Kleinen Hund bei Hundebegegnungen hochnehmen?

  • Es gibt zwei Punkte, die das Training bei "Kläffern" mit Augen zu und durch schwierig machen:

    - oft sind sie in einem derartigen Stresslevel, dass sie gar nicht lernfähig sind

    - das Kläffen führt jedes Mal erfolgreich dazu, dass der andre Hund verschwindet (weil das nunmal so ist, wenn man aneinander vorbei geht); dass der andre Hund ebenso verschwindet, wenn der unsichere Hund nicht bellt, weiß der unsichere Hund nicht - woher auch?


    Man muss dem Hund also die Lernerfahrung sammeln lassen, dass der Fremdhund auch dann verschwindet, wenn er nicht kläfft. Dafür muss man Strategien entwickeln, die den Hund nicht kläffen lassen, aber ihn auch in einen lernfähigen Zustand halten (dem Hund fürs Kläffen z.B. eine Scheuern könnte zwar evtl. das Kläffen abstellen, der Hund hat aber weiterhin Panik und ist damit nicht lernfähig). Bei großen Hunden bleibt dafür nicht viel mehr als immer soweit ausweichen, dass der Hund in einem lernfähigen Bereich bleibt (und dann eben Alternativverhalten abfragen etc.). Bei einem Kleinhund hat man netterweise die zusätzliche Option, ihn auf den Arm zu nehmen (wenn er sich dort sicher fühlt), was es sehr erleichtert, wenn man aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht ausreichend ausweichen kann. Arm hat weiterhin den positiven Effekt, dass der Hund ganz dicht am Menschen ist - ist der Mensch mit der Situation entspannt, spürt der Hund die Entspannung unmittelbar, was ihn ebenfalls entspannt (funktioniert natürlich nur, wenn der Mensch keine Angst vor dem Fremdhund hat).

  • Ich sehe eigentlich keinen Anlass den Hund auf den Arm zu nehmen, wenn ein entgegenkommender Hund angeleint und ansonsten gut geführt wird. Da soll der Kleine lernen dürfen, dass eben nichts passiert.


    Etwas anders sehe ich dass, wenn freilaufende Hunde angerannt kommen. Da darf der Kleine auch mal auf den Arm und sich in Sicherheit wiegen.


    Ansonsten empfehle ich solchen "unsicheren" Hunden ein Gruppentraining auf dem Hundeplatz.

  • Ich hab ein 7kg Modell...sie kläfft nicht ist aber bei rumhampelnden oder zu forschen größeren Hunden unsicher und bekommt Angst. Also nehme ich sie auf den Arm ! Wüsste keinen Grund warum ich das nicht tun sollte.

    Ist das "große" Gegenüber ruhig und entspannt geht das für sie völlig in Ordnung und sie bleibt dann gerne mit den Pfoten auf dem Boden und nimmt Kontakt auf.

  • Ich habe gelesen, dass du mit dem Hund "möglichst stressfrei von A nach B" kommen möchtest. Ich würde mich da ein wenig an den Hund und seinen augenblicklichen Entwicklungsstand anpassen.


    Der Hund muss die Chance haben, sich unter kontrollierten Bedingungen mit den Reizen, die ihn so verunsichern, auseinandersetzen zu können, zu lernen und im besten Falle positive Erfahrungen machen und abspeichern zu können. Also: Gruselige Mülltonne mit viel Zeit und Abstand und Annäherung kennenlernen, nicht gleich auf den Arm nehmen und dran vorbeihuschen.

    Auch wenn der Kleine am Boden ist, kann man ihm Schutz bieten, zwischen den Beinen, mit den Händen vor der Brust etc.


    Mein Ziel als Besitzerin wäre tatsächlich, dass der Hund auf seinen eigenen Beinen läuft und die Welt auch so kennenlernt. Wenn Gefahr im Verzug ist oder eine Situation nicht einschätzbar ist, ist selbstverständlich auf den Arm nehmen eine super gute Idee, zumal du als Gassigeherin ja auch noch ganz anders in der Verantwortung stehst - Sicherheit geht vor.


    Aber als Maßnahme würde ich versuchen, dies sehr dosiert und bewusst einzusetzen. Es gibt tatsächlich einige Hunde, die vom Arm aus fixieren und drohen, weil sie sich "zu" sicher fühlen. Das ist auf lange Sicht sicherlich nicht gewünscht. Aber der Chihuahua ist ja auch noch jung und hat viel zu lernen.

  • Mir ist es lieber, wenn kleine Hunde, die sonst kläffend eskalieren (davon gibt es hier leider viele), auf den Arm genommen werden, wenn sie dadurch ruhig bleiben.


    Für meine ist es nämlich auch nicht toll, wenn so ein Hund, am besten noch an voll ausgefahrener Flexi, direkt neben ihr, ausrastet.

  • Ansonsten empfehle ich solchen "unsicheren" Hunden ein Gruppentraining auf dem Hundeplatz.

    Kleinhunde sind aus einem sehr guten Grund "unsicher", weil sie allzu oft die Erfahrung machen müssen, dass sie erschreckt, angepöbelt oder über den Haufen gerannt werden, von Bissen oder Totschütteln schon mal gar nicht zu reden.


    Meine alte Smilla kommuniziert sehr deutlich gegenüber andern Hunden: Sie weist diese energisch zurecht und signalisiert ihnen "Bleib mir vom Leib, komm mir nicht zu nahe, remple mich nicht an." Das ist aber kein hysterisches Gekläffe, sondern sehr klare, scharfe Worte und deutliche Körpersprache, mit der sie selbst grosse Rüden zum respektvollen Abstand und Freezing bringt.


    Wenn der grössere Hund dann ruhig stehen bleibt und sich freundlich zeigt, kommt sie wieder näher, schnüffelt vorsichtig und wedelt u.U. begeistert, weil sie ein kleines, kokettes Dämchen ist, das durchaus gerne mit Rüden flirtet.

    Das sind dann die schönen Momente, wenn die kleine, alte Dame begeistert um einen grossen Rüden (oder auch freundliche Hündin) herum wuselt, mit ihm flirtet, aber bei jeder Bewegung, die ihr zu grobmotorisch erscheint, ihn sofort wieder energisch zurecht weist "Stop, laaaangsam, nicht so stürmisch!" Eigentlich würde sie gerne mit diesen Hunden spielen, aber sie weiss natürlich, dass sie selber viel zu klein und zu zerbrechlich ist, um mit grossen, schweren Rüden spielen zu können. Mir tut es dann leid, dass sie so klein ist... freue mich jedoch trotzdem über jeden netten, ruhigen Hund, der ganz vorsichtig mit der Kleinen umgeht.


    Wenn ich jedoch sehe, dass ein unerzogener, stürmischer Hund auf uns zu gebrettert kommt, nehme ich sie selbstverständlich auf den Arm, um sie aus der Schusslinie zu nehmen. Sie schätzt das auch dementsprechend und fühlt sich sicher auf meinem Arm.

  • Mir ist es lieber, wenn kleine Hunde, die sonst kläffend eskalieren (davon gibt es hier leider viele), auf den Arm genommen werden, wenn sie dadurch ruhig bleiben.


    Für meine ist es nämlich auch nicht toll, wenn so ein Hund, am besten noch an voll ausgefahrener Flexi, direkt neben ihr, ausrastet.

    Ja generell kann ich das nachvollziehen. Aber in dem Fall bin ich für "Gleichberechtigung" - kleine Hunde, die auf mich zuschießen werden genauso geblockt wie große (sofern ich das von meiner Energie und Beweglichkeit hinbekomme) - und Kleinhundebesitzer werden genauso mit den "Blicken den Todes" bedacht wie die von großen Hunden, wenn sie die Regeln der Begegnungsetikette (Hund auf abgewandter Seite führen beispielsweise) nicht einhalten.

  • Man muss Kleinhunde nicht auf den Arm nehmen, aber man kann  =) Ich finde es nur klug, bei der Hundeerziehung und -führung alle Ressourcen und Möglichkeiten zu nutzen, die man zur Verfügung hat - und fände es recht albern, sich aufgrund einer veralteten „da muss er aber durch - Ideologie“ selbst in seinen Möglichkeiten zu beschneiden. Wenn man einem Hund so recht einfach in einer für ihn gruseligen Situation Schutz und Sicherheit bieten und die Kontrolle über die Situation übernehmen kann: Ist doch perfekt. Man muss es halt gut machen, so dass der Hund den Arm als positiv wertet.


    Nebenher: Ja, hat meine 15 KG Hündin das Bedürfnis, bei eine Begegnung auf den Arm zu kommen, bekommt sie das auch.

  • Ja, blocken im Bedarfsfall, klar. Allerdings eskalieren sie dann noch lauter.


    Mme findet an sich alle Hunde per se gut, aber bei solchen Exemplaren weicht sie maximal auf die abgewandte Seite, ganz von sich aus.

    Das sind die einzigen Hunde, die sie sichtlich meidet.

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