"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Die wenigstens haben ihr Kind unauffällig in der Babyklappe abgelegt und sind statt dessen kompetente, gute Eltern geworden. Will sagen: Eine Woche Stress und Selbstzweifel sagen noch nix über die Zukunft.


    Wobei man nicht weiß, inwiefern das dem sozialen Druck geschuldet ist. Kind abgeben wird nicht so leicht akzeptiert, glaube ich.

  • Generell hatten wir auch dank eurer Tipps einen sehr sehr guten Tag. Wir haben die Draußen-Zeiten tatsächlich drastisch reduziert. Ich dachte, er braucht mehrere Stunden Auslauf am Tag und hatte Angst, ihn zu langweilen. Heute waren wir aber bei jedem Spaziergang nur 15-30 Min draußen, nur rund ums Haus, und haben dazwischen NUR geschlafen (also er, ich habe gearbeitet). Ich glaub, er hat das erste Mal einen ganzen Tag verschlafen und es tat ihm soooo gut. Bei der Abendrunde ist er richtig aufgeblüht und hat das erste Mal Andeutungen von verspieltem Verhalten gezeigt. Das war wirklich herzerwärmend. Ich denke, er ist genauso müde und fertig wie wir.

    Na, deine letzten Beiträge klingen doch schon richtig gut! :bindafür: Er orientiert sich draußen an dir, wird mutiger, kommt drinnen besser zur Ruhe: Ganz ehrlich, ihr macht in so kurzer Zeit Fortschritte, von denen andere nach Monaten noch träumen. Nach nur einer Woche! Das ist mega!!


    Vielleicht täuscht der Eindruck, aber ich habe inzwischen das Gefühl, hier geht es weniger um das Thema "Hund aus dem Auslandstierschutz" als "Hund ist in neuer Umgebung überfordert und HH will zu schnell zu viel". Also eigentlich der Klassiker in den Welpenthreads, auch wenn es kein Welpe mehr ist.


    Wie geht es dir selbst denn mental mit diesen Fortschritten? Blickst du nun etwas hoffnungsvoller in die Zukunft oder hat sich an deiner grundlegenden Verzweiflung nichts geändert? Ich weiß, es ist seit deinem ersten Post noch nicht viel Zeit vergangen, aber manchmal können solche wichtigen Schritte in die richtige Richtung ja schon einiges an der Grundstimmung verbessern.

  • Aber das ändert nichts an meiner Gefühlslage. Ich bin wirklich verzweifelt, gestresst, habe Herzrasen, Schwindel, null Appetit, mir ist übel, ich schlafe 3-4 Stunden pro Nacht, ich arbeite nebenbei Vollzeit

    Wer zwingt dich denn diesen Hund zu halten? So sollte kein Mensch leben, gib ihn zurück, dann hast du dein Leben wieder und der Hund hat eine neue Chance auf ein neues Zuhause.

  • Die letzten Posts wundern mich jetzt etwas....


    Liebe TE, klingt doch super! Wenn der nach so kurzer Zeit schon anfängt, ruhiger zu werden, ist das doch hervorragend.

    Ganz ehrlich, ich glaube, du wärst mit jedem Hund anfangs überfordert gewesen, weil du völlig falsche Vorstellungen hattest. JEDER Hund muss sich erst mal eingewöhnen und ist anfangs durch den Wind.


    Bleib auf dem Weg, den ihr jetzt habt (15-30 Minuten Gassi scheint mir immer noch arg lang, mach das höchstens 1x am Tag) und geb euch Zeit.


    Das Gewöhnen an eine Tragetasche bzw eine Box fürs Büro als Rückzugsort unbedingt anfangen. Ich empfehle, ihm für die nächsten Wochen sein Futter dort zu geben. Ohne Kommandos, ohne Kommentar, einfach in der Tasche/Box Napf hinstellen.


    NIE drinnen einsperren! Später für kurze Phasen zur sicherung ist das OK, aber NICHT während der Gewöhungszeit.

  • warum schläfst du denn nicht einfach mal mit dem Hund auf dem sofa / boden (mit Matratze) damit er sicherheit bekommt und du deinen offenbar sehr wichtigen Schlaf ?.

    Das ganze dann mit Kleidung an (jogginghose / shirt und Hund halsband oder Geschirr) damit du direkt raus gehen kannst wenn er muss.

    du sagst doch der Hund ist entspannt und pennt, wenn man bei ihm ist / er kontakt hat. Warum also nicht einfach mal ein paar Nächste zu ihm legen und ihm das Bedrüfnis erfüllen?

  • Ein wertvoller Gedanke, zuerst mal an die eigenen Kapazitäten zu denken! Aber auch der Mensch hat es verdient, mehr als eine Woche Zeit zu haben, sowas auszutesten, sich dran zu gewöhnen und DANN zu entscheiden -meinst Du nicht? Zum Hund schreibt jeder "gib ihm Zeit", und der Mensch soll sowas innerhalb einer Woche entscheiden, nachdem grad das ganze Leben aufm Kopf steht..... Find ich bissel viel verlangt.

    Nein, finde ich nicht zuviel verlangt. Wenn nach einer Woche ein Stadium kompletter Verzweiflung erreicht ist, das Ganze nur deshalb halbwegs noch funktioniert, weil der Freund, der eigentlich nichts mit dem Hund zu tun haben wollte, alles übernimmt, die Freude am größten ist, wenn der Hund nicht da ist, dann sehe ich da nicht den Anfang von Gewöhnung, sondern eine völlige Fehleinschätzung vor der Anschaffung. In diesem Moment hilft es nichts, sich über Kleinigkeiten zu freuen, oder sich an jeden Strohhalm zu klammern, den die Erfolgsgeschichten anderer vielleicht darstellen. Nur die Reflexion der eigenen Kapazitäten, die Klärung der Frage, wie man mit dem worst case (es wird nicht besser) umgehen würde und das vollkommen offene, ehrliche Gespräch mit dem Freund helfen weiter.


    Ich habe in der kurzen Zeit, in der ich mich mit dem Thema "Tierschutzhund" beschäftige, schon deutlich zu viele gesehen, die den Hund zwar schon sehr frühzeitig als Belastung gesehen aber erst nach einiger Zeit weggegeben haben. Das finde ich den Tieren gegenüber nicht fair.



    Stellvertretend für die anderen Posts in die Richtung:

    Ich finde die Verzweiflung jetzt nicht so ungewöhnlich, ehrlich gesagt.


    Selbst ich, mit meinem wirklich tollen, größtenteils unkomplizierten und gut sozialisierten Hund vom Züchter, und nach 5 Jahren Gassi gehen auch mit etwas …spezielleren Hunden und streckenweise auch jeden Tag, war am Anfang immer mal wieder richtig müde, hab mich gefragt wie das so weitergeht oder was wir machen wenn XY nicht funktionieren wird (zB als 2 von unseren 3 Betreuungen abgesprungen sind).

    Und auch nach 3 Monaten gab es noch Momente, wo einfach alles mehr anstrengend als schön war. Aber es werden halt immer mehr schöne und weniger anstrengende Momente, und seit es emotional „klick“ gemacht hat vor 2 Wochen oder so, sind die anstrengenden Momente auch nicht mehr anstrengend (zB wenn er sich aufregt und rumbellt, oder aus Übersprung jemanden rammelt, oder oder). Aber das Emotionale braucht halt Zeit, klar manchmal hat man so „Liebe auf den ersten Blick“-Hunde, aber meistens brauchen beide Seiten Zeit sich kennenzulernen.


    Wie im kleinen Prinzen:


    Da erschien plötzlich der Fuchs.

    • »Guten Tag«, sagte der Fuchs.
    • »Guten Tag«, antwortete der kleine Prinz höflich, der sich umdrehte, aber nichts entdecken konnte.
    • »Ich bin hier«, sagte die Stimme unter einem Apfelbaum.
    • »Wer bist du?«, fragte der kleine Prinz. »Du bist sehr hübsch …«
    • »Ich bin ein Fuchs«, sagte der Fuchs.
    • »Komm und spiel mit mir«, schlug der kleine Prinz vor. »Ich bin so traurig …«
    • »Ich kann nicht mit dir spielen«, sagte der Fuchs. »Ich bin nicht gezähmt.«
    • »Ah! Verzeihung«, sagte der kleine Prinz.

    Nachdem er kurz überlegt hatte, fügte er hinzu:

    • »Was bedeutet ›zähmen‹?« {…}
    • »Das wird oft ganz vernachlässigt«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet ›sich vertraut miteinander machen‹.«
    • »Vertraut machen?«
    • »Natürlich«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich nur ein kleiner Junge, ein kleiner Junge wie hunderttausend andere auch. Ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich auch nicht. Ich bin für dich ein Fuchs unter Hundertausenden von Füchsen. Aber wenn du mich zähmst, dann werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzigartig sein. Und ich werde für dich einzigartig sein in der ganzen Welt …«


    Was mir geholfen hat, war eine Tabelle zu machen in der für viele Dinge drin steht wie das ganz am Anfang im Januar war, und wie es jetzt ist. Da geht der Fokus plötzlich von „oh Gott das klappt alles noch nicht“ auf „Wahnsinn was wir schon alles erreicht haben!“

    Das hier ist der Anfang, die geht noch ne Ecke weiter. Vielleicht hilft dir das ja auch?


  • Ich habe mir jetzt nicht jeden einzelnen Beitrag durchgelesen, aber es klingt doch so, dass ihr als Team erste kleine Fortschritte macht - das ist doch mega!


    Ich wollte dennoch meine Erfahrungen noch mit dir teilen, weil es mir ähnlich ging:


    Ich habe letztes Jahr im August einen Tierschutz-Hund (ca. 1 Jahr alt damals) direkt aus dem Ausland adoptiert. Ich war davor lange mit dem Vermittler in Kontakt (mit dem ich mittlerweile gut befreundet bin), der ihn von vor Ort schon kannte und wirklich eine gute Einschätzung abgegeben hat, was seinen grundsätzlichen Charakter betrifft (verschmust, neugierig, lernfähig, sehr quirlig, daher Ruhetraining erforderlich). Er wusste, dass ich Ersthundehalterin bin (wenn auch mit Sitting-Erfahrung), dass ich alleine bin und dass ich nicht die Kapazitäten habe, einen wirklich verhaltensauffälligen Hund zu mir zu nehmen. Ich arbeite allerdings zu 100% aus dem Homeoffice, das ist natürlich ein kleiner Vorteil.


    Timmy ist nun also seit knapp 9 Monaten bei mir und WIR (!) lernen immer noch. Er war von Anfang an stubenrein, sehr menschenbezogen und freundlich. So viel zum “Positiven”. Aber gerade ein Tierschutz-Hund mit unklarer Vorgeschichte ist wie eine Schachtel Pralinen. Er ist mir bestimmt die ersten 4 Wochen nur hinterher gelaufen. Aus dem Tiefschlaf raus, aus jeder Situation heraus. Ist also nie zur Ruhe gekommen. Nur, wenn ich auch ruhig in seiner Nähe geblieben bin. Das hat sich gelegt durch konsequentes Entspannungstraining. Ich bin zig Mal die selben Wege in der Wohnung gegangen, bis er langsam gemerkt hat, er verpasst nichts, wenn er auch mal liegen bleibt. Habe ihn immer wieder auf seine Decke geführt. Das habe ich ausgebaut und mittlerweile kann er auch mehrere Stunden alleine bleiben. Kongs etc. interessieren ihn nicht. Das war Arbeit, aber hat sich ausgezahlt.


    Jetzt zum schwierigeren Teil: Timmy ist eigentlich ein unfassbar sensibler und unsicherer Hund. Er ist futteraggressiv (habe ich herausgefunden, weil er mich gebissen hat, als ich ihm eine Bäckertüte weggenommen habe), er schnappt auch mal zu, wenn ihm was nicht passt, weil er nicht weiß, wie er es anders ausdrücken soll. Er flippt beim Tierarzt mittlerweile komplett aus, gerade wenn seine Ohren untersucht werden sollen. Passend dazu hat er die dritte Ohrenentzündung, seit er bei mir ist. Er duldet keine längeren Berührungen an seinen Pfoten und wehe, man will ihm ans Fell. Bürsten ja, eine Zecke entfernen oder mal eine Filzstelle mit der Schere: Nein. Er wirkt nach außen sehr souverän und jeder findet ihn süß und toll, aber das, was die Leute ein paar Minuten draußen sehen, spiegelt halt auch nicht den eigentlichen Hund wider.


    Ich verstehe ihn langsam immer besser und zwischen uns im Zusammenspiel klappt alles prima. Aber das war und ist ein nicht immer leichter Weg.


    Gamechanger war für mich der Besuch einer richtig guten Hundeschule. Das klingt so einfach, aber mit gut meine ich gut. Dort arbeitet ein Hundetrainer, der seit 30 Jahren nichts anderes macht. Es geht dort natürlich auch um Grundkommandos, aber nicht durch fast schon klassisches Leckerli-Vollstopfen, sondern weil dort an der grundlegenden Beziehung zwischen Hund und Halter gearbeitet wird. Timmy orientiert sich seitdem auf respektvolle Art und Weise deutlich mehr an mir. Er ist nochmal tausendmal entspannter geworden, weil ich gelernt habe, ihm in seiner Unsicherheit zu unterstützen und ihm so einigen Stress nehme. Ich entscheide draußen, wann ich ihn ins Fuß nehme, wenn uns z.B. eine Familie mit Kindern entgegenkommt. Die sind ihm einfach zu quirlig und er ist froh, wenn er an meiner Seite da einfach vorbei gehen kann. Nur mal als Beispiel. Das ist einer von vielen Schritten. Uns stehen noch Medical Trainings und viele weitere Hundeschulenbesuche bevor. Ich übe jeden Tag mit ihm.


    Es wird sich vieles noch bei euch legen, auch da bin ich mir sicher. Das kann ich auch mit Timmy bestätigen. Es ist auch okay, verzweifelt zu sein und die Entscheidung zu hinterfragen. Auch ich hatte diese Momente. Was ich mich aber wirklich fragen würde: Bist du bereit, Zeit, Nerven und auch Geld zu investieren, damit ihr eben ein eingespieltes Team werdet? Und hast du die Zeit? Ich würde meinen Timmy für nichts mehr in der Welt hergeben. Mir macht es aber auch wahnsinnig viel Spaß, seine Entwicklungen zu sehen und zu begleiten :-).

  • Vielleicht noch kurz dazu:

    Im Vertrag stand, dass der Verein den Hund nicht zurücknimmt, sollte sich aufzeigen, dass er Krankheiten hatte, und dass er vorher entwurmt worden sei. Abgesehen davon, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, ihn wegen des Wurmbefalls zurückzugeben.

    So ganz objektiv betrachtet kommen Würmer bei Hunden halt ab und zu mal vor. Das ist gar nicht das Problem. Aber: Würmer kann und sollte man behandeln, gerade wenn sie sogar von einem unerfahrenen Anfänger problemlos von Auge zu sehen sind. Würmer bringen allerlei Mühsal (evtl. Schmerzen beim Hund, dauerndes Waschen, sorgfältige Hygiene) und (finanziellen) Aufwand (Entwurmungstabletten, Tierarztbesuch(e)) für alle Beteiligten mit sich, der eigentlich verhinderbar wäre. Eine seriöse Organisation und Pflegestelle hätten sich der Sache angenommen und Dir den Hund erst übergeben, wenn er wurmfrei ist. Das ist das Problem.


    Wenn Du dann noch erzählst, es sei Dir von einem Tierarztbesuch abgeraten worden und der Hund würde bei Krankheit nicht zurückgenommen werden, stellen sich mir definitiv die Haare zu Berge. Was Du bräuchtest ist eine kompetente Beratung und Betreuung an Deiner Seite, die Deine Bedürfnisse und die des Hundes realistisch einschätzen kann. Das scheint nicht geschehen zu sein.


    Yorkies können in der Tat ab und zu mal zittern und es gibt (gerade) unter Klein- und Kleinsthunden tatsächlich welche, die nur sehr schwer oder auch gar nie stubenrein werden (wobei ich jetzt 7-8h über Nacht auch völlig im Rahmen finde). Diese Information wäre sicher wichtig für Euch gewesen. Dass ein Hund, der kastriert wurde, nach 2.5 Wochen noch an der Narbe empfindlich ist oder sich da lenkt, kann normal sein, muss es aber nicht... wie gesagt: um abzuklären, was da los ist, brauchst Du fachliche Unterstützung. Von einem Tierarzt. Vielleicht auch von einem Trainer. Das kostet Geld und Zeit. Willst und kannst Du das leisten?


    Ich zumindest wollte mein neues Leben mit Hund nicht so starten wollen und nicht gleich ein Arsenal an Fachkräften aufbieten müssen, aber das ist natürlich eine persönliche Meinung. Ich freue mich aber sehr für Euch beide, dass es aufwärts zu gehen scheint, Du Initative ergreifst und ihr langsam zur Ruhe kommt. Ich drücke Euch die Daumen, dass das so bleibt und wünsche Euch alles Gute!

  • Wie geht es dir selbst denn mental mit diesen Fortschritten? Blickst du nun etwas hoffnungsvoller in die Zukunft oder hat sich an deiner grundlegenden Verzweiflung nichts geändert? Ich weiß, es ist seit deinem ersten Post noch nicht viel Zeit vergangen, aber manchmal können solche wichtigen Schritte in die richtige Richtung ja schon einiges an der Grundstimmung verbessern.

    Guten Morgen,


    ich habe die Nacht ohne meinen Freund und den Hund verbracht und alleine in der Wohnung von meinem Freund geschlafen, um Abstand und einen klaren Kopf zu gewinnen. Und obwohl gestern ein guter Tag war und wir wirklich schnell viele Fortschritte machen: An der grundlegenden Verzweiflung hat sich leider nichts geändert.


    Ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass der Hund toll ist und eine andere Familie sicher gar kein Problem mit ihm hätte. Eine andere Halterin würde vielleicht sagen: Naja, er ist halt unsicher, ängstlich und nachts unruhig, aber mein Gott, nach ein paar Wochen hat sich das gelegt.


    So einfach ist es für mich nicht. Wenn er mich nicht ins Büro und durch die Großstadt begleiten kann, haben wir relativ schnell ein echtes Problem.


    Ich bin gerade einfach so entmutigt. Ich habe mir das alles so anders vorgestellt. Nicht wie so einen krassen Einschnitt in mein Leben, das ich radikal umstellen muss, damit der Hund hineinpasst. Ich lebe das klassische Leben einer vollberufstätigen Person in Berlin. Freunde, Job, sogar die meisten der Orte/Parks, die ich herausgesucht hatte, sind eben 30-60 Min Bahnfahrt entfernt. Und ich kann absolut nicht einschätzen, ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert, bis der Hund da mit kann.


    Überall habe ich im Vorfeld gelesen von: Wenn der Hund einzieht, leb einfach deinen Alltag weiter und nimm den Hund mit, zeig ihm deine Welt, erklär ihm eure Regeln, mach nicht zu viel Trara um den Hund, er muss nicht 24/7 bespaßt werden, stelle von Anfang an die Regeln auf, die auch später gelten sollen...


    Hier klingt es jetzt doch ganz anders: Doch, ich muss mich jetzt für unbestimmte Zeit KOMPLETT nach dem Hund richten, ihn zu jeder Sekunde an mir haben, ggf. monatelanges Verhaltenstraining aufnehmen (Hundeschule war natürlich geplant, sind auch schon angemeldet gewesen, aber eben keine Einzelstunden). Dazu die ganz grundlegende Frage, ob der Hund überhaupt nach Berlin passt, und ich lebe nun mal hier, mein Leben verläuft hier, und zwar nicht in einem kleinen Radius um meine Wohnung. Für ein paar Wochen kriege ich das mit Dogsittern vielleicht gelöst, aber ich kann nicht alles, was gerade meinen Alltag ausmacht, umschmeißen, damit es dem Hund gut geht. Gerade fühlt es sich so an, als müsste das aber passieren. Ich habe nie mit einem so ängstlichen Hund gerechnet. Ich kenne in meinem Umfeld einige Angsthunde und für die Besitzer ist es nie, nie, nie entspannt, mit dem Hund mal einfach einen Tag durch die Stadt zu gehen, und ich habe von Anfang an gesagt, das wäre so schlimm für mich, das meinem Hund antun zu müssen. Gerade, weil ich auch genauso viele Hunde kenne, die Berlin überhaupt nicht juckt und die hier entspannt herumtrotten und sich nicht kümmern.


    Dazu unsere komplett aneinander vorbeigehenden Lebensrhythmen. Ab 5/6 Uhr ist Action gesagt – für mich 4 Stunden vor Arbeitsbeginn. Es klingt vielleicht nach einem Luxusproblem, aber wenn ihr euch vorstellt, ich würde um 7:30 arbeiten und mein Hund ab 3:30 aktiv werden, wäre es vielleicht verständlicher, wieso ich so kaputt bin. An den Arbeitszeiten kann ich nichts ändern. Und ja, da habe ich einfach eine Riesen Angst, dass das eben sein Rhythmus ist, dass er halt dann wach ist und losziehen möchte. Und auch hier habe ich im Vorfeld überall gelesen, der Hund würde sich anpassen und man könnte ihm beibringen, zu ruhen, bis die Menschen aufstehen... das klingt hier jetzt anders.

    Ganz ehrlich, ich glaube, du wärst mit jedem Hund anfangs überfordert gewesen, weil du völlig falsche Vorstellungen hattest. JEDER Hund muss sich erst mal eingewöhnen und ist anfangs durch den Wind.

    Ja, das stimmt. Ich verstehe gar nicht, wie ich es mir rückblickend so einfach ausmalen konnte. Ich denke, ich wurde von den vielen positiven Berichten geblendet, die ich mir vorher durchgelesen habe, und habe die negativen Berichte irgendwie nicht registriert.

    du sagst doch der Hund ist entspannt und pennt, wenn man bei ihm ist / er kontakt hat. Warum also nicht einfach mal ein paar Nächste zu ihm legen und ihm das Bedrüfnis erfüllen?

    Ich werde es heute Nacht so machen. Auch mit Geschirr an etc. und dann einfach direkt raus und danach direkt wieder hinlegen.

    Das ist einer von vielen Schritten. Uns stehen noch Medical Trainings und viele weitere Hundeschulenbesuche bevor. Ich übe jeden Tag mit ihm.


    Es wird sich vieles noch bei euch legen, auch da bin ich mir sicher. Das kann ich auch mit Timmy bestätigen. Es ist auch okay, verzweifelt zu sein und die Entscheidung zu hinterfragen. Auch ich hatte diese Momente. Was ich mich aber wirklich fragen würde: Bist du bereit, Zeit, Nerven und auch Geld zu investieren, damit ihr eben ein eingespieltes Team werdet? Und hast du die Zeit? Ich würde meinen Timmy für nichts mehr in der Welt hergeben. Mir macht es aber auch wahnsinnig viel Spaß, seine Entwicklungen zu sehen und zu begleiten :-).

    Danke dir für deine lange Antwort!


    Ich weiß es nicht. Ich habe im Vorfeld bei der Orga angegeben, ich habe pro Tag im Schnitt 2-3h Zeit für den Hund, unter der Woche weniger, am Wochenende mehr. Damit komme ich aktuell natürlich nicht hin. Ich muss gerade ALLES auf Eis legen. Und wenn ich deinen Erfahrungsbericht lese, frage ich mich jetzt: Kann ich das alles überhaupt mit meinem Job verbinden? Es klingt wie eine Mammutaufgabe. Ich habe da einfach Angst vor.


    um abzuklären, was da los ist, brauchst Du fachliche Unterstützung. Von einem Tierarzt. Vielleicht auch von einem Trainer. Das kostet Geld und Zeit. Willst und kannst Du das leisten?


    Ich zumindest wollte mein neues Leben mit Hund nicht so starten wollen und nicht gleich ein Arsenal an Fachkräften aufbieten müssen, aber das ist natürlich eine persönliche Meinung. Ich freue mich aber sehr für Euch beide, dass es aufwärts zu gehen scheint, Du Initative ergreifst und ihr langsam zur Ruhe kommt. Ich drücke Euch die Daumen, dass das so bleibt und wünsche Euch alles Gute!

    Wir haben Freitag einen Tierarzttermin.


    In meinem Kopf ist die Verzweiflung jetzt noch dadurch gestiegen, dass ich den Hund wirklich lieb habe, mich so über Fortschritte freue, die Tage wirklich sehr schön sind, und ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, ihn abzugeben, einfach, weil es ja auch mein Traum war, einen Hund zu haben, so viel Mühe, Zeit, Kosten da rein geflossen sind, ich alles vorbereitet und geplant habe und er sich super toll entwickelt... ich aber jeden Morgen mit einem fetten Kloß im Hals aufwache und nicht weiter weiß, ob ich das alles packe.

  • Danke, du triffst es ziemlich gut finde ich, genau das ist gerade das Problem: Nicht der Hund, sondern was ich von ihm erwarte. Erwarten MUSS, damit mein Leben funktionieren kann. Denn meinen Job zurückzustellen/Stunden zu reduzieren etc. ist keine Option. Ich muss halt arbeiten. Und auch in diesem Büro. Auch wenn es weit weg ist...

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