Hunde, die ihre Zähne gegen Menschen einsetzen: warum tun die das und wie geht man damit um?

  • Ich hab Hunde die ein gutes Selbstbewusstsein haben und wissen was sie wollen und was nicht. Das Thema Regel ich im Welpenalter konsequent, da ist es nämlich am einfachsten, weil man sehr wenig Einwirkung braucht.


    Ansonsten fallen mir noch ein angekratztes Nervenkostüm gepaart mit einer hohen Trieblage ein. Da gibt es auch so Kandidaten. Aber auch das ist keine Entschuldigung, Menschen beißen ist nie eine Option. Bei solchen Hunden achte ich dann drauf, dass ich sie nicht in entsprechende Situationen bringe bzw. Manage entsprechend und trainiere ihnen auf, was ich für ein Verhalten haben möchte.

  • Jo, ist so ein Thema wo es ganz drauf ankommt....


    So das typische Jungrockerdingensgebeisse hatte ich noch nie bei meinen eigenen Hunden. Die kamen ja alle ziemlich jung zu mir und da war das nie ein Problem, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen.


    Sam hat mal meinen Mann "gehackt" - aber das war nachvollziehbar, weil aus Schmerz. Hatte sich als Junghund an der Leine ganz blöd versprungen und am linken Hinterbein einen Spiralbruch zugezogen. Mein Mann wollte ihn anfassen weil er plötzlich aufgejault hat und da hat er zugebissen....aber um sowas gehts ja hier nicht. (Das war auch das einzige Mal, wo dieser Hund jemals seine Zähne gegen Menschen eingesetzt hat).


    Ich hatte hier nur ein einziges Mal einen Pflegi (Owtscharka) der tatsächlich in voller Absicht nach vorne ging und dann auch ernst gemacht hat. Aber dem wurden auch die gesamte Eskaltionsstufen vor dem Zubeissen "ausgetrieben".....also bevor er zu uns kam. Da hab ich und mein Mann heute noch die Narben am Unterarm. Das war unlustig. Da hat nur geholfen, ihm ganz langsam zu zeigen, dass er nicht gleich zubeissen muss, wenn ihm was nicht passt. Ich weiß noch, dass ich es richtig gefeiert hab, als er mich das erstemal ganz leise angeknurrt hat - und eben nicht gleich zugebissen. Bei diesem Hund wäre jede "energische" Intervention nach hinten losgegangen (das war der nämlich gewöhnt, möcht gar nicht wissen, was der schon alles mitgemacht hatte), da half wirklich bloss langsam und ruhig vortasten, was geht und was nicht und nicht unsicher werden. Der kam aber später zu einem HH, der viel Erfahrung und Platz und schon viele andere HSHs hatte und wurde ein richtig genialer Hund....


    Ansonsten, bei meinen eigenen Jungrockern hatte ich, wie schon geschrieben, das Problem eigentlich nie. In der Regel reichte da ein einmaliges, kurzes, knackiges und ernstes Mitarbeitergespräch völlig aus und sie haben verstanden, dass man nicht in Menschen reinbeisst.


    Sam, als Hüti, war da eh nie ein Problem, Joey hätte vielleicht gern mal diskutiert aber s.o. und der Ben ist sowas von überhaupt nicht der Typ dafür, der erwischt einen vielleicht mal beim Zergeln versehentlich aber da reicht dann schon ein "autsch" und er lässt sofort los und gut isses. Der setzt seinen Dickschädel auf eine ganz andere Art und Weise durch.

  • Ich hab hier ja so einen sitzen, der seine Zähne

    Es war für mich schwierig, zu akzeptieren, dass mein Hund halt so ist. Bis ich mich tatsächlich auch auf ihn einlassen konnte, hats länger gedauert.


    Ich lieb ihn wirklich unglaublich, aber manchmal oft wünsch ich mir schon, dass ich nicht wüsste, wie es sich anfühlt, vom eigenen Hund gebissen zu werden.

    Puh also dieser Thread. Ich kenne ja nun einige, die mit Hunden vom Format Carlos zusammenleben. Wenn die gemeinsame Zeit nicht nur aus "in den Auslauf und wieder rein in den Zwinger" besteht, sondern der Hund in den Alltag integriert wird, passiert in der Regel genau das irgendwann. Nicht die Umwelt wird erwischt, dank der peniblen Sicherheitsmaßnahmen, sondern die eigenen Besitzer*innen (in der Regel tatsächlich Profis).

  • Meine Hunde haben noch nicht mal einem Menschen gegenüber geknurrt, geschweige denn geschnappt oder mehr.

    Irgendwie kann ich mir keine Situation vorstellen, in der sie das tun würden und hätte damit glaube ich ein Problem, weil ich sie eben auch sehr fair behandle und nicht wüsste, was ich denn "falsch" mache.


    Allerdings habe ich hier im Forum mal einen Thread gelesen, da wurde dem Junghund zu Trainingszwecken immer wieder der Kauknochen weggenommen, woraufhin er irgendwann anfing, immer heftiger zu reagieren.

    Sowas gibt es bei uns eben nicht. Sie können sich ihrer lebensnotwendigen Ressourcen zu 100% sicher sein, und ich glaube, gerade deswegen kann man ihnen ohne Weiteres den Napf wegnehmen. Kommt schon mal vor, dass ich das machen muss, wenn ich das Futter der beiden verwechsle.


    Was nicht heißt, dass die Hunde, die schnappen oder beißen, von ihren Menschen unfair behandelt wurden. Aber ich denke, einen gewissen Prozentteil kann man beeinflussen.

  • Was nicht heißt, dass die Hunde, die schnappen oder beißen, von ihren Menschen unfair behandelt wurden. Aber ich denke, einen gewissen Prozentteil kann man beeinflussen.

    Und einen guten Prozentteil eben überhaupt nicht. Gerade Ressourcenverteidigung ist zu guten Teilen genetische Anlage. Ja klar kann man auch ein Lämmchen zum Eskalieren bringen. Gibt aber genug Hunde, die bereits vom Welpenalter an einen Sprung an der Schüssel haben (oder eloquenter...hypertrophes ressourcenverteidigendes Verhalten zeigen)

  • Jette`s Vorgänger ging bei hoher Erregungslage und einer Berührung am Hals in die rückwärts gerichtete Aggression und tackerte mir das Schienbein.


    Blöd gelaufen.

  • Ich kenne das in genau 2 Situationen:


    1. Wenn ich eine extrem schmerzhafte Behandlung durchführen muss. Das war hier die Versorgung einer gesplitterten Kralle, aus der der Nerv heraus lugte und das Spülen des Katheters nach der Othämatom-OP. Er droht wirklich deutlich und ich sichere, bevor es eskalieren kann. Wie krass der Biss wäre, kann ich also nicht einschätzen, nur dass es ihn geben würde.


    2. Zufall: Er möchte eigentlich etwas ganz anderes (Wasserstrahl, Spielzeug, anderen Hund wegschnappen) und ich bin im Weg. Da merke ich deutlich, dass er im letzten Moment immer abbremst, sonst wäre ich schon diverse Körperteile los. Reaktion ist demnach eigentlich sehr unspektakulär - gar nichts. Spielabbruch oder weiter gehen, Wunde reinigen, Krönchen richten. Weiter machen.


    Mailo wäre rassebedingt prädestiniert dafür, seine Zähne öfter zu nutzen, das hat ihm aber niemand verraten. Wofür ich sehr dankbar bin 😎

  • Susi hat gebissen, wenn ihr etwas weh getan hat, wenn sie etwas doof fand, und wenn sie bspw aus dem Schlaf geschreckt ist.

    Bei ihr wars ne Mischung aus gesundheitlichen Problemen, Lernerfahrung und dass es n Terrier war.


    Lilo hatte in ihrer Junghundezeit kleine Ansätze gezeigt dass sie gegen mich gehen könnte wenn sie pöbelt und ich sie dabei störe. Das hat sich allerdings gleich wieder gelegt. War ne Mischung aus Frust und Aggression + der sprichwörtliche Tropfen der das Fass zum überlaufen hätte bringen können. Mehr als Tendenzen gab's nicht, und das war auch recht schnell geklärt.


    Der Zwerg hat mal getestet ob er ne Ressource verteidigen kann und überlegt ob es ne Idee sein könnte dir Zähne zu nutzen damit ich mit etwas aufhöre was ihm unangenehm ist.

    Ich bin mir sicher dass er irgendwann Beißen würde wenn man da den Bogen überspannt, aber wenn man bissl Rücksicht nimmt und das angemessen übt ist das auch kein Thema.

    Einer seiner Brüder war/ist wohl bissl anders. Der hat schon sehr früh angefangen sich ne Ressource zu schnappen und die dann zu bewachen und alle anderen weg zu knurren. Aber der Bub kam in einen Haushalt mit viiiiel Schnauzer Erfahrung, da war das auch kein Problem.



    Wenn ich von meinen Hunden ausgehe, ist ein sehr häufiger Grund fürs Beißen schlicht dass man sich unangemessen verhält. Beschwichtigungssignale nicht erkennen bspw reicht je nach Hund schon.

    Unangenehme Situationen und Schmerzen können ein Grund sein, ebenso andere gesundheitliche Themen.

    Und so Dinge wie Tagesform/Situation. Wenn ein Hund grad sehr in rage ist, kanns sein dass man im worst Case zum Blitzableiter werden kann ( was natürlich garnicht geht).

    Ängste können ein Grund sein.

    Mangelnder Respekt kann ein Grund sein ( bspw wenn man den Hund stört obwohl er seine Ruhe haben will).


    Es gibt prinzipiell erstmal viele verschiedene Gründe dafür ob der eigene Hund einen Beißen würde. Wobei auch der Hund selbst mit rein spielt.

    Unsere Westie Hündin war bspw schnell mit Zähnen dabei, hat aber nie beschädigend zugebissen. Lilo hat dagegen eine super große Hemmschwelle, die würde mich vermutlich nur beißen wenn ich bei ner Klopperei rein Grätsche würde oder evtl wenn sie wirklich verdammt heftige Schmerzen hat ( sie hat mich damals ja sogar problemlos ihre gebrochene Zehe anfassen lassen).

    Der Zwerg würde vermutlich beißen wenn er sich nicht ernst genommen fühlt, evtl wenn man ihm etwas riiiichtig tolles weg nehmen will oder wenn er Schmerzen hat.


    Grad der Punkt Schmerz ist für mich auch so ziemlich mit der Hauptgrund warum eigentlich jeder Hund nen Maulkorb kennen sollte. Der Netteste Hund braucht sich nur dumm verletzen und schon kann er aggro werden. Never say never...

  • Ich würde da schon stark zwischen gerichteten Beissen und ungerichtetem Beissen unterscheiden.

    Mit ungerichtetem Beissen meine ich beispielsweise eine reflexartige Reaktion auf starke Schmerzen oder dass der Hund beim Trennen sich prügelnder Hunde den Trennenden erwischt. Mich hat mal Luna, die eigentlich eine Seele von Hund ist, beim Zergeln durch den Daumennagel gebissen. Tat sauweh, aber war für mich ganz klar unabsichtlich.

    Gerichtet ist für mich das Beissen, wenn der Mensch mit voller Absicht angegangen und gebissen wird. Hunde, die gerichtet ihren Menschen beissen, halte ich für die meisten HH für kaum händelbar.

    Im ersten Fall ist es halt blöd gelaufen und im zweiten Fall hätte ich, denke ich, schon ein Problem, da damit für mich ein massiver Vertrauensverlust einhergehen würde. Wobei ich da von einem Hund ausgehe, den ich selbst aufgezogen habe. Bei einem Hund aus dem Tierschutz, der das lernen durfte/musste, sieht die Sache natürlich ein bisschen anders aus.

  • Es gibt auch Hunde, die haben gelernt, dass sie ihre Interessen durchsetzen können, wenn sie zubeißen androhen oder tatsächlich tun. Meist Hundetypen, die schnell hochfahren, sehr maulaffin sind und dann einen mit diesem Verhalten überforderten Halter haben.

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