Sterbebegleitung beim Hund

  • Hallo ihr Lieben,


    wie würdet ihr damit umgehen, oder seid damit umgegangen, wenn euch nur noch eine kurze Zeitspanne mit eurem geliebten Hund bleibt? Würdet ihr heute etwas anders machen als vielleicht in vergangenen Situationen?

    Wie habt ihr noch medikamentös oder körperlich unterstützt?


    Wie geht ihr emotional damit um, wie schenkt ihr euch selbst noch Kraft, wie eurem Hund? Jedes dieser Schicksale ist individuell, so wie wir und unsere Hunde, aber ich würde hier gern mal eure Erfahrungen hören. Wie begleitet man seinen Hund bestmöglich aber sorgt auch gut für sich? Wie wird man nicht verrückt bei dem Gedanken, heute noch das warme Fell zu streicheln, nicht wissend ob es noch 2 Tage oder 2 Monate gut geht? Danke für eure Antworten. Steffi mit Emma

  • Wenn man es oft genug hinter sich hat geht es irgendwie.

    Wir haben es jetzt wieder mit Lionn. Bei ihm haben wir ja zufällig den großen Lebertumor gefunden. Was wir machen? Alles wie bisher auch.

  • Hallo :)


    Bei uns hielt diese Phase knapp zwei Jahre an. Maus ging es jetzt nicht die ganze Zeit akut schlecht (logisch), aber das ist so der Zeitraum, wo mir klar wurde, dass das Blatt sich jederzeit wenden kann.


    Ich würde nix großartig anders machen, ich glaube ich habe eine gute Balance gefunden zwischen medizinisch alles ausschöpfen, den Hund so gut es geht noch teilhaben lassen, seinen Alltag umstellen, aber sich selbst dabei nicht vergessen.


    Medikamentös war ich recht großzügig, allerdings würde ich Stand heute nochmal eine andere TÄ konsultieren, ob es da noch Optimierungspotential gibt.

    Körperlich unterstützt habe ich sie viel. Sie hatte einen Buggy, ich hab ihr hochgeholfen, wenn sie nicht aufstehen konnte, gestützt und Treppen getragen.


    Emotional habe ich das alles gut verpackt. Ich hatte lange Zeit, mich mental auf ihren Tod vorzubereiten und war damit dann am Ende im Reinen.

    Bei meinem anderen Hund lief das alles ganz anders und ich hatte nach dem Tod echt Probleme, das zu verarbeiten. Da war ich körperlich und psychisch total ausgelaugt und hab für mich die Konsequenz gezogen, zum einen medizinisch auszuschöpfen was geht und sinnvoll ist und zum anderen, mir nicht von zig Leuten, die es gut meinen, reinquatschen zu lassen.

    Ansonsten war Zynismus für mich ein gutes Mittel. Habe oft Witze über die Situation gemacht und das hat mir geholfen.


    Meiner Hündin ging es eigentlich mental immer gut. Die war immer mit dabei und sie hatte Spaß. Habe einfach sehr drauf geachtet, dass sie trotz Einschränkungen nicht zuhause versauert. Das setzt aber auch ein tolerantes Umfeld voraus in manchen Punkten. :)

  • Ich denke, wenn man ein Tier schon lange begleitet weiß man, dass das Leben endlich ist.

    Schwerer stelle ich mir das vor, wenn ein Tier sehr jung aus dem Leben gerissen wird (Unfall, Krankheit).

    Unser Benni ist 15 Jahre alt geworden. 2 Tage nach seinem 15. Geburtstag mussten wir ihn gehen lassen.

    Ich persönlich fand die Zeit selbstverständlich schwierig aber habe meinen Frieden damit gemacht. 15 Jahre ist ein tolles Alter.

    Meinem Mann fällt es bis heute viel viel schwerer und er kann es nach 1,5 Jahren immer noch nicht so richtig greifen. Es wird inzwischen besser, aber er vermisst Benni auf eine andere Art stärker als ich.


    Benni war ja gegen Ende nicht mehr gut zu Fuß. Eine Stunde Gassi, 2 bis 3 km. Maximal. Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich seine Zähne sanieren lassen. Die große Klinik hatte sich damals im Sommer geweigert, da im Herzultraschall raus kam, dass Benni einen Blutbeutel am Herzen hatte, der kurz vorm platzen war. Unter der Narkose wäre er mit recht großer Wahrscheinlichkeit vollgelaufen, geplatzt und Benni wäre innerlich verblutet. Durch die Narkose hätte er ja aber nichts davon bemerkt sage ich mir im Nachhinein.

    Der Kardiologe gab uns Tage bis wenige Wochen bis Benni nachts sowieso sterben würde im Schlaf (so war seine Aussage).

    Schlussendlich haben die sehr sehr schlechten Zähne zu einer chronischen Augenentzündung geführt, er wurde 2 Wochen vor seinem Tod blind und am Abend, an dem wir ihn gehen lassen mussten ist das Auge, also der Glaskörper, aufgegangenen und Augeninnenflüssigkeit ist ausgetreten. Laut Haustierärztin sind das richtig üble Schmerzen und sie hatte Wochen vorher schon gesagt, dass wir Benni dann sofort gehen lassen müssen wenn das passieren sollte.

    Von der geplanten Zahn-OP bis zum Tod sind fast 5 Monate vergangen. Und Bennis Herz war zwar zum Schluss sehr sehr schwach aber daran lag es nicht, dass er gehen musste.


    Im Großen und Ganzen haben wir aus meiner Sicht schon alles richtig gemacht. Ich weiß ja nicht einmal, ob jemand Benni im Sommer mit den schlechten Werten überhaupt operiert hätte.

    Die letzten zwei Wochen waren durch die Blindheit sehr sehr hart. Für uns und für Benni. Die hätten nicht mehr unbedingt sein müssen. Aber das wäre das einzige, war ich mir selbst vorwerfen könnte. Aber so rational denkt man in den seltensten Fällen.


    Ich weiß nicht, ob dir dieser Bericht irgendwie hilft.

    Benni hatte schon die letzten Monate wenig Lust, irgendwo zu sein. Garten, fressen, schlafen. Das hätte ihm völlig gereicht. Also so aus der Sicht: noch etwas schönes unternehmen. Das wäre eher dann für uns als Erinnerung gewesen. Aber nichts für Benni.

  • Ersteinmal tut es mir sehr leid das ihr am Ende eures gemeinsamen Weges angekommen seid...... :loudly_crying_face:


    Bei unserem Chicco wurde mit 16 ein Lymphom entdeckt, somit wussten wir (auch schon vorher irgendwie aufgrund des Alters aber dann halt erst recht) das jetzt die letzten Wochen werden. Er hat dann noch knapp 6 Monate gelebt.


    Anders gemacht haben wir eigentlich nichts. Er fuhr die letzten 1,5 Jahre beim Gassi schon im Buggy mit weil er die Runden gar nicht mehr geschafft hätte (hatten zu dem Zeitpunkt 3 andere Hunde). Ansonsten lief alles so weiter wie bisher ausser das man halt automatisch irgendwie viel mehr auf ihn achtet usw.. Aber bewusst geändert haben wir nix. Sein Einschläfern kam dann leider sehr plötzlich und war rückblickend betrachtet mind. 4 Wochen zu spät........ :loudly_crying_face:DAS werfe ich mir tatsächlich vor denn wir waren da irgendwie betriebsblind oder was weiss ich und das Ende war dann wirklich hässlich...... Gut wäre gewesen so 4 Wochen früher, noch besser vor dem Sommerurlaub also kurz nach seiner Diagnose. Er war noch 3 Wochen dabei und wir hatten da auch einige wirklich lustige und schöne Momente aber ehrlicherweise war es mehr eine Qual für ihn........


    ich glaub so einen bewussten "letzten Tag" oder sowas würde ich emotional gar nicht packen...... :loudly_crying_face:


    Bei meinem Snoopy dachte ich wir haben noch soooooooo viel Zeit. (14,5 Jahre). Und dann ging alles innerhalb von nicht mal 2 Wochen........

  • Ich hab, als mein alter Rüde starb sehr gelitten. Mein erster eigener Hund. Ich konnte ihn nicht gut gehen lassen und es hat mich total aus der Bahn geworfen.

    Vor einem Jahr, habe ich meine 18-jährige Hündin einschläfern lassen. Sie war sehr dement und ihre Nieren kaum noch am Arbeiten. Da hatte ich Zeit mich mental vorzubereiten. Natürlich war es schwer und traurig, 18 Jahre sind eine lange Zeit. Aber ich war mit mir im Reinen und konnte es recht gut verarbeiten.

    Ich hab jetzt halt für mich auch die Akzeptanz gefunden, dass Hunde uns nach gefühlt kurzer Zeit wieder verlassen. Für meine Hunde Haltung war es wichtig das zu realisieren.

    Ich finde es wichtig sich hinterher nicht mit hätte ich... Zu quälen, weil es nichts bringt und man hinterher eh immer schlauer ist. In diese Falle bin ich bei meinem alten Rüden getappt.

  • Ich möchte nur eines sagen - lieber einen Tag zu früh als einen zu spät.


    Meinen letzten Hund wollte die TÄ gehen lassen an einem Freitag. Mein Partner war über das WE verreist (ich wollte eigentlich mit und hatte wegen dem Hund abgesagt). Den Hund davor hatte ich auch schon alleine gehen lassen müssen - auch da war mein Partner unterwegs, ich habe alleine die Entscheidung über den gemeinsamen Hund treffen müssen und habe auch alleine den toten Hund nach Hause gebracht. Das wollte ich nicht wieder ... also Termin für Montag Abend gemacht. Samstag Nacht ist der Hund dann zu mir ins Schlafzimmer gekommen, eine verhasste glatte Treppe hoch die er vorher nie betreten hat und hat den Rest der Nacht neben mir verbracht. Am nächsten Morgen musste ich ihn runtertragen, danach hat er nur noch im Flur auf den kalten Fliesen liegen wollen. Ein paar mal am Tag zum Pipi machen in den Garten, hin hat er noch selber geschafft, zurück musste ich die 30 kg dann immer tragen.


    Ich muss heute noch weinen, wenn ich daran denke und mache mir Vorwürfe, dass ich ihn nicht sofort habe gehen lassen. Im Prinzip macht das auch alle Erinnerung an den Hund, den ich so geliebt habe schwierig. Genießt alles an Zeit, was ihr noch habt und gebt euch die Chance, den Hund in schöner Erinnerung zu behalten.

  • Vor ziemlich genau zwei Jahren musste ich meinen knapp 16 jährigen Husky Bernersennen Mischling einschläfern lassen.

    Er hatte einen sehr großen inoperablen Tumor am Bein und der war einige Tage zuvor an einer kleinen Stelle aufgegangen. Ab da war es klar, daß nicht mehr viel Zeit bleibt - ich wusste da aber schon lange, daß seine Zeit sehr begrenzt ist.

    Ich habe ihm einen Schutzverband gemacht, den ich täglich gewechselt habe.

    Ansonsten ging es dem Hund noch ausgesprochen gut und ich habe nichts extra verändert in unserem Tagesablauf. Er liebte seinen Garten und konnte viel draußen sein. Nach fünf Tagen brach der Tumor großflächig auf und damit konnte ich ihn nicht mehr herumlaufen lassen. Ich hatte auch den Eindruck, daß es ihn ab diesem Zeitpunkt zum ersten Mal gestört hat, denn er hatte den Verband (der ihn zuvor nicht interessiert hat) abgerissen.


    Ich habe beim Tierarzt einen Termin ausgemacht und hatte dann noch ein paar Stunden mit ihm.

    Mein Mann war im KH zur Chemo; so habe ich meine Tochter angerufen, damit sie uns begleitet.

    Meine Nachbarin wollte ihn nochmal sehen und wir heulten dann natürlich beide.

    Der Hund lief noch im Garten umher und durfte Leckerchen fressen soviel er wollte.

    Es war schwer, daß er eigentlich noch fit, trotzdem keine Chance mehr hatte.

    Aber ich hätte ihm diese Situation keinen weiteren Tag zumuten wollen. Es war eben der Punkt erreicht, an dem man schweren Herzens diese Entscheidung für das Tier treffen muss.

  • Bei uns endete deine beschriebene Situation am 16. März diesen Jahres.


    Im Dezember wurde bei unserem Sammy ein Osteosarkom im Kiefer festgestellt. Durch Zufall! Die Prognose war etwas zwischen 3 Wochen und 3 Monaten. Mit dieser Diagnose habe ich mich intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt. Man hätte ihm nichts angemerkt, deshalb blieb erstmal alles unverändert - nach außen. Innerlich hatte ich sehr zu kämpfen und habe nahezu jeden Tag geweint. Wir mussten auch anfangen unsere Kinder darauf vorzubereiten, weil die eine irrsinnig tiefe Bindung zu ihm hatten und wir Angst hatten, dass der Tod ihnen die Füße weg reißt.

    Außerdem wurde ich zunehmend ungeschickter und mir fielen öfter mal Würstchen herunter ;) Er bekam alles was sein Herz begehrte.


    So 4 Wochen später begannen wir dann mit der Schmerztherapie, weil man ihm dann auch etwas anmerkte. Das war auch der Zeitpunkt als er anfing abzunehmen. Also bekam er mehr zu essen.

    Irgendwann konnte man beim abnehmen buchstäblich zugucken und er bekam zusätzlich Haferflocken und Spezialzusatzfutter.

    Unabhängig davon, war er wie immer. Spielte sogar noch mit unserer Hündin. Wir waren viel im Schnee unterwegs, weil er ihn so geliebt hatte.

    Wir haben die Zeit bewusster genossen denke ich. Und ich habe soooo viele Videos und Fotos gemacht. Ich wollte jeden Moment einfangen.


    Von einem auf den anderen Tag bekam er fürchterlichen Herzhusten trotz seiner Medikamente (fing in der Nacht an und war echt häufig). Und da wurde es mir klar, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Ich wollte diese Entscheidung einfach nicht treffen, aber es war die richtige zum richtigen Zeitpunkt. Der Tag war da. Also am Morgen mit der TÄ vereinbart dass sie am Abend kommt und bei uns zu Hause erlöst.


    Am Ende war es das Herz und nicht der Krebs.


    Die ganze Familie kam noch mal zum Abschied nehmen und er blühte plötzlich auf, der tapfere Kämpfer.

    Als alle weg waren fing der Husten wieder an und wir kuschelten und alle auf die Couch zusammen - bis zum Ende.


    Ich kann nicht erklären wie man das durchsteht. Ich habe einfach funktioniert, für die Kinder, für die Hunde… meistens brach es über mir herein wenn ich allein im Auto saß oder nachts wach wurde…und dann hab ich geweint und das zugelassen. Und so mache ich es noch heute.

  • Es ist eine schlimme traurige Zeit. Es gibt nichts was dagegen hilft.

    Das einzige was ich heute anders machen würde ist den Hund nicht zum einschläfern in die Praxis zu bringen sondern den Tierarzt ins Haus kommen zu lassen.

    Unser Hundemädel ist 17 Jahre alt geworden. Die Altersschwäche kam langsam aber stetig und die Gedanken wie lange es noch dauern würde bzw. wie lange es dauern darf waren allgegenwärtig.

    Ich weiß bis heute nicht ob wir den richtigen Zeitpunkt gefunden haben oder ob es zu früh oder zu spät war.

    Wir haben gemacht was machbar war, den Holzboden mit Kunstrasen ausgelegt damit sie nicht ausrutscht, sie nachts im Bett zwischen uns auf eine Inkontinenzauflage gelegt, Essen für sie gekocht usw.

    Ausschlaggebend war letztendlich dass sie sich zweimal innerhalb weniger Tage mit dem Kopf zuerst in eine Ecke unter einen Schrank gelegt hat und da nicht wieder raus wollte. Sowas hatte sie noch nie gemacht.

    Ich glaube sie hatte sich da zum sterben hingelegt.

    Am letzten Tag sind wir nochmal auf die Wiese gegangen und obwohl sie ansonsten nur noch sehr langsam und sehr kurz gehen konnte ist sie da ein Stück bergab gelaufen so wie in guten Zeiten.

    Das hat die Entscheidung nicht leichter gemacht ...

    Ich kann nur hoffen dass es für sie in Ordnung war.

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