Hunde, die ihre Zähne gegen Menschen einsetzen: warum tun die das und wie geht man damit um?

  • Und gerade kleine Kinder, bevor sie lernen was moralisch richtig und falsch ist, neigen durchaus schon mal dazu, ihre Konflikte mit hauen, Petzen oder auch beißen zu lösen.. erst über Erziehung werden dann andere Vorgehensweise und Strategien vermittelt.

    Beim Kindertraining in meinem Sportverein gibt es eigentlich immer ein Kind, welches das Training am Rand verbringen darf. Und teilweise tun die sich auch richtig weh, weil sie halt gedankenlos sind und erst lernen müssen, wie man sich verhält. Da ist man eigentlich nur am Erziehen.. Petzen, hauen, und ja, beißen gab es auch schon. Und auch gegenüber dem Trainer müssen manche des Respekt erst lernen. Kinder halt :ka:


    Manche Kinder quälen auch gerne Tiere, da habe ich mir sagen lassen, das eine solche Phase nicht ganz unüblich ist.

    Und wenn in der Pubertät dann die Hormone kommen, werden schon mal gerne die Eltern belogen, Schule geschwänzt und solche Dinge. Oder man war in eine Prügelei verwickelt. Mobbing ist auch ein Thema an Schulen. Alles Dinge, wo immer wieder erzieherisch eingewirkt werden muss.

  • Zusammenleben besteht einfach auch aus Konflikten. Wenn man Kinder hat, dann ist ja auch nicht immer alles 100% Konfliktfrei und genauso wie Kinder lernen müssen, wie sie Konflikte lösen, so müssen das auch junge Hunde lernen. Ist auch eine Charakterfrage, wie jemand sich verhält.

    wird es auch als "ist halt so" empfunden, wenn dann das Kind mit dem Messer in der Hand vor den Eltern steht und sagt "Konflikte gehören dazu und ich stech jetzt mal eben zu". ?

    Da hast du leider ein schlechtes Beispiel genommen, denn Hunde greifen nicht auf externe Waffen zu, sondern nutzen ihre körpereigenen. Und ja, es "ist halt so", dass Menschen sich auch mit körpereigenen Waffen prügeln, beißen, kratzen und das auch Kinder, oft vor allem genau die.

    Warum nimmst du fiddlen raus? Auch das ist, aus Hundesicht, genauso eine Konfliktlösungsstrategie wie die anderen Fs. Ist halt für den Menschen netter und schöner anzuschauen. „der freut sich immer so“


    Flight kann auch schon das Pfote wegziehen sein beim krallen schneiden.. freeze kann das einfrieren sein bei einer für den Hund unangenehmen medizinischen Behandlung..

    Ist nicht schon Kopf wegdrehen, weil Hund nicht gestreichelt werden will, ein flight? Oder trennt man Beschwichtigen von den F's?


    Persönlich finde ich alle F's beim Hund normal und bin auch nicht geschockt darüber. Ich gebe mein Bestes, Darko zu lesen, entsprechend fair zu kommunizieren und zu handeln. Es ist nun mal ein (vmtl.) kerniger Terriermix und der hat wie jedes Lebewesen ein Recht auf Kommunikation, die aber anders ausfällt als bei einem sanften Bolonka. Reden kann er ja nicht, was soll er sonst tun?


    Ich denke einfach, es kommt extrem auf den Hund und die Situation an, wie etwas bewertet werden sollte.

    Der Familienhund, der jahrelang von allen bedrängt wird und dann "aus dem Nichts" heraus das Kind beißt ist böse und muss sofort weg? Nö, selber schuld, leider auf Kosten von Kind und Hund.

    Ein DSH, der im Trieb wütend wegen Ressourcen wird? Sollte bei vernünftiger Zucht und Erziehen zu händeln sein, ist nun mal der Charakter solcher extreme working dogs. Sofern sie nicht beim Insta-Dude landen, der halt einen geilen Hund "für den Sport" will und von nix Ahnung hat.

    Der Rottweiler findet Menschen scheiße, verbellt Fremde und knurrt Besuch an? Liegt in seiner Natur und kann gut kanalisiert werden. Sollte man sich halt nicht holen, wenn eins in einer 5er WG mitten im Großstadtzentrum im Hochhaus wohnt und den Hund immer mit zur Uni & Arbeit nehmen will.

    Der Collie, der die Kinder zwickt, weil ihm niemand beibringt, dass er diese nicht zu hüten hat... die Liste ist endlos.


    So viele Vorfälle könnten vorab verhindert werden. Eine Tante hat mittlerweile Hund 3. H1 war Kleinpudel, der dann zugunsten Partys & Männern bei meiner Mutter abgeladen wurde und von Natur aus lieb und nett war. H2 ein Chihuahua, dessen Grenzen nie akzeptiert wurden, sodass es nach vorne ging. Die Hündin hat tatsächlich alles mit Fight gelöst: Bellen, Knurren, Drohen, Schnappen, Beißen. Aus eigentlich völlig irrationalen Gründen. Irgendwann habe ich das Gespräch mit der Tante gesucht und meine Vermutung angebracht. Ich wurde abgewatscht, sie sei schon bei Trainer und Hundepsychologin gewesen und was wüsste ich mit 16 denn schon.

    Geändert hat sie nie was und die Hündin hat bis zu ihrem Tod weiter im Dauerstress gelebt, Gäste an Weihnachten gebissen, mir in der Wade gehangen usw.

    H3 ist wieder ein Chihuahua und bis jetzt ist es eine super liebe Dame, der ich von Herzen wünsche, dass es so bleibt.

    Jeder will sie antatschen, auf den Schoß nehmen, herlocken; niemand reagiert auf ihre Signale und meine Tante greift nie ein.

    Das ist ja super vielfältig und auch der "Einsatz" der Zähne ist ja sehr vielfältig. Das kann ja von Zähne berühren die Haut bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen, wie öffnen der Bauchdecke alles sein. Was mir auffällt ist, dass es von den Haltern häufig schön geredet wird. Das ist dann ein zwicken, schnappen, der Hund hat das nicht so gemeint, der wusste gar nicht das ich das bin, war ja nur ein Kratzer etc. Und das ist einfach ein grosses Problem.

    Mir fällt es sehr schwierig, das zu trennen. Also war nicht so gemeint und so sage ich nicht, aber wie will ich sonst die feinen Abstufungen beschreiben?

    Abschnappen: In die Luft schnappen ohne dass was dazwischen ist.

    Zwicken: Maul schließt sich um Körperteil, aber quasi ohne Zähne, sodass keine Spur, höchstens blaue Flecken bleiben.

    Ohne Beschädigungsabsicht beißen: Max. Zahnabdruck.

    Mit Beschädigungsabsicht: Kratzer, Löcher, Wunden und mehr.


    Mich bringt der Thread tatsächlich ins Grübeln. Aufgewachsen bin ich mit sehr vielen Tieren, habe von klein auf gelernt, die Tiere zu lesen und respektieren. Es war völlig normal, dass der Hund knurrt, der Hahn pickt, das Kaninchen beißt, das Pferd tritt :ka:

    Ich dachte immer das sei die Norm und dann lese ich in einem Hundeforum von Leuten, die denken ein Collie könne nicht beißen oder die geschockt sind, wenn Hund fight wählt.

  • Mir fällt es sehr schwierig, das zu trennen. Also war nicht so gemeint und so sage ich nicht, aber wie will ich sonst die feinen Abstufungen beschreiben?

    Dann habe ich es nicht gut ausgedrückt :-)

    Was ich in der Hundeschule erlebe ist, dass der Hund durch seine Zähne absichtlich einem anderem Lebewesen eine offene Verletzung zugefügt hat und dann von "Der hat ja nur geschnappt, der beißt ja nicht" geredet wird und entsprechende gebotene Sicherungsmaßnahmen deswegen nicht angenommen werden. Und die Wortwahl nicht gewählt wird, um die Situation möglichst genau zu beschreiben, sondern um den Vorfall herunterzuspielen.

    Schönes Beispiel war ein DSH der laut Aussage der Halterin Mal ihren Freund gezwickt hat, bei dem dann nachher rauskam dass dem "Gezwickten" in der Notaufnahme erstmal der Arm wieder geflickt werden musste.

  • Ich hatte vor Emma immer Hamster, Kaninchen und vor allem Katzen. Keines des Tiere hat mich je gebissen und die Katzen haben ab dem Kittenalter nicht mehr absichtlich gekratzt. Im Spiel gibt's mal aus Versehen Kratzer, aber absichtlich hat mich bisher kein Tier verletzt.

    Emma hat nur im Welpenalter halt gezwickt und einmal etwas fester gebissen. Das haben wir aber geklärt und bisher zeigt sie da keinerlei Tendenzen mehr. Sie ist im Kontakt mit mir sehr sanft und setzt ihre Zähne nur zum vorsichtigen knabbern ein. Auch bei Kontakt mit anderen Hunden wählt sie fiddle oder flight. Wenn sie mich plötzlich ernsthaft beißen würde, wäre ich sehr geschockt. Und ja, wahrscheinlich hätte ich dann das Vertrauen erstmal ziemlich verloren. Zum eine weil ich sie anscheinend doch nicht so gut einschätzen konnte und weil ich bisher einfach noch nie ein Tier hatte, dass sich gegen mich wendet. Wenn ich die Situation hinterher analysieren und verstehen könnte, wäre es sicher okay. Aber es wäre danach bestimmt nicht wieder so wie vorher. Und am schlimmsten fände ich es, wenn ich es nicht vollziehen könnte und damit auch nicht wüsste, wie ich es nochmal verhindern könnte.

  • Ich finde es ja schon sinnvoll, die Intensität zu beschreiben. Wenn man denn ehrlich ist, und nichts herunterspielt.


    Einer meiner Hunde hat mich mal gezwickt, als ich ihn in der Unterordnung hab bellen lassen, in der Fußposition. Ich ging dabei in die Knie, der Hund kommt hingegen beim bellen bisschen hoch und da hat er mich am Arm erwischt, während des Bellens. War ein kleines Loch, welches von alleine verheilt ist. Das war wirklich ungewollt gezwickt.


    Ein anderer Hund hat mich mal gezwickt, als ich dort auf dem Hof war. Einfach, weil das ne blöde Ziege ist und der Halter den Hund da nicht so führt, wie es sein sollte.


    Aber einen Biss als zwicken zu bezeichnen, der in der Notaufnahme endete ist schon ne Nummer..

  • Ich hatte vor Emma immer Hamster, Kaninchen und vor allem Katzen. Keines des Tiere hat mich je gebissen und die Katzen haben ab dem Kittenalter nicht mehr absichtlich gekratzt. Im Spiel gibt's mal aus Versehen Kratzer, aber absichtlich hat mich bisher kein Tier verletzt.

    Echt? So verschieden sind sie.

    Meine Katzen würden kratzen und auch beißen. Sind aber auch so nette Exemplare aus dem Tierschutz, die keiner haben wollte und dem Menschen nicht wirklich zugewandt sind. Aber auch mit denen kann man, wenn man sich halt höflich verhält und sie nicht bedrängt. Beim Tierarzt geht es nur in einer speziellen Kiste, wo man die Katze zum impfen an die Wand drücken kann.


    Die Hühner sind mit Menschen total nett. Würden aber auf die Hunde losgehen, sofern die Hunde sich falsch verhalten. Also, der Hahn sich und seine Hühner in Gefahr sehen würde.


    Ich hatte früher ein Zwergkaninchen, dass ging auf Menschen los. Vor der hatte eine Nachbarin sogar Angst, die hat sie nicht füttern wollen, wenn wir im Urlaub waren. Die Kaninchen die hier bald einziehen sollen, sind hingegen total nett. Blaue Wiener, halt keine Zwerge.


    Mit Gänsen ist in der Regel auch nicht gut Kirschen essen.

  • Ich hatte früher ein Zwergkaninchen, dass ging auf Menschen los. Vor der hatte eine Nachbarin sogar Angst, die hat sie nicht füttern wollen, wenn wir im Urlaub waren

  • Meine Katzen würden kratzen und auch beißen. Sind aber auch so nette Exemplare aus dem Tierschutz, die keiner haben wollte und dem Menschen nicht wirklich zugewandt sind. Aber auch mit denen kann man, wenn man sich halt höflich verhält und sie nicht bedrängt. Beim Tierarzt geht es nur in einer speziellen Kiste, wo man die Katze zum impfen an die Wand drücken kann.

    Bei mir lebt so ein Tierschutzkater, seit inzwischen 7 Jahren. Er liebt es zu kuscheln und möchte zwischen meinen Beinen im Bett schlafen, und ich freue mich sehr darüber. Eine versehentliche Bewegung von mir, die ihn erschreckt, dann haut er oder beißt zu. Er kann nichts dafür, er hatte vermutlich kein schönes Leben, bevor er zu mir mir kam.


    Aber das ist OT, es geht um Hunde. Ich finde eure Beiträge sehr interressant.

  • Absolutes "ungewollt gezwickt" hatten wir hier auch schon, da hat sich meine alte Hündin während ich schlief, unter die Bettdecke gemogelt und schlief dann selbst so fest, dass sie wohl selbst nicht merkte, dass ich mich irgendwie drehte. Jedenfalls wachte ich von einem heftigen Schmerz auf, registrierte gerade noch, dass mich meine Hündin so in den Ellenbogen geschnappt hatte, dass es blutete - und ich weiß nicht, wer von uns beiden erschrockener war.


    Also ein saublöder Unfall, was daran wirklich erschreckend war, war die Reaktion der alten Hündin: Ich habe außer aufzuschreien kein böses Wort gesagt, aber sie zitterte am ganzen Körper, starrte mich aus riesengroßen Eulenaugen an und beschwichtigte wie verrückt, mit Anstupsen, Pfotegeben, Andrängeln - die Ärmste war richtig geschockt, und ich brauchte ewig, bis ich sie halbwegs beruhigt hatte.


    Keine Ahnung, ob sie der "Tabubruch" so erschreckt hatte, ob es der "Überfall" vorher war, ob sie einfach schlecht geträumt hatte - das war jedenfalls ein Musterbeispiel fürs "ungewollt" und eine Reaktion ,die nichts mit der des wirklich klug kalkulierenden, seine Zähne selektiv einsetzenden Jagdterriers zu tun hatte.

  • Ich hatte vor Emma immer Hamster, Kaninchen und vor allem Katzen. Keines des Tiere hat mich je gebissen und die Katzen haben ab dem Kittenalter nicht mehr absichtlich gekratzt. Im Spiel gibt's mal aus Versehen Kratzer, aber absichtlich hat mich bisher kein Tier verletzt.

    Echt? So verschieden sind sie.

    Meine Katzen würden kratzen und auch beißen. Sind aber auch so nette Exemplare aus dem Tierschutz, die keiner haben wollte und dem Menschen nicht wirklich zugewandt sind. Aber auch mit denen kann man, wenn man sich halt höflich verhält und sie nicht bedrängt. Beim Tierarzt geht es nur in einer speziellen Kiste, wo man die Katze zum impfen an die Wand drücken kann.

    Wollte auch grade schreiben, dass das bei unseren Katzen schon immer ganz anders war. Bis auf unsere erste vom Bauernhof und meinen Kater vom Züchter hätten ausnahmslos alle richtig zugepackt und auch gebissen, wenn man sie nur mal falsch / zu doll gestreichelt oder hochgenommen hat. Sind aber auch alles Tierschutzkatzen bzw. eingesammelt von draußen.


    Die jetzigen beiden sind drin geboren worden auf der Pflegestelle und mit Kindern, zwei Hunden und 20 anderen Katzen aufgewachsen. Eine davon kann trotzdem ein Biest sein und findet die Hunde bis heute unnötig, die andere lässt alles mit sich machen und ist auch mit den Hunden super relaxt.

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