Wie habt Ihr euch auf Euren allerersten Hund vorbereitet?

  • Am Ende des Tags war das, was das Wichtigste war, dass wir uns unseren Hund angeguckt haben. Einfach beobachtet, ohne zu werten, ohne gleich nach Erklärungen zu suchen oder das Verhalten anhand des Gelesenen zu interpretieren, sondern geguckt: Was macht sie in welchen Situationen, wie reagiert sie auf was, was interessiert sie und was nicht, was kann sie und was nicht, was macht ihr Spaß, Freude, Angst (da gabs fast nichts), Wut. Wann spannt sie an, wann entspannt sie. Und wir haben ihr die Gelegenheit gegeben, das Gleiche mit uns zu tun. Die Zusammenarbeit und die Kommunikation miteinander hat sich darüber ergeben.


    Natürlich gings dann auch um Einordnung des Verhaltens und Erziehung, aber die Basis war das Kennenlernen und die Bereitschaft, den Hund so zu nehmen, wie er sich zeigt und nicht zu bewerten anhand dessen, was man sich vorgestellt und erwartet hat.


    Und das fällt mir in sehr vielen Anfängerthreads unglaublich schwer zu vermitteln. Deshalb schreibe ich da auch kaum noch mit (auch ich mags nicht besonders, wenn Threads eskalieren). Mal aus der Warte eines leidlich „erfahrenen Users“ geschrieben: Wenn die Erwartungen, Wünsche, Bilder und Vorstellungen ganz fest sitzen, ist es echt mühsam, da heranzukommen. Den Gedanken zu vermitteln, dass nicht der Hund „kaputt“ ist, sondern der Mensch seine Erwartungen anpassen muss, wenn er schnell erfolgreich mit dem Hund in Kommunikation gehen will.

    Das finde ich sehr gut gesagt! Und absolut richtig.

    Denke genau das führt oft zu den Diskussionen zwischen Neuhundebesitzern und erfahrenen Hundebesitzern. Als Neuhundebesitzer sieht man oft noch viel durch die rosarote Brille und hat diese Lassievorstellung. Und wenn das dann nicht so kommt, muss was am Hund kaputt sein. Und die "Alten" denken nur "na willkommen im wirklichen Leben"


    Auch ich hatte meine Vorstellungen. Ich kannte beide Rassen einzeln, die in unserem vereint sind. Hatte einen Appi als Gassihund und einige Freunde mit Labbis, die ich halt auch irgendwie kannte. Trotzdem war Miko dann natürlich doch ganz anders und von einigen Vorstellungen, die ich hatte musste ich mich recht schnell verabschieden. Bei manchem fällt mir noch heute schwer umzudenken und einen gemeinsamen Weg zu finden, der beiden, Mensch und Hund gerecht wird (Thema Rüdenaggressivität, was ja eher mein Problem, statt seins ist).

  • Puh. Ich habe mir 1-2 Bücher gekauft, alles, was leicht zerstört werden könnte weggeräumt, das nötige Zubehör gekauft, mich um 2-3 mögliche Stellen gekümmert, die den Hund nehmen würden, falls nötig - und dann den Hund aus dem Tierheim abgeholt.


    Dann habe ich erst mal geschaut, wie er so drauf ist.


    Er war schon zwei Jahre, der ganze Welpenkram ist also weg gefallen. Aber letztendlich habe ich eher wenig Vorbereitungen getroffen.

  • Ich habe gelesen, in den 80's/90's war die Bücherei mein Internet, später Zeitschriftenabos. Ich habe Hunde ausgeführt in der Nachbarschaft, Hunde von Freunden mal paar Stunden gesittet.

    Mein Ex brachte dann seinen/Muttis Shih-Tzu mit in die Beziehung, der eigentlich dauerhaft bei uns lebte. Mit dem hab ich dann 6 Jahre "geübt" , er war ein willensstarkes, intelligentes Kerlchen mit tyrannischen Zügen. :herzen1:

    Meinen ersten eigenen Hund hab ich dann mit 28 Jahren ziemlich spontan aufgenommen. Er sollte ins TH wegen Trennung, 5 Jahre alt, Beagle, unerzogen, dick, 2 Vorbesitzer- der ideale Ersthund :applaus:

    Ich hab nach 2 Gassigängen zugesagt, dabei hatte ich einige Dinge abgecheckt, die mir wichtig waren. War die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens, er war ein echtes Goldstück und hat mich noch fast 11 Jahre begleitet. :herzen1:

  • Irgendwie schön zu lesen, dass so spontane Hund-mensch-Zusammenführungen so oft so toll ausgegangen sind. Vielleicht zerdenkt man auch einfach viel zu viel indem man soviel liest.


    ich finde es nach wie vor wichtig sich schon zumindest mit der Rasse vorab auseinander zu setzten. Deswegen habe ich mich z.B. auch nicht an einen Tierschutzhund als Ersthund getraut. Da kriegt man u.U. echt die Katze im Sack und so gern ich einen Hund wollte, ich wollte bei Problemen wenigstens so ungefähr wisse, woher sie kommen.

  • Ich möchte gerne noch einmal diesen Thread hervorholen.

    Ich lese in diesem Forum ja deutlich mehr, als ich schreibe. Und in den letzten Tagen sind mir hier einige Beiträge aufgefallen, bei denen ich oft dachte... alter Schwede!


    Wenn ich diese Beiträge mal zusammen fassen sollte, dann wird hier von nicht wenigen erwartet, dass man vor der Anschaffung eines Hundes folgende Kriterien erfüllen sollte:


    Genauestens und bis ins kleinste Loch die Rasse des Hundes mit all Ihren Spektren, Problemen, Anforderungen und Eventualitäten erforscht haben. Doktorarbeit quasi.

    Dazu Hunde-Verhaltenstherapie verinnerlicht haben und sich selbst so genau kennen um Voraus zu sagen, dass man mit allen möglichen individuellen Problemen, die unerwartet über die o.g. Doktorarbeit hinaus gehen, auch klar kommt und einen entsprechenden Fahrplan dafür hat.


    Dazu muss man genau wissen, dass man in 4 Spaziergängen am Tag, aufgeteilt in 25, 45, 90 und 20 Minuten exakt 10,376 km gewährleisen muss. Als Minimum. In der Woche. Am Wochenende natürlich 5,739 km mehr.

    Arbeiten darf man gar nicht, weil der Plan b-k für Fremdbetreuung, bei der geringen Wahrscheinlichkeit, dass der Hund es gar nicht lernt allein zu Hause zu bleiben, ja auch noch schief gehen könnte.


    Man muss bei jedem Züchter, jedem Hundebesitzer, egal ob Freund oder Feind, skeptisch, zweifelnd und hinterfragend sein und überhaupt, nur die Menschen im Forum sind offen und ehrlich, alles andere Quacksalber.


    Bezüglich der finanziellen Situation (durchaus sehr wichtig, das möchte ich nicht anders verstanden wissen!) sollten von ;inimum 173 anderen Hundebesitzer bitte eine Auflistung aller bisher entstandenen Tierarztrechnungen und Spezialfutterbestellungen angefordert werden, damit man einen exakten Schnitt ziehen kann für seine Rücklagen.


    Sorry, das ist jetzt alles überspitzt dargestellt, aber manchmal denke ich so: Bohr Leute, hört ihr euch mal selber zu? Davon ab, dass es in jedem Beitrag endlose Wiederholungen der immer gleichen Ratschläge und Vorwürfe gibt (lest ihr eigentlich, was die anderen alles so schreiben?) wird hier eine Erwartungshaltung an den Tag gelegt, der wohl kaum einer von Euch beim ersten Hund hätte gerecht werden können.


    Wenn Ihr also mal wieder den beliebten Spruch: Herzlichen Glückwunsch, du hast einen blablabla vom Stapel lasst, dann geht doch mal einen Moment in Euch und denkt an eure Anfangszeit zurück. An Euer Nichtwissen und Eure Entwicklung, die ihr im Laufe Eures Lebens mit Hund durchlaufen habt. Und an das Lehrgeld, was ihr so zahlen musstet, bevor ihr so erfahren wart, wie heute.


    Gebt Ratschläge, die einem Anfänger wirklich helfen statt ihm nur aufzuzeigen, dass schon seine Idee eines Hundes einfach nur totaler Murks war. Auch wenn es vielleicht mal echter Murks war.


    Auch wenn man sich vorher umfangreich informiert, weiß man nicht alles. Denn es ist schwer vorher auseinander zu dröseln, was von dem was ich lese, höre, sehe denn nun wirklich stimmt und was nur geschönt ist und weichgespült. Es gibt heute so eine Informationsflut zu allen Dingen des Lebens, dass man da manchmal auch einfach zu viel des Guten erfährt.


    Und wenn dann ein Mensch etwas durchaus naiv daher kommt und sich den Traum vom eigenen Hund erfüllt oder erfüllen will, dann stampft ihn doch nicht gleich in Grund und Boden, wenn er hier nach Hilfe fragt.


    Natürlich sollen alle hier weiter ehrlich sein. Es nützt auch keinem, wenn der Lassiegedanke, den manch einer hat, noch beflügelt wird! Und natürlich sollte man schon einige Voraussetzungen erfüllen können. Dem Hund zuliebe.


    Aber hey, das sind Menschen mit denen ihr da schreibt und nicht alle haben ein so dickes und selbstbewusstes Fell wie ihr vielleicht und können eure manchmal echt anmaßenden, vorwurfsvollen und durchaus mal ins persönliche gehende Antworten immer so easy verpacken.


    Es ist leicht sowas niederzuschreiben und ja, das ist ein allgemeines Problem der virtuellen Welt und ja, man könnte nun sagen: "verkrafte ich das nicht, melde ich mich halt nicht in so einem Forum an."


    Aber manchmal hilft es auch, seinen Beitrag nochmal durchzulesen, bevor man ihn abschickt und zu überlegen: wie empfindet der Gegenüber wohl, wenn ich das so schreibe.


    Und auch mal die anderen Beiträge lesen, bevor man das x-te mal den gleichen Kram schreibt.



    Sorry, wenn ich mich jetzt mal so richtig ausgeko... habe, aber ich fand es die letzten Tage so geballt hier und hoffe ihr wisst, dass ich nicht alles wortwörtlich meine sondern als Denkanstoß verstanden haben möchte.


    Natürlich habt ihr alle in vielen Dingen absolut recht, aber der Ton macht die Musik, wie man so schön sagt.

  • Viele - so auch ich - wollen andere halt an den Erfahrungen teilhaben lassen um ihnen so manche schlimme Überraschung zu ersparen. Und viele haben tatsächlich oft eine rosarote Brille auf, wo ich es gut finde, dass man überwiegend konstruktiv (m.M.n.) die Realität aufzeigt. Und Realität ist mitunter nunmal subjektiv.


    Aber ich hoffe auch, dass es dir gut getan hat, das von der Seele zu schreiben und finde solche Konterbeiträge auch in den entsprechenden Threads wünschenswert. Davon lebt ein Forum ja.

  • Ich kann deinen Beitrag in einer gewissen Art und Weise verstehen, aber mehr geballtes Hundewissen als hier bekommst du wirklich nirgends.

    Und zwar nicht theoretisches, sondern praktisches. Quasi welches wofür andere Lehrgeld bezahlt haben, sodass du - oder wer auch immer - dieses nicht mehr zahlen musst.


    Zur Rassewahl: neben dem Züchter wohl das wichtigste Kriterium.

    Und das bewerte ich aus meiner eigenen Erfahrung heraus, denn ich war hier auch neu und habe hier ein Bild von unserer Leila gepostet als ich sie ganz naiv bei einem TSV gesehen habe.

    Und der Tenor war: Mache es nicht, oder stelle dich zumindest drauf ein, dass du dir da n Mischling einer Vollblutjagdhundrasse holst und das als Direktimport, die du erst mal händeln musst… ich dachte mir auch damals „Hund ist Hund… ist ja nicht mein erster. Was die hier wieder haben…Wird schon!“

    Frage nicht wie oft ich heulend auf meiner Couch saß und an das Forum gedacht habe!

    100.000 Mal. Und ich habe Lehrgeld bezahlt… viel davon. Ich habe hier aber auch viel für mich und mein Hundeverständnis raus ziehen können, sodass es viel viel besser wurde. Denn besser späte Einsicht als keine Einsicht. Dafür wurde ich hier nie verurteilt.


    Heute sage ich, die richtige Rasse ist das A und O und die mindeste Anforderung, die ich als Halter an mich stellen muss. Mich zu informieren, über die Optik und eine Instagramvideo-Faszination hinaus. Auch für den Hund, aber vor allem für einen Selbst.


    Zur finanziellen Situation - was will man da sagen… man hat schon Pferde kotzen sehen. Alles kann, nichts muss. Aber wenn ein Welpe Durchfall hat, was ganz schnell passieren kann, dann will es das Schicksal meistens, dass das Freitag Abend passiert und man im Zweifel mehrere hundert Euro in einer Tierklinik lässt - wegen einen „Lappalie“ und das KANN sich durch ein Hundeleben ziehen. Ob man sich einen Hund leisten kann und auch WILL, sollte ne reine Kopfentscheidung sein.


    Was auch oft unterschätzt wird, ist der Zeitfaktor. Jemand der sich den ersten Hund anschafft, kann das nicht beurteilen. Woher auch! Erwartet niemand, aber schön wäre schon sich das einzugestehen und die Erfahrungen von anderen Erfahreneren anzunehmen.

    Auch was das allein sein betrifft. 14 Tage Urlaub nach Einzug ist zu wenig, wenn der Hund dann 30 Stunden alleine bleiben soll in der Woche. Und da mag man einen Plan b - z belächeln, aber wissen kannst du es vorher nie.

    Wenn es dann aber nicht klappt schaust du einfach mit dem Arsch auf die Uhr.


    Dass man als Neuhundehalter Körpersprache usw erst lernen muss, dass viel Literatur existiert, die eigentlich nur zum Ofen anschüren taugt… das wird einem hier niemand vorwerfen.


    Aber ich bin seit etwa 5 Jahren hier, mal mehr, mal weniger aktiv, aber was man hier teilweise mitbekommt macht einen manchmal sprachlos, wütend, traurig oder einfach nur fassungslos.

    Oft dachte ich mir, wenn ich den Platz hätte, würde ich jetzt los fahren und den armen Hund abholen…

    Denn die meistens hier reißen sich ein Bein für ihre Hunde aus und leben das aus tiefsten Herzen.

    Ja, das entspricht nicht dem Otto-Normal-Hundehalter dessen Hund so nebenbei mitläuft. aber so ist das eben in „Fach“-Foren. In einem Programierer-Forum schlägt auch jeder die Hände über dem Kopf zusammen, wenn jemand fragt ob man mit nem Aldi-Computer der nächste Bill Gates werden kann.


    Ja das Forum ist eine Bubble.

    Aber wer wirklich Hilfe sucht und offen für Rat und Kritik ist, dem wird hier geholfen! Ganz ganz sicher!

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