"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Und das bedeutet jetzt genau was für die TE?


    Ihr Hund ist ja nicht entspannt, und die Pflegestelle hat ihn nicht vorbereitet.

    Ob sie die Zeit und Geduld hat, ihn an alles zu gewöhnen, ist die eine Frage (bei Vollzeitjob und der Hund muss mit ins Großraumbüro).

    Ob der Hund sich jemals dran gewöhnt, die andere.


    Dass es Hunde gibt, die in der Großstadt gehalten werden, steht außer Frage, darum geht es ja hier nicht.

  • luxlori : Gestern habe ich mir gesagt, ich schlafe noch eine Nacht, bevor ich auf deine Ausgangsfrage antworte.

    Bitte sei mir ob meiner Ehrlichkeit nicht böse.


    Ich glaube, der Hund ist in einer wirklich ruhigen Wohngegend bei Menschen, die nicht so "überspannt" sind (mir fällt kein anderes Wort dafür ein) besser aufgehoben.


    Du wirst mit ihm nicht glücklich werden, das zeichnet sich jetzt schon deutlich ab.

    Du bist jetzt schon aus deiner Sicht "am Ende" und dabei war das erst der Anfang.

    Du schreibst, daß du jetzt schon viel Geld investiert hast - ich sage dir, das ist gar nichts im Vergleich zu dem, was sich da so im Hundeleben aufsummiert bzw. auf einen Schlag fällig sein kann.


    Ein Angsthund gehört mMn nicht in die Großstadt und nicht zu Anfängern.

    Das hast nicht du verbockt, sondern die Orga.


    Ich glaube nicht, daß du es schaffen wirst, dich komplett auf die Bedürfnisse dieses Hundes einzustellen.


    Es gibt für die meisten Hunderassen eine "xyz Rasse in Not" Seite, wo diese Hunde in gute Hände vermittelt werden.

    Zu so einem Verein kannst du mal Kontakt aufnehmen. Die Orga wird dir vermutlich keine Hilfe sein.


    Ich wünsche euch alles Gute.

  • Finds immer wieder spannend, wie inflationär mit dem Begriff Angsthund um sich geworfen wird.

    Der Hund hat in so kurzer Zeit (einer Woche?) schon gelernt Aufzug zu fahren, nimmt draußen Hundekekse an, löst sich draußen, scheint Interesse an seiner Umwelt zu haben.

    Was lässt einen da auf Angsthund schließen?


    Weiß auch nicht obs förderlich der TS jetzt noch die Idee zu geben es handel sich um einen Angsthund.

  • Ich lese aus den ganzen Beiträgen auch keinen Angsthund raus und per se auch kein Problem mit der Großstadt.


    Ich sehe hier einen erstmal reizüberfluteten Hund, was ich als völlig normal erachte, der sich in seiner neuen Welt zurecht finden muss - und das ja auch schon nach und nach toll macht.


    Mein Hund meidet Aufzüge noch immer. Ja, er kommt mit rein, weil wenn ich rein gehe, scheint ja auch nichts zu passieren, aber freudig wird er das wohl nie machen. Nur so, um einen Punkt aufzugreifen. Er kommt auch mit ins Büro (wenn ich denn mal hin muss) und ist dort mittlerweile sehr wohlerzogen. Während ich am ersten Tag noch sämtliche Mülleimer nach oben stellen musste, damit er sie nicht ausräumt.


    Was ich rauslese, ist eine unfassbar angespannte Ersthundehalterin, die sich das Zusammenleben von Anfang an anders vorgestellt hat (das ist nicht als Vorwurf zu verstehen) und jetzt überfordert (auch kein Vorwurf) mit der Situation und einem aktuell noch überforderten Hund ist, der mehr Zeit braucht, als erhofft. Das ist ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. Der Hund schafft das aber nicht von sich aus, sondern braucht die Ruhe und Gelassenheit, aber auch Konsequenz, von seinen Besitzern dazu. Natürlich ggf. auch mit Hilfe eines Hundetrainers.


    Ich wäre daher komplett ehrlich zu mir und würde schauen, ob ich das auf lange Sicht leisten kann und will. Auch in finanzieller Hinsicht. Zumal es immer wieder Höhen und Tiefen geben wird. Nur, wenn ein klares Ja dabei rauskommt, spricht das dafür. Mit der jetzigen Ausgangslage und dem Gedankenkarussell würde ich den Hund kompromisslos abgeben - und zwar so schnell wie möglich, damit es für das Tier nicht noch schwieriger wird. Der Kleine gewöhnt sich jeden Tag mehr an euch und muss eh wieder von vorne starten, wenn er nicht bleiben darf.

  • Ich habe in meiner Bekanntschaft einen Fall der wirklich fast identisch ist!


    Eine Freundin von mir holte sich letztes Jahr einen dreijährigen Rüden aus dem Auslandstierschutz von einer, im Nachhinein betrachtet, äußerst fragwürdigen Orga. Der Hund, ein Mischling mit knapp über 20 kg, irgendwas mit Labrador mit drin, wurde direkt aus dem Shelter an sie vermittelt und sie hatte lediglich eine äußerst holprige Beschreibung zu dem Tier.

    Was bei ihr anders war als in diesem Fall war, dass sie selbständig als Masseurin mit eigener Kleinpraxis eher ländlich lebt und dementsprechend weniger Dringlichkeit in Punkto Eingewöhnung vorlag.


    Aber ansonsten war es echt so wie in diesem Fall, der Hund verfiel wirklich in dem Moment wo er nicht körperlich in irgend einer Form andocken konnte in permanentes Winseln bis lautes Jaulen, konnte absolut nicht zur Ruhe kommen geschweige denn auch nur eine Sekunde alleine in einem Raum bleiben.


    Beim Tierarztcheck wurde auch anhand der Kotproben eine massive Verwurmung festgestellt und behandelt. Ich denke sie war etwa zehn Tage oder zwei Wochen nachdem sie Frodo bekommen hat mit ihm beim TA.....


    Dieser TA hat ihr dann anhand ihrer Beschreibung zum Verhalten des Hundes zur Gabe von Zylkene geraten, das ist ein Nahrungsergänzungsmittel, kein richtiges Medikament denke ich, was für solche Angst- und Stresssituationen ganz gerne verwendet wird. Ich selber habe es einmal bei einer Katze verwendet, bei Hunden habe ich keinerlei Erfahrung.


    Vielleicht wäre es auch hier eine Option?


    Zum Thema Welpenblues....ich hatte ihn definitiv. Und das bei einem Welpen, der von Tag eins an durchschlief, beinahe von Einzug an sauber war und ansonsten auch absolut gechillt war.

    Bei mir war es die Angst dem Ganzen nicht gerecht zu werden oder etwas falsch zu machen....hat sich aber nach ein paar Wochen gelegt....


    Dein Freund ist übrigens Klasse meiner Meinung nach.....das wird schon!

  • Angsthund - gibt's eine genaue Definition?

    Ich könnte meine Kleine auch Angsthund nennen, eben weil sie vor sehr vielem Angst hat.

    Wenn Besuch kommt, würde der u.U. den Hund überhaupt nicht bemerken, weil sie in ihre Kiste abhaut.

    Komisches Knacksen im alten Haus, ein Räuspern etc. lässt sie zusammenzucken. Notfalls flüchtet sie in ihre Kiste.

    Sie kam 2021 mit 4,5 Monaten zu mir und hatte anfangs vor allem Angst, auch draußen. Im Haus war sie zwei Monate quasi ausschließlich in ihrer Kiste.

    Draußen: Autos, Mülltonnen, Menschen - alles ganz schreckliche Dinge.

    Ich hatte keinerlei Anforderungen an sie, bin anfangs nur an der Leine in den Garten mit ihr.

    Angsthund würde ich sie trotzdem nicht nennen. Sie war extrem unsicher, schreckhaft, teils panisch und kannte einfach nix.

    Jetzt, nach 20 Monaten hier bei mir, ist sie draußen in der Natur ein absoluter Top Hund. Sie läuft frei, bleibt auf den Wegen, schaut nach mir und kommt angerast, wenn ich sie rufe.

    Sauber ist sie zum Glück inzwischen auch, hat etwas länger gedauert bei ihr.

    Im Haus hat sie ihre Routinen und ist immer noch ein "Grottenolm" - ihre Kisten sind ihr eben absolut wichtig.

    Auf belebter Straße ist sie gestresst und ich könnte mit ihr keinesfalls über einen Markt o.Ä. gehen.

    Sie hat sich m.M.n super entwickelt, aber ein "cooler" Hund wird sie vermutlich nie.

    Ein Freundin bei der wir neulich mal wieder zu Besuch waren meinte: eine beruhigende Wirkung hat dieser Hund eher nicht. :rolling_on_the_floor_laughing:

    Hat sie allerdings doch, aber nur Zuhause, wenn sie mit mir alleine ist.

    Ich glaube, es ist gut, bei so einem Hund erstmal keinerlei Erwartung zu haben und sich über jeden kleinen Fortschritt zu freuen.

    Dazu braucht es verschiedene Voraussetzungen, wie Geduld (viel), die passenden eigenen Lebensumstände, das Hinnehmen von "Unzulänglichkeiten" beim Hund etc.

    Zucchini hätte auch einfach ängstlicher Hund schreiben können, oder sehr unsicherer Hund, das hätte an ihrem Post nix weiter geändert, als diesen etwas schwammigen Begriff wegzulassen. Völlig egal also, wie man das benennt - kommt im Endeffekt aufs gleiche raus.

    Ich nenne meine einfach Hosenschisser. :upside_down_face:

    Die TE sollte sich klar werden, was es heißt, für ein Lebewesen zu sorgen. Das ist immer mit Aufwand, Geld und persönlicher Einschränkung gepaart.

    Wenn man das möchte, ist es machbar; hat man ganz andere Vorstellungen davon, sollte man es lassen. Viel Glück wünsche ich dem Hund, daß was passendes bei der Entscheidung rauskommt.

  • Hi, hab bisher nur mitgelesen, wollte aber gern hierauf eingehen:

    Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet? Weil wenn ja, dann bin ich vielleicht echt kein Hundemensch. Ich finde z.B. Spaziergänge gerade nicht besonders schön. Sie sind anstrengend, weil ich auf tausend Sachen achte, die mir vorher nie aufgefallen sind, mein Kopf rattert, ich bin in vielen Situationen unsicher, was jetzt zu tun ist, und eigentlich dauernd unter Strom. Ich fühle mich richtig erschlagen von der ersten Woche, nicht erfüllt.


    Mein Freund ist übrigens gar nicht gestresst, er spricht mir gut zu, er sagt er liebt den Hund, ist mega optimistisch, zählt mir die Fortschritte auf. Deshalb zweifle ich auch gerade, ob einfach mit mir was falsch ist. Ich fühle mich total antriebslos und entscheidungsunfähig und jede Kleinigkeit bringt mich zum Heulen.

    Ich bin mit Hunden aufgewachsen, deshalb war es für mich kein so großer Schock, wenn man feststellt, auf was man alles verzichten muss und was man alles umkrempeln muss im Leben, um einem Hund gerecht zu werden.

    Trotzdem hatte auch ich schon Phasen, wo es echt mühsam war, und ich hab auch schonmal einen Hund abgegeben, weil ich es nicht mehr mit ihm geschafft hab (und auch noch kurz vor der Geburt meines ersten Kindes stand, da kam dann einiges zusammen). Auch mit meinem jetzigen Hund habe ich Baustellen, die ich mit Hilfe angehe und daran arbeite.


    Ich kann dir aber auch sagen, an solchen Situationen kann man auch wachsen. Man liest Bücher, trifft Trainer, lernt neue Menschen kennen, die einen weiterbringen... man selbst verändert sich auch und entwickelt sehr wertvolle Charakterzüge, die einem später immer wieder von Nutzen sein können.


    Mit dir ist nichts falsch, jeder ist, wie er ist, und du fühlst, wie du fühlst. Nimm doch vielleicht den Rat an und schreib ein Tagebuch. Was war gut, was lief blöd? Woran möchtest du arbeiten? Wer kann dich unterstützen?

    Vielleicht auch eine Pro und Contra Liste, um auch nochmal klarer zu sehen, wie es überhaupt weitergeht. Auch nochmal vielleicht aufschreiben, warum wollte ich einen Hund? Was hab ich mir vorgestellt? Wo muss ich Abstriche machen? Was läuft gut?



    Die Herangehensweise deines Freundes finde ich total gut. Mein Mann ist auch so, ich dagegen neige eher zum Perfektionismus und bin ein Kontrolletti. Ich weiss das aber auch, deshalb steuere ich dagegen an :partying_face:

    Ich versuche immer wieder, die Gelassenheit und die optimistische Herangehensweise meines Mannes mir abzuschauen und zu eigen zu machen. Ist man selbst entspannter, wird auch der Hund ruhiger. Ich bin früher eher emotional gewesen im Umgang mit Kindern und Hund. Inzwischen versuche ich, immer erstmal ruhig zu bleiben, mich von meinen ersten Impulsen und Gedanken nicht sofort mitreißen zu lassen.


    Mein jetziger Hund und die derzeitige Reitbeteiligung auf einem sehr sensiblen Pferd hat mir dabei enorm viel gebracht. Die beiden sind extrem feinfühlig und werden durch meine Gefühlslage schnell durcheinander gebracht. Also arbeite ich daran, ruhig, entspannt, abgeklärt den beiden Führung auf sanfte Weise zu vermitteln. So verändere ich mich selbst auch. Es ist immer ein Hin und Her, Geben und Nehmen.


    Auch, wenn ihr euch zur Abgabe entscheidet, macht das aus dir keinen schlechten Menschen. Es passt vielleicht nicht, aber mit einem anderen Menschen vielleicht dann wieder sehr gut. Die Entscheidung abnehmen kann euch keiner, aber Gedankenanstöße und Unterstützung bekommst du hier immer.


    Ich wünsche euch alles Gute, egal, wie ihr euch entscheidet! 🍀

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