Club der Helikopter-Hundemuddis

  • :winken:


    Manchmal weiß ich nicht, was ich bin. Einerseits finde ich, bin ich in Sachen Ernährung, Gesundheit, Auslastung und Erziehung einfach nur konsequent und gewillt, auf dem neusten Stand der Dinge zu bleiben. Und da auch stolz drauf, weil ich sehr ländlich lebe und die meisten Hundehalter sich hier einen feuchten Dreck um ihre Hunde scheren. Die sind halt da, sterben aber dann auch früh an unentdecktem Zeug, oder leiden bis ins hohe Alter, weil sie niemand ernst nimmt. Werden fett, weil 3x die Woche kurzer Spaziergang und sonst nur Garten, oder oder... Dass ich da so hinterher bin, erfordert nun mal viel Zeit und Recherche, aber gleichzeitig bin ich dazu auch gezwungen, weil meine Hunde zum Teil chronische Krankheiten + Verhaltensmacken haben und schon deshalb keine 'Nebenherläufer' sind.


    Bei meiner Familie / Verwandtschaft stoße ich da auf taube Ohren, die finden mich vollkommen übertrieben im Umgang mit den Hunden. Dabei geht es um Dinge, die ich normal und richtig finde.


    Beispiele:


    - Ich komme nicht mehr auf Familienfeiern, wenn kleine Kinder oder übergriffige Erwachsene aus der Verwandtschaft anwesend sind, die den Umgang mit Hund nicht gelernt haben. Mir ist es zu blöd, ständig Kind/Mensch und Hund voneinander fernzuhalten, weil ich sonst dabei zusehen kann, wie der Hund am Ohr gepackt und das Kind ggf. gebissen wird. Nicht schön für beide Parteien, aber meine Familie lässt sowas einfach laufen à la 'da muss der Hund halt mal durch'. Gleiches Spiel mit meiner kleinen Hündin, die wahnsinnige Angst vor Kindern hat und nur auf der Flucht ist, wenn welche in der Nähe sind.


    - Ich lasse die Hunde (vor allem wenn älter) regelmäßig beim Tierarzt checken. Unnötig, findet meine Familie. Dem Hund fehlt ja nix akut.


    - Ich habe draußen beim Spaziergang eigentlich permanent den Fokus auf den Hunden. Ich kann mich schon nebenher unterhalten, aber mein Gegenüber muss halt wissen, dass ich mindestens mit einem Ohr und Auge trotzdem auch die Hunde scanne. Egal ob online oder offline. Warum ich das mache ist einfach, weil ich im Freilauf nicht möchte, dass sie unerlaubte Dinge tun und rechtzeitig eingreifen kann (Wege verlassen, zu Menschen laufen...). Und angeleint möchte ich sie nicht an der Leine / am Hals zuppeln, weil ich unaufmerksam bin, ich möchte mein Tempo anpassen, dass es der Kleinen nicht zu schnell ist, sehen ob sie irgendetwas stresst usw. Finden viele meiner Freunde unhöflich und unnötig von mir.


    - In der Wohnung bin ich auch seeeehr oft mit meiner Aufmerksamkeit bei den Hunden. Bei der Kleinen, weil sie chronisch und gefühlt ständig Sodbrennen hat und ich da so gebrandmarkt bin, dass ich ständig gucken muss, wie es ihr grade geht. Bei der Großen, weil die mich gerne unauffällig stalkt und ich da konsequent bleiben will, deshalb schicke ich sie regelmäßig und eben nachhaltig für Auszeiten in ein anderes Zimmer. Auch das nervt meinen Partner (vor 'uns' hundelos, Hunde habe ich in die Beziehung gebracht) oft, kann er nicht verstehen.


    - Ich wäge genau ab, wann ich wie lange ohne Hunde unterwegs bin, damit sie nicht zu viel alleine sind. Besser weniger, auch wenn ich weiß, dass sie sicher mal mehr vertragen könnten. Da bin ich auch so schlimm, weil meine Große phasenweise nicht alleine bleiben kann und wirklich schlimm Stress hat (jaulen, hecheln, speicheln, wandern). Und es bedeutet natürlich, dass ich auf einige Events verzichten muss. Auch das stößt bei meiner Familie und auch bei meinem Partner nicht immer auf Verständnis, sondern wieder eher zu 'da müssen se halt mal durch' Aussagen.


    Also es ist schon so, dass sich ganz viele Gedanken, viel Zeit und viele Emotionen um die Hunde drehen bei mir. Und ich schwanke immer zwischen 'bin ich ein Helikopter Frauchen' oder 'bin ich einfach nur eine Hundebesitzerin, die auf die Bedürfnisse ihrer Hunde achtet'. Schwierig.


    Kleines Beispiel, dass für mich wirklich in die Kategorie helikoptern geht wäre eine Freundin von mir. Deren Hund darf und durfte NIE von der Leine, weil der vorige Familienhund vom Auto überfahren wurde.

  • Ich hatte mal einen Hund, der recht speziell in seiner Art war und den ich ab nem gewissen Punkt auch nehmen musste wie er ist. Er hat gut in meinen Alltag gepasst, aber er war schon zeitlebens irgendwie ein Stressfaktor.


    Er kam erst mit 6 zu mir, meine Art und Weise haben seine motorische usw. Entwicklung also eher nicht mehr beeinträchtigt :D Ich glaube aber schon, dass wenn man dem Hund wenig erlaubt, dieser auch wenig Kenntnis darüber hat, wo seine Grenzen sind (körperlich und mental). Also so ganz profan: Wenn der Hund nie irgendwo klettern darf, wie soll der ein gutes Körpergefühl entwickeln?


    Was ich aber definitiv sagen kann ist, dass ich oben beschriebenen Hund irgendwo Lebensqualität genommen habe, weil ich mich immer mal irgendwo zwischen „vorausschauend geführt“ und „total drüber und angespannt“ bewegt habe.

    Habe ich ihn geführt, war es ok für mich und somit auch für den Hund. Also der war dann im Rahmen seiner Möglichkeiten ruhig und entspannt.

    Was ich aber kaum ausgehalten habe war, die Verantwortung für ihn abzugeben. Da ging mein Kopfkino sofort an und ich war unruhig, bis ich ihn wieder hatte.

    Mein damaliger Partner hat ihn sehr viel lockerer geführt. Mit dem Ergebnis, dass ich mal übertrieben angespannt und fast heulend hinter ihnen hergelaufen bin und man quasi nicht mehr mit mir reden konnte. DAS hat sich dann sehr wohl negativ auf alle Beteiligten ausgewirkt und ich bin dann zukünftig nicht mehr mitgegangen. Und hat mir auch sehr zu denken gegeben.


    Der Hund hatte mit meinem Expartner allein dann aber die Zeit seines Lebens (ob das jetzt wirklich immer gut war, sei mal dahingestellt), etwas, was ich ihm so definitiv nie geben konnte, was ihm aber sehr gut getan hat in seiner Entwicklung.


    Ich bewerte diesen Fakt sehr kritisch.

    Meinem Hund ging es bei mir nicht schlecht, der war toll und weitestgehend unauffällig (was er vorher nie war). Aber dieses Korrektiv in Form von „Einfach mal die Sau rauslassen und Spaß haben“ durch meinen Ex hat es definitiv auch gebraucht.


    Heute habe ich das Problem da so drüber zu sein zum Glück nicht mehr. Ich habe aber auch explizit drauf geachtet, dass der nächste Hund mir das guten Gewissens erlaubt. Ich bin gerade bei sowas wie Freilauf vermutlich immer noch eine Spur vorsichtiger als manch anderer, aber es bewegt sich in einem normalen Spektrum und mir gehts auch nicht schlecht damit (und dem Hund auch nicht).

  • Kurzum: doch, auch bei Hunden kann das ab einem gewissen Grad schaden.


    Amber war lange Zeit wegen mir ein total unselbstständiger Hund.

    Seit ich dann nicht mehr gehelikoptert habe, ist sie ganz anders!

    Vieles wird mit der Reife und dem Alter zusammen hängen, vieles aber auch, weil ICH mich geändert habe.


    Ich hab sie die ersten Jahre in eine Blase gepackt und das hat sie gehemmt, vor allem aber im Umgang mit anderen Menschen!


    Also definitiv kann das Hunde auch hemmen in Entwicklungen.

  • Und ich werde mich immer fragen, ob das stumpfe Fell das erste Anzeichen war und ob man sie hätte retten können, wenn ich damals zum Tierarzt gegangen wäre.

    Da kann ich Dich vielleicht ein bisschen beruhigen im Nachhinein. Einer meiner Hunde hatte eine chronische Niereninsuffizienz, damals hab ich einiges über die Nieren erfahren. Zum einen erholen sich Nieren praktisch nicht, im Gegensatz z.B. zur Leber. Wenn Nieren kaputt sind, sind sie kaputt. Außerdem zeigen sich oft erst dann Anzeichen einer Nierenschädigung, wenn schon ein erheblicher Prozentsatz der Niere nicht mehr funktioniert. Wenn nur wenige Monate nach diesem möglicherweise ersten Symptom "stumpfes Fell" die Nieren schon derart kaputt waren, wie Du es beschreibst, dann hättest Du da sehr wahrscheinlich gar nichts mehr tun können.
    Bei meiner Hündin haben wir damals noch einiges versucht, und sie hat es auch alles sehr tapfer mitgemacht - mit der Erfahrung von damals würde ich heute allerdings anders entscheiden und sie früher gehen lassen. Sie hat sich nicht gequält, dafür haben wir natürlich gesorgt, aber trotzdem war es in meinen Augen im Nachhinein zu anstrengend für den Hund für zuwenig Zeit, die wir gewonnen haben.

  • Dann bin ich wohl die Ausnahme hier, trotz mehrerer Kurznasen bin ich keine Helikopter-Mutti ☺️


    Habe aber auch noch nie Problemhunde gehabt, in keinerlei Hinsicht ❤️

    Dann solltest Du Dich freuen und 3 Kreuze machen. Ist keiner gerne, sei Dir sicher...

  • - Ich komme nicht mehr auf Familienfeiern, wenn kleine Kinder oder übergriffige Erwachsene aus der Verwandtschaft anwesend sind, die den Umgang mit Hund nicht gelernt haben. Mir ist es zu blöd, ständig Kind/Mensch und Hund voneinander fernzuhalten, weil ich sonst dabei zusehen kann, wie der Hund am Ohr gepackt und das Kind ggf. gebissen wird. Nicht schön für beide Parteien, aber meine Familie lässt sowas einfach laufen à la 'da muss der Hund halt mal durch'. Gleiches Spiel mit meiner kleinen Hündin, die wahnsinnige Angst vor Kindern hat und nur auf der Flucht ist, wenn welche in der Nähe sind.

    Fühle ich so. Jeden Satz!


    Ich hab dann halt auch keinen Spaß mehr. Und alle anderen finden, ich sollte mal entspannter sein...

    Ja, Danke...

  • Kleines Beispiel, dass für mich wirklich in die Kategorie helikoptern geht wäre eine Freundin von mir. Deren Hund darf und durfte NIE von der Leine, weil der vorige Familienhund vom Auto überfahren wurde.

    Hm. Find ich nicht so einfach. Wurde Dein Hund schonmal überfahren? Wenn nein, schwierig was dazu zu sagen. Oder zu vergleichen.


    Sowas ist mir nie passiert, gott sei dank nicht. Dazu erlaube ich mir absolut kein Urteil.

  • Nein, eigentlich nicht. Für meine Hündin war Vorsicht überhaupt kein Begriff und der Kleine ist genauso. Ich sage manchmal zu ihm, er soll froh sein, dass wenigstens bei einem von uns beiden das Hirn nicht aus bunter Knete besteht. :lol: Also dass ich vorsichtig und vorausschauend bin, färbt da überhaupt nicht ab.


    Aber bei sensibleren Hunden könnte das sicher eine Rolle spielen.

  • Kleines Beispiel, dass für mich wirklich in die Kategorie helikoptern geht wäre eine Freundin von mir. Deren Hund darf und durfte NIE von der Leine, weil der vorige Familienhund vom Auto überfahren wurde.

    Hm. Find ich nicht so einfach. Wurde Dein Hund schonmal überfahren? Wenn nein, schwierig was dazu zu sagen. Oder zu vergleichen.


    Sowas ist mir nie passiert, gott sei dank nicht. Dazu erlaube ich mir absolut kein Urteil.

    Natürlich ist das schwierig. Dennoch muss man sich an der Stelle schon fragen, ob ein Hund da noch das richtige Haustier für einen ist. Ich meine damit nicht, dass man fahrlässig ableinen sollte - aber man kann sich im Leben ja auch nicht immer gegen jede Eventualität absichern und muss Risiken in Kauf nehmen.


    Klar, es gibt bestimmte Gründe weshalb bestimmte Hunde in bestimmten Gegenden nie frei laufen können und manchen Hunden bleibt das aus gutem Grund zeitlebens immer und überall verwehrt. Aber das betrifft ja nun bei weitem nicht alle Hunde.


    Einfach aus einer generellen Angst heraus einen Hund niemals frei laufen zu lassen finde ich schwierig und dem Hund gegenüber nicht fair. Mir ist aber klar, dass die Meinung streitbar ist und es sicher genügend Leute gibt, die den Standpunkt haben, dass auch permanent angeleinte Hunde ein glückliches Leben führen.


    Was mir bei dem Thema so ein bisschen fehlt, ist der Aspekt, wie der Mensch an diesen (seinen) Problemen arbeitet.

    Da muss in einem öffentlichen Forum natürlich niemand blank ziehen, aber ich finde es schon wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass es Möglichkeiten gibt, sich da Hilfe zu holen.

    Würde ich merken, dass ich bei meinen Hunden wieder in so extreme Verhaltensmuster und Gedankenspiralen reinrutsche, würde ich mich zukünftig nicht scheuen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

  • Und ich werde mich immer fragen, ob das stumpfe Fell das erste Anzeichen war und ob man sie hätte retten können, wenn ich damals zum Tierarzt gegangen wäre.

    Da kann ich Dich vielleicht ein bisschen beruhigen im Nachhinein. Einer meiner Hunde hatte eine chronische Niereninsuffizienz, damals hab ich einiges über die Nieren erfahren. Zum einen erholen sich Nieren praktisch nicht, im Gegensatz z.B. zur Leber. Wenn Nieren kaputt sind, sind sie kaputt. Außerdem zeigen sich oft erst dann Anzeichen einer Nierenschädigung, wenn schon ein erheblicher Prozentsatz der Niere nicht mehr funktioniert. Wenn nur wenige Monate nach diesem möglicherweise ersten Symptom "stumpfes Fell" die Nieren schon derart kaputt waren, wie Du es beschreibst, dann hättest Du da sehr wahrscheinlich gar nichts mehr tun können.
    Bei meiner Hündin haben wir damals noch einiges versucht, und sie hat es auch alles sehr tapfer mitgemacht - mit der Erfahrung von damals würde ich heute allerdings anders entscheiden und sie früher gehen lassen. Sie hat sich nicht gequält, dafür haben wir natürlich gesorgt, aber trotzdem war es in meinen Augen im Nachhinein zu anstrengend für den Hund für zuwenig Zeit, die wir gewonnen haben.

    Kann ich wirklich nur so unterschreiben. Alles. Habe meinen Samson auch durch die scheiß Niere verloren. Aber als wir es endlich rausgefunden hatten, war die Niere schon kaputt und wir praktisch machtlos. Ich habe mich im nachhinein auch gefragt, ob wir ihn nicht früher hätten gehen lassen sollen. Es war echt der Killer. Nierenerkrankungen sind der Vorhof zur Hölle, gott sei dank war mir das damals nicht klar.

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