"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Ich habe es eher als Markieren interpretiert, weil es ja GENAU vor die Tür gemacht wurde, hinter der ich mich befand, bzw. durch den Türspalt.

    Ich hab einen Rüden, der genau das eben aus reinem Stress und Unsicherheit heraus gemacht hat. Lass da wirklich einen guten Trainer drüber schauen. Nach 2 Wochen Hundehaltung ist es idR noch sehr schwer ein zu schätzen, aus welchem Grund genau der Hund das jetzt macht.


    Genau so gilt das auch für eure anderen Punkte, an denen ihr grad arbeitet.

  • Hm, also ich persönlich würde das mit dem Futter etwas anders lösen - bin allerdings auch ziemlich vorgeschädigt, weil das Thema bei uns wegen gesundheitlicher Probleme nicht so einfach war/ist.

    Wenn mein Pudel jammert, dass er fressen will, hat er wirklich Hunger. Und bekommt ganz schnell Sodbrennen und Bauchschmerzen. Daher würde ich ihn nicht leiden lassen und "das aussitzen" wollen, bin ich aber auch einfach nicht der Typ für.


    Meine Lösung wäre es, das Futter auf mehrere kleinere Portionen aufzuteilen. Bobby geht es zum Beispiel mit drei statt zwei Mahlzeiten viel besser, aber das ist natürlich individuell. Bei uns bekommt er außerdem VOR dem Gassi sein Futter, weil er sonst draußen noch stärker nach Essen sucht und auch weniger Bock hat zu laufen.

    Was füttert ihr ihm denn? Wenn man zum Beispiel das Futter etwas mit Gemüse streckt, sättigt es mehr, aber der Hund wird davon nicht direkt dick.

    Wenn wir beim Spazieren nicht in die Richtung gehen, in die er möchte, legt er sich auch einfach hin und starrt mich nieder

    Kommt mir bekannt vor. |) Also, mein Pudel starrt mich auch manchmal an, wenn er mir was mitteilen möchte (er kann ja schließlich nicht reden). Drinnen zum Beispiel, wenn er raus möchte. Und draußen, wenn er lieber einen anderen Weg gehen möchte - finde ich persönlich nicht schlimm, der wird deswegen nicht gleich die Weltherrschaft erlangen. Im Gegenteil, ich habe schon festgestellt, dass es gut für sein Selbstbewusstsein ist, wenn er ab und zu mitentscheiden darf. Aber natürlich im Rahmen! Wenn ich sage, es geht hier lang, dann muss er dem schon folgen.


    Mach bloß nicht den Fehler, den Kleinen mit Leckerlis zu locken, sonst macht er da ein lustiges Spiel draus. Lieber freundlich einladen mitzukommen. Bobby hatte mal eine Phase, da er hatte wenig Bock draußen und ist oft stehengeblieben. Ich bin dann gern ein paar Schritte rückwärts gegangen und dann noch mal dynamisch nach vorne, während ich ihn enthusiastisch angefeuert habe ("Komm Bobby, weiter!") Irgendwann war das Thema auch erledigt.

  • Ja, keine Sorge, das ist doch geplant :) aber ich wollte halt zumindest so lange warten bis ich ein bisschen die Baustellen beurteilen kann und die Themen kenne. Verhalten ändert sich ja in den ersten Tagen und Wochen immer nochmal doll, haben mir zumindest andere Menschen mit Tierschutzhunden immer wieder gesagt

    Du brauchst jemanden kompetentes an deiner Seite, der dir bei solchen Fragen wie der Futter-Erwartungshaltung, auch entsprechend Antworten liefern kann, der dir die Basics vermittelt und der einen roten Faden in eure Beziehung bringt. Wenn zu viele mitreden, weiss man nicht wo man steht. Es wird dir also helfen wenn du nach einem geeigneten Trainer sucht der euch auf dem Weg begleitet und dann auch diese Schiene fährst, um dem Hund und dir Sicherheit zu geben. Ansonsten schlitterst du von Gedankenkreis zu Gedankenkreis und das wird auf Dauer halt einfach nichts gutes hervorbringen.

  • Erstmal finde ich es toll, Deine Entwicklung über die paar Tage hier mitzuverfolgen: vom komplett gestressten "Katastrophenhuhn" (das ist wirklich nicht fies gemeint!) zur deutlich souveräneren Hundehalterin mit ziemlich viel Gespür und Verständnis für den Hund in Rekordzeit! :respekt:


    Du hast da ja aber einen kleinen Terrier sitzen, der durchaus seine eigene Meinung zum Leben hat - und aber auch immer noch ein verschüchtertes Hundekind, dessen Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde, und das sich an seine neue Umgebung und seine neuen Bezugspersonen erst noch gewöhnen muss. Den Spagat hinzukriegen, dass Du jetzt einerseits dem Hund auch mal deutliche Grenzen setzt, aber andererseits auch weiter Vertrauen aufbaust und den Kleinen in Ruhe "ankommen" lässt, stelle ich mir nicht einfach vor. Hast Du schon Kontakt zu einem Hundetrainer oder einer Hundeschule aufgenommen? Das Verhalten gegenüber Deinem Freund klingt etwas bedenklich, da würde ich bald jemanden drauf schauen lassen und mich anleiten lassen, wie ich die ersten Ansätze des "Problems" besser erkenne und früher und besser reagieren kann, damit es gar nicht erst zum Knurren/Schnappen kommen muss.


    Edit: jetzt waren ungefähr 5 andere User schneller mit dem gleichen Gedanken... :headbash:

  • Unser Kerlchen ist ja seit Januar da und hat anfangs schlecht gefressen. Seit er Fleisch mit selbst Gekochtem bekommt, ist er aber richtig heiß drauf und probiert auch grade aus, ob es mit nerven oder bellen nicht schneller geht.


    Wir machen es jetzt so, das klappt grade gut:


    1. das Essen wird nicht fertig gemacht und sofort hingestellt. Stattdessen mache ich es fertig, lasse es stehen, und irgendwann später wenn Herr Hund ruhig irgendwo rumliegt wird das Essen ganz entspannt hingestellt, ohne Tam Tam. Manchmal wird auch zwischendurch nochmal im Essen gerührt und Geräusche gemacht, ohne dass es hingestellt wird. Einfach, damit die Geräusche und Abläufe ihn nicht mehr so triggern und hochfahren. Das scheint ihm zu helfen.


    2. Essen gibt es zu unterschiedlichen Zeiten.


    3. Essen gibt es, kurz bevor wir weggehen (das hilft beim Alleine bleiben). Er kann aber schon ein paar Stunden alleine bleiben, da seid ihr ja noch nicht, aber du könntest das Essen hinstellen und dann aufs Klo gehen. Dann ist er „allein“, hat aber etwas zu tun in der Zeit.


    4. wenn irgendeine Form von unhöflichem oder forderndem Verhalten (Fiepen, Bellen, Anstarren, Rumhopsen, nerven, unruhig hin und her laufen) bei der Essenszubereitung stattfindet, wird er sofort in den Nebenraum geschickt. Dann hat er halt das Privileg verloren, beim Essen machen zuzugucken. Der Nebenraum ist offen, und manchmal versucht er noch zurück zu schleichen, dann wird er wieder weggeschickt. Anfangs wurde er auch mal 20x hintereinander weggeschickt, ganz emotionslos ohne genervt zu sein oder sich auf eine Art Kampf mit dem Hund einzulassen. Einfach stoisch immer wieder wegschicken, irgendwann bleibt er dann dort weil er merkt: mist, die meint das echt ernst. Das Wegschicken geht gut mit Body Block, guck dir dazu gerne mal die Folgen von „it‘s me or the dog“ von Victoria Stilwell auf Youtube an. Sie erklärt Körpersprache richtig gut. Ist aber auf Englisch.




    Knurren auf dem Sofa hat unserer anfangs auch gemacht, wenn man sich unter/neben ihm bewegt hat. Das fand er doof. Dann ist er vom Sofa geflogen und durfte sich woanders einen Liegeplatz suchen. Wir warnen ihn jetzt auch vor wenn er schläft und wir uns bewegen, das klappt gut.



    Stalken und anstarren würde ich auch unterbinden. Den Hund dann einfach wegschicken. Türgitter (wir haben Welpengitter, 8 Teile die man einzeln oder zusammen benutzen kann), sodass der Hund direkt neben uns im Nachbarraum sein kann. Er sieht und hört uns, aber hat keinen direkten Zugriff. Hat unserem beim Alleine bleiben lernen geholfen.

    Wenn er dann im Nachbarraum stand und uns durch das Gitter angestarrt hat, gab es immer ein kurzes „Nö“ oder „mh-mh“, was man halt so als Nein-Geräusch benutzt und die Tür ging ein Stückchen zu, sodass er uns dann nach einer Weile Tür stückchenweise zumachen halt noch hören, aber nicht mehr sehen konnte. War wieder Ruhe eingekehrt und der Hund lag oder saß entspannt rum (ich konnte ihn über die Kamera sehen), ging die Tür wieder bisschen auf und er konnte uns wieder sehen, war aber durch das Gitter immer noch im Nebenraum. Hat ein paar Wochen gedauert, aber jetzt brauchen wir das nicht mehr und er schläft auch freiwillig gerne mal im Nebenraum, wenn wir zB Fernsehen und ihm das zu laut ist.

  • Daaaaanke dir!!! Das sind viele hilfreiche Anregungen!

  • Ich schließe mich an, hol dir baldmöglichst einen Trainer und schreib dir vielleicht auch aus dem Faden zusammen, was bisher anlag:

    -Pinkeln wenn ausgesperrt

    -Fixieren und hinlegen, wenn er nimmer weiter will

    - Beschattet deinen Freund (?)

    -Knurrt Freund an

    Danke dir. Jaaa, ich bin eingeknickt. Zu meiner Verteidigung war ich mir wirklich unsicher, ob er nicht total hungrig sein könnte. Ich wollte ihn ja auch nicht mit einem dollen Hungergefühl schlafen lassen...

    Dann könnte man warten, bis der Hund "aufgibt" und weggeht und ihm dann zb noch einen Zwieback geben, den man vorher (da die Küche offenbar "aufgeladen" ist emotional) woanders in einer Dose deponiert hat. Aber erst, wenn der Hund erwünschtes Verhalten (Ruhe) zeigt.

    Blöde Frage vielleicht, aber: ihn aus dem Zimmer schicken als Alternativverhalten. Heißt das z.B., wenn er bellt und das nicht soll, schicke ich ihn aus dem Zimmer? Auf die Decke schicken klappt noch nicht, weil das Kommando noch nicht sitzt bzw. er nur eine Sekunde dort bleibt.

    Lässt er sich wegschicken?

    Ich hab das mit Kindergitter und Leckerliwerfen aufgebaut. Fingerzeig, Kommando, Leckerli geworfen in die Richtung, in die der Hund laufen soll, Hund geht zum Leckerli, Kindergitter zugemacht.

    Also: Er knurrt oder bellt meinen Freund an, ich sage Aus, dann nehme ich ihn und setze ihn von der Couch?

    Ich würde das so machen, wer knurrt und bellt muss raus oder runter von der Couch und Ruhe geben.

    Also sage ich "Raus!" Oder "Runter" und schicke mit Fingerzeig und Körpersprache weg.

    Kann er das noch nicht, wäre eine leichte kurze Hausleine gut, die er immer an einem gut sitzenden Geschirr trägt. Dann kannst du ihn an der Leine wegführen.


    Nehmen und wegheben würde ich nicht, in so einer Situation kann es schnell zum Biss kommen.

    Genau, das ist kein unsicheres liegen bleiben, das sieht bei ihm anders aus, dann setzt er sich direkt hinter mich und sieht sich unruhig um. Sondern das ist ein: "Nö, auf keinen Fall." Wenn das passiert: Ich bleibe stehen, wende meinen Blick ab und gucke in die Richtung, in die ich möchte. Irgendwann kommt er dann nach. An ihm rumzerren will ich nicht, deshalb machen wir es gerade so. Es dauert aber natürlich ewig und macht Spaziergänge etwas anstrengend.

    Das ist eine Variante. Man kann auch mit dem Kommando "weiter" etablieren, dass weitergegangen wird. Unter einen Hund, der den Anker ausgeworfen hat, kann man amPo den Fuß vorsichtig schieben und ihn so zum aufspringen und weiterlaufen animieren. Das kann man verstärken mit Lob und einem Rennspiel oder einem Leckerli, was man dann, wenn er aufsteht/einen Schritt gemacht hat, in die Richtung wirft, die man gehen will.



    Aber die anderen haben recht, hier fehlen wichtige Grundlagen, vielleicht kannst du dir Bücher zum Thema Hundeerziehung besorgen und in einem Grundlagenkurs dir die Basics aneignen. Sowas macht auch Spaß, und du wirst viele Ahamomente haben.

  • Aber die anderen haben recht, hier fehlen wichtige Grundlagen, vielleicht kannst du dir Bücher zum Thema Hundeerziehung besorgen und in einem Grundlagenkurs dir die Basics aneignen. Sowas macht auch Spaß, und du wirst viele Ahamomente haben.

    Danke dir, ich gehe das an!

  • Wenn das passiert: Ich bleibe stehen, wende meinen Blick ab und gucke in die Richtung, in die ich möchte. Irgendwann kommt er dann nach.

    Ich muss sagen, ich kann das nicht so ganz nachvollziehen. Wenn du irgendwohin willst, dann geh dahin.

    Fertig.


    Das ist die Grundlage. Da musst du auch nichts durchsetzten, du läufst einfach. Achte darauf, dass dein Arm locker runter hängt, nicht den Hund hochzerren, das ist gerade bei kleinen Hunden extrem wichtig. Ich rate immer dazu, den Daumen in die Gürtelschlaufe zu stecken, oder in die Jackentasche, so dass die Hand da bleibt wo sie sein soll.

    Und dann muss der Hund deiner Kürperbewegung folgen. Nach vorne gucken und einfach geradeaus laufen. Nicht mehr nicht weniger.


    Hundeerziehung hat viel damit zu tun, zu wissen, was man eigentlich möchte. Und das dann halt auch zu tun. Der Hund orientiert sich an dir, wenn der sieht "ah, sie weiß wo sie hin will" folgt er dir viel eher, als wenn er denkt, die steht da rum und weiß nicht was sie will, entscheide ich halt.


    Was nicht bedeutet, dass du nicht durchaus auch entscheiden kannst: So hier darfst du schnuppern etc. es muss kein Drill sein, aber wenn du gehen willst, dann geh.

  • Wenn der Hund den Anker wirft, kann ich nicht "einfach laufen", ohne ihn hinter mir herzuschleifen. Wir laufen ganz normal, ich gehe in eine Richtung, und plötzlich spüre ich, dass die Leine straff ist und er nicht mehr mitkommt, weil er woanders hin möchte. Dann ziehe ich ihn ja nicht über den Boden.

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