Angriffslustige Katze verscheuchen?

  • Zitat

    Im Minimum schlugen die Katzen mindestens einen Vogel pro Tag und Kilometer der Untersuchungslinie, was die Autoren der Studie allerdings als absolut konservative Schätzung einstufen

    Zitat

    In den Vereinigten Staaten schätzen Ornithologen die Zahl der getöteten Vögel, die den mindestens 77 Millionen Hauskatzen des Landes zum Opfer fallen, auf jährlich mehrere hundert Millionen Exemplare – nicht berücksichtigt sind darin allerdings die Jagdstrecken von verwilderten Hauskatzen, deren Bestand nochmals 80 bis 100 Millionen Individuen umfassen könnte. Neue Analysen kommen daher auf eine Gesamtzahl von 3,7 Milliarden Vögeln pro Jahr.

    Die Zitate stammen aus diesem - lesenswerten - Artikel hier, in dem noch diverse Studien verlinkt sind.

    Naturschutz: Schaden Katzen unserer Vogelwelt?
    Katzen sind geschickte Jäger und verärgern damit Vogelfreunde
    www.spektrum.de


    Ein erster Schritt wäre es, dass Katzenhalter dieses riesengroße Problem anerkennen und sich nicht zwölfendrölfzig Ausreden einfallen lassen, warum ausgerechnet sie selbst da aussen vor sein sollten.

  • Was man allerdings sehr deutlich merkt, ist der Unterschied in der Vogelanzahl seit mehr Menschen ganzjährig und gesichert füttern, Vogeltränken haben und Brutmöglichkeiten im Garten schaffen

    Und was bringt die heile Vogelwelt im Garten den Bodenbrütern im Offenland? Was bringt es dem Großteil der Vögel deren Habitat garnicht im hübschen Vorgarten ist, die garnicht zur Futterstelle kommen? Feldlerche, Braunkehlchen, Rebhuhn leiden unter massiven Bestandseinbrüchen und dann kommen die Katzen noch als i-Tüpfelchen oben drauf.

    Von Amphibien und Reptilien ganz zu schweigen. Ich sehe die Katzen hier jeden Tag im Feld. So viele Waldeidechsen kann ich gar nicht mehr zählen, wie hier den Katzen um Opfer gefallen sind.

    Ich will das nicht schön reden, ich finde aber auch das Angebot im Garten einen wichtigen Beitrag. Das ist ebenfalls ein Zeichen für wachsendes Bewusstsein.


    Wie du selbst sagst: Die Katzen sind das i-Tüpfelchen. Da muss man an vielen Stellen ansetzen. Das Freigänger-Problem zu lösen reicht allein nicht aus.


    Für mich ist es einfach nur die falsche Herangehensweise zu sagen: Keine Katze darf mehr raus und schon ist alles gut. Dafür ist das Thema zu komplex.

  • Ein guter Ansatzpunkt wäre aber schon, wenn zumindest in der BuS Zeit keine Katze mehr raus darf, so wie jeder Hund an der Leine bleiben sollte. :ka:

  • Ein guter Ansatzpunkt wäre aber schon, wenn zumindest in der BuS Zeit keine Katze mehr raus darf, so wie jeder Hund an der Leine bleiben sollte. :ka:

    Für mich wäre es auch ein guter Ansatzpunkt, wenn Katzenanschaffung nicht mehr so einfach wäre. "Du hast keine Lust auf einen Hund und die Verantwortung, die damit einhergeht? Schaff dir doch eine Katze an. Tür auf und lass sie machen. Passt schon."


    Die gibt es ja leider immer noch. Gibt ja auch Menschen, die ziehen um und lassen ihre Katze zurück. Wer will es denn beweisen...

  • Gibt es denn wirklich so viele Katzen, die mit einer abwechslungsreich gestalteten Wohnung, gesichertem Aufenthalt im Freien (egal ob jetzt Gehege im Garten oder angeleint Spazierengehen) und adäquater Beschäftigung durch den Halter eine so schlechte Lebensqualität haben, dass das wirklich absolut nicht zumutbar ist? Also nicht nur möchte gern (so wie auch jeder Hund lieber leinenlos durch die Gegend toben und seinem Jagdtrieb nachgehen möchte, als an der Leine zu hängen), sondern geht ohne Freilauf quasi ein?


    Weil ich kenne zwar diese Aussagen zur Genüge, dass Katzen nicht ohne Freilauf gehalten werden können, aber halt größtenteils von Leuten, die Katzen als praktische Haustiere wollen, die wenig Arbeit machen. Und wenn dann die Miez den ganzen Tag allein im Wohnzimmer hockt, wo vielleicht ein einzelner Kratzbaum in der Ecke lehnt, es sonst aber absolut nichts für die Katze zu tun gibt und auch keiner Lust hat, sich mit dem Tier zu beschäftigen, zu spielen etc. Nun ja, da wundert es mich nicht, dass die Katze unbedingt raus will. Aber mehr Aufwand ist von den meisten Haltern halt gar nicht erwünscht, also nimmt man eben die einfache Variante "Tür auf" und redet sich das dann selber damit schön, dass alles andere ja Tierquälerei wäre...

  • Javik : Natürlich weiß ich das nicht zu 100 Prozent, aber das mit dem 1 Vogel pro Woche weiß auch keiner 100-prozentig. Dafür werden reichlich Mäuse mitgebracht und Ratten gibt es nicht mehr, aber wieder haufenweise Vögel, trotz hoher Katzenpopulation :ka: Bei den Fledermäusen - da gibt es ja auch nicht nur Katzen als Feinde.

    Ich bin immer wieder überrascht davon, wie schnell Menschen auf Katzen schimpfen und wenn sie dann eine Wildkamera aufstellen, sind sie schockiert über die Vielzahl der Besucher und es war dann doch nicht Nachbars Katze, sondern einer der vielen Marder z.B.


    Dass es keine Ratten mehr gibt halte ich für ein Gerücht.

    Und haufenweise Vögel, ja natürlich kommen die an die Futterstellen. Natürlich sieht man dort dann viel mehr als in der ausgeräumten Landschaft davor. Mit der gesamten Artenzahl hat das wenig zu tun. Die Trends laut roter Liste sind, gerade bei den Arten die es davor schon schwer hatten, weiterhin negativ.


    Und schon wieder dieser Whataboutismus. Klar ist es absolut okay, wenn da eine massiv überhöhte Anzahl an invasiven Predatoren einen starken Predationsdruckausübt, weil, gibt ja schließlich auch noch natürlich Feinde. Nicht! Was ist das denn bitte für eine Logik?
    Und ich habe die Tiere in der Hand, oft genug auch beim TA, du darfst mir schon glauben, dass ich mit Katzenopfer schon Katzenopfer und nicht irgendwelche Verletzungen meine.



    Davon abgesehen, es ist unglaublich was man nachts in den Feldern und Waldrändern, sehr weit vom nächsten Haus entfernt, an Katzen sieht. Ich sehe meist so 0-2 Rehe, je nach Gebiet 0-3 Hasen, 0-2 Füchse (gut, derzeit sehr viele Jungfüchse in Baunähe) und darauf kommen dann locker 5-10 Katzen. Wie viele Streuner da draußen unterwegs sind war mir davor auch nicht so klar.


    Wie du selbst sagst: Die Katzen sind das i-Tüpfelchen. Da muss man an vielen Stellen ansetzen. Das Freigänger-Problem zu lösen reicht allein nicht aus.


    Für mich ist es einfach nur die falsche Herangehensweise zu sagen: Keine Katze darf mehr raus und schon ist alles gut. Dafür ist das Thema zu komplex.

    Es wird in allen anderen Bereichen schön längst etwas getan. Jetzt soll, ganz deiner Logik folgend, aber in allen relevanten Punkten was gemacht werden und da trifft es jetzt dann endlich auch das Katzenproblem.

  • Clover bei der tä meiner Hunde ganz klar nein.


    Sie hat, aktuell, 4 straßenkatzen, aus den unterschiedlichsten Ländern (nicht nur Europa) bei sich leben.


    damit die raus kommen, geht sie mit denen Gassi. Ein Teil geht bei den Hunderunden mit, ein Teil bekommt eigene runden. So wie die Katzen gerade lustig sind

    Eine ihrer Katzen hätte sie auch nach Schottland, im Rucksack (zusätzlich zu Geschirr und Leine) begleitet.

  • Ich mag/kann deiner Berechnung nicht folgen: 208 Mio. getötete Vögel im Jahr durch Katzen?

    1 Vogel pro Woche pro Katze ist m.E. aus der Luft gegriffen und viel zu hoch geschätzt.

    Ansonsten muss ich eurer Argumentation in Teilen schon recht geben: jeder getötete Vogel durch die Katze ist im Grunde einer zu viel.

    Da ich aber Freigang für die EK-Katze als die einzig artgerechte Haltung erachte, wird nach Remus keine mehr einziehen. Der darf aber sein Restleben so verbringen, wie er es gewohnt ist und m. E. für sein Seelenheil braucht.

    PS. Ich bin durchaus in Kontakt mit Landwirten und teile das romantisierende Bild, das hier durchscheint nicht. Manche mir bekannte LW sind die größten Umweltsäue, die ich kenne. Am Dorf am A.d.W. wird nicht kontrolliert und gemacht wird, was schnell geht, Ertrag bringt und effizient ist. Auf dem Papier muss natürlich alles korrekt aussehen, aber ansonsten juckt beispielsweise keine Sau, wieviel Schweinegülle man auf das Feld am Fluss draufhaut, solange nicht das ganze Gewässer kippt. Da mäht man halt in der Wiese am Waldrand ohne vorherige Begehung und es gehen zwei/ drei Kitze drauf (erst vor einer Woche erzählt bekommen).

    Ja, die haben enormen Kostendruck durch die miesen Erzeugerpreise. Und da sind wir alle wieder im Boot, die wir die Lebensmittel möglichst billig wollen.

    So, jetzt hat es mich etwas übermannt, sorry für das Offtopic.

  • Gibt es denn wirklich so viele Katzen, die mit einer abwechslungsreich gestalteten Wohnung, gesichertem Aufenthalt im Freien (egal ob jetzt Gehege im Garten oder angeleint Spazierengehen) und adäquater Beschäftigung durch den Halter eine so schlechte Lebensqualität haben, dass das wirklich absolut nicht zumutbar ist? Also nicht nur möchte gern (so wie auch jeder Hund lieber leinenlos durch die Gegend toben und seinem Jagdtrieb nachgehen möchte, als an der Leine zu hängen), sondern geht ohne Freilauf quasi ein?


    Weil ich kenne zwar diese Aussagen zur Genüge, dass Katzen nicht ohne Freilauf gehalten werden können, aber halt größtenteils von Leuten, die Katzen als praktische Haustiere wollen, die wenig Arbeit machen. Und wenn dann die Miez den ganzen Tag allein im Wohnzimmer hockt, wo vielleicht ein einzelner Kratzbaum in der Ecke lehnt, es sonst aber absolut nichts für die Katze zu tun gibt und auch keiner Lust hat, sich mit dem Tier zu beschäftigen, zu spielen etc. Nun ja, da wundert es mich nicht, dass die Katze unbedingt raus will. Aber mehr Aufwand ist von den meisten Haltern halt gar nicht erwünscht, also nimmt man eben die einfache Variante "Tür auf" und redet sich das dann selber damit schön, dass alles andere ja Tierquälerei wäre...

    Nur meine Erfahrung: Ich hatte zuletzt eine Gruppe von mehreren Katzen. Eine ist mir trächtig zugelaufen, kam also von draußen. Die hat zeitlebens (und das war noch lange) nicht ein einziges Mal versucht, nach draußen zu gehen. Nicht einmal. Die hat drinnen geklettert, gespielt und war glücklich. Ich hab zwei der Jungen behalten: Eine hatte nie den geringsten Funken von "Ich will raus". Die andere hat mir die Bude abtapeziert. War nie draußen, musste aber unbedingt. An der Leine hat sie sich auch nach Monaten lieber erwürgt als dran zu laufen, sobald irgendwo ein Geräusch war.

    Kater: Kam mit 6 Wochen als Findelkind. Ersten zwei Jahre war nur drinnen gar kein Problem. Dann war es ein Problem. Ein großes. Da ging aber Leine. Also Problem gelöst.


    Die nächsten drei Kater: Findelkind unterversorgt - der wollte von draußen nichts wissen. Am Fenster schauen reicht. Misshandelter Kater: Geh mir bloß weg mit draußen. Kater Nummer 3: Lag im Garten in der Sonne, reichte ihm an draußen.


    Das ist ganz unterschiedlich, ob es funktioniert oder nicht. Und natürlich sollte man alles versuchen oder dann abgeben. Finde ich. Weil man das aber nicht immer vorhersehen kann, hab ich mich bei meiner aktuellen Wohnsituation trotz Garten nach dem Letzten einfach komplett gegen Katzen entschieden.


    Bei mir gab es übrigens nicht nur den Kratzbaum und die existieren so vor sich hin. Die konnten auch Tricks, es gab Abwechslung und einen Freiluftbereich. Bei manchen reicht auch das nicht und dazu müssen sie noch nicht einmal von draußen kommen. Dass das die Überzahl ist, glaube ich aber nicht. Ich glaube, die Überzahl ist: Ich habe eine Katze, weil ich da die Tür aufmachen kann.

  • 1 Vogel pro Woche pro Katze ist m.E. aus der Luft gegriffen und viel zu hoch geschätzt.

    Nein, viel zu niedrig.


    Aus dem Artikel, den ich weiter oben verlinkt habe:


    Zitat

    Etwas genauer in Augenschein genommen hat die Jagdstrecken unter anderem eine Studie von Biologen um Christopher Lepczyk von der Michigan State University in East Lansing: Entlang dreier Routen, die jährlich wissenschaftlich zur Zählung und Beobachtung von Vögeln genutzt werden, ermittelten sie, wie viele Hausbesitzer Katzen ihr Eigen nannten. Einen Teil davon baten sie zu berichten, ob ihr Haustier tote Vögel mit nach Hause brachte und welcher Art diese angehörten. Allein auf diesen drei Transekten, die zusammen rund 120 Kilometer lang waren, erbeutete der 800 bis 3100 Tiere umfassende Katzenbestand bis zu 47 000 Vögel aus 23 Arten – darunter mit dem Rubinkehlkolibri und dem Rotkehl-Hüttensänger zwei in den USA bedrohte Arten. Im Minimum schlugen die Katzen mindestens einen Vogel pro Tag und Kilometer der Untersuchungslinie, was die Autoren der Studie allerdings als absolut konservative Schätzung einstufen.

    Und die erlegten Tiere, die Katzen mit nach Hause bringen, sind nur ein Bruchteil dessen, was sie tatsächlich erlegen.


    Selbst mein viel zu niedrig angesetztes Rechenbeispiel bringt erschreckende Zahlen. Die Realität ist noch viel schlimmer.

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