"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?
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Aber ich bin, ehrlich gesagt, immer noch erschlagen von den ganzen Einbußungen, die das Leben mit Hund bedeutet. Ich habe es mir alles weniger einnehmend vorgestellt. Ich fühle einfach, als wäre mir ein Riesenstück Freiheit genommen worden – viel mehr als ich es mir vorgestellt hatte – und das bereitet mir ein unwohles Gefühl. Ich war es bislang nie gewohnt, so viel Verantwortung zu tragen, habe alle Entscheidungen eben nur für mich alleine getroffen. Und jetzt hängt da ein anderes Leben an mir.
da wächst du rein.
Ich finde ganz toll, dass sich alles zunehmend zu verbessern scheint.
Gib euch noch etwas Zeit, um Routinen zu finden und Vertrauen auf beiden Seiten wachsen zu lassen. Ich bin ganz optimistisch, dass es wird.
Klar, wenn man erst mal Verantwortung für ein Leben übernommen hat, ist das massiv. Man beginnt sich Sorgen zu machen und so ganz weg gehen die Sorgen auch nicht. Aber gleichzeitig ist die Erfahrung ganz wunderschön, wenn man aus dem Gröbsten raus ist.
Als meine inzwischen verstorbene Pflegehündin Elsa hier eingezogen ist - und ich war schon Kummer gewohnt! - hab ich auf der Arbeit angefangen zu heulen, weil ich so massiv überfordert mit der Situation war. Ich dachte, wir kriegen das nie hin. Wir konnten nicht schlafen, es musste immer jemand zuhause bleiben, sie hat meine anderen Hunde gehasst, wir mussten räumlich trennen und ihr Leben hing am seidenen Faden. Ich wollte einfach nur die Zeit zurückdrehen. Streit mit dem ebenso fertigen Lebensgefährten gab's natürlich obendrein. Und mit dem Verein, dem sie gehörte, auch.
Ich glaube, ich kann dieses "Was hab ich da nur gemacht?"-Gefühl total gut nachvollziehen.
Und es ist ja nicht immer alles märchenhaft und wird dann magisch tuttibuttisonnenstrahl.
Aber ich glaube, an dem gemessen, was du schreibst, seid ihr doch auf einem Weg!
Und auch bei Elsa und mir ist es gut geworden. Ich bin reingewachsen in die Verantwortung und Elsa ist reingewachsen in ihr neues Leben. Und diese Zeit, die es braucht, weil Gras ja nicht schneller wächst, wenn man dran zieht oder wenn man die Kristallkugel befragt, wie es wachsen wird, darf man sich geben. Da muss man sicher auch mal was aushalten, macht Fehler und Rückschritte. Aber irgendwann ist man miteinander vertraut.
Auslastung kann ja irgendwann ein Thema werden. Das musst du nicht jetzt entscheiden. Ein Hundetrainer sagte mal zu mir, dass ein Hund in einer Stresssituation, die länger anhält, mindestens 1/3 der Zeit bräuchte, um seinen Cortisolspiegel wieder zu normalisieren. Ich hab keine Ahnung, ob das stimmt. Aber was ich sicher weiß: das dauert halt einfach wirklich eine Zeit, dieses "Ankommen".
Alles Gute euch!
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Hi
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Du schreibst, Du musst bei Spaziergängen auf so viel achten und sie wären total unentspannt.... auf was achtest Du und warum?
Und warum bist Du nicht entspannt?
Naja, ich setze ja nicht Kopfhörer auf und latsche los, so wie ich es ohne Hund machen würde. Ich beobachte eben das Umfeld und achte aufmerksam auf alle Reize. Auf Fußgänger, Radfahrer, Hunde, Kinder, Lärm, wie ich die Leine halte, wo er hinläuft, woran er schnüffelt, ob er etwas fressen will, wie es ihm geht, ob er rennt/zittert/steht/schlurft, beschäftigt oder gelangweilt ist, ob er in der Leine verheddert ist, wer uns so entgegen kommt, etc etc.
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Was mich ein bisschen ratlos macht, ist die die Frage nach der richtigen Auslastung. Nach euren Tipps, die Runden zu reduzieren, immer dieselben Wege zu gehen etc., und dazwischen im Haus nur zu ruhen, haben wir das so gemacht. Seitdem habe ich aber das Gefühl, er ist nicht so glücklich mit unseren Ausflügen. Er will meistens gar nicht rausgehen, legt sich sobald er die Leine um hat hin, weigert sich zu bewegen (drinnen wie draußen). Wenn wir ihn dann mal bis zur Wiese überredet haben, rennt er wie von der Tarantel gestochen umher und wirkt, als müsste er überschüssige Energie loswerden. Wenn es ins Haus geht, dreht er vor der Haustür nochmal richtig auf, rennt wild herum und es ist super anstrengend ihn ins Haus zu kriegen. Sobald wir dann drin sind, rennt er auch rasend die Treppen hoch und sprintet sofort in die Küche
Das hatte Dino (aus dem rumänischen Tierschutz, mit 8 Monaten bei mir eingezogen) hier Anfangs auch.
Selbst kleine Runden ums Quadrat zusammen mit dem sehr souveränen Ersthund waren für ihn schwierig, er wollte sich erst nicht anleinen lassen und ist auf dem Spaziergang oft stocksteif stehen geblieben, kaum wieder im Haus, hat er komplett hochgedreht und ist völlig außer Kontrolle rumgerast.
Das zeigt wie schwierig die Spaziergänge dann noch sind, erst wird versucht zu meiden, dann wir vor lauter Überforderung verweigert weiterzugehen und am Ende wenn man zu Hause ist wird die ganze aufgestaute Anspannung in Bewegung umgesetzt.
Ich würde auf keinen Fall an Auslastung denke, eher erstmal die Reize auf der üblichen Runde verarbeiten lassen. Erst wenn da nicht mehr vorher gemieden wird, die komplette Runde locker gelaufen und hinterher keine extremen Ausraster mehr folgen, dann kann man den Radius langsam ausweiten. Bis dahin viel Ruhe und Gelassenheit.
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das war nicht die beste Idee diesen
Hund aufzunehmen aber ihr habt ja auch auf die Ahnung der Profis gehofft.
(...) Allerdings würde ich nicht die Flinte ins Korn werfen sondern etwas anders Agieren.
So mache ich es jetzt. Ich denke, es war wirklich nicht die beste Idee. Bzw. ich war schlechter vorbereitet und gewappnet als gedacht. Ich wusste gar nicht, dass ich so ein Stressbündel bin. Ich dachte WIRKLICH, ich bin ein stressresistenter Mensch, mein Selbstbild wandelt sich gerade ganz schön... Naja, trotz allem, jetzt direkt aufzugeben, möchte ich auch nicht. Ich mache es wie viele geschrieben haben: 1. Tierarzt (erledigt), 2. beobachten, 3. Trainer/professionelle Hilfe hinzuziehen, 4. wieder beobachten, 5. entscheiden. Wer weiß – vielleicht wachse ich da ja rein und alles wird gut. Und sollte ich ihn wirklich weiter vermitteln wollen, dann möchte ich ihn zumindest so gut kennenlernen, dass ich ihn ordentlich beschreiben kann, nicht wie die Orga in 3 Worten, die alle nicht wirklich stimmen. Das hilft ihm ja auch nicht.
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Meine Güte in so kurzer Zeit habt ihr so viel erreicht. Hab doch mal ein bisschen Geduld. Es scheint ja ein wirklich cooler kleiner Hund zu sein!
Ein Hund, der eine schlecht verheilte Wunde hat und Antibiotika bekommt, sollte nicht groß rumrennen und sich anstrengen. Macht mal langsam.
Bleib bei kleinen Runden, mach sie langsam größer, aber dreh den kleinen nicht auf. Der hatte enorm Stress die letzten Wochen und braucht jetzt erst mal Ruhe und Entspannung. Das dauert Wochen, bis der ganze Stress abgebaut ist. Bewegung, ja, aber eben dosiert, langsam steigern, wenn er gesund ist.
Futter würde ich vom Gassigehen trennen. Es ist blöd, wenn man einer Erwartung an ganz bestimmte Abläufe aufbaut. Also nicht immer direkt nach dem Heimkommen füttern, wenn er sich jetzt schon aufregt deswegen.
Und informiere dich über Hundebegegnungen und wie man damit am besten umgeht. Nicht dass du dir einen Kläffer an der Leine ranziehst. Für Öffis und Büro rate ich immer noch zur Gewöhnung an eine Tasche und Box.
Aber eines sag ich dir: Das Leben mit Hund wird NIE so sein wie das Leben ohne Hund. NIE. Wenn du die Erwartung hast, dass alles so wird wie vorher, nur hast du jetzt oben drauf halt den Hund: Das wird nicht so sein. Wenn es das ist, was du möchtest, dann such dem Kleinen lieber ein neues Zuhause.
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mein Selbstbild wandelt sich gerade ganz schön
Das war für mich auch ein sehr überraschender Aspekt der Hundehaltung. Es ist aber auch ein schöner, man lernt sich selbst ganz anders und nochmal besser kennen.
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Ich würde gerne in die Zukunft sehen und wissen, ob ein Hund wirklich "so viel zurückgibt" und wir ein Team werden und da eine tiefe Bindung entsteht etc., oder ob ich dieses Gefühl nie loswerden werde, dass ich mich da massiv eingeschränkt habe und meine alten Freiheiten zurück möchte.
Ich fühle mit dir in deiner Zerissenheit, jedoch kann ich mich in dieses Transaktionsdenken irgendwie nur schwer hineinversetzen. Ich frage mich was du dir genau unter „so viel zurückgeben“ vorstellst? Und das tut er nicht schon jetzt?
Er wird immer von dir abhängig sein, dein Zeitkontingent massiv kürzen, deine Finanzen leerfuttern, deine Freiheiten beschneiden. Im Seniorenalter des Hundes höchstwahrscheinlich noch mehr als jetzt.
Natürlich wächst man über die Zeit näher zusammen, das liegt in der Natur der Sache, man lernt sich eben kennen. Ich finde es nur schwierig diese Ansprüche an die Beziehung zu stellen. Klar, niemand wünscht sich einen kranken oder anderweitig massiv eingeschränkten Hund und manche haben dieses Pech. Und ja, man stellt sich natürlich einen Mehrwert unter Hundehaltung vor, sonst würden man den Gedanken ja erst gar nicht hegen. Aber irgendwie lässt mich das in der Form wie oben zitiert nachdenklich werden.
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Hundemensch oder nicht - darauf wirst du so schnell keine Antwort finden.
Bzw. eben, ob du überhaupt Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen willst.
Du hast noch keinen Fundus an positiven Erlebnissen, Erfahrungen und Erinnerungen. Und genau diese positiven Dinge sind es, die einen anstrengende Phasen leichter durchhalten lassen. Ebenso wie die Bindung. Beides muss erstmal entstehen.
Wenn dein Freund krank wäre oder deine Hilfe bräuchte, würdest du vermutlich auch nicht sagen: "Boah, die Beziehung schränkt meine Freiheit ein, ich wollte gerade ins Kino." oder?
Im Endeffekt kommt es aber schon darauf an, was dir wichtiger ist: Immer das machen zu können, wonach dir gerade ist. Oder Verantwortung für jemanden tragen.
Es kann nämlich der beste Hund der Welt sein, den dir andere aus den Händen reißen würden - wenn das, was er gibt und geben kann, für dich nicht über "Ich will jetzt aber ins Café /mich mit Freunden treffen/ in der Stadt bummeln gehen" steht, dann ist ein anderes auf dich angewiesenes Lebewesen nicht das Richtige für dich.
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Ich würde gerne in die Zukunft sehen und wissen, ob ein Hund wirklich "so viel zurückgibt" und wir ein Team werden und da eine tiefe Bindung entsteht etc., oder ob ich dieses Gefühl nie loswerden werde, dass ich mich da massiv eingeschränkt habe und meine alten Freiheiten zurück möchte.
Ich fühle mit dir in deiner Zerissenheit, jedoch kann ich mich in dieses Transaktionsdenken irgendwie nur schwer hineinversetzen. Ich frage mich was du dir genau unter „so viel zurückgeben“ vorstellst? Und das tut er nicht schon jetzt?
(...) Und ja, man stellt sich natürlich einen Mehrwert unter Hundehaltung vor, sonst würden man den Gedanken ja erst gar nicht hegen. Aber irgendwie lässt mich das in der Form wie oben zitiert nachdenklich werden.
Welchen Mehrwert siehst du denn persönlich bei dir in der Hundehaltung, also was ziehst du daraus? :)
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Den Mehrwert für mich in der Hundehaltung kann ich ja mal beantworten:
- einen Personal Fitness Trainer, er mich täglich an die frische Luft zwingt
- ein nicht abstellbarer Wecker, der mich pünktlich jeden Morgen an den Frühstückskaffee erinnert
- jemand, der mich täglich zum Lachen bringt (soll auch gesund sein)
- jemand, der mir dauernd soziale Kontakte aufzwingt (im Stadtpark), da andere HundehalterInnen ganz furchtbar kommunikativ sind
- eine Wärmflasche im Bett
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