Hunde, die ihre Zähne gegen Menschen einsetzen: warum tun die das und wie geht man damit um?

  • Hier finden ja einige anscheinend normal, daß Hunde wegen jedem Scheiß gleich den Halter beißen.

    Das lese ich weder hier noch erlebe ich das anderswo.

    Ich erlebe dagegen, dass Leute zutiefst schockiert sind, wenn der Hund knurrt oder Zähne fletscht - sofern es gegen den Halter geht.

    Nach außen gerichtetes Drohen wird schöngeredet. (der beschützt mich so schön)

    Aber wenn es gegen das andere Ende der Leine / den Halter geht ist das Weltuntergang.

  • danimonster , aha. Na dann.

    Bei uns gibt es genau zwei Sorten Malihalter.

    1. Die, die voll krasses Hund wollen und dann den kleinen Raptor ganz schnell wieder abschaffen.

    2. Die, die sich den Hund bewusst anschaffen und dementsprechend führen und managen.

    Die meisten Gebrauchshunde werden ohne groß zu überlegen angeschafft oder bewußt als Penisverlängerung.

    Die par die tatsächlich einen Schäferhund halten und den im Sport auslasten muss man schon suchen.

    Ich wette es gibt mehr Schäferhunde mit denen überhaupt nicht mehr Gassi gegangen wird als welche im Sport.

  • Ich wäre tatsächlich schockiert wenn mich einer meiner Hunde gezielt beschädigend gebissen hätte. Also nicht als Übersprungshandlung, aus Versehen während einer Rauferei, aus Schmerzen, o.ä., sondern gezielt als Maßregelung. Deswegen traue ich mir so einige Hunderassen oder Linien auch nicht zu. Man sollte seine Grenzen und Möglichkeiten kennen.


    Und das sage ich nach zwei DSH und einem Boxer-Mix, allesamt durchaus knackig, und zwei davon als junge Adults aus dem Auslandstierschutz. Selbst mein Tierschutz-Mittelspitz wollte geführt werden.


    Und ja. Ich freue mich über jeden Hund - egal welcher Rasse - in den passenden Halterhänden. Denn bewusst beschädigend beißen können alle Rassen!

  • Für mich war es eine große Umstellung, jetzt einen Hund zu führen, durch den ich neue Vokabeln lernen musste. "Rückwärtsgerichtete Aggression", "soziale Aggression", "ressourcenorientierte Aggression"... :woozy_face:

    Meine Buchauswahl der letzten Zeit: "Aggression beim Hund", "Leinenrambo", "Territorialverhalten beim Hund", "Betreten verboten", "Der ängstliche Hund" :dizzy_face:


    Bisher hatte ich Hunde, da brauchte ich dieses Wissen nicht, die waren Schafe vor dem Herrn. Jetzt hab ich einen netten Hund, der auch "kernig" sein kann und gewisse Eigenheiten mit sich gebracht bzw entwickelt hat. Der auch echt axxxig drauf sein kann, wo's mir manchmal echt den Vogel raushaut.

    Aber was soll man machen? In die Ecke setzen und heulen? Den am nächsten Laternenpfahl festbinden?

    Dann kneifst du halt die Axxxbacken zusammen und führst den noch enger, streichst Freiheiten, mit denen er z.Zt. nicht umgehen kann, vernetzt dich mit neuen Trainern, setzt Gelerntes um und versuchst alles, um deinen Hund mit lustigen Ideen und Baustellen unauffällig, entspannt und vor allem sicher durch seinen und deinen Alltag zu führen.


    Man macht sich frei von den eigenen, vielleicht etwas verklärten Vorstellungen, wie ein Hund zu sein hat oder wie man ihn sich gewünscht hätte und nimmt das, was der Hund anbietet und macht das Beste daraus.


    Und, PS: ich liebe meinen Hund. Seine Eigenarten sind genau das, was meinen Mann zb total anspricht. Der findet den Dickkopf und seine kernige Art toll, obwohl sie in der Vergangenheit die eine oder andere Meinungsverschiedenheit hatten.

  • Ich habe mit 12 Jahren eine Australianterrierhündin bekommen, meine beste Freundin, irgendwann waren wir nebeneinander auf der Couch, ich habe gelesen, sie hat geschlafen. Plötzlich springt sie auf und beißt mich in die Brust. Ich weiß bis heute nicht, warum. Ich hatte mich nicht bewegt. Das waren Schmerzen, alle Zähne waren abgebildet, es hat stark geblutet und ist dunkelblau geworden. Ich habe es niemandem erzählt, ich wollte damals nicht, dass das jemand sieht😅. Sie hatte vorher oder hinterher niemals wieder gebissen.

    Ca. ein Jahr später hat mir mein Pferd, das nie getreten hat, zwischen die Beine getreten, direkt unter dem Schambein. Das blutete so stark ein, dass beide Beine fast rundherum blau waren. Das habe ich auch niemandem gezeigt, ich bin lieber Monate wie ein o-beiniger alter Cowboy gelaufen. Das Pferd hatte ich 30 Jahre und er hat nie wieder getreten, in beiden Fällen kann ich es mir nicht wirklich erklären, warum sie es taten. Wie ich damit umgegangen bin? Bei beiden gab es stillschweigend Bewährung auf Lebenszeit.

    Wäre es ein zweites Mal passiert, hätte ich es meinen Eltern erzählen müssen, alleine hätte ich das nicht lösen können, keine Ahnung, wie das dann ausgegangen wäre.

  • Genug Linien.

    Kooperation joa , die einen mehr , die anderen weniger.

    Die lernen halt das sie auf Weg X ans Ziel kommen und nicht anders und das Ziel ist wichtig.

    Und die Hunde die ich kenne, auf die ich mich beziehe (und aus den Linien gibt es paar mehr ) sind schon mit 8 Wochen so das die ein nein/eine Grenze in Frage stellen bzw Kontra geben , reinbeißen wollen weil Grenze gesetzt wird, Ressourcen beanspruchen und verteidigen wollen.

    Die sind auch später so das sie "Diskussionsfreudig" sind.

    Aber halt nicht wauwau machen sondern gern was anderes.

    Und das ernsthaft.

    Nicht abschnappen sondern richtig.

    Die werden auch nicht "traktiert " und sind deshalb "gestört"

    Die sind halt so.

    Ich verstehe das Problem was hier einige haben nicht.

    Niemand zwingt irgendwem so nem Hund auf.

    Niemand muss sich mit solchen Hunden näher befassen, was grade die Stimmen die hier so vehement dagegen wettern wohl auch nicht haben bei den emotionalen Beiträgen.

    Es hat aber durchaus nen Sinn solche Hunde zu haben, zu selektieren und sie werden es.

    Nicht ( primär ) als Sporthunde , nein.


    Von "Gelaber" zu reden wenn man sich offenbar damit nie live, nie in den Ursprungsländern etc damit befasst hat ist mAn mehr als vermessen.


    Es ist für mich auch schwer das hier verständlich runter zu brechen wie es scheint, deshalb lass ich es auch bevor sich da noch mehr Gemüter unnötig erhitzen wenn man nur versucht zu verstehen zu geben das es ein riesen Unterschied ist ob man da nen Vollpsycho (ja klar gibt es die auch ) sitzen hat der unberechenbar ist oder nen Hund der halt einfach , freundlich/einfach gesagt, ernsthaft diskutieren will mit allen Argumenten die er hat .

  • Irgendwie ist die Diskussion abgedriftet. Ich hab hier nirgends gelesen (mit Ausnahme eines Beitrags, der in einer aufgeheizten Diskussion so verstanden werden könnte), dass Jemand es normal findet, dass sein Hund sofort gegen ihn geht, wenn ihm etwas querläuft. Die Eingangsfrage vom Thread bezog sich doch auch nicht (nur) auf Hunde, die gezielt schwerst bis tödlich verletzen.


    Nein, natürlich ist es nicht die Norm, dass Hunde ihren Halter beißen. Aber es kann vorkommen, weil die Möglichkeit dafür im Verhaltensrepertoire angesiedelt ist. Weder liegt das unbedingt an totaler Unfähigkeit des Halters, noch unbedingt daran, dass der Hund von Geburt an einen an der Klatsche hat. Wobei beides natürlich auch vorkommt.


    Die Gründe sind vielfältig. Und ebenso ist es der Umgang damit. Ebenso sind es die Gründe, sich einen Hund mit größerer Wahrscheinlichkeit für dieses Potenzial zuzulegen - oder eben bewusst (nach Möglichkeit) nicht zuzulegen. Oder gar einen Hund zu übernehmen, der beißt. So lange der Hund gut und verantwortungsvoll geführt wird und damit keine Bedrohung für andere darstellt und ein einigermaßen artgerechtes Leben führt, gibts für mich persönlich überhaupt keinen Grund, das zu werten. Weder positiv noch negativ. Verstehe gerade diese Lagerbildung nicht.

  • Ich oute mich auch mal als naiven Hundehalter, der denkt, sein Hund würde nie beißen. 😆


    Natürlich ist mir bewusst, dass Hunde ihre individuellen Grenzen haben. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass für manche Hunde Drohen oder Bisse nicht wirklich zu ihrem Bewältigungsrepertoire gehören.


    Es ist auch nicht so, dass ich da jetzt absoluter Laie bin, was die Körpersprache angeht. Es gibt Hunde, um die mache ich lieber einen Bogen, wenn ich z.B. merke, sie fixieren stark oder werden steif. Dazu muss ein Hund nicht mal knurren.


    Bei unserem würde ich aber tatsächlich die Hand dafür ins Feuer legen, dass er nicht zubeißt. Ich habe ihn auch noch nie knurren hören, außer im Spiel. Seine Strategie ist, dass er sich einfach verzieht, wenn es ihm zu bunt wird. Und wenn er sich nicht verkrümeln kann, dann ergibt er sich seinem Schicksal und sieht dabei sehr leidend aus.

    Gerade wieder erlebt, als er sich verletzt hat und ich die Wunde erstversorgen musste. Seine Gegenwehr - trotz starker Schmerzen - bestand darin, mich vorwurfsvoll anzusehen.


    Generell ist er ein Seelchen, der ausschließlich damit zu strafen scheint, dass er seiner Missbilligung einer Situation mit großer Verachtung und tiefster Enttäuschung im Blick Ausdruck verleiht.


    Das macht er aktuell übrigens auch mit dem Welpen. Nur scheint sich der Welpe für enttäuschtes Schauen nicht zu interessieren. 😅


    Bleibt die Frage, ob ich aufgrund meiner Ansicht naiv bin oder ob ich meinen Hund einfach nur ganz gut einschätzen kann. 😉

  • werten

    Ich glaube, das ist der Punkt.

    Wir werten natürlich total gerne. Denn, wenn Hund xy beisst, weil Halter abc ihn soundso handelt, dann gibt mir das Sicherheit, weil ich ja selbstverständlich meinen Hund soundso nicht behandle, also wird er mich auch nie beißen.


    Ist auch ein bisschen die Suche nach dem Schuldigen, und weil der Hund nie Schuld an was hat, ist es natürlich immer der Halter, der es gründlich versaut hat.


    Ist vermutlich menschlich, und da brauch ich dir gar nix erzählen, du hast das studiert =) Und wir alle neigen dazu, ich ja auch, ich schreib selbst im nervige Hundehalter Faden fleißig mit :sweet:




    Ich glaube, manche machen sich gar keine Vorstellung, wie tief das Loch sein kann, in das man fällt, wenn das geliebte Tier sich trotz durchdachter Erziehung und Training nach bestem Wissen und Gewissen in eine Richtung entwickelt, die man niemals nicht auf dem Schirm gehabt hat. Natürlich ist das dann ein Vertrauensbruch, da liegt erstmal die Welt in Scherben.

    Aber nachher muss man unbedingt analysieren, was war der Auslöser, wo kam das her, was liegt dem zugrunde, wie vermeide ich eine Wiederholung. Hunde, die rassebedingt gern in Tunnel verfallen, bringen durch ihren Trieb vermutlich einfach grundsätzlich andere Eigenschaften mit sich als Begleithunde, die Konflikte wegfiddeln und ansonsten tut sich nichts. Entsprechend geht man jeweils anders mit dem Hund um.


    Ist ja in der Pferdewelt auch so, es gibt nervige Pferde, die möchten dich direkt buchstäblich in den Boden stampfen, weil du sie beim Putzen versehentlich gekitzelt hast (ist mir tatsächlich passiert, war Zufall, dass ich aus der Box schnell und unversehrt raus kam), andere sind so gechillt, denen würde es nie einfallen, gegen einen Menschen zu gehen.

    Nicht immer liegt da die Schuld, wenn es überhaupt eine gibt, beim Halter oder in schlimmen Erfahrungen.

  • Zitat

    Nicht immer liegt da die Schuld, wenn es überhaupt eine gibt, beim Halter oder in schlimmen Erfahrungen.

    Das nun ganz sicher nicht, bei Pferden gab/gibt es ja ganze Linien ,die dafür bekannt sind, dass ihre Angehörigen auf sehr ähnliche Weise aggressiv gegen Menschen gehen können, wenn sie etwas stört - und bei Hunden sogar einiges an Rassen mit der Anlage.


    Da spielt sicher eine genetische Komponente mit, und zum Glück tragen Hunderassen da ja ein so viel deutlicheres "Etikett" als Pferde, so dass man solchen Vertretern eher aus dem Weg gehen kann als (zum Beispiel) einem fabelhaft begabten Hannoveraner Nachfahren von Don Carlos, zu dem irgendwann kein Hufschmied mehr kommt...

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