"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • luxlori Hast Du Hundehalter im Bekanntenkreis, deren Hunde Du als unkomplizierte, gut erzogene Alltagsbegleiter kennst? Setz' Dich doch mal mit ein oder zweien von denen gemütlich zusammen und lass Dir mal erzählen, wie bei ihnen die Anfangszeit mit ihren jeweiligen Hunden war. Aus Deinen Beiträgen klingt sehr viel Verunsicherung heraus, ob irgendwas jetzt "immer so sein wird" oder ob etwas anderes "nie klappen wird", nur weil es jetzt ganz am Anfang noch nicht rund läuft. Ich denke, es würde Dir bestimmt einige Sorgen nehmen, wenn Du erfährst, dass auch die Hunde, die Du nur als lieb und nett und unkompliziert kennst, nicht von Tag 1 an völlig problemlos im Alltag mitgelaufen sind und auch da einiges an Entwicklung und Arbeit dahintersteckt.


    Für Deinen Hund ist das ja alles sogar nochmal viel heftiger: der ist nicht einfach nur von einem "normalen deutschen Alltagsleben" in ein anderes gekommen, sondern der hat innerhalb von 2 Wochen zwei krasse Kulturschocks hintereinander übergebraten bekommen, zusätzlich zu einer angeschlagenen Gesundheit (massive Verwurmung und möglicherweise noch andere Probleme - er scheint ja vor der Vermittlung nie gründlich untersucht worden zu sein). Da würde ich mich an Deiner Stelle (wenn Du ihn behalten willst) erstmal nur darauf konzentrieren, ihm jetzt die Eingewöhnungsphase zu erleichtern und ihn gesundheitlich auf Vordermann zu bringen, und mich noch nicht damit herumstressen, was später mal klappen oder nicht klappen könnte.

  • Zitat

    Nach der ersten morgendlichen Runde dreht er aber wie gesagt völlig frei, reißt Dinge vom Schrank, weint, rennt im Kreis.

    Damit reagiert er ab, dass schon diese Runde in (für ihn) total beängstigender Umgebung sein kleines Hundehirn total überfordert hat. Es war zuviel, und jetzt dreht er durch, sobald er wieder in Sicherheit ist.


    Das kann sich noch geben, aber es wird sicher kein kurzer Weg, erst recht nicht in der Großstadt.

  • wenn der yorkie dir Sachen vom Schrank reißt, tu sie doch erstmal woanders hin, oder hol die was zum vorstellen.. Ist bei der Hundegröße doch kein Thema. Ich habe so ein Plastik - Steck System aus dem Internet für wenige Taler, sind so milchige Wände (ich habe Zwergspitze, die Höhe reicht also auch für einen Yorkie) , die kann man nach belieben zusammen klacken und schon hat man einen abgegrenzten Bereich für den Hund oder eine Barriere für Sachen wo er nicht dran soll.

    Manchmal sieht man ja selber die einfachsten Lösungen nicht.

    Ansonsten, wenn dir punktgenaue 8 Stunden Schlaf wichtig sind, einfach mal nach der Arbeit vorm zu Bett gehen mit Hund auf dem Sofa ne Stunde schlafen :)

  • Für das Problem mit "Hund gestaltet Wohnung um" würde ich auch einfach einen Schutz empfehlen. Ich hatte, als mein Hund noch ein Welpe war, alles mit Kaninchengehege-Gittern zugestellt, die bei uns zuhause herumlagen. (Je nachdem was man zuhause hat oder günstig besorgen kann, geht auch alles andere, mit dem man Hunde von Schränken, Kästen und anderen Bereichen abhalten kann.) Ich hatte damit sowohl einen Bereich für die Nacht neben meinem Bett abgezäunt, damit mir Welpi nicht in der Nacht unbemerkt Blödsinn machen geht, als auch sämtliche Bücherregale und Kästen abgesperrt. Stilvolle Einrichtung geht anders, aber es war sehr effektiv darin, meine Habseligkeiten vor dem Welpen zu schützen und ihm gleichzeitig Bewegungsfreiheit zu garantieren.

  • Ja, für den Anfang sind 7 Stunden gut. Ich habe nur Angst, dass das einfach seine maximale Einhaltdauer ist und er sein ganzes Leben so früh muss und ich nie mehr genug Schlaf kriege. Vielleicht ein dummer Gedanke, aber Übermüdung macht auch ein bisschen dumm...

    Wenn du jetzt nach einer Woche schon so durch bist weil du nicht genug Schlaf bekommst, was wirst du machen wenn dein Hund mal inkontinent oder alt wird. Welpen werden auch nicht innerhalb einer Woche stubenrein.


    Wie habt ihr euch Hundehaltung vorgestellt?

    Ich habe mir bewusst keinen Welpen zugetraut. Und dass Hunde im Alter inkontinent werden, weiß ich natürlich.


    Ich habe natürlich mit super vielen Hundehaltern gesprochen und eine meiner Fragen war immer: Wann geht ihr die erste und letzte Runde? Die Menschen meinten zu mir, ihr Hund passt sich ihnen an, steht auf wenn sie aufstehen, geht seine erste Runde irgendwann, wann die Menschen halt morgens losziehen. Viele meiner Mitarbeiter haben Hunde – da das Büro spät öffnet, gehen deren Hunde auch oft erst um 9 oder 10 raus.


    Und ja, vielleicht war das ja naiv, aber: Ich konnte mir im Vorfeld (und auch jetzt noch) wirklich nicht vorstellen, dass es zum Hunde halten fest dazugehört, nie wieder 8 Stunden zu schlafen, und ich das halt akzeptieren muss. Deshalb frage ich ja auch hier: Habe ich einen komplizierten Hund? Sind das typische Anfängerprobleme, die sich legen? Oder ist sogar alles gut, und ich jammere nur unnötig rum, dass ich zu wenig schlafe?


  • In Bezug auf den nun beschriebenen Hund versteh ich deine Probleme nicht so ganz :???:


    Hat für mich nichts mit den üblichen Problemen eines Auslandstierschutzhundes, ggf. mit Herdenschutzanteil, zu tun. Eher mit falscher Vorstellung der Hundehaltung :ka:

    Ist es für die Beschreibung der Probleme nicht egal, um welche Rasse es sich handelt? Das Hauptproblem ist doch: ich bin überfordert und frage mich, ob der Hund überhaupt in mein Leben passt, da er sehr unsicher ist, scheinbar große Trennungsangst hat, Angst vor Umweltreizen hat, ich aber in der Großstadt lebe, alleine lebe, und darauf angewiesen bin, meinen Hund mit ins Büro nehmen zu können.


    Und natürlich biete ich ihm Schutz, aber, wie gesagt: Schon im Bad stehen und Zähneputzen (mit Hund direkt neben mir!) führt beim Hund zu Zittern, Angst und Weinen und ich verstehe nicht, wieso, und diese Situation haben wir jeden Tag mehrfach und es stresst mich sehr.

  • Ich konnte mir im Vorfeld (und auch jetzt noch) wirklich nicht vorstellen, dass es zum Hunde halten fest dazugehört, nie wieder 8 Stunden zu schlafen, und ich das halt akzeptieren muss. Deshalb frage ich ja auch hier: Habe ich einen komplizierten Hund? Sind das typische Anfängerprobleme, die sich legen? Oder ist sogar alles gut, und ich jammere nur unnötig rum, dass ich zu wenig schlafe?

    Die Kombi aus Psychoterror durch den Hund (ja, nicht absichtlich natürlich) und Schlafmangel ist halt super fies. Die Stunden, die Du schläfst, wirst Du ja auch nicht mega entspannt und ruhig schlafen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass mit einem ansonsten entspannten Alltag mit Hund sich das Problem "nur sieben Stunden Nachtschlaf" easy durch eine Siesta oder so lösen ließe und Dich nicht so stressen würde.


    Ich würde nicht sagen, Du hast einen komplizierten Hund. Aber ihr habt beide gemeinsam ne verkorkste Situation gerade, das auf jeden Fall.

  • Naja, der Hund ist erst 1 Woche bei euch, zwei überhaupt in D, recht frisch kastriert, scheinbar vom Umfeld her derzeit überfordert, aber keiner von uns hat eine Glaskugel, woraus wir sehen können wie viele Stunden dieser spezielle Hund zukünftig einhalten werden kann. KANN wie bereits geschrieben bei einem Kleinhund durchaus sein, dass er ein Kandidat ist, der morgens recht schnell eine Möglichkeit zum lösen braucht und keine 10 Stunden einhält, kann aber auch sein, dass er das schafft (mein 28 cm, 6,5 kg Hund schafft es, aber gerade von Chi, Yorki, Chinese Crested hab ich schon oft gehört, dass die halt nicht so lang einhalten).


    Das nach dem lösen weiter geschlafen wird ist zu einem gewissen Punkt Erziehungs- / Gewöhnungssache. Meine Jungs schicke ich am Wochenende oft nur kurz zum pieseln in den Garten und dann wird weiter geschlafen.

  • Jetzt zum Beispiel...


    Wir waren eben draußen, dann gab es Essen. Mein Freund und ich sind beide im Zimmer, bereit ihn zu uns zu nehmen. Er wirkt massiv gestresst, zittert, weint und läuft panisch in der Wohnung umher, springt alle paar Sekunden auf, wir wissen nicht, was er möchte. Das kann stundenlang so gehen. Auch nachts. Ob er davor gegessen hat, draußen war... ist egal – es kann jederzeit passieren.


    Wir haben übrigens einen Tierarzttermin am Freitag.

  • Im Grunde hast du gerade einen Welpen bekommen und genau daran würde ich meine weiteren Gedanken sehr stark ausrichten:


    Hundewelpen, die frisch von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt werden, lernen gezwungenermaßen sehr schnell sehr viel auf einmal - ohne andere Hunde auskommen, ohne Mama, die Sicherheit bietet, ohne Geschwister, die als emotionale Rückversicherung da sind. Sie lernen stubenrein zu werden, den Tagesrhythmus ihrer neuen Familie, sie lernen Umweltreize kennen, lernen normalerweise recht zeitnah Kommandos, erwünschtes und unerwünschtes Verhalten kennen und unterscheiden.

    All das lernt dein Hund gerade ebenfalls, er ist nur auf dem Papier deutlich älter.

    Kommt aber aus einer ganz anderen Lebenswelt als du und fängt genauso wie ein Welpe gerade bei 0 an.


    Nur mal als Erklärung, was hier gerade passiert. Dein Hund ist weder besonders schwierig noch sonstwas.

    Was du daraus machst, liegt nun an dir.


    Wenn du sagst, du fühlst dich dem nicht gewachsen, gib den Hund zurück. Er wird Hilfe brauchen, um seinen Platz in deinem Leben zu finden. Wenn dich diese Hilfe überfordert (was absolut nicht schlimm ist, du hast alles Recht dazu), dann werdet ihr nicht glücklich, niemals. Weil es nicht passt.

    Jemand, der ein massives Problem mit jeglicher Art von Lärm und Gerüchen hat, sollte kein Baby haben, das klappt einfach nicht. Niemals. Never ever.

    Vielleicht siehst du aber nun, da du die Ursache erkennst, eine Möglichkeit, um diesem Hund die Hilfe zu geben, die er braucht, um in dein Leben zu passen. Das erfordert Arbeit, Anpassung, eine gewisse Leidensfähigkeit, Zeit, Geld und vor allem den Willen.


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