Hundehalter - oder doch eher von Hunden gehaltene Halter?
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Besonders bemerkenswert fand ich da den Tenor letztens in nem Thread um gescheiterte "Adoption" wo quasi das Setzen von Grenzen von Beginn an als furchtbar tituliert wurde.
Wenn Leute echt so denken wundert mich vieles auf der Straße erlebte nicht mehr.
Das hast du jetzt aber sehr krass aus dem Zusammenhang gerissen. Die Aussage ist schlicht falsch.
Und wie hier von einigen "gewaltfrei" als "quasi keine Erziehung" interpretiert wird - das finde ich schlimm.
Das ist genauso dummdreist wie das ewige Diffamieren von "Leckerlie-Automaten" und "Wattebauschwerfern".
Wer Gewalt braucht, um eine Tier auszubilden, sollte sich ein anderes Hobby suchen.
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Hi
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Ich kann mir hier Wege aussuchen, da habe ich vielleicht 2-4 Begegnungen in 2 Stunden überhaupt
Ich möchte jetzt gar nicht auf meine Meinung beharren, aber würde doch gerne von meinen Erfahrungen berichten. Tatsächlich seh ich auch nie mehr Hunde in der Stadt.
Trotzdem sind von den 2-4 Begegnungen grundsätzlich alle ohne Leine. Die Hundehalter sind auch gar nicht bereit irgendetwas beizutragen. Entweder ich treffe den Hund alleine im Wald an, Besitzer kilometerweit entfernt. Kann mich, bei beispielsweise Läufigkeit, selber darum kümmern, den anderen Hund fernzuhalten.
Selbst wenn der HH mitkommt, kommen sie der Bitte nicht nach, den Hund anzuleinen.
Letztens wurde der Hund sogar einfach bei mir sitzen gelassen, weil er ja nicht hört. Ich hab vorher ausdrücklich darum gebeten, ob sie ihn bitte anleinen könnte. Die Besitzerin ist stattdessen dann einfach alleine weiter gelaufen. Und dann war sie wirklich weg. Ich saß im Endeffekt alleine da mit dem „neu gewonnenen“ Hund.
Vor 2 Wochen hatten wir eine unschöne Begegnung mit einem aggressiven Staff, der auf Kira losging. Der Besitzer wusste von dem aggressiven Verhalten, aber der Hund bräuchte doch trotzdem seine Freiheiten. Leine also ein no go für ihn. Wir hatten nur Glück, dass der Hund ein Maulkorb trug, sonst wäre das ganze anders ausgegangen.
Und sowas begegne ich hier jeden Tag. Deswegen sind wir nur noch auf den Wegen unterwegs, wo viele Fahrradfahrer, Jogger und Familien unterwegs sind. Da treffen wir einfach noch weniger Hunde an.
Kann doch nicht sein, dass es so viele ignorante Menschen gibt ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen. Um auf die Fragen des TE zurückzukommen. Ich denke, dass ist vor allem ein städtisches Problem, weil man sich hier nicht untereinander kennt. Jeder kann ja sein und machen was er will.
Wäre in meiner vorherigen Kleinstadt so ein HH, dann wüsste die ganze Stadt Bescheid und ein Bogen um dich machen. Da nimmt man einfach noch etwas mehr Rücksicht, um vielleicht auch gar nicht aufzufallen.
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Also da der ursprüngliche Gedanke über einen möglichen Zusammenhang zwischen gewaltfrei und dem Phänomen passiver HH ja von mir kam: Ich habe mich schlicht gefragt, ob viele nicht vor lauter Sorge, bloß nicht aus Versehen doch irgendwie nicht mehr gewaltfrei zu sein, sich gar nicht mehr trauen, irgendwas zu tun., irgendwie einzuschreiten. Das bedeutet NICHT, dass ich Härte in der Erziehung richtig finde (tu ich nicht!), oder eine gewaltfreie Erziehung mit Leckerlifüttern und wenn das nicht klappt aufgeben gleichsetzen würde. Aber ich kann mir halt vorstellen, dass man schnell total verunsichert ist, was denn eigentlich noch vertretbar ist, und diese Unsicherheit lähmend wirken kann.
Edit, KiraTheMittelspitz : Ich könnte echt glauben, du wohnst hier um die Ecke...
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Ich habe meinen ersten Hund 1974 bekommen, und ja: ich habe damals die großen Hunde als deutlich besser erzogen erlebt als heute. Bei den Kleineren eigentlich kein Unterschied.
Das lag an dreierlei: einmal waren es vergleichsweise nur sehr wenige große Hunde, man traf in unserer Kleinstadt also immer dieselben Gespanne. Hundehaltung war nicht modern, wer sich also einen anschaffte, wollte wirklich einen Hund ,kein Accessoire zum Mitlaufen.
Zum zweiten: Es gab noch keine Labradore oder andere große Tutnixe, die man unbesorgt überall reinbollern lassen konnte. Große waren meist Schutzhunderassen, und deren Besitzer achteten schon deutlich mehr darauf, dass die Hunde handelbar waren, schon, weil die Konsequenzen von Fehlverhalten sehr hart sein konnten.
Zum dritten: Es gab eine eiserne Regel, die damals in der Kleinstadt wirklich von allen Haltern größerer Hunde und in Hamburg auch von den weitaus meisten befolgt wurde: Triffst du einen anderen Hund, nimmst du deinen erstmal ran, Fuß oder sogar Leine, gehst so vorbei oder kommunizierst mit dem anderen Halter. Hinlaufenlassen war ein absolutes No go. Darauf konnte man sich wirklich fast blind verlassen, und das habe ich schon als sehr angenehm empfunden.
Als ich nach einer Pause in den Neunzigern wieder einen Hund bekam, war das schon nicht mehr durchgängig so, da ging es gerade los mit dem "das regeln die alleine", und damit fing einiges an Problemen an, die ich vorher nicht gekannt hatte.
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Ich glaube, das ist eine grundsätzliche, gesellschaftliche Entwicklung.
Ich kenne einige Eltern, die so mit ihren Kindern umgehen, passiv, nicht zuständig, grenzenlos.
Genauso geht man mit dem Hund um, man weiss, was man nicht will, also keine Gewalt, kein Grob werden, kein Anschreien, aber dann hat man auch wieder keinen Plan, wie echte Führung denn dann aussehen könnte. Echte, gute Führung hat ja mit Grobsein überhaupt nichts zu tun, aber gute (Team)Leader gibt's halt auch viel zu selten, die man sich dann als Rollenmodell aussuchen könnte.
Zudem hab ich oft das Gefühl, dass Leute unbedingt von ihrem Hund (oder auch Kind) geliebt werden wollen, weil eine eigene Bedürftigkeit dazu vorliegt.
Diese Bedürftigkeit hindert die Betreffenden dann aber daran, klare Grenzen zu setzen, weil sie Angst haben, dass der Hund (oder das Kind) sich dann abwendet.
Dass Hunde sich aber jemandem mit klaren Strukturen und Regeln normalerweise sogar lieber anschließen, ist vielleicht einfach noch nicht zu Betreffenden durchgedrungen, genauso wie oft ein Grundverständnis des Tieres Hund an sich fehlt.
Abhilfe würde eine gute Hundeschule oder ein Verein schaffen. Dazu muss man aber wieder Zeit und Geld investieren... von den ganzen Fehlinformationen, die durch die Sozialen Netzwerke geistern und für die Menschen ohne Ahnung von Hunden dann natürlich empfänglich sind, fange ich gar nicht erst an....
Spricht mir zu großen Teilen echt aus der Seele.
Unterstreichen möchte ich noch mal, dass es diese irrationale Angst gibt, dass man nicht mehr gemocht wird, wenn man Grenzen setzt und Regeln vorgibt.
Nach meiner Erfahrung ist das Gegenteil der Fall: wenn jemand fair und authentisch Grenzen setzen und Regeln vorgeben kann, dann sorgt er für ein Gerüst, das Sicherheit und Geborgenheit gibt. Man weiss, woran man ist und wie man sich verhalten soll, damit es für alle harmonisch ist.
Und das hat für mich Null mit tyrannischer Machtausübung zu tun, sondern mit Verantwortung und Sorge für Schutzbefohlene.
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Besonders bemerkenswert fand ich da den Tenor letztens in nem Thread um gescheiterte "Adoption" wo quasi das Setzen von Grenzen von Beginn an als furchtbar tituliert wurde.
Wenn Leute echt so denken wundert mich vieles auf der Straße erlebte nicht mehr.
Das hast du jetzt aber sehr krass aus dem Zusammenhang gerissen. Die Aussage ist schlicht falsch.
Und wie hier von einigen "gewaltfrei" als "quasi keine Erziehung" interpretiert wird - das finde ich schlimm.
Das ist genauso dummdreist wie das ewige Diffamieren von "Leckerlie-Automaten" und "Wattebauschwerfern".
Wer Gewalt braucht, um eine Tier auszubilden, sollte sich ein anderes Hobby suchen.
Und wer ernsthaft denkt man könnte gewaltfrei arbeiten sollte sich nochmal genau auseinander setzen damit WAS Gewalt ist per Definition.
Es ist nicht möglich.
Alles andere ist Augenwischerei und Gutmensch Getue.
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Wir hatten schon auch sehr unschöne Begegnungen, mit Haltern, die entweder ignorant, naiv oder auch (wobei das wirklich sehr selten) direkt aggressiv waren.
Zum Glück deutlich weniger solche, und viel mehr harmlose Begegnungen!
Wir gehen hier so, dass wir zum Einen eher selten in der Hauptgassizeit spazieren gehen, und dann auch eher Wege, wo nicht so viele unterwegs sind.
Ganz meiden kann ich nicht, dafür gibt's hier zuviele Hunde. Macht auch nichts, denn die allerallermeisten Hundehalter hier sind nett und rücksichtsvoll - was ich sehr zu schätzen weiß!
Wer ständig solchen unangenehmen Begegnungen ausgesetzt ist, der hat mein vollstes Mitgefühl!
Es kommt wirklich sehr auf den Wohnort an, wie die Mentalität der Hundehalter ist.
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Und wer ernsthaft denkt man könnte gewaltfrei arbeiten sollte sich nochmal genau auseinander setzen damit WAS Gewalt ist per Definition.
Es ist nicht möglich.
Alles andere ist Augenwischerei und Gutmensch Getue.
Und welche Definition von Gewalt ist nun die deine? Die EINE Definition von Gewalt ist ein bisschen schwierig.
Ich bin kein Wattebäuschenwerfer - aber ich habs auch nicht mit dem "Dominanzgedöns".
Ich stelle Regeln auf und die werden eingehalten. Wie ich meine Hunde dazu bringe, die Regeln einzuhalten unterscheidet sich je nach Hund und Situation sehr. Natürlich habe ich wenn man das so sagen will, immer die Gewalt über meine Hunde. So gesehen hast du sicherlich recht.
Wenn man die körperliche Gewalt mit ins Spiel bringt - bin ich diejenige, die sie körperlich einschränkt - schon allein in dem Moment, wo ich sie anleine die Leine festhalte und sie können nicht dahin wo sie hinwollen. Wenn ich sie "blocke", wenn ich sie räumlich einschränke oder wenn ich sie aus sonstigen Gründen fixieren muss. Auch da wär ich noch bei dir. Das ist wenn mans genau betrachtet, auch schon Gewaltausübung.
Ich hab natürlich auch die Gewalt über lebensnotwendige Ressourcen (Fressen, Wasser, alle möglichen körperlichen Bedürfnisse) die ich entweder geben oder nehmen oder vorenthalten kann. Stimmt soweit auch.
Aber ich hab ein Problem damit, zu verstehen, warum es so schrecklich schlimm sein soll trotzdem mehr wert auf Kooperation zu legen, auf die Möglichkeit, dass der Hund erstmal lernen und verstehen darf, was ich eigentlich will und dass ich ihm das Lernen so leicht wie möglich mache. Und ja, dazu gehört für mich auch und sogar unbedingt auch, erstmal zu schauen, wie tickt der Hund mit dem ich da grad "arbeite". Wieviel "Gewalt" muss ich denn tatsächlich ausüben? Muss ich überhaupt? In der ganz speziellen Situation mit dem ganz speziellen Hund jetzt in dem Moment? Oder ginge es auch grad ganz anders und ich kann auch ganz einfach über Motivation arbeiten?
Du schreibst sinngemäß: "Gewaltfrei ist nicht möglich.Alles andere ist Augenwischerei und Gutmensch Getue". Ich sage, alles über Gewalt regeln zu wollen, über alles die Gewalt haben zu wollen hab ich mir schon lange abgewöhnt, denn das ist ebenfalls schlicht nicht möglich.
Ich bevorzuge da tatsächlich das "Mittelmaß" (so viel wie unbedingt nötig und so wenig wie irgend möglich) und bin bis jetzt bei allen meinen Hunden recht gut damit gefahren. Da musste ich sie weder mit Wattebällchen bewerfen noch "Alpha-Werfen". Dafür hab ich mich dann doch wieder zu gut in der Gewalt...oben schrieb jemand von Fairness - und ich denke, das ist auch der einzig gangbare Weg - zumindest für mich - denn in dem Moment wo ich unfair werde und vielleicht obendrauf sogar noch unbeherscht könnte man in eine Gewaltspirale kommen, in die ich persönlich nicht reinrutschen will.
Also: alles nur über Gewaltausübung ist für mich nicht der richtige Weg. Regeln erlernen lassen, die auch eingehalten werden, mal ein Donnerwetter zum richtigen Zeitpunkt aber eben so viel wie möglich über das ganze Register der Motivation, die postitive Verstärker ausnutzen wo sie sich einem bieten - schlicht mit ein bisschen gesundem Menschenverstand (wir haben nunmal ein großes Hirn und sollten es nicht nur als Durchzugsschutz zwischen den Ohren nützen) ran, ein bisschen flexibel bleiben, mal über den Tellerrand gucken und natürlich die gute alte Kommunikation - dann gehts auch ohne dass man ein - wie war das? - Gutmenschengetue an den Tag legen muss.
Was mich zurück zum Thema bringt, denn sowohl die Kommunikation als auch der gesunde Menschenverstand scheinen wirklich manchmal (nicht nur bei Hundehaltern) etwas abhanden gekommen zu sein. Aber woran das liegt, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht.
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Ich würde auch gerne einfach nur auf das Eingangsposting zurückkommen:
Was ist denn da eigentlich los? Es ist ja toll, dass offenbar viele HH einen gewaltfreien Umgang mit ihrem Hund pflegen wollen. Allerdings habe ich zunehmend den Eindruck, dass zum einen der Begriff gewaltfrei immer enger gefasst wird (da ist ein Nein schon traumatisierend, und Zug auf die Leine darf nur der Hund bringen), und zum anderen sehr viele keine Idee haben, wie sie nun statt dessen vorgehen sollen. Mit dem Ergebnis, dass ich viele HH eben nicht mehr als agierenden, sondern nur noch reagierenden Teil des Gespanns erlebe.
Ist das nur hier in der Gegend so, oder erlebt ihr eine ähnliche Entwicklung? Und falls ja, wie erklärt ihr euch das?
Ich sehe hier eher mehr HH, die sich ernstlich bemühen, und teils für Welpen/Junghunde unerrichbare Verhaltensmuster im Kopf haben: "der Hund hat zu funktionieren".
Nicht alle sind mit ihren Bemühungen gleich erfolgreich, aber mir ist es unendlich viel lieber, wenn jemand das mit schlechtem Timing aber positive Bestätigung versucht, als mit ebenso schlecht passenden "Ansagen" und "Korrekturen". Leider ist aber immer noch Letzteres gesellschaftlich viel besser akzeptiert, wie man hier auch den Kommentaren entnehmen kann.
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Ja, Gewalt per Definition ist es halt in dem Moment in dem man irgendeine Form von Macht ausübt.
Leine, Ressourcenverwaltung, bestimmen wo der Weg lang geht usw. Rein nach Definition alles Gewalt.
Da sind wirklich diese passiven überhaupt nicht auf den Hund einwirkenden HH am nächsten dran.
Wahrscheinlich machen ein paar es auch genau deswegen so.
Wenn man Gewalt eher über bestimmte Handlungen oder den Schmerz des Hundes definieren will ist das zwar absolut legitim. Im Sinne einer Diskussion sollte man dann ganz aber definieren wovon man eigentlich genau spricht.
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