VDH und Co - Warum (nicht)?

  • Ich moechte von dir wissen, welche erheblichen Gesundheitsprobleme meine Rasse hat. Denn die hat sie laut dir ja.

    Jetzt mal unter der Annahme, dass die amerikanischen auf die deutschen Hunde übertragbar sind, dass also im VDH-Verein ein ähnlich hoher genetischer Inzuchtkoeffizient vorliegt.


    Der hohe Inzuchtkoeffizient ist das Gesundheitsproblem der Rasse, weil er ein valider Surrogat für viele Einschränkungen ist, die zusammen zu der geringeren Lebenserwartung führen.

    Das ist so ähnlich wie Bluthochdruck und Herzinfarkt: den Bluthochdruck selber spürt man in der Regel nicht. Er ist aber ein Gesundheitsproblem (der Bevölkerung), weil er das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.


    Die Folgen der hohen Inzuchtrate kann man für die Rasse nur nachweisen, wenn man sie mit einer Gruppe gleichgroßer und körperlich ähnlicher Mischlingshunde vergleicht. Oder man vergleicht innerhalb der Rasse zwei Gruppen mit deutlich unterschiedlicher genetischer Heterogenität, falls es die noch gibt. Ohne Kontrollgruppe kann man den Effekt auf die "spürbare" Gesundheit der Hunde nicht sichtbar machen.


    Ob dein Verein bereits solche Vergleiche durchgeführt hat, weißt Du vermutlich.

  • so und hättest du nicht nur gelesen sondern auch verstanden und drüber nachgedacht wäre dir aufgefallen dass der AKC lediglich eine Registrierungsstelle ist und kein Zuchtverband wie der VDH. Dann wäre dir aufgefallen dass lediglich 800 Hunde untersucht wurden sind- bei 80 Rassen also im Schnitt 10 Hunde und von denen schließen die dann auf die gesamte Population der USA und du schließt daraus dass es in Deutschland ebenso ist. Sehr sehr glaubwürdig. Für mich leider keine Diskussionsbasis

  • Sind solche Tests inzwischen nicht schon verfügbar?

    Ich meine mich zu erinnern, dass darüber hier im Forum schon diskutiert wurde mit Ergebnissen für den eigenen Hund. Ich weiß aber nicht mehr, wo.

    Solche Test würden ja schon eine gewisse Chance für die Zucht bieten, auch wenn die Rase schon viel Heterogenität verloren hat. Wenn man gezielt die heterogenen Hunde in die Zucht nimmt, vielleicht noch aus verschiedenen Linien, könnte man zumindest die vorhandene Heterogenität erhalten. Man müsste allerdings auf Selektion eine zeitlang verzichten. So wird es ja in den Erhaltungszuchtprogrammen für Wildtiere gemacht.

  • Den Inzuchtkoeffizenten findest Du auf jeder Ahnentafel.

    sie meint Diversitättests die eben auch den eigentlichen Inzuchtkoeffizienten mit herausgeben.

  • Ja, es gibt Labore, die das anbieten und meines Wissens nach, wurde auch beim KHC hier in Deutschland für die Rasse mal so ein Profil angelegt (mit ziemlich ernüchternden Ergebnissen, sofern ich richtig informiert bin).


    Den Inzuchtkoeffizenten findest Du auf jeder Ahnentafel.

    Das ist aber nicht der gleiche, wie der einer richtigen genomischen Sequenzanalyse.

    Der klassische "IK" ist nur ein errechneter Wert und eigentlich ziemlich wertlos.

  • Danke, ich hab inzwischen auch solche Test gefunden.

    Vielleicht mache ich sogar mal einen bei meinem Hund. Jetzt bin ich neugierig geworden. Allerdings, ist es 100 und mehr € wert?

    Wird das denn bei einigen Rassen schon regelmäßig gemacht? Mich würde auch interessieren, wie weit die Ergebnisse innerhalb der Rasse schwanken?

  • Dan verlege ich auch mal meine Antworten hierher.

    Cindychill Ich gebe dir beim Thema Showzucht, zumindest inhaltlich, vollkommen Recht. Braucht niemand und würden diese Wettbewerbe abgeschafft würde mMn nur gewonnen und nichts verloren.

    Dass die Farbe eines guten Hundes früher aber egal war, stimmt so nicht ganz. Zum einen gab es immer schon Liebhaber gewisser Farben (Weimaraner) und zum anderen ist beim Thema Jagd zB die Farbe (angeblich) nicht ganz irrelevant. Meist möchte man deswegen gedeckte Brauntöne in verschiedenen Varianten, je nach Einsatzgebiet. Ich werde zB genau deswegen weiterhin Hunde mit einem hohen Weißanteil bevorzugen, bessere Sichtbarkeit. Und dann war da noch das Thema Aberglaube. Warum gibts beim Harzer Fuchs nur Füchse? Weil die Kühe dort in der Region braun waren und wenn da ein andersfarbiger Hund rumlief, lief man gefahr, dass die Mutterkuh andersfarbige Kälber zur Welt bringt (so oder so ähnlich ging der Aberglaube).

    Was ich sagen wollte damit, daß künstlich die Zahl der als zur Zucht geeigneten Hunde noch weiter reduziert wird, wenn man zusätzlich zu einem Körperstandard auch noch Farben nimmt.

    Alaskan Huskys früher (vor ca 30 Jahren, über heute bin ich nicht mehr informiert) waren eigentlich einfach Hunde, die mit dem "desire to go" in der Lage waren, über lange Distanzen in hoher Geschwindigkeit zu laufen. Die Optik war dabei komplett egal. Bei dem Musher, bei dem ich arbeitete gab es kleine Raketen, die waren grad mal so 50 cm Schulterhöhe, wenn überhaupt, der Vater meines AHs war fast 70 cm. Aussehen, Schlappohren, Fellfarbe - alles egal, aber die Grundwerte mußten halt passen: Freundliche Hunde, die sich anfassen lassen und eben unermüdlich Laufen. Es gab da Hunde, die waren mit 12 Jahren noch in der Lage, Schlittenhunderennen im Siegerbereich mitzulaufen. Mein AH wurde über 15 Jahre alt.


    Es gibt ca 350 Rassen. Warum eigentlich? Warum muß es heute immer noch soviele Rassen mit so seltsamen Standards geben?


    Vermutlich der größte Bedarf heute an Hunden zumindest in den Industrieländern dürfte der Begleithund sein. Und ich gehe mal von mir selbst aus: Ich will keinen Spezialisten, den ich irgendwie speziell fördern müßte oder "managen" oder mich auf den Hundeplatz stelle. Für mich ist diese Zeit vorbei, das hab ich früher voller Elan gemacht aber heute möchte ich einfach "nur" einen Hund. Einen freundlichen Hund, der mit der heutigen Hundedichte eher kein Problem hat, der auch mit Nachbarn kein Problem hat und der auch nicht "hohl dreht", wenn man keinen Hundesport betreibt.


    Bei den klassischen Begleithunden finde ich traurigerweise nur mißgestaltete Hunde. Ich will keine Plüschbombe, keinen Zwerg, keine Glupschaugen, Eierköpfe oder sonst was. Ich will einen harmonisch gebauten Hund ohne körperliche oder psychischen Extreme. Solche Hunde habe ich bisher nur bei den Mischlingen gefunden, einfach nur Hunde.


    Und das haben zb für mich Labradoodles und so ein Mix wäre auch meine Wahl, wenn ich mir einen Welpen kaufen würde, weil ich persönlich Labradoodles genau als diese Begleithunde erlebt habe. Für alles zu haben und trotzdem "nur" Durchschnitt.

  • Naja was man bzgl der Standards halt auch bedenken sollte, ist dass die nicht immer eingehalten werden und teilweise Spielraum zur Auslegung haben.


    Es gibt bspw Rassen, da sind einige Vertreter mit dem Gewicht deutlich über Standard und es wird anscheinend einfach toleriert ( mir fällt da bspw der Cane Corso ein).

    Es gibt Rassen bei denen die Obergrenze fehlt ( Deutsche Doggen bspw)...

    Es gibt Punkte bei QZ Standards die nicht eingehalten werden ( beim Frenchie steht bspw dass sie gut geöffnete Nasenlöcher haben müssen)...


    Und bei den Ausstellungen läuft auch nicht immer alles regelkonform.

    Unsichere/Ängstliche/Aggressive Hunde sollten bspw eigentlich disqualifiziert werden. Das steht meines Wissens nach bei so ziemlich jeder Hunderasse.

    Und trotzdem sieht man teils super ängstliche/verunsicherte Hunde bis in den Ehrenring ( teilweise sogar mit guten Platzierungen).

    Es gibt Rassen, die werden Fett gefüttert um gute Platzierungen zu bekommen...

    Es gibt Rassen, die werden mit Farbkreide so doll eingepudert dass es beim anfassen staubt...

    Ohne dass es dafür Konsequenzen gibt.

    Und wie angesprochen - bei vielen, vielen Rassen muss einfach die Frisur stimmen, sonst kriegen die nie im Leben ne ZZL.


    Da zu sagen "es liegt halt an den Standards die der VDH vorgibt" ist mEn nur bedingt dran Schuld. Da gibt's so viel mehr...

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