Krachend gescheiterte Hundeadoption: Was habe ich falsch gemacht?

  • Anscheinend ist die Verunsicherung der Hunde durch den Umzug viel größer, als ich sie mir vorgestellt hatte. So um den Faktor 10...*hust!*

    Ach bitte.... komm doch runter von deinen Faktoren und Skalen... Stufe 2 oder 7, Faktor 10...

    Das ist ein Hund, ein Lebenwesen. Keine Rechenmaschine, die mit paar Daten in Form von Stufen und Faktoren gefüttert wird und dann das gewünschte Resultat abliefert.

    Ich bedrohe den Hund auf Stufe 2 und er funktioniert so oder so, der Hund ist auf Faktor 10 verunsichert, also gehe ich mit meiner Bedrohung vielleicht besser auf 0,5 zurück...

    So läuft das nicht. Du hast da einen Denkfehler.


    Ein Hund ist ein Lebewesen, der lernt ganz viel durch Beobachten. Und dazu hat er in der Regel auch ganz viel Zeit (vorausgesetzt er lebt bei den Menschen im Haus). Der erkennt deine Stimmung an deinem Geruch, an deinem Gang, an deiner Stimme - allerdings muss er die Gelegenheit dazu erst bekommen, dich kennenzulernen. Und solange sollte man einfach auch bissel langsamer tun, beim Neueinzug eines Hundes. Du kennst ihn nicht, er kennt dich nicht.

    Also geht man alles etwas langsamer an, erwartet weniger (natürlich hat man im Idealfall schon eine Idee, wie es mal später aussehen soll), aber wie man dahin kommt, weiß man ja noch gar nicht. Hat man ein Blümchen, muss man vorsichtig sein? Hat man einen lustigen Trampel, der auch mal eine etwas energischere Ansage verträgt?

    Deshalb kann dir auch keiner einen Fahrplan geben, wie die ersten 14 Tage mit einem Hund aussehen sollten.

    Außerdem sind 14 Tage immer noch viel zu kurz gedacht. Bis ein Hund richtig ankommt, dauert es noch viel länger.

    Mein einziger erwachsener Hund, der bei mir eingezogen ist (sonst alles Welpen vom Züchter) hat sich zwar gleich wohl gefühlt und mir das gezeigt und ich dachte, er sei längst hier zu Hause, da hat es nach 8 Monaten tatsächlich nochmal einen Sprung gemacht. Da kam er einfach nochmal mehr aus sich raus und wurde nochmal fröhlicher und lustiger als er eh schon war. Das heißt jetzt nicht, dass es bei jedem Hund 8 Monate dauert, aber es kann.


    Ich hoffe, du findest noch deinen Hund, und verstehst irgendwann, was jeder hier auf seine Weise dir verständlich machen will: für einen Hund gibt es keine Gebrauchsanweisung, die man Punkt für Punkt abarbeiten und abhaken kann.

  • Btw: Pfötchen auf dem Sofa könnte ja auch einfach ein Kontaktversuch gewesen sein...

  • @Javis: Ich hab lange Jahre Erfahrung mit Säugetieren, allerdings flüchtenden, also Anfang der Nahrungskette. (Und ja , Erfahrung heisst nix, man kann seine Sache auch 30 Jahre schlecht machen. Mir wurde aber von ebenfalls langjährigen Haltern bestätigt, dass die Halting passt. Bleibe auch auf dem neusten Stand usw.)


    Freilich, Empathie und "Tier nicht vermenschlichen" und Verantwortung sind übergreifend.

    Aber grad die Ausgestaltung von Empathie ist zwischen Hund und "meinen" Flüchtern noch mal ne andere, sonst hätt ich ja nicht so galant ins Klo gegriffen mit meinem Verhalten ggü dem Hund.

    Ich habe nicht gesagt, dass es 1:1 übertragbar ist und ich habe mir auch was dabei gedacht als ich schrieb "ordentlich umgehen".

    Aber dann wundert es mich, dass du versuchst da mit einer Checkliste ranzugehen, wo du fragst ob du den Hund in den ersten zwei Wochen streicheln darfst oder wie du Gassi gehen sollst. Dann solltest du ja wissen, dass jedes Tier anders ist und man entsprechend nie nach Schema F arbeiten kann. Und dass es daher wichtig ist das Tier erstmal kennenzulernen.

  • Ich hab nichts erfunden. Warum auch? Die Angaben kamen alle von dir.

    Sei du doch so gut, und dichte mir nichts an, was ich nicht gemacht habe.

  • Noch eine Anmerkung zu über körpersprachlichen Druck (manche sagen: Drohen, was es richtig gemacht nicht ist, finde ich) zu arbeiten, um einem Neuzugang recht unmittelbar Regeln zu erklären.

    Nein, ich würde den Einsatz von Körpersprache nicht als Drohen bezeichnen.


    Sich über den Hund beugen ist eine Drohgebärde.

  • Freilich, Empathie und "Tier nicht vermenschlichen" und Verantwortung sind übergreifend.

    Ich schreibe es nochmal - ich glaube, du solltest den Hund ruhig etwas vermenschlichen.

    Hunde haben eine Gefühlswelt und ein Sozialverhalten, das unserem sehr nahe ist. Bitte trau dich, einem Hund das zuzugestehen. Das macht es dir leichter, dich reinzuversetzen, wie er sich fühlt, wenn der neue Sozialpartner, den er sich nicht ausgesucht hat, auf Kontaktversuche mit Wegschicken und Drohungen reagiert.



    Was sie nicht haben, ist das primaten-typische Hierarchiedenken und ständige Konkurrieren. Und auch kein angeblich Wolfstypisches Alpha-Beta-Omega-Ding - auch das findet man unter Menschen, aber NICHT bei Wölfen. Hinterlist, Austricksen wollen, etwas ausnutzen usw - Hunden sowas anzudichten, DAS ist vermenschlichen im negativen Sinne...

  • Freilich, Empathie und "Tier nicht vermenschlichen" und Verantwortung sind übergreifend.


    Was sie nicht haben, ist das primaten-typische Hierarchiedenken und ständige Konkurrieren. Und auch kein angeblich Wolfstypisches Alpha-Beta-Omega-Ding - auch das findet man unter Menschen, aber NICHT bei Wölfen. Hinterlist, Austricksen wollen, etwas ausnutzen usw - Hunden sowas anzudichten, DAS ist vermenschlichen im negativen Sinne...

    Eventuell mag Lenti das ein oder andere ungeschickt interpretieren. Doch , ist das ein Grund das viel verbreitete vertikale Machtgelgefälle zwischen " Hund und Mensch " auszublenden ? Ist doch vollkommen schnuppe ob ich es Alpha , Beta Gamma nenne. Allein schon beim Blick auf die Recoucen Verwaltung , räumliches begrenzen bis hin zum Tagesablauf sollte doch klar sein , wer sich wem unterordnet.

    Und wer nicht richtig funktioniert, wird übers "Training" " positiv" manipuliert und bestenfalls in die Spur gebracht. So ist es doch. Warum kann man sich das mal nicht eingestehen?

  • Wenn Du Dir wieder einen erwachsenen Hund aus dem Tierheim holst, bedenke bitte, dass Du nichts über seine Vergangenheit, seine prägenden Erlebnisse seine Stärken und Schwächen weißt.

    Als kleines Beispiel: Meine Schwester holte sich einen griechischen Straßenhund, damals etwa 2 Jahre alt. Er war ein paar Wochen bei ihr, als sie vor der Wohnungstür mit ihm geschimpft hat. Er warf ihr einen resignierten Blick zu, drehte sich um, rannte die Stiegen hinunter, saß vor der Haustür und erwartete seinen Rausschmiss. Meine Schwester hat sich ab da jedes harsche Wort verkniffen und ihn liebevoll konsequent aber ohne jegliche Härte geführt. Trotzdem dauerte es lange bis er verstand, dass er angekommen war und er niemals wieder verscheucht werden würde.

    Er wurde einer der liebenswertesten Hunde, die ich jemals kennen lernen durfte und ich habe im Laufe meines Lebens wirklich viele Hund kennen gelernt.

    Lass Dir beim nächsten Mal Zeit, Du musst den Hund nicht mit Samthandschuhen anfassen aber gib ihm die Chance Vertrauen zu Dir zu entwickeln, das geht nicht von Jetzt auf Gleich.

    Die meisten Hunde, die ihren Besitzern vertrauen, lassen sich recht leicht führen, weil sie der Meinung sind, dass Ihre Frauchen/Herrchen ohnehin die besten Entscheidungen auch in ihrem Sinne treffen.

  • Ach bitte.... komm doch runter von deinen Faktoren und Skalen... Stufe 2 oder 7, Faktor 10...

    Das ist ein Hund, ein Lebenwesen

    Es gibt auch Menschen - Lebwesen - denen liegt das Denken in Zahlen und Faktoren. Warum das hier im Forum häufig so runtergeputzt wird, versteh ich nicht. Mir fällt es so auch leichter, mir Dinge so anzueignen, als auf diese schwammige "Bauchgefühl"-Ebene, die hier so populär ist (und ja wenn sie für einen funktioniert auch wunderbar ist). Nicht alles, was einem selber nicht entspricht, ist ein Denkfehler.

  • Was sie nicht haben, ist das primaten-typische Hierarchiedenken und ständige Konkurrieren. Und auch kein angeblich Wolfstypisches Alpha-Beta-Omega-Ding - auch das findet man unter Menschen, aber NICHT bei Wölfen. Hinterlist, Austricksen wollen, etwas ausnutzen usw - Hunden sowas anzudichten, DAS ist vermenschlichen im negativen Sinne...

    Eventuell mag Lenti das ein oder andere ungeschickt interpretieren. Doch , ist das ein Grund das viel verbreitete vertikale Machtgelgefälle zwischen " Hund und Mensch " auszublenden ? Ist doch vollkommen schnuppe ob ich es Alpha , Beta Gamma nenne. Allein schon beim Blick auf die Recoucen Verwaltung , räumliches begrenzen bis hin zum Tagesablauf sollte doch klar sein , wer sich wem unterordnet.

    Und wer nicht richtig funktioniert, wird übers "Training" " positiv" manipuliert und bestenfalls in die Spur gebracht. So ist es doch. Warum kann man sich das mal nicht eingestehen?

    Ich glaube, das ist eine Grundatzdiskussion, die nicht ganz zur Fragestellung hier passt.


    Meine Ansicht dazu: Eben weil meine Tiere (nicht nur der Hund) mir in all ihrem Wohl und Wehe völlig ausgeliefert sind, eben WEIL ich ihr ganzes Leben verwalte, bestimme, eingrenze und lenke, eben deshalb ist es mir extrem wichtig, sie nicht auch noch an jeder Ecke unterzubuttern, zu "dominieren", zu gängeln und zu schikanieren. Ich muss sie meinem Leben und unserer Umwelt unterordnen, ja, ich muss für ihre Sicherheit und die Sicherheit der Umwelt sorgen, aber ich muss sie nicht auch noch dazu benutzen, mein Ego zu polieren.


    Beim Hund ist es ja vergleichsweise harmlos gegen das, was man in der Pferdehaltung und im Pferdesport erlebt! Das ists daher ein Thema, das mich durchaus beschäftigt und das ist auch der Grund, warum ich hier so ausführlich versucht habe zu beschreiben, warum dieses "Chef sein weil halt" ohne Empathie und Einfühlungsvermögen kein guter Weg ist.


    Aber wenn man umgekehrt nicht damit leben kann und möchte, weitgehend in die Freiheiten eines anderen Lebewesens einzugreifen - dann ist Hundehaltung nicht das richtige. Man muss schon dazu stehen, dass man die volle und alleinige Verantwortung hat.

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