"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?
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Beziehung braucht halt Zeit.
Hast du einen Führerschein? Falls ja: erinnerst du dich an die ersten Fahrstunden, und den enormen Stress dabei? Wo war noch mal die Bremse und wo das Gaspedal, in welchen der vielen Spiegel muss ich zuerst gucken, Abbiegen: wo ist der Blinker und muss ich den Schulterblick vorher oder nachher machen? All solchen Kram. Man muss 1000 Sachen entscheiden.
Oder die ersten Wochen im Job, wo man noch nicht weiß wie der Kopierer funktioniert, wie irgendwer heißt, für was man welches Programm braucht und wann alle Kaffeepause machen, und worüber sich da unterhalten wird. Wer für was ein Ansprechpartner ist. Super anstrengend. Aber nach ein paar Wochen ist man drin, macht 80% der Sachen automatisch und wenn man einen Kaffee will, macht man sich einfach einen ohne vorher 5 Minuten nach neuen Kaffeefiltern suchen zu müssen.
So ist das auch mit Hund. Ich würde den Ganzen etwas Zeit geben, ihr seid auf einem guten Weg, du, dein Freund und der Hund 👍
Danke - ich finde, das hast du toll geschrieben
Ich sitze hier schon eine ganze Weile vom meinem PC und versuche, meine Gedanken so in Worte zu fassen
Es gibt so einen Sinnspruch (den ICH natürlich wieder mal nicht zusammen bekomme), aber es geht darum:
Du kannst eine Zeit lang Dinge bewältigen/machen?, vor denen du Angst hättest, sie ein Leben lang machen zu müssen (oder so ähnlich)
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Hi
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Ich hab mich mächtig auf meinen aktuellen Welpen gefreut, und mich auch ganz doll gefreut als sie endlich da war, aber trotzdem war nicht alles wunderbar.
Ich war eigentlich ganz gut vorbereitet, sie ist ja nicht mein erster Hund, aber da nicht alle Hunde gleich sind, hat auch sie mich das eine oder andere Mal kalt erwischt und ich hab gestaunt, auf was für Ideen die so alles kommt. Das womit ich an Untaten gerechnet hatte, trat dagegen nicht ein, wobei ihre Ideen auch nicht von schlechten Eltern waren.
Auch ich musste nachts mit ihr raus und das war im Februar, richtig kalt grade. Erst anziehen oder so ist da nicht. Ich hatte halt im Wintergarten Jacke, Schal und Mütze deponiert, bin im Schlafanzug mit ihr runtergesaust, Tür auf, Hund raus, mich einigermaßen eingepackt, trotzdem geschlottert und zugesehen, wie das Hundchen alles machte, nur kein Geschäftchen, weil das wurde ja in der Zwischenzeit wieder total vergessen. Und dann trotzdem schlotternd den See vom Schlafzimmerteppich geputzt, Welpen halt.
Hab mich auch nochmal schön erkältet, klar, wenn man in Schlafanzughose bei Minusgraden im nassen Gras rumsteht.
Nee, alles rosig war da auch nicht. Aber es hat mich auch nicht wirklich runtergezogen, weil ich ja wusste, dass es so ähnlich auf mich zukommt. Ist halt ne Phase, die vorbeigeht - die trotz allem viel zu schnell vorbeigeht.
Und hinterher hat man lustige Geschichten, die man am Lagerfeuer erzählen kann. Und man dann kann auch irgendwann hoffentlich drüber lachen!
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Ja, ich war tatsächlich von Anfang an überglücklich mit dem Welpen, aber 1) hatte ich rundum ideale Bedingungen und kriegte einen idealen Welpen dazu, und 2.) war das lange nicht mein erster Hund.
Also ein Vergleich ,der dir jetzt überhaupt nichts nützt - es geht doch um deine spezielle Situation und deine Gefühle.
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Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet?
Oh Gott, nein - es war oft genug die Hölle!
Also naja, das ist vielleicht übertrieben, aber ich war genauso angespannt draußen, wie du es beschreibst. Der kleine Scheißer wollte alles fressen und ich war ständig in Sorge, dass er mir direkt unter den Händen wegstirbt, weil er was Giftiges aufnimmt oder so. Er war super aufgeregt bei anderen Menschen und wollte immer hin und ich wusste anfangs gar nicht, wie ich das handeln sollte. Vor Hunden hatte er mega Schiss und ich musste mir überlegen, wie ich das angehe usw. Insgesamt war jeder Gang vor die Haustür ein gefühlter Ritt auf der Rasierklinge und ich jedesmal durchgeschwitzt - fun fact: Das wurde in der Pubertät nicht unbedingt besser.
Drinnen haben wir einen kompletten Bereich welpensicher gemacht, um unser aller Nerven zu schonen, und ich habe ihm jederzeit den dringenden Körperkontakt ermöglicht. Sprich: Ich lebte quasi wochenlang mit ihm auf dem Boden, arbeitete mit Laptop auf dem Bauch (Hallo, Bandscheiben! ) und bin manchmal nur zum Pinkeln aufgestanden. Klingt jetzt krass, aber das war es halt, was er in dieser Zeit brauchte - ich hab da einfach meinem Bauchgefühl vertraut. Ja, die Zeit war krass anstrengend, aber andererseits auch mega schön, sich langsam kennenzulernen und gemeinsam langsam die Welt zu entdecken.
Man muss dazu sagen, wir hatten es nicht leicht, weil sich recht schnell gesundheitliche Probleme bemerkbar machten. Wir mussten viele, viele Wochen nachts mit ihm raus und haben uns natürlich ständig Sorgen gemacht, bittere Tränen geweint und endlose Stunden bei der Internetrecherche und beim Tierarzt verbracht.
ABER bei allem hatte ich einen entscheidenden Vorteil: Ich habe vom ersten Moment an irgendwie eine tiefe Liebe gespürt. Mir war sofort klar, dass ich von nun an für diesen kleinen Kerl verantwortlich bin und alles in meiner Macht stehende tun werde, um ihn zu beschützen und ein schönes Leben zu ermöglichen. Ich meine, der war so niedlich, da schoss einem einfach direkt die Muttermilch ein. Und ich musste sehr oft an diesen blöden Spruch denken, den man bei Kindern gern sagt: Wenn sie einen anlächeln, sind alle Sorgen vergessen. So ähnlich war es bei mir, aber vielleicht gilt das auch schon als hundegeschädigt.
Ich weiß aber, dass es nicht bei allen so ist, dass direkt eine emotionale Verbindung zum Hund da ist. Das kann auch mit der Zeit erst kommen. Ungeachtet dessen: Wichtig für mich wäre, dass ich den Hund nicht ausschließlich als Belastung empfinde. Dass ich mich an den positiven Erlebnissen und gemeinsamen Fortschritten erfreuen kann. Wenn da nur das Gefühl bleibt, einen schlimmen Fehler gemacht zu haben und dringend wieder zurück ins "alte Leben" zu wollen - dann würde ich die Reißleine lieber früher als später ziehen. Alles andere wäre für den Hund auch nicht fair.
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Ich hab bei allen geflucht, geschimpft, wollte sie aussetzen, ihnen das Fell abziehen und nackt auf der Südseite zum Fenster raushängen....aber: hab ich eben nie.
Nicht böse sein - aber ich musste eben so lachen - und kam mir in die letzten Wochen/Monate zurück versetzt vor
Aber es ist eben alles - wie immer - nur eine Frage der Zeit (und des "ich will")
Verdammt - mußten wir eben lachen - war öfter am überlegen, wie ich Bella in meinen kleinen Ofen auf Parzelle bekomme - meine Güte - Heute bringt sie mir die ollen, schwarzen Teile in ihrem Maul zu mir getragen
Wahrscheinlich: "Besser die, als ich"!
Nein - zu Anfang ist es selten lustig/schön/entspannend - aber wenn der Grundstein gelegt ist, bekommt man etwas im Leben, was einem fast sonst kein Lebewesen gibt . . . etwas, was mit immer wieder den Atem raubt
Absolutes Vertrauen, Treue bis zum Ende und Liebe ohne Grenzen
Ja - ich will
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Ich käme zB im Traum nicht drauf in einer Großstadt einen Hund zu halten
Naja, das finde ich doch ein bisschen arg pauschal. Es gibt doch genug Hunde, die in der Großstadt gut klarkommen. Wesenfeste, robuste Hunde.
Eine Sache noch kurz, die jetzt nichts mit meinen Problemen zu tun hat. Eben hat er gegen 12 in den Flur gemacht. Wir waren dann draußen. Und um 13:00 hat er wieder in den Flur gemacht, und zwar auch nicht wenig. Vielleicht hat er ja wirklich eine Blasenentzündung oder so und ist so gestresst, weil ihm etwas wehtut..ich bin gespannt auf das Ergebnis des Tierarztchecks.
Auf den Rest antworte ich später noch in Ruhe, danke euch allen erstmal sehr.
Ja, kann gut sein. Ich hab nicht alles gelesen, aber gut, dass du ihn jetzt hast durchchecken lassen! Mein Hund hat sich etwas ähnlich verhalten, wenn er Schmerzen hatte, also er konnte dann allein nicht abschalten und brauchte ganz engen Körperkontakt.
Zur Thematik: Mein erster und bisher einziger Hund Sancho war auch ein Direktimport.
Er hat sich aber nach seiner Ankunft nicht so verhalten. Eine kleine Dramaqueen war er schon. Er hat viel gefiept, war sehr unruhig und hatte ein schwaches Nervenkostüm. Recht schnell nach Ankuft hatte er auch eine Blasenentzündung, dann Mandelentzündung...Er ist auch viel gefolgt in der Wohnung, aber alles in abgemilderter Form zu dem, was du hier beschreibst. Allerdings ist das letzte was der Hund in so einer Situation braucht, eine instabile und genervte Bezugsperson. Ist wirklich nicht böse gemeint und mir ist auch klar, dass man das nicht abschalten kann, aber zeige es dem Hund nicht! Wenn das gar nicht besser wird, dann passt ihr wirklich nicht zusammen.
Wenn du deinen Freund hast, der dich unterstützt, kannst du dir ja erst mal bewusste Auszeiten nehmen.
Der Hund wird sich bestimmt noch eingewöhnen, ich möchte allerdings zu bedenken geben, dass viele Auslands-TS-Hunde PTBS haben und sie reagieren darauf nicht anders, als Menschen mit Traumata: Das Nervensystem funktoniert nicht wie bei Gesunden und das wird es wahrscheinlich zeitlebens nicht.
Mein Sancho war später ein recht unaufälliger Hund, aber auch mehr oder weniger weil ich
-stets drauf geachtet habe, dass er nicht überlastet wird
-sich nicht selbst überlastet
-erst aus dem damaligen Haus und schließlich ganz aus der Stadt weggezogen bin
Durch den Umzug aufs Land hat er sich sehr zum positiven verändert.
Für ein Leben in der Großstadt und dann noch Vollzeitbürohund war er einfach nicht gemacht. Er ist immer sensibel geblieben und neigte stets zur Reizüberflutung, war schnell gestresst und reagierte mit körperlichen Symptomen. Ansonsten war er ein toller Hund, aber er brauchte eben ein passendes Umfeld.
Achja, hast du Schilddrüsenwerte checken lassen? Dieses Verhalten kann auch durch eine Fehlfunktion bedingt sein.
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Danke für deinen Beitrag. Du hast ausgedrückt, was ich mich nicht so recht zu schreiben traute und wofür ich möglicherweise auch nicht die passenden Worte gefunden hätte.
Für mich liest sich dein Bericht auch ein wenig dramatisch. Nicht, dass ich das nicht irgendwo nachvollziehen könnte, denn natürlich hast du auch objektiv gesehen gerade wirklich Stress.
Gleichzeitig denke ich, dass es vielleicht helfen könnte, wenn du versuchen würdest, dich da nicht ganz so sehr reinzusteigern.
Klar ist (zu) wenig Schlaf belastend. Diesbezüglich sind meine Kinder sogar schlimmer als jeder Hund je sein könnte, denn auch nach 13 Jahren muss ich immer noch jeden Morgen um 5:45 Uhr raus aus dem Bett, um Brote zu schmieren. Als ausgewiesenene Nachteule ist das ein Horror für mich, aber es nützt ja nix. Für die Babyklappe sind sie zu groß.
Aktuell ist hier auch wieder ein Welpe eingezogen. Der hält sieben Stunden durch - mein Schlafpensum liegt also weiterhin bei guten sechs wie sonst auch. Ausgeschlafen bin ich nie, aber das bin ich ohnehin nur im Urlaub oder den Schulferien (s.o.).
Ich sehe vieles eher pragmatisch. Aktuell liegt - wie immer in der Welpenzeit - wieder ein Matratzenlager im Wohnzimmer und das wird sicher noch mindestens vier bis sechs Wochen so bleiben. Einige meiner beruflichen Telefonate führe ich ebenfalls hier auf dem Boden.
Einschränkungen sind immer vorhanden und je nach eigenem Individualbedürfnis fällt die Bewertung aus. Manchmal wäre ich auch ganz gerne mal für sechs Monate kinder- und hundelos, um zu sehen, wie es sich anfühlen würde. Aber dann sehe ich ja auch das Schöne an dem gemeinsamen Leben und freue mich über das, was wir haben.
Ein Leben mit Hund ist anders. Du trägst Verantwortung und verlierst Unabhängigkeit. Wenn dein Haustier am Tag der Hochzeit deiner besten Freundin Rattengift gefressen hat, dann wirst du zitternd in einer Tierklinik sitzen und nicht im Abendkleid Cocktails trinken. Und wenn er sich das Bein kurz vor eurem Urlaub bricht, wirst du vermutlich froh sein, eine Reisrücktrittskostenversicherung zu haben, die das abdeckt und gleichzeitig überlegen, wie du die Behandlung bezahlst und ob du unbezahlt Urlaub nehmen kannst.
Mit diesen Herausfoderungen lebt man auch und daran kann man - anders als an Schlaf, Stubenreinheit, Ruhe und Bahnfahren - leider auch nicht arbeiten. So etwas passiert und haut den Alltag manchmal mächtig durcheinander.
Ich finde es okay, wenn man sich dem nicht stellen will. So wie manche sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Entkommen kann man dieser Verantwortung aber nur selten endgültig, denn auch der Partner kann krank oder die Eltern können pflegebedürftig werden. Insofern haben Kinder und Hund mich da auch etwas abgehärtet und ich gehe inzwischen gelassener mit den kleinen und großen Katastrophen des Lebens um.
Man muss es natürlich nicht so betrachten, aber möglicherweise ist dein neuer Mitbewohner auch eine Aufgabe, an der du wachsen kannst.
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Ich käme zB im Traum nicht drauf in einer Großstadt einen Hund zu halten
Naja, das finde ich doch ein bisschen arg pauschal. Es gibt doch genug Hunde, die in der Großstadt gut klarkommen. Wesenfeste, robuste Hunde.
Ich habe nicht gesagt, dass ich das aus Rücksicht auf den potentiellen Hund nicht tun würde.
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Wäre vllt eine HuTa was für euch? Du sagst er war entspannter, als er andere Hunde um sich hatte. Möglicherweise hilft ihm das. Und dir wird der Stress genommen, dass er möglichst schnell als Bürohund funktionieren muss.
Der Hund ist seit einer Woche bei der TE, reagiert panisch und soll in eine Huta? Das ist, glaube ich, kein guter Rat. Meine Auslandshunde waren monatelang damit beschäftigt, sich in ihrem neuen Umfeld einzuleben und Sicherheit zu gewinnen. Hätte ich sie direkt in eine Huta gegeben, mit fremden Personen, auf unbekanntes Terrain, sie wären wahrscheinlich völlig neben der Spur gewesen.
Zeit, Ruhe, Sicherheit, einen strukturierten Tagesablauf, das ist es, was unsichere Hunde brauchen, um sich einzugewöhnen. Möglichst wenig Reize von außen, Menschen, die sich hineinfühlen können und gelassen reagieren.
Die Frage „ soll ich einfach keinen Hund halten“ würde ich in dieser Konstellation bejahen.
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Die Frage „ soll ich einfach keinen Hund halten“ würde ich in dieser Konstellation bejahen.
Warum?
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