"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • "Grenzen austesten" setzt eine Art Vorsatz oder geplantes Handeln voraus. Das ist bei Hunden eher unwahrscheinlich, auch wenn es oft behauptet wird.

    Ne, nicht unbedingt. Grenzen geben auch Sicherheit. Und wenn ein Hund neu im Haus ist, testet er auch einfach aus, was geht und was nicht, womit kommt er weiter, womit nicht. Nicht aus Sturkopf-Gründen, sondern einfach, um zu lernen was er darf, was nicht, was der Halter akzeptiert, was nicht. Ihn kennenzulernen. Vielleicht sollte man statt austesten "ausprobieren" schreiben, das hat nicht so nen negativen Touch. "Testen" klingt bissel nach renitent, und "macht er, um mich zu ärgern" oder so, aber das ist damit nicht gemeint in dem Falle.


    Eher Testen der Gegebenheiten, der Grenzen etc., nicht unbedingt der Personen im Haushalt im Sinne von Provokation. Auf der Suche nach seinem Platz und den Regeln in dieser Familie, sozusagen. ;-)

  • Ein Hund pinkelt nicht die Türe an, um es Dir zu zeigen oder heimzuzahlen.

    Oh doch! Aus Protest, definitiv. Wenn ich von Faro was verlange, das ihm nicht paßt (er darf nachbars Kläffeköter nicht fressen, nein!), dann setzt er das um. Er steht dann zB neben mir, während ich mit dem Nachbarn trotzdem quatsche. Aber es passiert bei ihm ganz schnell, daß er dann gaaanz "brav" dasteht (während er das Gegenüber gnadenlos fixiert... :see_no_evil_monkey: - und der Nachbar (offenbar Körpersprach-blind) sagt noch zu seinem Hund: "schau, wie brav der Faro ist, da kannste Dir ne Scheibe abschneiden!" :rolling_on_the_floor_laughing: ), und er dann auf einmal das Beinchen hebt und mich anpinkelt. Weil' s ihn ankotzt, daß er das gegenüber grad nicht rund machen darf. :smiling_face_with_horns:

  • Blöde Frage vielleicht, aber: ihn aus dem Zimmer schicken als Alternativverhalten. Heißt das z.B., wenn er bellt und das nicht soll, schicke ich ihn aus dem Zimmer? Auf die Decke schicken klappt noch nicht, weil das Kommando noch nicht sitzt bzw. er nur eine Sekunde dort bleibt.

    Nicht ganz: Alternativverhalten soll er STATT des unerwünschten Verhaltens machen. NACH dem Bellen rausschicken ist eine Strafe. Du mußt ihn VOR dem Bellen erwischen. Es klingelt, Du greifst mit quietschigem "Heyyyyy! Schaumal!" zu einem Leckerlie und führst ihn ins Körbchen. Das Inskörbchengehen soll er dann also alternative zum Bellen machen. Solange, bis er bei jedem Klingeln freiwillig ins Körbchen rennt.

  • Also: Er knurrt oder bellt meinen Freund an, ich sage Aus, dann nehme ich ihn und setze ihn von der Couch?

    Nur als kurze Anmerkung: AUS wird normalerweise verwendet, wenn der Hund Dir etwas geben soll, das er im Maul hat, es auslassen (loslassen) soll. Wenn Du möchtest, daß er mit etwas AUFHÖRT, mußt Du dafür dann ein eigenes Kommando einführen. Weil AUS kann nicht gleichzeitig "gib das her!" und "hör damit auf!" heißen. Da muß man im Sprachgebrauch manchmal bissel aufpassen, und eben differenzieren..... Das vermischt man als Hundehalter ganz schnell. Weil der Mensch AUS halt auch im Sinne von "Licht aus" = ausmachen=abstellen versteht. Aber für den Hund muß ein Kommando eindeutig sein, sonst weiß er nicht, was er tun soll.

  • Wenn das passiert: Ich bleibe stehen, wende meinen Blick ab und gucke in die Richtung, in die ich möchte. Irgendwann kommt er dann nach. An ihm rumzerren will ich nicht, deshalb machen wir es gerade so. Es dauert aber natürlich ewig und macht Spaziergänge etwas anstrengend.

    Jo - aber ist klasse! Gute Lösung, find ich. Er merkt, Du stzt Dich durch und bist konsequent, läßt Dich nicht auf einen Machtkampf ein. :thumbs_up: (hat ein souveräner Hundeführer nämlich nicht nötig!)

  • Was soll der Hund denn zeigen, wenn dein Freund heimkommt?

    DAS find ich superwichtig! Nicht das vom Hund gezeigte Verhalten korrigieren (das ist halt etwas, was er entweder gelernt hat, oder einfach neu ausprobiert in der Situation), sondern sich darüber klar werden, was man an der Stelle sehen möchte, und das dann kommunizieren und beibringen (wenn er diese Lösung noch nicht kannte, lernt er sie halt). Dann lernt ers gleich richtig, und man muß net dauernd schimpfen, und v.a. schleichen sich tiefsitzende Fehler erst gar nicht ein.

    Denn ein Schimpfen sagt dem Hund nur, daß das, was er tut, doof ist. Damit weiß er aber noch lange nicht, was er stattdessen tun soll. Deswegen mag ich das Arbeiten mit Alternativverhalten so gerne. ;-) Dann kann man viel mehr und häufiger bestätigen, und das schimpfen auf ein Minimum reduzieren.

  • Und nochmal Füttern, aus der anderen Perspektive: Für Elvis habe ich ganz feste Futterzeiten bzw. -zeitpunkte. Morgens direkt nach dem Aufstehen, um 13 Uhr und um 18 Uhr. Ihm ist Futter unendlich wichtig und die festen Futterzeiten sorgen dafür, dass er nicht den ganzen Tag über ständig in Erwartungshaltung ist, dass es vielleicht jetzt gleich demnächst irgendwann Futter gibt.

    Inzwischen kommt er oft gar nicht mehr mit zur Küche (dort hole ich das Futter her), sondern bleibt liegen, bis ich mit dem Napf ins Zimmer komme und geht dann direkt zum Napf.

    Yepp - kann helfen. Sowas kann aber unter Umständen (je nach Hund) auch n Schuß ins eigene Knie werden: biste einmal net zum passenden Zeitpunkt daheim, nervt Dich der Hund unterwegs zu Tode, weil "jetzt ist Essenszeit!!" Oder der Hund, der normalerweise problemlos allein daheim ist, kriegt die Krise, weil das Futter ausbleibt, weil er so auf seine festen Zeiten abonniert ist, und Du im Stau stehst aufm Heimweg. :zany_face:


    Ich wäre da (für MICH!) eher für "Futterzeiten komplett durcheinanderwirbeln". Mal um 18 Uhr, mal um 22 Uhr das Futter, mal um 19.30 Uhr.... Damit der Hund von der Erwartungshaltung "Jetzt ist Futterzeit!" wegkommt. Kommt durchaus vor, daß ich mit der Rettungshundestaffel ab 20 Uhr oder so auf Einsatz bin, und erst früh um 2 heimkomme..... Dann verlegt sich das Abendessen halt auf 2 Uhr. Und das hat bitteschön niemanden zu stören. Is noch keiner verhungert hier (incl. mir selbst.... *hust.... Ich eß ja dann auch nix, bevor ich heimkomme...)


    Ich halte es so, weil mir ganz ganz wichtig ist, daß ich in den Zeiten flexibel bin. Ich will nicht um 18 Uhr daheim sein müssen, weil Herr Hund meint, er braucht jetzt sein Futter. Soweit kommt' s noch! Manchmal ist man ja auch unterwegs oder bei Freunden, und muß zwangsläufig mit dem Füttern warten, weil das Futter daheim ist, wir aber bei Freunden. Und ich werde, wenn man sich zweimal im Jahr sieht, siehe oben, ganz sicher nicht um 17:30 heimfahren, damit Hundchen sein Futter pünktlich um 18 Uhr bekommt..... *ggg Sowas kriege ich im Alltag einfach nicht unter, die Tagesstruktur wird hier ja eh viel von Arbeitszeit und so bestimmt (ich bin superflexibel gottseidank, kann auch mal 2 Stunden Pause machen - aber meine 8 Stunden sollte ich halt im Schnitt am Schreibtisch schaffen, und manchmal hab ich auch meetings, wo ich nicht zwischendurch dann zum Füttern oder so raus könnte, weil ich die Termine nicht entscheide, sondern nur Teilnehmer bin), da muß ich wenigstens in meiner Freizeit flexibel bleiben können. Sonst renn ich nur noch irgendwelchen Terminen hinterher :-) Und daher war das nicht nur für mich, sondern auch für die Hunde von Anfang an Voraussetzung: Flexibilität. Natürlich muß man beim Alleinbleiben lernen erstmal über Routinen gehen. Damits für den Hund einfacher zu lernen ist, wenn er Routine hat. Wenn er weiß "jeden Tag von 10-12 ist Ruhe agesagt, udn es passiert definitiv nix, es ist hier soooo langweilig, da kann ich auch pennen!". Aber sobald das saß, habe ich angefangen, zu variieren. Anfangs war das vormittags der Fall. Dann halt mal nachmittags. Dann mal abends. Dann mal einen Tag früh und am Nachmittag. Nachts ist nochmal ein andres Kapitel, das kennen viele Hunde gar nicht. Hab ich aber auch geübt. Ich hätte nicht in der Rettungshundestaffel arbeiten können mit dem einen Hund, wenn ich die andren Beiden nachts mit durch die Gegend schleppen müßte, weil sie nachts nicht alleinbleiben könnten und ich zum Einsatz muß. Und am Ende dann eben auch bei der Familie, Freunden, im Hotel, im Büro. Das ist viiiel Arbeit, aber gewährt mir mit der Hundehaltung trotz Vollzeitjob maximale Bewegungsfreiheit, und v.a. auch für die Hunde Streßfreiheit, weil´s für sie normal ist, daß es keinen Wecker für x oder y gibt, und daß die Welt net untergeht, wenn Fraule mal nachts 2 Stunden raus muß. Klar haben wir grundsätzlich Struktur im Ablauf: Aufstehn, duschen, Gassigehen. Dann Ruhezeit, weil ich arbeite. Aber wann dann Pause ist, ist unterschiedlich. Wann ich aufhöre, auch. Und ich brauch keinen Sitter, nur weil ich mal abends in die Disko oder auf ein Konzert gehen möchte, und weiß, vor 4 Uhr früh komm ich net heim/ins Hotel. Weil: meine Hunde pennen dann.


    Ich selbst würde solchen Erwartungshaltungen eher damit begegnen, nicht so oft zu füttern. Einmal am Abend, und gut ist. Dann ist er tagsüber nämlich net dauernd in Erwartungshaltung, sondern WEIß, daß es nix gibt.


    Aber ok - ich kenne Deinen Hund nicht, es gibt ja Situationen, wo der Hund regelmäßig was Kleines fressen muß aus gesundheitlichen Gründen oder sowas, auch wegen Gefahr von Magendrehungen und so, das weiß ich nicht, ob das bei Dir so ist. Schreibe das hier also nur als zusätzliche Info, damit man weiß, was man sich einhandeln kann, wenn man den Hund auf feste Zeiten trimmt, egal, womit. Für mich persönlich wär das der Supergau, weil ich mich damit derartig vom Tagesablauf einer Hunde steuern lassen müßte, das ginge hier gar nicht. Dann könnt ich zB nicht in die Hundeschule, weil Hundi um 19 Uhr sein Futter erwartet oder so und müßte ständig den Terminen der Hunde hinterherrennen (und könnte damit die GLeitzeit in der Arbeit nicht wirklich effektiv nutzen). Ich bin da lieber flexibel, weil in meiner Situation (Vollzeit mit 3 Hunden) ich sonst nienicht alles unter einen Hut kriegen würde, wären wir nicht alle flexibel (generell, also auch Aufstehzeiten, Gassizeiten etc.). Ich esse ja auch net jeden Tag um 12 Mittag, nur weil 12 ist. Ich esse dann, wenns halt vom Arbeitsablauf her Sinn macht- ich lasse nicht nen Vorgang mittendrin liegen, nur weil 12 Uhr ist, und ich zum Essen stürzen muß. *ggg


    Gut - wenns einem wurscht ist, daß man um 18 Uhr daheim sein muß, weil man eh um die Zeit immer daheim ist, weil... (halt individueller Tagesablauf) , dann kann man natürlich auch die Futterzeiten darauf abstellen. Logisch. Dann paßt ´s ja perfekt. ;-)

  • Ich halte es so, weil mir ganz ganz wichtig ist, daß ich in den Zeiten flexibel bin. Ich will nicht um 18 Uhr daheim sein müssen, weil Herr Hund meint, er braucht jetzt sein Futter. Soweit kommt' s noch! Manchmal ist man ja auch unterwegs oder bei Freunden, und muß zwangsläufig mit dem Füttern warten, weil das Futter daheim ist, wir aber bei Freunden.

    Am Rande, der Vollständigkeit halber: Das ist zumindest bei uns tatsächlich kein Problem. Wenn wir unterwegs oder z. B. beim Tierarzt sind, gibt es dann eben später zu Hause das Futter. Da wird von ihm auch nix eingefordert oder so.


    Und manchmal muss der Hund ja auch mal nüchtern zum Tierarzt, dann fällt sein Frühstück oder sogar sein Frühstück & zweites Füttern aus. Das geht hier auch, ich bin ehrlich gesagt immer eher schockiert, wie widerspruchslos er das hinnimmt, fast als würde er erwarten, dass der Futterhann natürlich irgendwann zugedreht wird.


    Aber wie BieBoss schreibt, für mich passt das generell so, für Elvis auch und die Zeiten sind so gelegt, dass sie gut in mein Leben passen.


    Ich glaube, am Thema Fütterung sieht man auch einfach gut, dass es beim Thema Hund nicht Das eine, einzig richtige Vorgehen gibt, sondern jede/r eher das macht, was gut ins jeweilige Leben passt.


    Ich hab mit Elvis inzwischen auch diverse Füttermodelle durch, reine Handfütterung, zwei Mahlzeiten pro Tag, bodenloser Napf ... prinzipiell ist ihm alles Recht, so lange es überhaupt Futter gibt. Unser jetziges Vorgehen hat sich irgendwie so entwickelt, hat dann aber tatsächlich auch medizinisch Sinn gemacht. Ich will damit nur noch mal sagen, dass man sich m. E. auch nicht ein Hundeleben lang sklavisch an ein Vorgehen halten muss, wenn es nicht mehr ins Leben passt.

  • Sagt mir mal: Das ist jetzt wahrscheinlich ein normales Grenzen austesten am Anfang, oder? Und jetzt heißt es, aufmerksam und konsequent sein?

    Nein. Das ist ein Hund der einfach noch nicht weiss, wie der Ablauf bei euch ist, der ggf. teilweise ueberfordert ist, usw.

    Welche Grenze sollte er denn austesten, bei den Dingen die du beschrieben hast? Welche Grenze wird getestet, wenn er alleine ist und pinkelt? Oder wenn er sich hinlegt, weil er nicht da lang will wo ihr hingehen wollt?

    Der hat auch keinen eigenen Plan. Das ist ein Hund!

  • Ich glaube auch, du zerdenkst das alles sehr arg.


    Wie mit dem Laufen. Leinenführigkeit heisst, wenn die Leine dran ist, geht der Hund dahin, wo der Mensch hingeht. Mehr ist das nicht.

    Wenn man dem Hund allerdings zeigt: sobald er stehen bleibt, bleibt Mensch auch stehen und wartet brav, KANN er ja nicht kapieren, was das soll.


    Es gibt sehr wenige Hunde die sich tatsächlich hinterherschleifen lassen (es gibt sie, aber da steckt dann schon meistens viel Lernerfahrung drin: Wenn ich einfach sitzenbleibe, gibt der Mensch schon nach...)


    Ich würde das andersrum machen, auf den Hund achten und schauen, dass ich das Zögern vorwegnehme, merke, ob Hundi überfordert ist oder sowas. Aber nicht warten, bis der Hund agiert und dann wieder warten, was er sich als nächstes überlegt.


    Ich glaube ein Trainer wird euch sehr gut tun.

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