Wie bringt man einem Hund das deutlichen Drohen bei?

  • Es ist nicht zwangsweise so, dass die anderen Hunde drohen / fixieren etc. nicht interessiert oder sie es nicht verstehen. Sie haben oft gelernt, ich werde trotzdem in die Situation hineingeschickt, obwohl der andere Hund (und sie selbst) schon von weitem signalisiert, dass ich nicht näher kommen soll. Wir laufen ja permanent frontal mit unseren Hunden auf andere Hunde zu und sie kommunizieren meistens schon auf recht großer Entfernung, was wir Menschen ignorieren. Dann müssen sich die Hunde Strategien zurecht legen, wie sie da durch kommen. Sie lernen oft, dass ausweichen nicht geht oder nicht hilft. Dann gehen manche Hund lieber auf den anderen Hund zu, um die Situation selbst gestalten zu können und den anderen Hund zu hindern, dass der vielleicht auf einen zugebrettert kommt. Oder sie machen eine Spielaufforderung um dem drohenden gegenüber zu zeigen, dass sei keinen Stress wollen. Oder sie stürmen auf ihn zu um ihn kurzzeitig zu stoppen und selber die Annäherung besser kontrollieren zu können. Dann schränken wir unsere Hund auch noch massiv durch die Leine in ihrer Kommunikation ein.

  • Mmmmnnjaaa, aber ich kann die die Kindheitsgeschichte der anderen Hunde nicht aufarbeiten. Und Verständnis für die Hunde brauch ich nicht, mir fehlt das für die Halter*innen.


    Und das Leinen-Thema spielt ja hier keine Rolle, die Hunde, die uns bedrängen sind nahezu immer leinenlos. Und Alma - fast immer an der Schlepp - läuft ja mit mir Bögen und wir weichen aus, wo möglich. Wo nicht möglich, hat sie aber auch keinen Stress mehr, da haben wir unsere Skills ausgeweitet.

  • Deshalb auch mein Gedanke ob sie es nicht kann oder einfach nicht mag? Wie ist sie daheim mit den anderen Hunden?

    Zuhause droht sie auch nur über gucken. Braucht sie selten.

    Und Bolle kriegt es NIE mit. Ehrlich, bei Bolle könnte ich schwören, der ist in seinem Kopf so sehr bei dem Essen, dass er gerne von Alma oder mir hätte, der sieht nicht, dass Alma ihn fixiert.

    Aber hier hat es trotzdem noch nie geknallt.

    Mit Elsa schon.

    Aber da waren die Situationen anders. Da war Alma eher aufdringlich, wie ein Rüde bei einer läufigen Hündin, Rute hoch, wedelwedelwedel, schnupperschnupperschnupper, mjammajmmjammjammjammjam… du weißt, was ich meine, oder? und dann hat‘s natürlich gekracht, weil das Elsa zu viel war. Aber da konnte ich bei Alma kein Drohverhalten beobachten.

  • Und das Leinen-Thema spielt ja hier keine Rolle, die Hunde, die uns bedrängen sind nahezu immer leinenlos.

    Es spielt in der Lernerfahrung eine Rolle. Du weißt ja nicht, in wie viele Begegnungen der andere Hund schon in seinem Leben an der Leine reingeführt wurde.


    Ich persönlich habe bei Luigi die Erfahrung gemacht, je mehr ich versuche den anderen Hund zu blocken und selber wütend werde, desto wahrscheinlicher ist es, dass er ausrastet. Ich habe Gott sei Dank sehr selten unvermeidbare Begegnungen und kann ihn im Notfall hoch heben. Kriege ich das mal nicht hin, bleibe ich nett und freundlich, auch zum anderen Hund, lobe Luigi in den Himmel, markere gutes Verhalten (ohne Futterbelohnung), gehe etwas weiter, damit er die Möglichkeit bekommt mir zu folgen und die Situation zu verlassen. Entspannungssignal hilft auch gut. Stehen bleiben, zugucken und selber blöd werden vermeide ich.

  • Es spielt in der Lernerfahrung eine Rolle. Du weißt ja nicht, in wie viele Begegnungen der andere Hund schon in seinem Leben an der Leine reingeführt wurde.

    Das hab ich schon verstanden, das meinte ich mit ‚Kindheitsgeschichte‘ - das kann ich ja nicht aufarbeiten, warum die so sind.



    Warum arbeitest du ohne Futterbelohnung? Ich hätte ohne keine Chance gehabt, dass sie sich so weit entwickelt, dass es jetzt schon so gut läuft.


    Ich finde das Tragen in solchen Situationen schwierig. Ich mach das auch, aber erstens findet Alma das nicht so super und es geht auch nur, wenn mein Freund dabei ist, denn ich kann dann u.U. Nicht mehr reagieren, wenn der andere Hund an mir hochspringt, in den Mantel beißt oder so…

    Und ich kann ja auch nur einen Hund auf einmal auf den Arm nehmen. In der Konstellation jetzt klappt das, wenn der andere Hund nicht wirklich bösartig ist. Dann fängt Bolle den ab.

    Aber mit Elsa oder wenn wieder ein Pflegi kommt, da wird’s dann eng auf dem Arm.

  • Das Problem liegt hier auf der anderen Seite. Ich glaube, da kannst du nichts trainieren.

    Das sehe ich leider auch so.


    Der Parson hat früher ohne Vorwarnung herzhaft zugebissen, wenn er sich bedrängt gefühlt hat.

    Bei ihm habe ich es mühsam geschafft, dass er zumindest in seinem gewohnten Umfeld eine lange Zündschnur entwickelt (Lob für das geringste Anzeichen von Drohen/ Unwohlsein + sofortige Vergrößerung des Abstands).


    Bei Fremdhunden würde ich das mit ihm nicht trainieren. Alleine schon deshalb, weil es vielen Hunden und Hundehaltern ab einem bestimmten Größenunterschied auch völlig wumpe wäre, wenn mein körperlich unterlegener Hund noch ne Schüppe drauflegen würde.


    Da wird es nur helfen, wenn Du über Deinen eigenen Schatten springst und klare Grenzen aufzeigst.

  • Meine Erfahrung ist eher, dass die anderen Hunde das sehr wohl verstehen, es ihnen aber vollkommen gleichgültig ist, sobald sie den Drohenden für schwächer halten. Sprich: Dieselben Kandidaten, die das laute, deutliche und wütende Knurren des kleinen Terriers nicht vom Anrüpeln abhielt, lagen auf dem Rücken, sobald der große Schäferhund auch nur stumm die Lefzen hochzog.


    Ich fürchte also, da wirst du mit Drohen-Üben für deinen Hund nichts Grundsätzliches ändern, aber vielleicht bringt es ja was, wenn du mal an deinem eigenen Drohverhalten arbeitest, so dass du besser schützen kannst? ist - leider - meist der einzige Weg.

    Sehe das auch so. Meine jüngere Hündin ist so ein typisches Opfer. Die würde von sich aus nie Knurren oder gar weiter gehen. Hab ihr das aber trotzdem beigebracht, als sie mal ein kleines, ähnlich klingendes Geräusch von sich gegeben hat. Ergebnis: sie knurrt jetzt und sie wird weiterhin nicht ernstgenommen, aber dafür rennt sie nicht sofort weg, sodass ich besser eingreifen kann.


    Meine alte Hündin hat selten gedroht und die letzten Jahre aber auch nix mehr gemacht, weil alt und gebrechlich. Die anderen Hunde haben aber alle gepeilt, was da für ne mentale Stärke hintersteht und wir hatten tatsächlich nie Probleme, dass jemand sie blöd behandelt hätte. Egal, wie sozial inkompetent die sonst auch waren. Da haben teils auch Blicke gereicht.

  • Warum arbeitest du ohne Futterbelohnung? Ich hätte ohne keine Chance gehabt, dass sie sich so weit entwickelt, dass es jetzt schon so gut läuft.

    Ich arbeite innerhalb solcher unvermeidbaren Begegnungen mit direktem Kontakt nicht mit Futterbelohnungen, weil ich dann noch ein Ressourcenthema auf mache. Ich markere dann, aber würde nicht auf die Idee kommen noch Futter zwischen die Hunde zu schmeißen. Wenn andere Hunde nicht in uns rein brettern, arbeite ich sehr viel mit Futterbelohnungen.


    Ja je mehr Hund, desto schwieriger wird das mit dem hoch heben, wenn man gleichzeitig noch andere Hunde managen muss. Das ist einer der Gründe, warum hier nie mehr als 2 Hunde wohnen werden, vorallem solange ich einen Hund habe, der fremde überhaupt nicht schätzt.


    Das hab ich schon verstanden, das meinte ich mit ‚Kindheitsgeschichte‘ - das kann ich ja nicht aufarbeiten, warum die so sind.

    Ich wollte nur eine Erklärung geben, warum andere Hunde für uns unverständlich handeln. Ja, die kannst du nicht ändern, du kannst es nur für deinen eigenen Hund so angenehm wie möglich versuchen zu gestalten, erwünschtes Verhalten zu verstärken und ihr die Möglichkeit geben, die Situation zügig zu verlassen.

  • Mh schwieriges Thema, generell ist ein sauberes Drohverhalten super, aber eigentlich möchtest du ja gar nicht, dass sich Alma direkt mit den Fremdhunden auseinandersetzen muss…


    Vielleicht hilft dir ein Beispiel: ich les manchmal in anderen Themen von dir über deine Kollegen. Ihr sprecht die selbe Sprache, du formulierst klar etwas aus und trotzdem sind die durchaus mal ignorant und/oder übergriffig.


    So ist das bei Hunden auch - ich würde Alma da überhaupt nicht versuchen beizubringen deutlicher zu werden sondern eher am Grundgehorsam arbeiten ( Sitz heißt Sitz während ich irgendwas wegblocken gehe).

    Jeder bekommt den Hund den er braucht, Alma ist die Chance die innere Zicke auch mal rauskommen zu lassen 😇


    Ansonsten kann ich immer nur wieder den „Mambieffekt“ empfehlen, die ist alleine durch Anwesenheit viel erfolgreicher dass wir in Ruhe gelassen werden als alles andere 🥰

  • Wie verführerisch die Vorstellung ist, Mambieffekt statt monatelanger Arbeit am Grundgehorsam... :lol:

    Dann muss ich mir auch über das "auf den Arm nehmen" keine Gedanken mehr machen, oder?

    Das ist bisher meine präferierte Lösung! 💕

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