"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Ich frage mich gerade:


    Bin ich so traurig, weil ich ganz rational bemerke, dass ein Hund entgegen meiner Einschätzung nicht in mein Leben passt, und weil ich super viel Mühe, Zeit, sehr viel Geld... investiert habe, um einen Hund zu bekommen, nur, um ihn dann wieder abzugeben und seine kleine Hundeseele zu brechen?


    Oder sehe ich gerade einfach schwarz und eigentlich ist alles gut und diese düstere Phase geht vorbei, sobald ich ausgeschlafen bin und sich alles eingependelt hat?

    Diese Fragen kann dir aber keiner hier beantworten, denn wir kennen dich nicht. :streichel:

    Vielleicht kann dir ein Trainer das beantworten, wenn er dich mit dem Hund zusammen sieht.


    Schau mal wie viel Positives dir dein Hund in dieser eine Woche schon geschenkt hat! : Du hast im NullkommaNix so viel Zuspruch und so viel nette Ratschläge von so vielen Menschen bekommen. Eine ganze neue Welt eröffnet sich dir!


    Vielleicht kannst du dich sogar mit dem ein oder anderen Forumler aus Berlin treffen? Hier sind viele dabei, die sich mittlerweile auch privat kennen und analog treffen.

  • Na ja - sagen wir mal so . . .


    Du bist mit super Elan durch deinen Wunschtraum von einem "eigenen Hund adoptieren" in ordentlich Fahrt der Vorfreude geraten - quasi auf der Überholspur auf der Autobahn.


    Zeit, Geld und Vorkehrungen/Vorbereitungen hast du getroffen, dich irre gefreut - und bist nun mit dem "Ergebnis" mehr oder minder in die Leitplanke gedonnert - "black out"!


    Deinem Hund (wie heißt er überhaupt) geht es so ziemlich genauso - nur das er "nicht wusste", was mit ihm passiert/gemacht wird - er mußte es halt so hinnehmen - dem armen Kerl geht es bestimmt noch viel schlimmer als dir.


    Das ist ganz bestimmt kein Vorwurf, denn es sind ja auch noch anderen an der ganzen Situation mit involviert bzw. haben ihren Teil dazu beigetragen - und nach Schuld wollen wir ja auch nicht suchen - sondern nach Lösungen *gell*!


    Aber an der Vergangenheit kann man nix mehr ändern - außer daraus lernen.


    Du bist imMo wie ein Vogel, der volles Rohr gegen eine Fensterscheibe gedonnert ist, und nun am Boden liegt und nach Luft ringt (bei dir halt Schlaf).


    Nur daß jetzt in deinem Kopf noch alle Gedanken Achterbahn fahren - davon solltest du versuchen, dich zu lösen.


    Weißt du, was das Verrückte daran ist - erst wenn man ganz am Boden liegt, kann es nur noch Berg auf gehen ;-)

  • Aber hast du nicht diese Nacht endlich mal durchgeschlafen? Und es geht immer noch nicht besser?


    Ja, du hast schon richtig gelesen oder gehört, Hunde sind unheimlich anpassungsfähig, aber... das große aber...

    man muss ihnen schon etwas Zeit geben, sich anzupassen. So ganz von heute auf morgen funktioniert das dann doch nicht. Sie wollen erstmal beobachten und sich alles in Ruhe ansehen. Und bei einem Hund punktet man einfach am besten mit Souveränität, Ruhe, Gelassenheit, Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit.


    Zum Thema Zeit. Passt jetzt nicht unbedingt eins zu eins auf euch, aber mal so als Beispiel.

    Ich habe grade einen 18 Wochen alten Welpen/Junghund hier. Und einer meiner anderen Hunde, Pumuckl, war anfangs gar nicht begeistert. Der hätte am liebsten sein Köfferchen gepackt und wäre abgereist. Dem habe ich auch paar Brücken bauen müssen, um ihm den Neuzugang akzeptabel zu machen, bzw. um ihn vor frechen Annäherungsversuchen zu schützen.

    Mit 9 Wochen hab ich den Zwerg abgeholt, jetzt ist sie also 9 Wochen da und seit gestern spielen die beiden miteinander, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

    Sprich, bei uns hat es 9 Wochen gedauert, bis ein Hund den anderen toll fand.

    Nur mal so als Anschauungsbeispiel, womit man vielleicht rechnen muss... Und ich kann dir nicht einmal sagen, woran es nun genau lag, dass er gerade gestern damit aufhörte, sie doof zu finden.


    Dein Hundchen liest sich meiner Meinung nach gar nicht sooo schlecht, es scheint doch irgendwie voran zu gehen. Ich drück euch die Daumen, dass ihr noch zueinander findet.

  • Also ich an deiner Stelle würde auch als erstes ihn an eine Tragetasche gewöhnen. Damit bist du gleich wieder viel mobiler. Wenn der Hund sich darin wohlfühlt, kannst du Bahn fahren und ihn mit ins Büro nehmen.


    Und nein, die erste Zeit mit neuem Hund (in unserem Fall 5 Monate alt aus dem Tierschutz) war auch sehr anstrengend und zermürbend.

    Inzwischen (7 Monate später) hat sich vieles eingespielt. Aber trotzdem haben wir auch noch unsere Probleme. Unsere Hündin kann nicht gut alleine bleiben. Das schrenkt enorm ein. Zum Glück kann sie sehr gut im Auto sein. Somit ist sie oft einfach dabei. Wir trainieren das alleine bleiben und es klappt auch sehr gut, aber nicht zuverlässig. Wenn der Sommer kommt, wird es halt schwierig mit "im Auto parken".

    Kürzlich mussten wir zum Zahnarzt und an dem Tag hat es gar nicht geklappt. Sie hat geheult wie ein Wolf (hab sie mit der Kamera beobachten können).

    Zum Glück konnte meine Mutter zu ihr und ging mit ihr spazieren.


    In der Stadt ist unsere Maus auch sehr aufgeregt, aber ist schon viel besser. Aber wir sind da auch max. Einmal pro Woche für ca 30 Minuten. Wenn man etwas täglich macht, gewöhnt sich der Hund schneller, sofern man ihn nicht überlastet und genug Zeit zur Regeneration bietet (ausruhen/Schlaf).


    Gassi gehen, nur ganz kurz. Am besten immer nur zur gleichen geeigneten Stelle und da bisschen auf und ab gehen. Irgendwann ist der Hund so entspannt, dass er da auch pinkeln kann.

    Die erste Zeit waren wir oft draußen, ohne dass sie pipi gemacht hat. Kaum drin, lief es, weil es da einfach entspannt war. Ganz normal.


    Also, da du so einen kleinen Hund hast, könnte ich mir dein leben mit ihm schon gut vorstellen. Mit einer Tragetasche als Rückzugsort immer dabei. Die muss seine Wohnung für unterwegs sein. An den Rest wird er sich mit der Zeit gewöhnen. Wenn du sagst, dass er den Fahrstuhl schon nicht mehr so gruselig findet, ist das doch ein super Zeichen, dass er schnell lernt. Irgendwann braucht ihr die Tasche vielleicht nicht mehr.


    Allein der Punkt, ganz alleine Zuhause bleiben könnte ein Problem werden, aber auch das weiß man nicht. Dann bräuchtest du fürs Weggehen ohne Hund einen Sitter.


    Aber davon abgesehen. Wenn du sagst, nein das ist mir alles zu heftig diese Umstellung, dann besser den Hund abgeben. Das ist keine Schande.

  • Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet?

    Was heisst alles toll... Ich hab mich sehr dran gefreut und fand das halt nicht verwunderlich, dass der mir in die Wohnung kackt und meine Schuhe frisst.

    Ich lese oft "Problemthreads" und denke: ach so, DAS ist ein Problem?


    Ich muss aber auch sagen, bei deinen Voraussetzungen würde ich keinen Hund halten wollen. sowohl die Arbeitszeiten als auch die Wohnsituation, das wäre mir zu heftig. Da passt ein Hund halt wirklich nicht gut rein, was bedeutet, du musst viel mehr verändern, als jemand, in dessen Leben zeitlich und räumlich Platz für einen Hund ist. Wenn du das nicht möchtest, ist es halt blöd.


    Heisst nicht, dass man VZ und Großstadt keine Hunde halten kann, aber das ist schon eine besondere Anforderung an mensch und Hund. Anfänger und Ausland-TS Hund und dann diese Bedingungen, das ist suboptimal, sag ich mal.

    nur, um ihn dann wieder abzugeben und seine kleine Hundeseele zu brechen?

    Naja, du brichst seine Hundeseele nicht. du bist für ihn doch noch keine wichtige Bezugsperson. Daher haben hier ja schon einige geschrieben: Wenn du ihn nicht behalten willst, dann gib ihn JETZT zurück. Oder entscheide dich für den Hund und dann zieh es durch.

  • Falls meine Frage falsch rüberkommt bezüglich "Warum wolltest du einen Hund / wie hast du dir das vorgestellt / Was hast du erwartet?" ich meine das nicht als Kritik.


    Aber wenn du fragst: "Passt ein Hund bei mir überhaupt?" dann ist deine Antwort auf diese Fragen entscheidend.


    Weil man dann von dir informiert sagen kann: Ja, nein, vielleicht, nee, das funktioniert so nicht, aber mit der und der Einschränkung, gibt es die und die Möglichkeit.


    Selbst, wenn es jetzt mit diesem Hund nicht klappen sollte, wärst du dann besser informiert und vorbereitet und kannst dir die Frage selbst offen und ehrlich beantworten.


    Ich bin selbst Pflegestelle und wärst du bei mir gelandet zum Gespräch mit deiner Lebenssituation und deinen Vorstellungen, Wünschen und Ansprüchen, hätte ich dir viele Fragen gestellt.


    Zum Beispiel: Der Hund soll Bürohund werden.

    Okay, und was ist, wenn das nicht klappt? Welchen Ersatzplan hast du? Was, wenn der Hund krank ist, im Büro Terror macht oder der Chef sich morgen überlegt, dass er keine Hunde mehr dort will?

    Welche Lösung hast du dafür? (Sitter? Familie? Freunde? Temporär komplettes Umlegen auf HO möglich?)


    Oder: Hund soll problemlos alleinbleiben.

    Auch da wieder, legitime Anforderung. Supermarkt, Arzt, Restaurant - man kann sie nicht überall mit hinnehmen und in der Zeit sollten sie möglichst nicht die Nachbarschaft zusammenkläffen.

    Was wäre also dein Plan B, wenn das mit dem Alleinbleiben nicht ad hoc klappt?



    Auch diese Fragen stelle ich nicht, um zu ärgern. Sondern, damit Leute sich erstmal bewusst werden, was sein kann und dann eben ihren Plan B bis G haben. Denn dann ist es eben keine Katastrophe, wenn nicht alles direkt funktioniert wie gewünscht - man hat dafür die Ersatzpläne und ist als Mensch entspannter. Zugleich können die Menschen auch nochmal überlegen, ob sie das wirklich wollen und leisten können.

  • Auslandshunde kennen deine Welt nicht, kennen Wohnung und Stadt nicht. Sie kennen es nicht, mit einem Menschen ohne Hundefreunde eingesperrt zu leben. Viele sind damit einige Wochen sehr überfordert und dadurch dann rastlos. Du kannst dir nicht vorstellen, wie überfordernd es sein kann, auf einmal eng mit einem Menschen zusammenzuleben. Er weiß nicht so recht, was er jetzt mit sich anstellen soll.


    Natürlich klebt dir der Bub nun am Rockzipfel, du bist neben deinem Freund der einzige Sozialpartner, den er um sich hat. Alles andere ist für ihn fremd und unheimlich.

    Das muss man auch ein Stück weit ertragen können zu Anfang, bis er sicherer wird und richtig angekommen ist.


    Mein Auslandshund (den ich nie wollte, ich wollte ja eigentlich was, was nicht aus dem Ausland kommt) war die erste Zeit auch komplett angespannt. Nach einer Woche ging zumindest pinkeln draußen, er hat nur wenige male drinnen gemacht, aber auch zunächst beides. Er kam von einer Pflegestelle mit Rudel, sprich, er hatte drei weitere Hunde und zwei Katzen, an denen er sich die ersten Wochen orientieren konnte. Und doch wollte er die ersten Wochen nur auf der einen eingezäunten Hundewiese (wo die Pflegestelle zweimal täglich hingefahren ist) pinkeln und Kot absetzen. Woanders hat er sich einfach nicht gelöst. Und ich wußte ja, dass ich nicht dauerhaft zweimal am Tag dort hinfahren kann, wenn ich dann wieder arbeite (hatte die ersten Wochen für den Junghund Urlaub genommen).


    Das zweite - der Hund sollte nicht auf alle Sofas. Ein Sofa bei uns ist seit Jahren schon "Hundesofa", da durfte der vorige Hund tatsächlich auch drauf, und das das geliebt. Und dann? Kam mein neuer Hund, und war anfangs ja auch mit eingeklemmter Rute unterwegs, verunsichert, zwischen nun wieder fremden Menschen (meinem Partner, meiner Mutter, mir...) - das allererste mal, dass er richtig zu Ruhe kam, und sogar kurz geschlafen hat - war mit Körperkontakt AUF dem Sofa, auf das er nie sollte.... nun ist die Regel halt aufgehoben. Selbst bei meiner Mutter darf der kleine Charmeur mittlerweile aufs Sofa, und findet das großartig. Aber gerade weil ich DEN Moment, als er endlich ruhig wurde, und neben mir eindöste, auch für den Hund so wertvoll fand, hätte ich ihn da auch einfach nicht vom Sofa "werfen" können.


    Wir haben allerdings tatsächlich die ersten Wochen noch täglich (!) sein altes Rudel getroffen. Die ersten Tage, an denen ich wieder arbeiten mußte (ich hatte ja keine Monate Urlaub, nur zweieinhalb Wochen) blieb er noch mal dort, damit er noch nicht direkt alleine sein / bleiben mußte, weil man das so schnell halt nicht erwarten kann. Ich glaube tatsächlich, dass auch der weitere Kontakt zu "seinem" Rudel ihm geholfen hat, sich in seinem neuen Leben bei uns nach und nach sicherer zu fühlen.



    Ach ja: Die Pflegestelle meinte sogar, ich solle mit dem Wurmbefall nicht zum Tierarzt, weil das ja Samstag so teuer sei. Ich solle einfach selbst irgendeine Tablette von Fressnapf holen... (War natürlich (ohne Hund) am Samstag beim Tierarzt und habe mir eine auf sein Gewicht angepasste Dosierung geben lassen)


    Zu der Pflegestelle möchte ich auch nichts sagen... bei "meiner Orga" hätte sie sicher keine Pflegestelle werden können, weil da schon deutlich genauer geguckt wird. Und wäre ich Pflegestelle, würde ich ja ggf. schon für den eigenen Hund nicht wollen, dass der Pflegehund verwurmt ist...


    Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet? Weil wenn ja, dann bin ich vielleicht echt kein Hundemensch. Ich finde z.B. Spaziergänge gerade nicht besonders schön. Sie sind anstrengend, weil ich auf tausend Sachen achte, die mir vorher nie aufgefallen sind, mein Kopf rattert, ich bin in vielen Situationen unsicher, was jetzt zu tun ist, und eigentlich dauernd unter Strom. Ich fühle mich richtig erschlagen von der ersten Woche, nicht erfüllt.


    Mein Freund ist übrigens gar nicht gestresst, er spricht mir gut zu, er sagt er liebt den Hund, ist mega optimistisch, zählt mir die Fortschritte auf. Deshalb zweifle ich auch gerade, ob einfach mit mir was falsch ist. Ich fühle mich total antriebslos und entscheidungsunfähig und jede Kleinigkeit bringt mich zum Heulen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass das auch daran liegt, dass Du eine sehr große Erwartungshaltung gehabt hast. Denn immerhin hast Du viel in die Vorbereitung gesteckt, und wirst jetzt von der Realität eingeholt, UND von der Orga im Grunde auch etwas im Stich gelassen, die ja scheinbar auch mehr den Hund unterbringen, aber nicht sinnvoll vermitteln wollten.


    Ich war anfangs davon, dass mein Hund sich beispielsweise nur auf einer Wiese lösen wollte / konnte, mega gestresst. Ich sah den kleinen Hund, der komplett verunsichert war (und ich hätte auch niemals einen Angsthund nehmen können, weil ich da einfach so empathisch bin, dass ich dann unter der Angst des Hundes massiv gelitten hätte, das wäre für mich nicht aushaltbar gewesen, befürchte ich -und auch so sah ich den kleinen Wutz, der durch mein Haus tappte, mit eingeklemmter Rute, scheinbar immer in Sorge, dass was passieren könnte, und hab immer wieder gedacht, ob DAS wohl gut geht? Ob DAS wohl passt? Mein Freund hat unserem alten Hund glaube ich noch mehr hinterher getrauert als ich - denn der neue Hund fand ihn anfangs sehr unheimlich, und hat sich maximal im Bett an ihn rangetraut. Ansonsten war er gruselig, und der Hund nahm reißaus. Mittlerweile kommen wir nach Hause (der Hund ist jetzt zwei Jahre bei uns), und ich sage als erstes "Wo ist Herrchen", und freue mich dann, wenn der Hund in einem Affenzahn die zwei Treppen nach oben hochrast, um SEIN Herrchen zu begrüßen. Aber das hat noch länger gedauert, als alles andere mit diesem Hund.


    Gassi gehen, nur ganz kurz. Am besten immer nur zur gleichen geeigneten Stelle und da bisschen auf und an gehen. Irgendwann ist der Hund so entspannt, dass er da auch pinkeln kann.

    Die erste Zeit waren wir oft draußen, ohne dass sie pipi gemacht hat. Kaum drin, lief es, weil es da einfach entspannt war. Ganz normal.


    Ich glaube tatsächlich auch, dass man den Stresslevel der Hund nicht unterschätzen sollte. Und wenn sie zu gestresst sind, dann kommen sie nicht so sehr zur Ruhe, dass sie pinkeln oder Kot absetzen. Ich hab schon mal mit einer Pflegestelle gesprochen, da hat der Hund eine Woche (!) weder Kot noch Urin abgesetzt. Die waren am Ende so verzweifelt, dass sie am Wochenende im Notdienst zum Tierarzt sind, und der Hund war dann dort so aufgeregt, dass er sowohl Kot als auch Urin in der TAP abgesetzt hat... war ein teurer Gassigang, aber immerhin war dann mal was rausgekommen *g*


    Aber auch das ist halt etwas, was echt Zeit braucht. Hätte ich vor zwei Jahren auch nicht gedacht, und war erstaunt, wie das gelaufen ist. Heute bin ich froh, dass ich es gemacht habe, und würde meinen Hund um keinen Preis der Welt wieder hergeben.


    Ich denke, dass viele hier total recht haben - Du mußt Dir klar werden, ob Du es schaffst, und es möchtest, dass Du das alles mitmachst, auch wenn Du noch nicht weißt, wie lange die stressige Phase noch dauern wird - oder halt nicht, und dann macht eine schnelle Abgabe sicherlich mehr Sinn, als dann noch lange zu warten.

  • Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet? Weil wenn ja, dann bin ich vielleicht echt kein Hundemensch. Ich finde z.B. Spaziergänge gerade nicht besonders schön. Sie sind anstrengend, weil ich auf tausend Sachen achte, die mir vorher nie aufgefallen sind, mein Kopf rattert, ich bin in vielen Situationen unsicher, was jetzt zu tun ist, und eigentlich dauernd unter Strom. Ich fühle mich richtig erschlagen von der ersten Woche, nicht erfüllt.


    Mein Freund ist übrigens gar nicht gestresst, er spricht mir gut zu, er sagt er liebt den Hund, ist mega optimistisch, zählt mir die Fortschritte auf. Deshalb zweifle ich auch gerade, ob einfach mit mir was falsch ist. Ich fühle mich total antriebslos und entscheidungsunfähig und jede Kleinigkeit bringt mich zum Heulen.


    Nö, das war die erste Zeit nicht so.

    Ich hab ungefähr drei Monate gebraucht, um eine emotionale Beziehung zum Hund aufzubauen.

    Vorher gab es immer wieder schöne Momente, oder mal einen Tag der besonders gut lief. Es gab aber auch viele anstrengende Spaziergänge, zB weil Herr Hund jedes Mal ausgerastet ist, wenn er einen Hund gesehen hat (er durfte vorher sehr viel frei laufen und einfach zu jedem Hund hin, das geht hier in der Stadt natürlich nicht und dann war er einfach jedes Mal frustriert, hat gebellt und ist mit ins Gesicht gesprungen wenn wir am Horizont einen Hund gesehen haben |)…nein, das waren keine erholsamen Spaziergänge :ugly:).


    Jetzt, 3 Monate später, kommen wir schon so ab ca. 50% der Hunde ohne Bellen vorbei. Und wenn er bellt und springt, ist es nicht so schlimm, denn ich weiß was ich tun muss, was ihm hilft und dass es kontinuierlich etwas besser wird (mit kleinen Rückschlägen, das ist auch völlig normal, und mit besseren und schlechteren Tagen).


    Auch mein Mann ist erst jetzt, nach 3 Monaten, so ganz gut angekommen mit dem Hund. Jetzt haben wir langsam eine emotionale Bindung. Das braucht Zeit. Nach einer Woche fand ich ihn zwar ganz süß, hätte ihn aber auch problemlos wieder abgeben können.

    Jetzt? Hmmmm, wäre schlimm ihn abzugeben, aber wäre vermutlich ganz gut zu verkraften.

    In nochmal drei Monaten, wird das schätzungsweise völlig undenkbar sein den wieder herzugeben :herzen1:


    Beziehung braucht halt Zeit.


    Und auch unser Pudel war anfangs nach 30 Minuten Spazieren gehen müde und nach 60 Minuten drüber weil es zu viel war, obwohl er vorher in seinem gewohnten Umfeld lustig 2h durch den Wald getobt ist und danach immer noch fit war. Aber er kannte sich hier halt nicht aus, kannte uns nicht, konnte uns nicht einschätzen, neue Geräusche, Gerüche, alles neu. Das ist anstrengend, für beide Seiten.

    Jetzt können wir 3h durch den Wald laufen, danach ist er müde und zufrieden aber nicht drüber. Kennt uns inzwischen, vertraut uns, aber das braucht Zeit. Und obwohl es erst 3 Monate waren, fühlt es sich an wie 12. nach einer Woche fühlte es sich an wie 2 Monate. Ist eine intensive Zeit, aber es lohnt sich.


    Ich finde, insgesamt klingt das passend mit euch. Er klingt auch nach einem eher mutigen Hund, finde ich: er hat zwar Angst, ist aber mindestens genauso neugierig. Geht jetzt schon in den Aufzug, sucht jetzt schon bei dir Schutz, orientiert sich an dir. Das klingt sehr vielversprechend! Ich würde wohl dranbleiben.

    Und schau, wie du die Zeit draußen entspannen kannst. Geht nur ein paar Meter zum nächsten grün, bleib da stehen, lass ihn die Stelle erkunden und alles genau abchecken, Autos angucken, jeden Grashalm abschnüffeln. Kekse reinschieben. Nach 10 Minuten wieder nach Hause, fertig. Auf die Art kannst auch du die Umgebung im Blick behalten, musst dich nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren.


    Hast du einen Führerschein? Falls ja: erinnerst du dich an die ersten Fahrstunden, und den enormen Stress dabei? Wo war noch mal die Bremse und wo das Gaspedal, in welchen der vielen Spiegel muss ich zuerst gucken, Abbiegen: wo ist der Blinker und muss ich den Schulterblick vorher oder nachher machen? All solchen Kram. Man muss 1000 Sachen entscheiden.

    Oder die ersten Wochen im Job, wo man noch nicht weiß wie der Kopierer funktioniert, wie irgendwer heißt, für was man welches Programm braucht und wann alle Kaffeepause machen, und worüber sich da unterhalten wird. Wer für was ein Ansprechpartner ist. Super anstrengend. Aber nach ein paar Wochen ist man drin, macht 80% der Sachen automatisch und wenn man einen Kaffee will, macht man sich einfach einen ohne vorher 5 Minuten nach neuen Kaffeefiltern suchen zu müssen.


    So ist das auch mit Hund. Ich würde den Ganzen etwas Zeit geben, ihr seid auf einem guten Weg, du, dein Freund und der Hund 👍

  • Um deine Frage kurz zu beantworten:


    Neeee. Ganz ehrlich nein - noch keiner meiner Hunde ist hier eingezogen und alles war auf einen Schlag "rosarot und himmelblau". Ganz im Gegenteil!


    Ich könnte ein Buch schreiben über all die Dinge, die so in den ersten Wochen oder Monaten bei allen meinen Hunden in die Binsen gegangen sind... :smile:


    Ben (mein 5ter Hund) ist jetzt 14 Monate bei uns und so ganz langsam wird ein brauchbarer Hund aus ihm.


    Ich hab bei allen geflucht, geschimpft, wollte sie aussetzen, ihnen das Fell abziehen und nackt auf der Südseite zum Fenster raushängen....aber: hab ich eben nie.


    Im Gegenteil: ich habe Spass dran, die Entwicklung zu begleiten, mir macht es unglaublich viel Freude, zu sehen, wies immer besser funktioniert und ich findes es spannend, zu erfahren, was dann im Endeffekt draus wird!


    Aber ich mach mir eben auch keinen Druck und lass mir auch keinen machen. Meine Hunde geben in allem das Tempo vor. Wenn er heute noch nicht stubenrein ist und reinpinkelt, ja mei, dann wird er es auch morgen noch nicht wie durch ein Wunder sein. Auch nächste Woche noch nicht. Aber eventuell nächsten Monat. Oder übernächsten....und irgendwann stellst du fest "Mensch, jetzt ist seit Tagen nix mehr in die Wohnung gegangen!" ....nur damit dann promt das nächste Lackerl auftaucht....so ist das Leben mit Hund.


    Wenn du den Kopf ein bisschen frei bekommen willst - dann lies hier mal im "Das hat er ja noch nie gemacht"-Thread mit....dann wirst du sehen, das es nix gibt, was es nicht gibt. Und dann wirst du vielleicht auch ein bisschen mit uns über uns lachen können. Und feststellen dass auch der erfahrendste Hundemensch ab und an noch ein bisschen fassungslos aus der Wäsche guckt, wenn "Das hat er ja noch nie gemacht!" eintritt....

  • Ich finde, das liest sich bei Dir schon alles sehr dramatisch - aber rein über die schriftliche Kommunikation lässt sich natürlich nicht feststellen, ob Du eben einen etwas "überschwenglichen Schreibstil" hast, oder ob das wirklich alles so schlimm und unzumutbar für Dich ist, wie es hier klingt.


    Hattest Du überhaupt schon mal eigene Tiere? Tierhaltung bedeutet nunmal (auch) Verzicht, Rücksichtnahme, Arbeit und das jeden einzelnen Tag, ein Tierleben lang. Wer schon als Kind damit aufgewachsen ist, dass es im eigenen Alltag eben Tiere gibt, die versorgt werden müssen, ganz egal was man sonst gerade vorgehabt hätte, hat wahrscheinlich weniger Probleme damit, einen Hund ins eigene Leben zu integrieren, als jemand, der das noch nie selbst erlebt hat, so angebunden und fremdbestimmt zu sein. Ich bin ehrlich gesagt schon in Deinem ersten Beitrag etwas über die Wortwahl gestolpert, dass Du einen Hund "adoptierst" (das Konzept finde ich immer etwas befremdlich - auch im Tierschutz kauft man schließlich einen Hund und ich finde, bei dem Ausdruck "Adoption" schwingen oft ziemlich überhöhte Erwartungen an das Tier mit), und dass Du immer wieder betonst, wie viel Zeit und Geld und Aufwand Du in die Suche investiert hast. (War das denn eine schlimme Pflicht und hat das denn gar keinen Spaß gemacht? Ich fand z.B. meine eigene, auch relativ aufwendige Hundesuche einfach nur spannend, über Monate hinweg habe ich lauter nette Besitzer und Züchter von total interessanten Hunden verschiedener Rassen kennengelernt, das war sozusagen Vorfreude pur. Klar, das hat einiges an Zeit und Sprit und Mitbring-Kuchen gekostet, aber das war es mir eindeutig wert.)


    Was mir bisher so ein bisschen fehlt: wo sind denn für Dich die Vorteile darin, einen Hund zu haben? Was wäre denn so Deine Wunschvorstellung vom Leben mit Hund? Der Hund soll Dich im Büro begleiten und öffentliche Verkehrsmittel fahren, aber das sind ja für den Hund und für Dich jetzt nicht gerade die Highlights des gemeinsamen Lebens. Du musst ja nicht hier antworten, aber nachdem Du jetzt vielleicht eine realistischere Idee davon hast, wie das Leben mit eigenem Hund so ist, kannst Du für Dich vielleicht etwas besser einschätzen, ob es Dir das "wert" ist, einen Hund im eigenen Leben zu haben, oder ob Du z.B. lieber ab und zu mal am Wochenende auf einen Hund von Bekannten aufpassen möchtest, und Dir im Alltag eben doch keinen Hund "ans Bein binden" willst?


    Und, der Vollständigkeit halber: auch bei mir lief nicht alles von Tag 1 an rosig mit meinem ersten Hund - auch wenn die Stubenreinheit an sich von Anfang an super klappte, hat Columbus uns an Heilig Abend z.B. alle 30 Minuten ins Wohnzimmer gepieselt vor Stress (obwohl gar keine Gäste da waren und wir nur innerhalb der Kernfamilie ein feierliches Essen hatten, aber das war für den 16 Wochen alten Hund eben schon "zu aufregend" - von Heilig Abend 2021 habe ich also nicht viel mitgekriegt, ich stand immer nur abwechselnd bei Mistwetter mit dem Welpen im Garten herum oder habe drinnen Pfützen aufgewischt). Die ersten Wochen habe ich mich zum Einschlafen jeden Abend und manchmal auch tagsüber mit ins Hundebett oder in den Welpenauslauf gelegt oder gesetzt, damit er zur Ruhe kommt, und abends ist er bis heute manchmal etwas rast- und ruhelos und will raus, will rein, will Action, will einfach nur rumkläffen, ... Ich habe das Leben mit Hund von Anfang an trotzdem als sehr toll und bereichernd empfunden, weil ich es durch meine sonstigen Tiere (und eigene Kinder :ugly: ) auch einfach gewohnt bin, dass man halt mal weniger Schlaf kriegt oder seine Pläne spontan umschmeißen muss, wenn irgendein Kind oder Tier gerade dringend irgendwas braucht.

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