"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Man sollte sich nur einfach Gedanken machen, ob man damit klar kommt und man eventuelle Einschränkungen in Kauf nehmen kann.

    Am besten eben vorher, auch wenn es dann in der Realität natürlich nochmal anders ist.


    Aber es gibt so so viele Menschen, die bereuen die Anschaffung eines Hundes - oder eines Kindes - dabei gibt es so viele, die sagen klipp und klar, wie anstrengend das ist, das sich vieles verändert. Und bei jedem (ob hier im Forum oder draußen im Leben), der ankommt mit "Ich hab mich extrem vorbereitet! Aber so hab ich mir das nicht vorgestellt." frag ich mich immer wieder "Was hast du während der extremen Vorbereitung gemacht??? Fellfarben und Zubehör gegoogelt?

    Ging da echt gar kein Gedanke an der Stelle dafür drauf, dass das Lebewesen auf dich angewiesen ist, immer? Auch wenn es Durchfall hat, während du gerade schlafen willst?"


    Dieses komplette aus den Wolken fallen erschreckt mich schon.

  • Ich denke egal wie „einfach“ es mit einem Tier ist oder nicht, man muss sich darauf einlassen. Es annehmen wie es ist und ggf. daran arbeiten.


    Hier lebt ja seit zwei Monaten nur noch ein Hund und obwohl wir viel trainieren und mit dem Trainer arbeiten ist es für mich still geworden hier. Was mir der Hund gibt? Kann ich nicht genau sagen… es ist ihre ganze Art. Zu sehen wie sie aufblüht und fröhlich ist, macht mich so stolz. Wenn sie sich an mich kuschelt und wenn sie einen Meter aus dem Stand springt wenn wir nach Hause kommen, weil sie sich freut - da geht einfach mein Herz auf.

    Gerade liegt sie in ihrem neuen Hundebett (dass sie sofort super angenommen hat) und schnarcht und ich bin darüber happy.

    Es ist einfach dieses Gefühl von Vertrautheit und Verbundenheit.

    Ja sie macht Dreck (Haare ohne Ende), sie kostet Geld, aber ich würde es nicht anders haben wollen.

    Einen Hund zu haben, war schon immer mein Traum, dafür verzichte ich gerne auf Flugreisen.

    Ansonsten hält sich der Verzicht eigentlich in Grenzen, denn ich wüsste nicht, bei was ich mich einschränke. Das kann jetzt entweder sein, dass mein Leben langweilig ist, oder dass ich nach 13 Jahren einfach dran gewöhnt bin.

  • Aber es gibt so so viele Menschen, die bereuen die Anschaffung eines Hundes - oder eines Kindes - dabei gibt es so viele, die sagen klipp und klar, wie anstrengend das ist, das sich vieles verändert.

    Es wird wohl also schon gehört, oft wird es sich aber schön geredet, romantisiert.


    Mich erschreckt das aber auch.

  • Mich erschreckt das nicht, ich hatte einen Welpenblues - aber keinen Babyblues beim Kind :pfeif:

    Ich hab mich exzessiv vorbereitet und hatte ihn trotzdem und nein ich habe auch Sachen gelesen vonwegen: Welpe kommt nicht zur Ruhe - es gab super Tipps hier, die geholfen hatten für anderen Leute. In der Realität ist das aber nochmal was ganz anderes. Hier hat davon nichts funktioniert. Das hat mich dann zur Verzweiflung gebracht…


    Aber ich bin auch nicht neurotypisch. Ob es da eine Korrelation geben kann? Möglich, aber nicht zwingend.

    Es gibt einfach so viele verschiedene Menschen auf der Welt, da erschreckt mich sowas nun wirklich nicht. Jeder hat andere coping-Skills in die Wiege gelegt bekommen und manche Menschen gefühlt gar keine. Dafür bleibe ich in Situationen komplett ruhig, wenn ein Kind mit halb abgetrenntem Finger neben mir steht :ka: oder eine blutig Gebissene Zunge hat, sodass eine ganze Lache auf dem Boden ist.



    Ich wollte Lani in den ersten Wochen auch am liebsten zurückgeben, weil ich das Gefühl hatte, jetzt gar nichts mehr machen zu können - nie wieder. Nach vier Wochen ca. War der Spuk vorbei und ich würde sie niemals im Leben wieder hergeben. Ich liebe sie über alles :herzen1:

    Bei Wolkes Einzug hatte ich nur 1-2 merkwürdige Tage, aber da hatte ich auch direkt mehr Bindung gefühlt. :ka:

  • Auf die Frage "Soll ich einen Hund halten?" – nicht so 100%. Ich freue mich über Fortschritte, ich verbringe mittlerweile auch gerne Zeit mit dem Kleinen, der Alltag pendelt sich ein, ich schlafe gut, er orientiert sich toll an mir. Aber ich bin, ehrlich gesagt, immer noch erschlagen von den ganzen Einbußungen, die das Leben mit Hund bedeutet. Ich habe es mir alles weniger einnehmend vorgestellt. Ich fühle einfach, als wäre mir ein Riesenstück Freiheit genommen worden – viel mehr als ich es mir vorgestellt hatte – und das bereitet mir ein unwohles Gefühl. Ich war es bislang nie gewohnt, so viel Verantwortung zu tragen, habe alle Entscheidungen eben nur für mich alleine getroffen. Und jetzt hängt da ein anderes Leben an mir. Das macht mir irgendwie Angst, womit ich nicht gerechnet habe, und die holt mich mehrfach am Tag ein. Ich habe keine Nervenzusammenbrüche mehr, aber ich habe tief in mir andauernd so ein gestresstes Gefühl, weil noch so so viel zu tun ist und wir noch so einen langen Weg vor uns haben und ich nicht weiß, wie der aussieht und ob mir alles gut gelingt.

    Mir ging es die ersten Wochen und die Woche vor dem Abholen ähnlich. Ich hatte mir das lange überlegt und vorbereitet. Kurz vorm Abholen und auch in den ersten Wochen hatte ich aber auch immer mal wieder Bauchweh und Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob ich dem Kleinen gerecht werde und ob mir eine gewisse Freiheit fehlen wird.

    Das Jahr Planung und Überlegung war auf einmal vergessen. Irgendwie hatte ich vergessen, was mir wichtig war und was mir Spaß macht.


    Nach ein paar Wochen ist es aber besser geworden. Vor allem die Hundeschule hat geholfen.


    Ich konnte da nochmal alle möglichen Fragen stellen und viele Unsicherheiten klären.

    Jetzt ist er erst 8 Monate alt, aber mir fehlt nichts. Ganz im Gegenteil, es ist eine schöne Herausforderung. Die ersten Wochen waren überfordernd, aber es wurde immer besser.


    Jedes kleine Abenteuer schweißt zusammen.

    Wenn ich, sehe wie er seine Stärken im trailen zeigt, macht mich das glücklich.

    Irgendwie gibt er mir viel zurück, wenn er einfach Spaß hat und kleine Herausforderungen meistert. Wenn, ich sehe, mit wie viel Freude er über die Wiesen rennt, ist es ein Geschenk.


    Das kann, aber muss natürlich nicht bei dir so sein. Man sollte aber nicht mit der Einstellung rangehen, dass der Hund seinen Aufwand wiedergutmachen muss.

    Gibt es konkrete Dinge, bei denen du die Einschränkung fürchtest?

  • Es ist ja auch nicht so, dass die gesamtem folgenden Jahre so „entbehrungsreich“ wie die erste Zeit sind. Irgendwann hat sich alles eingespielt, und dann kann man meistens den Hund ja auch irgendwo hin mitnehmen und muss nicht mehr auf alles verzichten. Oder man macht dafür andere Dinge als früher, aber eben mit Hund. Man ist ja nicht automatisch mit einem Hund nur noch ans Haus gebunden. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber normalerweise kann man den Hund zu vielen Unternehmungen auch irgendwann mitnehmen.

  • hmmm, ich empfand die erste Zeit mit Jette als überhaupt nicht entbehrungsreich sondern als sehr spannend und entdeckend.

    Das Einstellen auf Frau Hund war manchmal anstrengend, ohne Frage, aber es war auch berührend und wunderschön.

  • Der Hund - kostet eine Menge Geld, dauerhaft. Für Notfälle braucht es entweder Krankenversicherung oder fettes Sparbuch.


    Er macht eine Menge Dreck, haart ganzjährig und braucht so ziemlich alle verfügbare Freizeit auf.


    Wenn er krank ist, leidet der Mensch mindestens genauso mit und das Getier braucht noch mehr Zeit.


    Warum also ein Hund?


    Ich liebe es!

    Anders, also ohne Hund, ist das Leben unvorstellbar. Die Maus ist so witzig, egal was sie macht.

    Selbst als Welp oder pubertäres Monster - es war einfach genial. Die Ideen, auf die so ein Getier verfällt, kann sich kein Mensch je einfallen lassen.

    Jegliche Zeit mit Hund verbracht, ist für mich Lebensqualität pur.

    Klar jault mein innerer Schweinehund mal laut und schrill, wenn es nach nem langen Arbeitstag, im kalten, strömenden Regen, direkt wieder rausgeht. Spätestens ab Minute drei, macht es pure Freude.


    Morgens eine gute Stunde früher als Kollegen aufstehen, um die Runde zu drehen - yeey, Eindrücke und Erlebnisse aufsaugen, die keiner von denen hat.


    Mein Fazit: luxlori Ob Leben mit Hund Lebensqualität für dich bedeutet oder ob es für dich Einschränkung und Zwang ist, kannst nur du wissen.


    Wenn du tatsächlich darauf wartest, dass bzw. ab wann dir dein Hund etwas zurückgibt, steht das tatsächlich in Frage.


    Was ein Hund "gibt", ist seine Anwesenheit im Leben seines Menschen. WIE du das empfindest, musst du selbst finden.

  • Wenn du wie eine Buchhalterin die Vor- und Nachteile der Hundehaltung abwägst, wird das nix!


    Hunde sind nicht dankbar, können auch a pain in the ass sein, kosten viel Geld und Zeit. Ausserdem leben sie nicht sooo lange, dass auch herzzerreissende Abschiede anstehen!

    All das muss man mögen und/oder akzeptieren.


    Wenn du ständig vor Augen hast, wie viel abwechslungsreicher und freier dein Leben ohne Hund wäre, macht dich die Hundehaltung auf Dauer nicht glücklich.

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