"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Also objektiv betrachtet geben mir meine Hunde nichts. Sie machen Dreck, sie kosten Geld und sie schränken ein. Das trifft auch auf meine Kinder zu, merke ich gerade. :grinning_squinting_face:


    Subjektiv ist wohl „Bindung“ das Zauberwort. Ob und wie sie sich entwickelt, darauf gibt es vermutlich keine allgemeingültige Antwort.


    Wir waren vor drei Jahren einige Monate ohne Hund und es war einfach nur still hier im Haus. Mir hat der Rhythmus gefehlt, den ein Hund vorgibt. Die Ruhe, die er ausstrahlt, wenn man gemeinsam auf dem Sofa liegt. Die lustigen Gewohnheiten, die sich im Laufe der Zeit entwickeln.


    Ich schließe mich mal der Frage an: luxlori

    An was genau denkst du denn, wenn du von „zurückgeben“ sprichst? Was erhoffst du dir von einem Zusammenleben mit Hund?

  • Ich finde man muss auch unterscheiden ob man von Hunden allgemein oder von diesem speziellen Hund redet.

    Nur weil man mit einem Hund nicht klar kommt, v.a. wenn der nicht ganz einfach ist, der Start schlecht ist, heißt das ja nicht, dass man generell ungeeignet ist.

    Ich finde die Diskussion ob die TE Hundemensch ist daher ziemlich müßig.


    Es geht aber schon um die generelle Einstellung und Präferenz. Ein Lebewesen kann noch so einfach sein: Einschränkungen gehen damit immer einher, wenn ich die Verantwortung trage.


    Ob man das dann wirklich so einschränkend empfindet oder nicht, ist wieder eine andere Geschichte.

    Wenn man ein an sich pflegeleichtes Tier hat, das nicht viel Aufwand bereitet, aber auch da lieber mit Freunden unterwegs, immer spontan und völlig frei sein möchte, bringt einem das auch bloß nichts. Denn auch das einfachste Tier muss raus bei jedem Wetter, essen, kann krank werden, kann nicht überall mit hin.


    Die Grundfrage ist einfach nur: Kann ich und will ich den Bedürfnissen eines anderen Lebewesens gerecht werden, das auf mich angewiesen ist? Oder hab ich da keinen Bock drauf, sondern will ein Anhängsel, dass sich immer schön nach mir richtet und mir ganz viel gibt, aber keinen Aufwand bereitet?

  • Es kann doch nicht die Lösung sein, dass ein Mensch aus seiner Wohnung flieht und woanders unterkommt, weil er so Abstand braucht und ansonsten völlig verzweifelt und mehrfach am Tag weint etc, nur weil nun ein Hund da wohnt, der mit der Situation (oder zumindest mit so einem überforderten Besitzer plus Großstadtbüro, Öffis etc als eher ängstlicher Hund) ebenfalls nicht glücklich wird. Da kann man doch nicht sonstwas für eine Pille verschreiben und alles wird besser.

    Hundehaltung ist nichts verpflichtendes, da "muss" niemand durch, der so todunglücklich ist.

    Ja, also genau den Gedanken habe ich halt auch immer wieder über den Tag verteilt. Ich habe SO viel Stress gerade, aber am Ende mache ich das ja alles freiwillig, mich hat ja niemand gezwungen einen Hund aufzunehmen. Ich würde gerne in die Zukunft sehen und wissen, ob ein Hund wirklich "so viel zurückgibt" und wir ein Team werden und da eine tiefe Bindung entsteht etc., oder ob ich dieses Gefühl nie loswerden werde, dass ich mich da massiv eingeschränkt habe und meine alten Freiheiten zurück möchte.

    Ich glaube, das kann dir keiner sagen. Das wirst du halt für dich herausfinden müssen. :smile:

  • Ja, also genau den Gedanken habe ich halt auch immer wieder über den Tag verteilt. Ich habe SO viel Stress gerade, aber am Ende mache ich das ja alles freiwillig, mich hat ja niemand gezwungen einen Hund aufzunehmen. Ich würde gerne in die Zukunft sehen und wissen, ob ein Hund wirklich "so viel zurückgibt" und wir ein Team werden und da eine tiefe Bindung entsteht etc., oder ob ich dieses Gefühl nie loswerden werde, dass ich mich da massiv eingeschränkt habe und meine alten Freiheiten zurück möchte.

    Ich glaube, das kann dir keiner sagen. Das wirst du halt für dich herausfinden müssen. :smile:

    Ja, absolut, da denke ich drüber nach :)

  • Hmm, hier geht es um die Fragestellung der TE und nicht ob die TE Hundemensch ist oder nicht Javik

    Ja, das war mein Punkt...


    Das hier ist aber kein pflegeleichtes Exemplar. Und selbst mit einem pflegeleichten Exemplar muss es nicht *klick* machen.

    Es klang hier nur schon mehrfach über die letzten Tage hinweg immer wieder an entweder dieser eine Hund oder nie wieder. Das stimmt aber so nunmal nicht und die Frage hier ist erstmal nur ob dieser Hund ja oder nein. Ob gar nie wieder ist einfach eine andere Diskussion, eine die man zu gegebener Zeit eventuell führen sollte, aber nicht jetzt.

  • Das hier ist aber kein pflegeleichtes Exemplar. Und selbst mit einem pflegeleichten Exemplar muss es nicht *klick* machen.

    Es klang hier nur schon mehrfach über die letzten Tage hinweg immer wieder an entweder dieser eine Hund oder nie wieder. Das stimmt aber so nunmal nicht und die Frage hier ist erstmal nur ob dieser Hund ja oder nein. Ob gar nie wieder ist einfach eine andere Diskussion, eine die man zu gegebener Zeit eventuell führen sollte, aber nicht jetzt.

    Der Hund hat sich bereits innerhalb der ersten Woche an den Menschen orientiert, hat getrunken, gefressen, sich durch Körperkontakt beruhigen lassen, fuhr Fahrstuhl, ging problemlos raus, ging selbst mit Schmerzen nicht nach vorne und hat 7 Stunden am Stück durchgehalten, bevor etwas daneben ging in der Wohnung.

    Jetzt Woche 2 - er geht freudig zum Tierarzt, ist deutlich ruhiger, braucht nicht mehr andauernd Körperkontakt.


    Das ist pflegeleicht!


    Und ich finde die Vorstellung "Wenn es mit dem Lebewesen "klick" macht, kümmere ich mich drum und find das toll - wenn nicht, dann trauere ich meiner Freiheit hinterher" befremdlich. Entweder entscheide ich mich dafür und übernehme die Verantwortung. Oder ich will lieber keine Verantwortung. Und um die Einschränkungen und Freiheiten geht es hier vom ersten Post an. Das liegt nicht am Hund. Diese Frage stellt sich die TE seit der Hund da ist, weil vieles unterschätzt wurde.

  • Zitat

    Ich würde gerne in die Zukunft sehen und wissen, ob ein Hund wirklich "so viel zurückgibt" und wir ein Team werden und da eine tiefe Bindung entsteht etc., oder ob ich dieses Gefühl nie loswerden werde, dass ich mich da massiv eingeschränkt habe und meine alten Freiheiten zurück möchte.

    Das weiß man natürlich nie und das ist auch einfach nicht immer schwarz-weiß. Ich liebe das Leben mit unseren Dreien, bin aber trotzdem manchmal traurig, dass mein Mann und ich zum Beispiel nicht Mal eben zusammen übers Wochenende wegfahren können, da Leia und Trip mit Fremdbetreuung beide nicht klar kämen. Hab ich so beim Hundeeinzug auch nicht bedacht. Massiv eingeschränkt fühle ich mich aber dadurch nicht, da das sonstige Leben mit den dreien das einfach wett macht. Zu sehen, wie sie sich entwickeln, die Freude in den Hundeaugen zu sehen wenn es zum Freilauffeld geht, Leia's Eifer und Begeisterung beim Tricks üben. Morgendliches Kuscheln im Bett am Wochenende wenn einer nach dem anderen zum Knuddeln kommt. Die Freude von Trip und Gee beim Spazierengehen. Alle drei beim Toben beobachten. etc.. Das macht, für mich, alles mögliche wett: die Tatsache dass Leia auch nach zwei Jahren noch ins Haus macht weil sie immer noch Angst vor allem möglichen hat, gestörte Nachtruhe durch drei Hunde die immer Mal wieder ins Bett und aus dem Bett krabbeln. Durchwachte Nächte wenn einer krank ist, Hundehaare überall, der herrliche Geruch von Fuchs wenn einer der Herrschaften einen schönen Platz zum auf dem Boden rollen gefunden hat (alternativ auch ganz toll: Kuhscheiße....), zerstörte Socken und Stifte.


    Ich habe aber auch mein Leben mit Tieren verbracht (sind allerdings die ersten Hunde) und für mich waren Tiere schon immer wichtiger als alles andere. Die Hunde sind für uns einfach Familienmitglieder, die mit allen Macken akzeptiert werden und ins Leben integriert werden. Ob sich das mit deiner Vorstellung vom Leben deckt, kannst letzten Endes nur du entscheiden.

  • Also, ein Mehrwert, außer dass ich meinen Hund liebe, dass ich gerne mein Leben mit ihm verbringe, ist folgender:

    Ich habe ihn jetzt seit sieben Jahren und seitdem keine einzige klitzekleine Erkältung gehabt, auch wenn die Welt um mich herum keucht und schnieft. Er hat mein Immunsystem auf Trab gebracht, wahrscheinlich weil ich bei jedem Wetter rausgehe. Davor war ich ständig erkältet, fast aus jeder Erkältung wurde eine monatelange Bronchitis, manchmal auch eine schmerzhafte Rippenfellentzündung oder eine Lungenentzündung.

  • Du schreibst, Du musst bei Spaziergängen auf so viel achten und sie wären total unentspannt.... auf was achtest Du und warum?


    Und warum bist Du nicht entspannt?

    Naja, ich setze ja nicht Kopfhörer auf und latsche los, so wie ich es ohne Hund machen würde. Ich beobachte eben das Umfeld und achte aufmerksam auf alle Reize. Auf Fußgänger, Radfahrer, Hunde, Kinder, Lärm, wie ich die Leine halte, wo er hinläuft, woran er schnüffelt, ob er etwas fressen will, wie es ihm geht, ob er rennt/zittert/steht/schlurft, beschäftigt oder gelangweilt ist, ob er in der Leine verheddert ist, wer uns so entgegen kommt, etc etc.

    Klingt für mich nach 1:1 Beschreibung meiner Fahrstunden und der ersten Zeit alleine hinterm Steuer nach der Prüfung 👀

    hätte mir damals jemand gesagt dass ich irgendwann ganz von alleine alle drei Spiegel plus vorne im Blick halten können würde, hötte ich es nie und nimmer geglaubt 🙈

    Und trotzdem hab auch ich den Führerschein gekriegt und fahre inzwischen dreißig Jahre unfallfrei 🤷‍♀️

    Jeder fängt mal an, egal um was es geht. Ich finde du machst das gut 👌🏼

  • Der Hund hat sich bereits innerhalb der ersten Woche an den Menschen orientiert, hat getrunken, gefressen, sich durch Körperkontakt beruhigen lassen, fuhr Fahrstuhl, ging problemlos raus, ging selbst mit Schmerzen nicht nach vorne und hat 7 Stunden am Stück durchgehalten, bevor etwas daneben ging in der Wohnung.

    Jetzt Woche 2 - er geht freudig zum Tierarzt, ist deutlich ruhiger, braucht nicht mehr andauernd Körperkontakt.


    Das ist pflegeleicht!

    Genau das war auch mein Gedanke. Wenn das nicht pflegeleicht ist, habe ich mit einer Ausnahme ausschließlich absolute Monster hier :grinning_squinting_face:


    Da sind Pipi-Unfälle nach 7 Stunden und Anhänglichkeit/benötigen von Körperkontakt das wenigste. Ich will gar nicht alles schreiben, was ich schon hatte und was mit einem "Blindkauf" im TS schnell mal passieren kann (wovon ich am Anfang des Threads ausging), nicht, dass ich noch jemanden verschrecke 😆


    Aber jetzt mal Ernst: Die hier geschilderten "Probleme" sind eigentlich absolut nichts tragisches und nichts was in irgend einer Weise auf einen "Problemhund" schließen lässt. Zumindest anhand dessen was geschrieben wurde. Vor allem, wenn sich das alles nach nur einer Woche schon einpendelt.


    Man sollte sich halt bewusst sein, dass es im Laufe des Hundelebens noch viel "schlimmer kommen kann", als das, was beschrieben wurde. Wenn der Hund mal krank ist, evtl chronisch krank wird, einfach nur alt wird etc.


    Da können dann solche Sachen, wie Inkontinenz, Demenz (ja gibts auch bei Hunden) etc. dazu kommen. Soetwas schränkt natürlich im Alltag nochmal mehr ein und wenn das aktuelle schon ein Problem dar stellt, macht es mir halt etwas Sorgen, was dann wäre, wenn der Hund eben bspw im Alter oder durch Krankheit entsprechendes entwickelt.


    Unser Malteser-Senior mit 15 1/2 Jahren kann bspw nicht mehr länger als 1-2h einhalten (und das auch nur, wenn er schläft) und ist manchmal schon leicht verwirrt, darauf muss man dann gesondert Rücksicht nehmen.


    Ich will absolut nicht den Teufel an die Wand malen, lediglich etwas die rosarote Brille ablegen und zeigen, dass der aktuelle Zustand absolut kein "worst-case" ist.


    Aber: In viele Sachen kann man rein wachsen.


    Man sollte sich nur einfach Gedanken machen, ob man damit klar kommt und man eventuelle Einschränkungen in Kauf nehmen kann.

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