Krachend gescheiterte Hundeadoption: Was habe ich falsch gemacht?

  • Kannst du es auch irgendwann mal gut sein lassen? Der TE hat jetzt schon X Mal gesagt, dass er sich die Kritik zu Herzen genommen hat. Und es gibt einfach Leute, die mehr Kopfmenschen sind und am liebsten alles messbar haben, gerade wenn sie bei etwas unsicher sind. Das macht sie nicht automatisch zu schlechten Hundehaltern.

    Das richtete sich nicht als Kritik an die TE, sondern ist eine generelle Beobachtung.

    Fehler oder übersteigerte Erwartungen gibt es doch bei Weitem nicht nur bei Menschen, die zum ersten Mal einen Hund haben. Es gibt auch Menschen, die halten seit Jahrzehnten Hunde und sind komplett schockiert, dass sich Hund 7 nicht alles von Hund 6 abschaut, sondern man mit dem neu anfängt - nur zum Beispiel.


    Und ja, gerade, wenn man sich schon ne Weile damit beschäftigt oder gar Anlaufstelle ist - gerade dann, kennt man ne Menge davon. Das ist doch hier kein Einzelfall oder in irgendeiner Hinsicht extrem. Was anderes hab ich nicht geschrieben - das gibt es zuhauf. Damit ist die TE definitiv nicht allein.


    Für mich ist das grundlegende Problem ganz oft die Erwartungshaltung dahinter. Auch da: Mehr hab ich nicht geschrieben.


    Das ganze Thema hat übrigens auch nichts mit Kopfmensch oder auf Bauchgefühl hören zu tun. Bauchgefühl ist mir persönlich viel zu schwammig. Aber als Kopfmensch muss man eben auch begreifen, dass es keine Schritt für Schritt Anleitung für alle Situationen gibt. Natürlich wäre das super, wenn es eine Gebrauchsanleitung gäbe - es ist nur leider nicht realistisch.

  • Mein Tip wäre einmal: sieh doch einen neuen Hund, wenn der einzieht, erstmal als neues Familienmitglied oder einfach Gast an. Den schickt man ja normalerweise nicht erstmal ne Runde staubsaugen und den Müll runtertragen (gibt also Kommandos), sondern zeigt ihm das Haus, stellt die Familienmitglieder vor, legt ihm Handtücher ins Bad zum Duschen, reicht ihm Hausschuhe, erklärt, wann gefrühstückt wird, oder wie die Reihenfolge der Helfer beim Abspülen am Abend ist. Was auch immer, ich denke man versteht was ich meine. Sprich: ZEIG dem Hund, wie sein neues Leben bei Dir aussehen wird. ZEIG ihm, was Ihr wann am Tag macht. ZEIG ihm, was er tun darf - nicht ständig Dinge verbieten! Sondern, wenn Du merkst er möchte aufs Sofa springen, geh hin, sag "Schau mal!", und führe ihn zum Körbchen (zB an einer 1m kurzen Hausleine ohne Schlaufe (damit er nirgendwo hängenbleibt!)). Der Hund wird schnell lernen: er darf pennen, wann er mag - aber bitte im Körbchen.


    Betteln am Tisch: warum schickst Du ihn weg? OK - Du magst das Gebettel nicht. Ist ok - Dein Haus, Deine Entscheidung! Aber: warum machst Du es ihm erst möglich, zu betteln? Warum nimmst Du ihn nicht einfach, führst ihn ins Körbchen und leinst ihn dort (die ersten Male) einfach an, sodaß er gar net an den Tisch gelangen kann, wenn Ihr Euch hinsetzt? Dann brauchst Du nämlich auch nicht zu schimpfen oder korrigieren. Im Gegenteil: Du kannst ihn loben in dem Moment, wo er sich im Körbchen entspannt hinlegt. Oder wo er das Köpfchen ablegt, statt zum Tisch zu starren. Dann kommt ein ruhiges leises "So is fein, Fifi" - und fertig. So lernt der Hund, was er tun soll in Deinen Augen. Solange er nicht gelernt hat, was er tun soll, ist es mximal unfair, ihn dauernd mit Kommandos zu drangsalieren, die er gar nicht kennt, weil Du sie ihm noch nicht beigebracht hast. Du sagst "Körbchen" - der Hund guckt Dich an, weil er einfach nicht weiß, was Du meinst, und Du denkst: "Scheiße, der is heut wieder besonders renitent". Dabei würde er gern gehorchen - wenn er denn verstünde, was Du von ihm willst :-) Vielleicht hast Du das Wort Körbchen einfach nur anders ausgesprochen als der Vorbesitzer, schon versteht ers nicht. Oder der Vorbesitzer hat "Bettchen" gesagt, und "Körbchen" kennt der Hund gar nicht.

    Wenn Du mal verpennt hast, daß der Hdun Blödsinn macht, udn er liegt schon aufm Sofa - dann ignorier das in dem Moment, merk es Dir, paß auf und erkenne beim nächsten Mal, wann er es wieder tun will und biete genau dann sofort stattdessen ein Alternativverhalten an, BEVOR er das Unerwünschte dann echt macht.


    Also generell:

    - Fehler erst gar nicht entstehen lassen, dann muß man nicht korrigieren, böse werden oder so.

    - Zeigen, WAS man denn stattdessen vom Hund erwartet, also ein Alternativverhalten zeigen. Wie beim Sofa. Ne Sofa nicht, schau, hier steht Dein Körbchen. Vlt. noch nen Kauknochen reinlegen, damit er verweilt. Er nagt am Tischbein? Nö, Du, das is meins hier Du kannst den Knochen nehmen, aber bitte im Körbchen (weils sonst rumsaut, aber das interessiert den Hund ja nicht).


    Ein weiterer Punkt: mit einem neuen Hund, den und dessen Reaktion ich noch nicht kenne, und der mich eh noch bissel beeindruckt, begebe ich mich NIENICHT in die Konfrontation. Zwecks Gefahrvermeidung. Der Hund steht durch den Umzug zu Dir eh schon unter Streß, hat Angst, was falsch zu machen - und dann fängst Du noch mit Machtspielchen an. Böser Fehler, gerade, wenn man anfangs noch net so sicher in Sachen Körpersprache ist, daß man die Reaktion des Hundes echt abschätzen kann.


    Sprich: Hund sitzt aufm Sofa. Du willst ihn dort nicht haben. Runterschieben beinhaltet definitiv das Risiko daß er zupackt. Stattdessen geh an ne andre Stelle (zB zum Körbchen), schaff damit auch Abstand zu ihm Sicherheit!), schnapp Dir ein Leckerlie, und locke ihn mit freundlicher (!) Stimme: "Schau mal Fifi, was ich da hab" und zeig das Leckerlie so, daß er es sieht. Wenn er dann kommt: in dem Moment, wo er das Sofa verläßt, schon positives Feedback!!! Ein ruhiges: "Ja suuuper, schau, hier isses Leckerlie"--> er verknüpft, daß Runterspringen vom Sofa toll ist! Dann: "Schau, hier ist noch eins, gehn wir ins Körbchen?" und das Leckerlie ins Körbchen legen. Geht er rein oder interessiert sich auch nur für das Leckerlie darin: LOBEN.

    Verstehst Du? Konflikte vermeiden, zeigen, was er stattdessen tun soll, aber auf eine Weise, daß man LOBEN kann, und net dauernd am Motzen ist - was dann hier stellenweise als "schikanieren" bezeichnet wurde. Fühlt sich halt für den Hund in dem Moment so an. Auch wenn es bestimmt von Dir nicht so gedacht war.


    Generell freundlich bleiben, geduldig sein, ZEIGEN, wie das Leben bei Euch aussieht. Nicht alles machen lassen, und wenn einem das net paßt, schimpfen. Wozu? Er weiß doch noch gar nicht daß Ihr das doof findet wenn er aufm Eßtisch schlafen möchte oder dem PArtner das Butterbot aus der Hand klaut!!


    Ich denke, da ist bissel diese Einstellung schuld, daß ein Hund immer die Weltherrschaft erringen möchte. Daß er Dir auf der Nase rumtanzt. Das wolltest Du von Anfang an mit klaren Regeln verhindern. Die Absicht ist gut! Aber: der Hund muß doch Deine Regeln erstmal kennenlernen. Und Du hast einfach nur versäumt, ihm erstmal klarzumachen, was er nicht soll, oder noch besser, was er DARF. Das ist, wie wenn Du ein 7jähriges Kind nicht in die erste Klasse schickst, sondern ihm schonmal die Abiprüfungsaufgaben hinlegst - und Dich dann wunderst, daß es die nicht versteht. Vor lauter Angst daß es später kein Abi macht. Aber SO wird es das auch nie schaffen. So wie der Hund auf Deine bisherige Art und Weise nicht lernen wird, was er tun DARF, so daß er entspannt bei Euch sein kann und weiß, wo die Grenzen liegen innerhalb derer er Sicherheit empfinden kann und weiß, ihm passiert nichts, er macht nichts falsch, solange er diese einhält.


    Was ein Hund will, ist NICHT die Weltherrschaft. Sondern Ruhe, regelmäßiges Futter, Streicheleinheiten, wenige, aber dafür deutliche und konsequent eingehaltene Grenzen und das Wissen, daß nix passieren kann, solange er sich innerhalb der vom Halter gesetzten Grenzen bewegt. Bequemlichkeit. Denn: Weltherschaft würde massive Arbeit bedeuten. Bedeutet, sein Team zu schützen, zu ernähren, zu bewachen. Streit zu schlichten. Die Stellung zu verteidigen. Die meisten Hunde wären damit vollkommen überfordert, und - sie WOLLEN diesen Streß gar nicht!


    Die Devise ist daher: immer freundlich denken. Nicht "wie gewöhne ich ihm xy ab", sondern: klar werden, was man stattdessen sehen möchte und dann: "Wie zeige ich ihm, daß er beim Abendessen neben usn im Körbchen bleiben soll?". Denn wenn selbst Du nichtmal weißt, was er tun soll, nur, daß er NICHT betteln soll: wie soll der Hund das um Gottes Willen wissen?

    Achja, weiß nicht, ob das schon jemand geschrieben hat, aber viele potentielle Konflikte wie "geh da runter", "geh da raus" "geh dahin" kann man sehr einfach mit Hausleine lösen. Das vermeidet, dass man immer gleich versucht ist um Raum zu streiten.

    Zum Thema Hausleine noch: das macht man nur, wenn man auch daheim ist! Wenn der Hund damit irgendwo blöd hängenbleibt, ist das saugefährlich. Also nur, wenn Du da bist (wenn Du weg bist mußt ihn ja eh nirgendwo hinführen, geht ja schlecht *gg), eine Hausleine verwenden. Wenn es denn Sinn macht, je nach Hund.


    So - meine Meinung zum Thema, was Du anders machen könntest :) Jetzt erstmal viel Spaß mit Deinen Hausaufgaben! Und viel Erfolg bei der Anschließenden Suche nach dem richtigen Hund für Euch.

  • Da hast du recht, das sollte man einem Anfänger wohl auf jeden Fall dazusagen. Manche Sachen werden so selbstverständlich für einen 😁

  • Warum nimmst Du ihn nicht einfach, führst ihn ins Körbchen und leinst ihn dort (die ersten Male) einfach an, sodaß er gar net an den Tisch gelangen kann, wenn Ihr Euch hinsetzt?

    Da nur ne kleine Anmerkung: Ich würde mir das gut überlegen.


    Ich finde Anbinden im Körbchen grundsätzlich nicht gut. Wenn man den Hund fixieren möchte/muss, würde ich ein Türgitter nehmen, so dass er während des Essens nicht den Essbereich betreten kann, oder einen Laufstall oder auch eine große Box.


    Hausleine ist super, aber Anbinden geht oft nach hinten los. Diese Art der Einschränkung löst oft Gegenwehr aus, Leine Durchbeissen z.B.

    Von daher, allem anderen stimme ich zu, aber vor diesem Tipp würde ich warnen.


    Liebe TE du siehst, die Meinungen gehen immer auseinander (auch bei Leuten, die sich im Grundatz einig sind).

    Es zeigt: Man muss bei ALLEM schauen, was der Hund annimmt, und was in Stress ausartet. Es gibt kein 100%: So ist es richtig, So ist es falsch.

  • Ich verstehe jetzt nicht so wirklich was die Themenstarterin mit dem Hund beim Essen falsch gemacht haben soll ?


    Der Hund hat verstanden dass es am Tisch nichts abzugsstauben gibt - und gut ist.

    Für mich persönlich das Optimalste.


    Warum wird in diesem Fall eine vermeidungsstrategie empfohlen und der Hund soll erst überhaupt nicht diese Situation kommen ?

    Also ein Hund der nach ein paar Minuten versteht das am Tisch nichts zu suchen hat, soll dafür ein halbes Jahr hinter einem trenngitter z.b in der Küche verbringen.( Und nach dem halben Jahr dann ? Ist die Situation vermutlich die gleiche ).


    Diesen Aufwand empfinde ich persönlich für das Tier und auch für mich viel zu stressig.

  • Ich glaube es geht weniger um die Situation beim Essen an sich, sondern grundsätzlich darum, dass man durch Management bei einem fremden erwachsenen Hund Konflikte in den ersten Tagen einfach generell gar nicht entstehen lässt. Das hat doch nicht mit "Hund soll ein halbes Jahr hinterm Gitter bleiben" zu tun.

  • Ich verstehe jetzt nicht so wirklich was die Themenstarterin mit dem Hund beim Essen falsch gemacht haben soll ?

    Ich wüsste nicht ob sie was falsch gemacht hat, es hat sie halt sehr gestört, und wenn der Hund fürs Betteln Aufmerksamkeit bekommt usw...

  • Auch akzeptierte er, als ich ihm nichts vom Tisch geben wollte. (Anders als in seiner Pflegestelle..) Wenn er seinen Kopf auf mein Bein legte, während ich aß, stellte ich das Bein nach außen und schob ihn somit von mir und dem Tisch weg, dabei ihn anschauend und freundlich-deutlich "Nein" sagend. Versuchte es einige Male und gab dann auf.

    Das finde ich jetzt auch nicht schlimm, aber im Gesamtbild sieht es ja so aus, als hätte der Hund auf dieses eher konfrontative Vorgehen auf eine Art reagiert, mit der sie dann nicht umgehen konnte.


    Mein Post bezog sich darauf, dass ich WENN man den Hund irgendwie räumlich fixieren oder abtrennen will, ich das immer lieber über Gitter, Türen usw machen würde als mit Anbinden.


    Bei uns gabs nie Gitter, ausgesperrten Hund oder geschlossene Boxen. Mein Hund liegt aber auch im Bett, auf dem Sofa und kriegt Essen vom Tisch :-)

  • Auch akzeptierte er, als ich ihm nichts vom Tisch geben wollte. (Anders als in seiner Pflegestelle..) Wenn er seinen Kopf auf mein Bein legte, während ich aß, stellte ich das Bein nach außen und schob ihn somit von mir und dem Tisch weg, dabei ihn anschauend und freundlich-deutlich "Nein" sagend. Versuchte es einige Male und gab dann auf.

    Das finde ich jetzt auch nicht schlimm, aber im Gesamtbild sieht es ja so aus, als hätte der Hund auf dieses eher konfrontative Vorgehen auf eine Art reagiert, mit der sie dann nicht umgehen konnte.

    Ja, und bin ich eigentlich die einzige, die findet, dass im Gesamten betrachtet die Reaktion des Hundes auf die (für sich genommen nicht außergewöhnlich harten) Begrenzungen schon recht heftig war.

    Also wenn sich das Ganze so zugetragen hat, wie die TE das schildert, halte ich den Hund dann schon für ein recht kerniges Kaliber.

    Ich habe mir nämlich beim Lesen gedacht, dass sie in meinen Augen gar nicht so viel falsch gemacht hat. Bei den meisten Hunden hätte es durchaus dazu geführt, dass die aufgestellten Regeln akzeptiert worden wären und nicht gleich auf so heftigen Gegendruck geschaltet worden wäre.

    Ich kann mir das nur so erklären, dass der Hund es gar nicht kannte, begrenzt zu werden oder dass der Hund der TE nicht abgenommen hat, dass sie es ernst meint und auch durchsetzen kann bzw. eine Mischung aus beidem.

    Jedenfalls war das nicht der nette und leichtführige easy-peasy- Hund, den die TE gesucht hatte.

    Und nein, das ist nicht die "Schuld" des Hundes und das soll auch nicht heißen, dass man netten Hunden alles zumuten darf und sollte, aber tierquälerisches Verhalten lese ich hier nicht aus den Handlungen heraus.

    Eventuell war nicht alles geschickt, was gemacht wurde, aber trotzdem finde ich, dass das beschriebene Verhalten des Hundes nach so kurzer Zeit auf einen Charakter schließen lässt, den man nicht zu unbedarften Ersthundehaltern hätte vermitteln dürfen.

    Für mich weniger ein Beleg dafür, dass die TE unfähig zur Hundehaltung ist, sondern dass die Vermittlung osteuropäischer Mixe an unerfahrene Personen eben oft nach hinten losgeht. Und Tierschutzorgas da auch oft an der Grenze zur Fahrlässigkeit handeln.

    Edit: Ich sehe gerade, dass nie gesagt wurde, woher der Hund kommt. Ich nehm den osteuropäischen Mix zurück.

  • Warum wird in diesem Fall eine vermeidungsstrategie empfohlen und der Hund soll erst überhaupt nicht diese Situation kommen ?

    Meine Devise ist schlicht und ergreifend, es gar nicht erst zu Fehlern kommen zu lassen, dann braucht man nämlich nicht zur korrigieren und kommen nicht in die Situation der Konfrontation mit dem Hund. Und wenn ich ihn von Anfang an lernen lasse, was in der Situation erwünscht ist, wird er das immer tun, und gar nicht auf die Idee kommen, zu betteln.

    Also wie oben schon geschrieben: zeigen, was er tun soll, nicht machen lassen was er will und dann korrigieren müssen.

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