Junghund springt und kneift

  • Ich freu mich total, dass ich so viel Feedback bekomme. Vielen lieben Dank an alle...

    Das hoch springen draußen ist nicht nur bei Hunden, auch andere Situationen werfen sie aus der Bahn... ein lautes Auto, ein Motorrad oder andere gruselige Dinge. Da ist sie ganz klar überfordert. Sie kennt es halt nicht, dafür habe ich natürlich Verständnis... Deshalb halte ich es für vernünftig, ihr zu zeigen dass ich da bin und aufpasse und mit ihr nur kleine Runden gehe und immer die gleichen. Also wir (mein Freund und ich) haben uns jetzt drei kleine Strecken ausgesucht, die gehen wir mit ihr im Wechsel. Wir fahren aber auch raus mit ihr aufs Feld, wo gar nix ist und laufen mit Schleppleine... da taut sie richtig auf und flitzt auch mal und kackt und pullert. Das hat sie auf den Spaziergängen bisher gerade drei oder vier mal gemacht, sonst immer nur im Garten.

    Aber im Haus dieses gezwicke und gespringe... das geht mir echt ans Gemüt.

  • Klingt für mich nach Übersprung / Stress ablassen müssen. Das hat selbst mein gut sozialisierter Großpudeljunghund gemacht nach Hundebegegnungen, die für ihn stressig sind (er ist nicht unsicher, aber super aufgeregt mit anderen Hunden, daher stresst ihn das).


    Ich habe das dann teilweise auf ein Zergel umgelenkt, dass ich dabei hatte, bzw. weil ich das oft vergessen habe, durfte er auch im gewissen Rahmen mit der Leine zergeln. Mit dem älter werden, kommt das hier eigentlich kaum noch vor bzw. kann ich es wenn auch gut abbrechen jetzt.

  • Du scheinst ja schon mal ein Gespür dafür zu haben, daß nicht alles "gleich" ist, auch wenn es die gleiche Reaktionen hervorruft beim Hund.

    Das ist gut! :gut:

    Denn, nur wer differenzieren kann, kann auch genauer arbeiten.



    Jetzt gilt es zu achten, nicht nur WARUM der Hund das macht, sondern auch das WANN.

    Treten sie vermehrt nach Gassirunden auf? Bzw. generell nach Action, in welcher Form auch immer.

    Oder passiert dies auch, wenn der Hund bis dahin etliche Stunden geschlafen hat?



    Was noch zu bedenken ist, mit etwa einem halben Jahr, dann noch plus/minus - wegen individuellem Hund, tritt die sogenannte Unsicherheitsphase auf.

    Wenn man den Hund von Welpenbeinen, also ab 8 Wochen hat, und dem alles so gezeigt hat, was in seinem Leben so passiert, so wird man trotzdem davon "überrascht", daß der Hund so plötzlich im Wald einen ganz bestimmten Baum anbellt, oder ein parkendes Motorrad "unheimlich" ist, oder die Mülltonne in der Einfahrt ja noch niemals, nie, nicht dort gestanden hat, und so weiter.

    Das heißt, man macht auch da eine Spookyphase durch. Vorteil dabei ist, der Hund kennt seine Menschen bereits, und kann sich von denen helfen lassen, bzw. man geht einfach gemeinsam durch diese Phase.


    Ihr könnt diesen Hund direkt in diese Unsicherheitsphase übernommen haben. Das heißt also, neben den "ach so bösen Feinden da draußen", muß der Hund ja auch noch einmal damit klar kommen, daß er in einer neuen Umgebung lebt, und somit auch Ihr noch etwas fremd seid. Egal, wie gerne der Hund sich von Euch durchknuddeln läßt, was ja schon mal ein gutes Zeichen ist!, so sehr kann ja trotzdem das Vertrauen in bestimmten Bereichen, Situationen noch nicht da, bzw. genug verfestigt sein. Das befindet sich ja auch noch erst im Aufbau.




    Wenn ein Hund beim Maßregeln in der Wohnung hochdreht, so müßte man schauen, warum.

    Ich würde mich auch nicht gerne kneifen lassen wollen, und würde das gerne vermeiden. Wenn ein NEIN, AUS, oder PFUI nicht funktioniert, dann vielleicht deshalb, weil er noch nicht vertanden hat, was diese Wörter bedeuten?

    Vielleicht übst Du beim Maßregeln auch viel zu viel Druck aus, indem Du Dich ganz dicht zu ihm hinab beugst? Manchmal ist weniger mehr, also klar sagen NEIN, aber trotzdem den zusätzlichen Druck minimieren, vielleicht sogar ganz rausnehmen.



    Beim Staubsaugen, wenn Ihr zu Zweit seid, eventuell einer nimmt den Staubsauger und schaltet den nur ein, und der andere ist beim Hund, weg genug entfernt vom Sauger und schiebt dem einen Keks nach dem anderen in die Schnute. Wenn der (sonst so gefräßige?) Hund nichts annimmt, dann ist der Streßpegel einfach viel zu hoch, und es kann kein Lerneffekt entstehen!

    Dann müßte man noch kleinschrittiger üben, wenn es geht, sogar die Distanz zum Sauger weiter erhöhen.




    Draußen hilfst Du Deinem Hund, indem Du Bögen läufst.

    Das geht allerdings auch nur, wenn genug Platz da ist, und die Leute einem nicht noch folgen - ja, leider gibt es solche Menschen, deren Hunde "unbedingt mal Hallo sagen müssen".



    Du schreibst schon, Dein Hund läuft gerne!

    Das ist gut! Laufen ist gut! Damit kann der Hund auch seinen Streßpegel sinken lassen. Er braucht dieses Ventil! Nur so kommt Ihr langsam weg von diesen Übersprungshandlungen.

  • Klingt für mich nach Übersprung / Stress ablassen müssen.

    Ja, Stress denke ich auch... Unsicherheit und dadurch Stress. Wir beobachten die Situationen genau und schreiben auf, wann es unterwegs passiert ist. Aus dem Weg gehen ist manchmal schwierig... wenn man halt an der Straße läuft, dann kommt ein Auto oder ein Auto mit Hänger oder sowas und schon passiert es. Aber Hunden vielleicht erstmal aus dem Weg gehen ist ein Versuch wert. Wir dachten halt bisher, wenn sie hin möchte und der andere Hund auch, dann soll sie ruhig schnuppern. Manchmal hab ich das Gefühl, sie ist erschrocken über ihren eigenen Mut :exploding_head:



    Was noch zu bedenken ist, mit etwa einem halben Jahr, dann noch plus/minus - wegen individuellem Hund, tritt die sogenannte Unsicherheitsphase auf.

    Oh wow... das wusste ich nicht, dass es sowas gibt. :face_with_rolling_eyes: muss ich mich gleich mal belesen.

    Danke

  • Ich bin etwas auf dem Sprung und es hat bestimmt schon jemand geschrieben aber, das folgende klingt für mich nach ziemlich viel Programm für eine 8-monatige Tierschutzhündin, die man erst vor 4 Wochen übernommen hat:

    Sie (...) kann nach kurzer Zeit Sitz. Platz, Pfote, Tabu, wartet beim Fressen im Platz bis ihr Futter frei gegeben wird. Setzt sich vor die Tür bis diese auf geht.

    Wir gehen auch schon mit ihr zur Hundeschule, waren zwei mal im Gruppentraining im Erziehungskurs und hatten eine Einzelstunde.

    Dazu kommen sicherlich noch einige Aktivitäten, die jetzt nicht aufgeführt sind. Für die Hündin hat sich innerhalb kürzester Zeit ihr Leben zweimal umgekrempelt - mit dem Umzug ins deutsche Tierheim im April und jetzt mit dem Einzug ins neue Zuhause.


    Die neue Umgebung, Tagesabläufe, Grundbedingungen und Hausregeln kennenzulernen ist schon echt stressig und für mich klingt es so, als werde das hier (ohne böse Absicht, ganz klar!) unterschätzt.


    Das bedeutet einfach eine Riesenpackung Stress für die junge Dame, da finde ich Übersprungshandlungen wie springen und kneifen nicht groß verwunderlich.

    Im Umgang mit den anderen Hunden ist sie zwar sehr lieb, aber sie geht auch eher auf Abstand und klemmt den Schwanz ein, als dass sie mit den anderen Hunden tobt.

    Dazu, weil es für den nächsten Punkt wichtig ist: es kann einfach gut sein, dass sie im Tierheim in Rumänien schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht hat.

    Mein Hund kommt aus einen mit viel Herzblut geführten italienischen Tierheim. Aber die haben da einfach bitterlich wenig Platz und es werden immer mehr Hunde. Darum setzen sie mehrere Hunde in ein Gehege, was nicht immer super funktioniert. Elvis hat an den Beinen viele kleine Narben und auf der Stirn eine größere. Auf Fotos aus seiner Tierheimzeit gibt es welche ohne diese Narbe und später dann mit.


    Für kranke Hunde, junge Hunde, verletzte Hunde usw. können solche Haltungsbedingungen extrafies sein, weil sie nicht so gut kommunizieren oder sich wehren können.


    Muss bei deiner Hündin nicht der Fall sein, aber ich finde das wichtig, es im Kopf zu haben.

    Draußen ist sie überfordert, wenn zum Beispiel ein anderer Hund kommt. Also sie freut sich geht freiwillig hin und schnuppert, aber danach fängt sie an an uns hoch zu springen und uns zu kneifen.

    Elvis will auch meistens zu anderen Hunden hin, schnuppern, gucken - und ist dann komplett überfordert. Wenn er kann rennt er weg, wenn er das nicht kann oder es ihm gerade nicht einfällt, hampelt er so doll um den anderen Hund rum, dass er den oft richtig nervt und auch durchaus angegangen wird, wenn ich nicht eingreife.


    Daher kann ich mir vorstellen, dass du ihr Verhalten genau richtig deutest, sie ist komplett überfordert.

    Ich habe mich dann entschieden, sie in solchen Situationen draußen, also wenn ich merke, dass sie unsicher ist und anfängt zu springen, dann knie ich mich zu ihr und halte sie im Arm, dann wird sie schnell ganz ruhig, wir gehen noch paar Schritte weiter und dann zurück nach Hause.

    Das finde ich super. In so Situationen wie Hundebegegnungen könntest du auch einmal austesten, ob es ihr vielleicht auch/mehr hilft, wenn du den Abstand zum anderen Hund wieder vergrößerst.


    Als Hundehalter ist das erstmal oft ganz schön schwierig, weil man ja meistens auch ein Gespräch mit dem anderen Halter angefangen hat und nicht einfach mitten im Satz weggehen kann.


    Ich warne uns unbekannte Halter inzwischen meistens vor, dass Elvis nur kurz gucken will, das klappt gut.


    Und, sicher hat das auch schon jemand geschrieben: Es muss auch nicht jeder Hund immer jedem anderen Hund Hallo sagen. Ich weiche mit Elvis auch vielen Hunden einfach aus und er ist oft spürbar erleichtert. Vielleicht geht es deiner Hündin ja auch so. ... es ist ja oft ein Ausprobieren, da sie einfach nicht sprechen können.


    Ganz generell würde ich aber das Program jetzt erstmal etwas herunterfahren. Nicht so viel neues, noch nicht schon unbedingt Hundeschule, nicht so große Runden, nicht so viele unterscheidliche/aufregende Runden und nicht superviele Hundebegegnungen. Sie hat sicherlich so schon einen gut hohen Stresspegel.


    Einen guten Indikator hast du ja auch schon gefunden: wenn sie draußen anfängt zu springen, war es zu viel. Dadurch kannst du dich gut an ihr jeweiliges Limit rantesten. Beruhigen und nach Hause gehen ist wenn sie schon am Springen ist m. E. genau richtig, cooler ist natürlich, wenn ihr das Gassi so hinbekommt, dass sie gar nicht so weit kommt (leichter gesagt als getan, das wird sich auch mit Tagesform und der zunehmenden gewöhnung ans tolle neue Zuhause ändern).


    Aber sie hat offensichtlich auch ein schönes, liebevolles Zuhause und kann das mit weniger Stress bestimmt auch besser genießen - und ihr eure tolle neue Hündin auch.

  • Aber im Haus dieses gezwicke und gespringe... das geht mir echt ans Gemüt.

    Was macht sie eigentlich, wenn du sie im Haus korrigierst? Also z. B. wenn du auf der Couch liegst und sie dir ins Bein zwickt. Reagiert sie da auf eine Korrektur oder dreht sie da auch hoch? Falls sie nicht auf eine Korrektur reagiert, wie handhabt ihr die Situation dann?


    Und wie sieht deine Korrektur eigentlich aus?

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