"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Du wolltest einen umweltsicheren Hund, der dich mit den Öffis zu deinem Vollzeitjob begleitet und holst dir dann einen Hund aus dem Auslandstierschutz? Ernsthaft?

    Wie oft soll denn die TE noch schreiben, dass sie bereits eingesehen hat, dass sie einen Fehler gemacht hat? Hilft sowas jetzt irgendwem?


    Im Titel steht Welpenblues; beim Überfliegen meine ich aber gelesen zu haben, der Hund ist 2?

    Im Titel steht nicht Welpenblues, sondern "Welpenblues". Anführungszeichen bedeuten meistens, dass etwas nicht ganz wörtlich gemeint ist. So wie auch in diesem Fall.


    Manche Beiträge sind echt hilfreich wie ein Hammer zum Backen...

  • Ist es jetzt eigentlich ein Welpe oder ein erwachsener Hund? Im Titel steht Welpenblues; beim Überfliegen meine ich aber gelesen zu haben, der Hund ist 2?

    Es ist kein Welpe, er ist zwei. Ich habe nur in ähnlichen Forenbeiträgen den Begriff Welpenblues gefunden für diese Überforderung und alles-infragestellen.

  • Das bezog sich vermutlich nicht auf meine Reaktion, aber ich möchte trotzdem kurz schreiben, wie ich zu meiner Reaktion komme:


    Wenn ein Hundeanfänger seinen Hund beschreibt, kann man m. E. daraus nicht viel ableiten. Aber die Beschreibung der persönlichen Situation und der eigenen Gefühle sagt schon eine Menge. Die Beschreibungen hier...


    "...und trotzdem brauche ich dringend einen Rat, weil ich einfach nicht mehr kann."


    "Ich frage mich jeden Tag ernsthaft, ob ich dem Hund gerecht werden kann und wir überhaupt zusammenpassen. Und noch mehr, ob ich ÜBERHAUPT einen Hund möchte. Alles, was ich mir vorher so toll daran vorgestellt habe, scheint mir gerade nicht mehr wichtig zu sein gegenüber den ganzen Einbußen und Kompromissen, die ich gehen muss. Ich genieße die Stunden, in denen der Hund nicht mit mir im Zimmer ist, weil mein Freund mit ihm rausgeht, so sehr. Ich fiebere richtig dem nächsten Abend entgegen, den ich ohne den Hund verbringen kann. Denn gerade fühlt es sich an, als sei mein Leben vorbei und ich könnte alles, was ich gerne mache, nur noch ohne Hund genießen."


    ...klingen leider nicht nach einem kleinen Tief, das bald vorbei ist, falls sich erste kleine positive Entwicklungen abzeichnen, sondern nach einer extremen persönlichen Belastung. In so einer Situation finde ich es wichtig, zuerst auf den Menschen zu sehen und sich dann die Frage zu stellen, ob es für den Menschen eine Chance gibt, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Wenn das nach einer Woche nicht positiv beantwortet werden kann, sollte man sich die Frage stellen, ob man dem Tier zumuten will, sich an diesen neuen Ort zu gewöhnen, wenn wahrscheinlich bald danach der nächste Ort folgt.

  • luxlori wenn du Lust hast, kannst du das Verhalten auch mal Filmen (ohne die Menschen drauf, nur den Hund) wie zB vorhin beim Essen, oder wenn du Zähne putzt oder wenn ihr zu dritt draußen seid (einer nimmt den Hund an der Leine, der andere filmt) und hier reinstellen. Kann man zB auf YouTube hochladen und auf „nicht gelistet“ stellen, dann kann man es bei YT nicht finden aber hier mit dem Link anschauen.


    Dann kann man hier mal die Körpersprache vom Hund anschauen und vielleicht hat ja noch jemand eine Idee, was da los ist :)


    Nimmt er denn Leckerli, wenn er so gestresst ist? Also lässt er sich zB hinsetzen oder so?

    Unserer hat anfangs (und manchmal immer noch) sich sehr aufgeregt wenn er Hunde sieht, bellt und springt aus dem Stand 1,5m in die Luft.

    Er muss dann immer sitzen und solange er dabei ruhig bleibt, werden Kekse reingeschoben.

    Das „Arbeiten“ hilft ihm, nicht in diese Stressreaktion zu fallen. Also er weiß in der Situation nicht wohin mit sich und was er tun soll/kann, und wenn man es ihm vorgibt zB mit einem „Sitz“, hilft ihm das weil er es selbst nicht entscheiden muss indem Moment…

  • Ja, das stimmt ja auch. Ich fühle mich tatsächlich total belastet. Gerade habe ich einfach das Gefühl, ich habe mir einen nicht zu bewältigenden, riesigen Haufen Arbeit ins Leben geholt, und bin mir dabei nicht mal sicher, ob all die Mühe und Kosten (nicht nur finanziell, auch emotional) für den Hund am Ende wirklich besser sind, als in ein erfahreneres Zuhause umzuziehen, das vielleicht sofort mit ihm klarkäme und ihm die Sicherheit geben könnte, die er braucht.


    Die Gefühle von Überforderung, Kummer, Zeit ohne Verantwortung vermissen...kenne ich eben alle auch aus den Welpenblues Threads. Deshalb habe ich mir dabei nichts gedacht.


    Was mich aber wirklich viel härter getroffen hat als erwartet, ist, dass so gut wie nichts in meinem Leben noch so funktioniert wie vorher. Ich kann mich nur noch in einem Mini Radius um mein Haus bewegen (und da ist nichts), alles andere findet mein Hund gruselig. Ich kann nicht mal durchs Haus laufen, ohne meinen Hund massiv zu stressen und zu beunruhigen, bis er zittert und weint. Ich muss scheinbar nicht die nächsten Woche, sondern vielleicht Monate immer mit jemandem absprechen, wenn ich eine Stunde das Haus verlassen möchte (und dabei den Radius übertrete, in dem mein Hund sich wohlfühlt). Und das als allein lebende Person mit 40h Job. Nein, also darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Denn trotz Auslandsadoption gab es ja Vorgespräche, Vorkontrollen, eine Beschreibung des Charakters des Hundes, einen Abgleich mit meiner Lebenssituation.


    Ich kenne andere Menschen, die Pflegestellen sind. Die vermitteln die Hunde extrem ausgewählt an passende Interessent:innen, die sie vorab ausführlich über die Themen des Hundes informieren. Ich dachte, in meinem Fall wäre es auch so gewesen, denn wir haben uns wirklich lange ausgetauscht. Das war keine Hauruck Entscheidung, sondern intensiv geplant. Umso desillusionierter bin ich jetzt. Ja, meine Schuld. Und trotzdem ein extrem mieses und erschlagendes Gefühl von: Was habe ich nur gemacht?

  • 1. Ich habe super viel gefilmt, ja. Ich schaue mal ob ich es hochladen kann. Heute auf jeden Fall nicht mehr.


    2. Ja, also hier habe ich gute Neuigkeiten, wir haben schon gelernt, dass wenn er draußen irgendetwas gruselig findet (und sei es ein Ast), er sich hinter mich setzt. Ich stelle mich dann zwischen ihn und die "Gefahr". Wir warten geduldig, bis die "Gefahr" vorbei ist, und laufen dann ruhig weiter. Er nimmt auch fast immer Leckerlis an. Er orientiert sich draußen ganz toll an mir. Das sind jetzt aber nur die "oh wie gruselig" Momente, es gibt ja auch die Panik-Momente, er zieht und rennt in alle Richtungen und ist nicht mehr ansprechbar. Die gibt es auch. Da hilft nur, ganz eng an mich nehmen und so ruhig es geht zusammen weggehen und danach loben, dass wir es "geschafft" haben.

  • Ich muss scheinbar nicht die nächsten Woche, sondern vielleicht Monate immer mit jemandem absprechen, wenn ich eine Stunde das Haus verlassen möchte (und dabei den Radius übertrete, in dem mein Hund sich wohlfühlt).

    Ich weiß, ich wiederhole mich, aber einmal sage ich es noch: das ist ein worst case scenario! Das erzählen Dir hier Leute, um Dich vorzuwarnen, was auf Dich zukommen könnte.


    Andere Szenarios sind: mit fachkundiger Trainingsbegleitung lernt Dein Hund innerhalb von zwei Wochen, eine Tragetasche als safe space zu akzeptieren und Du kannst ihn unkompliziert mitnehmen. Oder: in einem Monat hat Dein Hund Vertrauen zu Dir gefasst und kann sich deswegen und wegen guten Trainings vermehrt entspannen und deutlich größere Runden mit Dir drehen. Oder: in zwei Monaten hat Dein Hund dank gut gemachtem Training Vertrauen zu Dir gefasst und muss Dich deswegen gar nicht mehr ständig kontrollieren, weil er drauf vertraut dass Du wiederkommst. Du kannst daher entspannt 3h ins Café und der Hund schläft entspannt zuhause.


    Da euch keine*r hier kennt und erlebt kann Dir niemand hier realistisch einschätzen, was davon (oder etwas ganz anderes) und wann passiert! Das kann nur eine geeignete Hundetrainerin, die euch vor Ort erlebt und kennenlernt. Und selbst die kann natürlich nicht wahrsagen.

  • Deine Verzweiflung, deine Gedankengänge und auch die Müdigkeit können hier sehr viele verstehen.

    Leider geht es bei vielen Orga`s nicht um die richtige Hund/Mensch Zusammenführung, sondern nur um das Vermitteln. Vom Geld möchte ich hier gar nicht sprechen.


    Schlaf dich jetzt erst einmal in der anderen Wohnung aus, setz dich dann mit deinem Freund zusammen, macht vielleicht auch eine Pro/Contra Liste und überleg dann noch einmal in Ruhe, wie das mit euch weiter gehen soll.


    Allerdings solltest du bedenken, dass in einer Woche noch kein geregeltes Zusammenleben funktionieren kann. Ich würde sogar fast sagen, bei so gut wie keinem Hund mit einem nicht so guten Vorleben.


    Solltest du dich entscheiden, den Hund abzugeben, dann aber bitte nicht an die Orga zurück. Dann wird er wieder nur irgendwo hingeschoben und du musst dir vielleicht noch Vorwürfe anhören.

    Wende dich dann ein ein Tierheim oder an Vereine, die Hunde in Not vermitteln.

  • Warum schimpfen? Jeder hat mal angefangen :-) Und jeder Hund ist anders, bei jedem sind die Voraussetzungen anders. Je besser die vom Hund zu Dir passen, desto schneller wird sich alles einspielen. Wenns net so toll paßt, kann man an sehr Vielem echt arbeiten. Wenn man die Chance dazu kriegt (arbeitgeberseitig und so, meine ich jetzt). Ist anstrengend, aber geht. Einen Schritt nach dem Andren machen. Nicht den Berg angucken, den man erklimmen muß - das entmutigt nur :-)

    Insgesamt klingt für mich das meiste, was Dich belastet (und was übrigens auch mich belasten würde) nicht nach "normalem Hundeverhalten" sondern nach einem massiv gestressten Hund.


    Wie arbeitet ihr denn an seinem Stresslevel? Klingt für mich danach, als würden sich viele eurer Probleme lösen, wenn ihr ihm ein bisschen Entspannung vermitteln könntet.

    Jo, da geh ich konform. Aber: woher kommt der Streß?? Der Halter selbst ist vollkommen unsicher und gestreßt, erwartet aber einen ruhigen Hund....... :person_shrugging: Das KANN nicht funktionieren.

    Wenn ich mit meinen Terriern so umgehen würden, die würden mir auch um die Ohren fliegen..... :-) Ich denke nicht, daß man da lange nach einer äußeren Ursache suchen muß, ich glaube, Ihr spult Euch gegenseitig bissel hoch, liebe TS... ;-)


    Mein erster Eindruck: erstmal selbst runterkommen. Zu viele Erwartungen. Mach Dir nen Tee. Tiiief ein- und ausatmen. Dann weiterlesen. Du kannst das.


    Ich frage mich: wenn der Hund aus dem Tierschutz kommt, war er vorher mit Sicherheit auch nicht 24/7 1:1 betreut. Der MUß alleinbleiben können. Aber: wenn derjenige, der mit ihm lebt, massiv gestreßt ist, weil unsicher (ist völlig normal am Anfang!), dann wird der Hund auch unsicher und hat damit Streß. Vielleicht fiddelt er dann rum, um den gestreßten Halter zu beschwichtigen, oder er sucht Halt, und daher den Kontakt und die Suche nach Körperkontakt. Schließlich hat sich das Umfeld mit Sicherheit radikal geändert - stell Dir vor, Du stehst voin jetzt auf gleich (irgendwer hat Dich ungebeten dort abgeladen) in Hongkong am Hauptbahnhof. Alles mit irgendwelchen Schriftzeichen beschriftet, keiner spricht auch nur englisch in der Nähe, geschweige denn deutsch, Du hast Hunger, aber nix zu Essen dabei, und an Geld nur Euronen, und davon net viele. 5 Koffer, aber nur zwei Arme und Hände. Ein Restaurant siehst Du aber nicht. Hotel? Fehlanzeige. So - und jetzt komm mal zurecht dort. Ungefähr so fühlt sich der Hund nach dieser kurzen Zeit. Logisch, oder? ;-) Gemäß dem Vergleich würdest Du auch am Bahnhof IRGENDWEM zu folgen versuchen, und versuchen, Dich verständlich zu machen, damit Du ein Bett und was zu Futtern kriegen könntest.


    Du schreibst davon, er muß sich Deinem Lebensrhythmus anpassen. Ja, dann ZEIG ihm den doch einfach. :-) Hey, der Hund ist EIN PAAR TAGE erst bei Dir! Der kann doch noch gar nicht kapiert haben, wie Dein Tagesrhythmus ist, sowas muß sich doch einspielen.... Stell Dir das vor wie mit nem neuen Partner. Man zieht zusammen. Der Eine schaut abends gern fern, der Andre liest, der Eine geht früh zu Bett, der Andre gern später. Meinst Du, sowas spielt sich innerhalb einer Woche ein? Der eine frühstückt Marmeladenbrot, der Andre bevorzugt Rührei mit Speck, davon wird Ersterem aber schlecht, wenn er´s nur riecht. Liest sich wie "Kleinigkeiten!". Muß man halt Kompromisse finden.

    Aber: der komplette Alltag besteht gerade für Euch aus solchen Kleinigkeiten. Vergiß nicht, auch der Hund bringt seine Erwartungen/Erfahrungen mit zu Euch. Deswegen nochmal: zeig ihm, wie das bei Euch läuft. Ein paar Wochen lang! Gib ihm Zeit! Zeig ihm Eure Regeln, zeig ihm, Du bist für ihn da, aber von....bis.... mußt Du arbeiten, und er hat zu schlafen (idealerweise frisch nachm Gassi und Fressen, wenn er müde ist). Notfalls, wenn Du am Schreibtisch sitzt, auf Deinen Füßen liegend, wenn er den Kontakt braucht - das Leben ist ein einziger Kompromiß, und wenn er das BRAUCHT: gib es ihm. Wenn er schon so nett ist, Dir das zu zeigen. Denn Hund holen heißt nicht nur: ICH zeig DEM HUND, wo´s langgeht. Das bedeutet auch: zuhören, erkennen, daß auch der Hund seine Bedürfnisse hat, die er manchmal deutlich zeigt (wie das Bedürfnis nach Kontakt), manchmal eher subtil (Hektik, Unruhe/Ruhelosigkeit, weil er´s halt net aufschreiben kann...). Und Kompromisse finden. Nimm seine Unruhe als Zeichen, daß er noch nicht angekommen ist (das kann Monate dauern, bis er komplett angekommen ist!). Zeig ihm Deine/Eure Welt, bringt viel Routine rein, weil er Hund dann weiß, was ihn wann und wo erwartet. Klare Regeln, nur wenige, aber die konsequent durchgesetzt. Das alles gibt Sicherheit Und wenn der Hund sich sicher fühlt, dann kann er auch entspannen, runterkommen, und mal allein im Eck rumfläzen, ohne Dich zu stalken.

  • sorry, paßte nimmer in den Beitrag....

    Viele Menschen gehen mit der Erwartung einher, was der Hund können muß innerhalb von xy Zeit. Jo. Aber Hund ist auch nur n Lebewesen, und je nach Vorerfahrung braucht halt der eine kürzer, der Andre länger, um sich einzugewöhnen. Der eine nen einfachen Hinweis, der Andre zwölffach immer wieder "Neiiiin, Du sollst jetzt NICHT aufs Sofa. Morgen auch nicht, wenn Otto da ist, nicht, wenn ich weg bin, gleich dreimal nicht, und auch nicht, wenn Du so lieb guckst.".



    Laßt Euch Zeit! Beide! Wenn Hund tatsächlich am Tag X ins Büro mit muß, dann solltest Du Dir überlegen, ob Du das von ihm verlangen kannst.

    Alternative: Weggeben, bedeutet zusätzlichen Streß, weil er dann woanders auch wieder von vorn anfängt. Verbessert kurzfristig nix für den Hund. Alternative: Sitter. Wieder Fremdperson, verbessert auch net viel für den Hund, außer er muß nicht ins Büro und nicht allein sein - aber dafür hat er dann ne weitere für ihn völlig fremde Person am Hacken. Oder Chef fragen, ob man für n paar Wochen nicht is Office muß, sondern komplett von daheim aus arbeitet, bis der Hund sich bissel in die Abläufe reingefunden hat.


    Die andre Seite: das mit dem Welpenblues. Da halt ich immer nix von. Es gibt keine "Krankheit" in dem Sinne, die Welpenblues genannt wird. Ich sehe das eher als eine vorübergehende Überforderung, resultierend aus Unsicherheit. Vielleicht, weil man Angst hat, nicht 100%ig zu sein (NIEMAND ist 100%ig!), dem Hund ungewollt zu schaden, was auch immer. Also quasi die zu hohe Anforderung an den eigenen Perfektionismus. Oder auch zu hohe Erwartungen, und wenn der Hund kommt, fällt man aus allen Wolken, weil man sich halt einfach ohne Hund überhaupt nicht vorstellen konnte, wie das mit Hund so ist, und deswegen notgedrungen falsche Vorstellungen hatte. Oft zeigt sich auch der Hund im Tierheim recht ruhig, und erst, wenn er sich sicher fühlt, dreht er auf - sprich, verhält sich anders als angekündigt. Kann keiner was für. Macht er ja net mit Absicht, und das Tierheim kann nur erzählen, was es selbst sehen konnte am Hund. Mit etwas Erfahrung, beim x-ten Hund, weiß man dann schonmal, daß der Hund sich daheim dann anders entwickeln kann, als das Tierheim es voraussehen konnte. Am Anfang, beim ersten Hund, schockt einen das dann erstmal. Verständlicherweise.... :-) Schließlich hat man xy gesucht, und genau das vom Tierheim in Aussicht gestellt bekommen (mit dem Satz im Kleingedruckten: "soweit wir ihn kennenlernen konnten" - den liest oder hört oder ahnt nur meist keiner....)


    Aber die andre Seite der "Welpenblues"-Sache: "ist ja ne Krankheit, kann ich nix für". Und wofür man nix kann, braucht man auch nix zu ändern, v.a. sich selbst nicht. Und DAS halte ich für ein großes Risiko, wenn man sich hinter Welpenblues als "Krankheit" verschanzt. Deswegen meine provokante Äußerung vorhin, es gebe keinen Welpenblues. Weil das stimmt ja sowas von überhaupt nicht man kann sooo viel machen... Ich schwöre: ich hab nie so viel über mich selbst gelernt, und gelernt, mich zu ändern, als seit dem Zeitpunkt, seit dem ich Hunde halte. Gerade mit den Terriern, die jede Aufregung, jedes Hochdrehen sofort gern übernehmen und dann auch hochdrehen und unterwegs dann auch noch ins Jagen umswitchen bei großer Aufregung. Umgekehrt auch: es ist unglaublich, wie sehr der Chaoshund, der irre durch die Bude rennt, plötzlich runterkommen kann, ruhig werden kann, wenn ich mich einfach nur hinstelle und ruhig werde. Tiiiief ausatme. Bewußt leiser rede. Mich entspannt und langsam bewege, statt hektisch von A nach B zu rennen, weil ich heut unbedingt noch x und y und z erledigen muß. Souverän sein, eine Lösung kennen, einfache, klare Anweisungen geben. Wenn ICH weiß, was ich vom Hund will, dann versteht er es auch. Weil ich es dann klarer kommuniziere, Körpersprache und Worte zusammenpassen mit meiner Stimmung - und das gibt für den Hund ein ganz eindeutiges, leicht zu verstehendes Bild.


    Wenn ich etwas vom Hund verlange, das ich selbst nicht zu leisten bereit/in der Lage bin: das kann nichts werden. Ich kann nicht, wenn ich total aufgedreht bin, vom Hund verlangen, zu entspannen. Genausowenig, wenn ich spielen und toben möchte, dabei aber teilnahmslos vor mich hinglotzend ne Spielauforderung von mir gebe. Kann Hund nicht verstehen, und wird dann (noch) unsicher(er). So viel zum Thema, an sich selbst arbeiten können. Und Du kannst das auch. Verabschiede Dich vom Welpenblues. Laß den Kerle ankommen. Alle kann, nix muß. Setz Dich mal hin, werde Dir selbst klar, was Du als Erstes brauchst mit dem Hund. Ruhe reinbringen? Auf einer Decke liegen? Leinenführigkeit? Verträglichkeit? Alles auf einmal kannst Du nicht verlangen, dazu ist der Hund im Streßzustand gar nicht in der Lage. Für mich wäre die Priorität: runterkommen. Ruhe vermitteln. 3 Dinge aufschreiben, die Du als Erstes umsetzen möchtest. Beispiele: von 9-11 Uhr ist Hundeschlafzeit. Futter gibts ab heute erst um 23 Uhr, weil er dann lange schläft morgends. Wenn wir aus dem Haus gehen, wird er hingesetzt, leine drangemacht, und dann gehen wir gesittet raus. Schlafen tust Du bitte grundsätzlich im Körbchen im Wohnzimmer - aber die ersten 2 Wochen lieg ich aufm Sofa daneben - PUNKT. Oder:


    Wir gehen erstmal 4 Wochen lang nur die Langeweile-Gassirunde um den Block morgens, mittags dann in den Park 30 Minuten, und abends im Garten kleine Rennrunde ohne Leine. Immer die vertrauten Zeiten und Orte, weil Routine Ruhe reinbringt. Spontanität kann man später immer noch. Wenn er den grundsätzlichen Tagesablauf kennt. Denn wie soll er den kennenlernen, wenn man schon mit den Ausnahmen anfängt? Mal lang schlafen, mal weniger lang, mal um 21 Uhr letzte Runde, mal um Mitternacht (nur als Beispiele). So würde man da nie Struktur in den Tag bringen, und amit kann der Hund net runterkommen.



    Es hört sich aufwendig an, so für die erste Zeit. Wird bestimmt net in 4 Wochen "gegessen" sein. Und ich bin ganz sicher, auch Du kannst das. ;-) Das ist nicht schwer. Du mußt nur mal loslassen, von der Panik. Der Hund stirbt net, wenn Du etwas machst, das vielleicht in dem Moment doof ist oder so. Du kannst nix Entscheidendes falsch machen.


    Wenn Du aber das Problem hast, daß Du echt jobmäßig kein Erbarmen kriegst und den Hund mitschleifen mußt - dann bin ich mir nicht sicher, ob er nicht woanders besser untergebracht wäre, wo jemand zeitlich die Möglichkeiten dazu hat, ihn erstmal ankommen zu lassen und daran zu arbeiten, daß er den Streß weg kriegt und damit überhaupt erstmal in eine Verfassung kommt, in der er aufnahmebereit ist, etwas wirklich zu lernen.


    Also ganz einfache Schritte.



    Du bist verunsichert, das verunsichert wiederum den Hund. Versuch, das mal von der beschriebenen Warte aus zu sehen, und ihm einfach zu erklären, wie Deine Welt läuft. Daß Du ihn beschützen wirst. Daß jetzt Zeit für Ruhe ist, und um xy Uhr Futter gibt. Klare Regeln helfen ungemein beim Ankommen, weil der Hund dann weiß, wann er womit rechnen kann. Anfangs vlt. sogar die immer gleiche kurze Gassirunde. Weil er hat sooo viel neu, da gibt eine vertraut werdende Runde auch wieder Sicherheit.


    So - was für ein Roman *ggg Aber vielleicht hilft Dir der ein oder andre Gedanke dabei, DEINE Gedanken bissel zu sortieren, und es etwas ruhiger angehen zu lassen. Dir darüber klar zu werden, was Du erwartest und möchtest. Das würde mich freuen.


    Werde auf jeden Fall weiter mitlesen, und wünsche Dir erstmal alles Gute.


    Wie hat meine Oma immer gesagt: kein Brei wird so heiß gegessen, wie er gekocht wird. :upside_down_face:


    Nachtrag zum Thema Routinen: regemäßige, anfangs eher häufigere Gassigänge zu festen Zeiten - bisher war er evtl gewohnt, zu können, sobald er mußt. in der Wohnung geht das nicht, also muß man ihm öfter die Chance bieten, mal einfach kurz vor die Tür zu gehen zum Pinkeln.

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