutze ich auch zum Ideen sammeln. Funktioniert seit einem halben Jahr nur schlecht, weil ich ständig auf den Hund achten muss - fixiert sie einen anderen Hund? Kommt ein Radfahrer, Jogger? Liegt da was fressbares? Eichhörchen Alarm! Schnell weg! :ugly:

    Aber danke fürs Mut machen!

  • ich hätte, ganz ehrlich gesagt, auch nicht dran gedacht, dass ein 29cm kleiner Hund ernsthaft ein Pferd jagen will.

    Ohhh doch. Viel Feind, viel Ehr, viel Frikassee... :roll:

    In meiner Nachbarschaft war mal ein kleiner niedlicher Flauschehund unterwegs, der hatte sich auf Autos als Beute verlegt. Seine Halterin wollte mir das nicht so recht glauben. Aber als er mal ausnahmsweise nicht an der Flexi hing, ging er seinem Jagdtrieb ungehemmt nach und wurde leider dabei überfahren.


    Dieses Hinterherwollen auch längere Zeit nach dem akuten Reiz heißt im Grunde: "Ich weiß genau wo mein Wild war und ich will dahin und es aufspüren und kriegen!!!"

    Ohhh doch. Viel Feind, viel Ehr, viel Frikassee... :roll:

    :lol:   xD :D

    Der arme Nachbarshund!
    Ich lasse Taya jetzt sicher nicht mehr von der Schlepp! Das war mir eine Lehre! Ja, sie kommt oft brav zurück und reagiert gut, wenn ich sage sie soll auf mich warten, aber das waren Situationen mit wenig Ablenkung. Halt nur Wald ohne Tiere die sichtbar rum wuseln.
    Und eigentlich ist sie auch da bei der Vogelfutter Station kleben geblieben, weil sie da mal Eichhörnchen gesehen hat.
    Und man sollte bei ihr nie unterschätzen was Futter ausmacht! Die rennt hinter einem Vogel her, findet dann aber ein Stück Brot und beginnt zu fressen.
    Das war der Punkt wo ich dachte: Ne, mit Jagdtrieb kann es nicht weit her sein :fear:

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