Rückruf mit Pfeife

  • Das klingt bei euch allen immer so easy: IMMER beim Hund sein, IMMER rechtzeitig lesen können, IMMER funktioniert der Rückruf.

    "Mein Hund hört immer" ist ja nicht gleichbedeutend mit "das ist mir komplett in den Schoß gefallen".


    Ich hatte schon Hunde mit denen es wirklich easy war, weil einfach Null Interesse am Wild da war. Beim Rest war das aber halt Arbeit, jahrelange Arbeit.


    Wirf die Flinte doch nicht gleich ins Korn. Dein Hund ist noch jung, der ist noch in der Pubertät, da ist ein verlässlicher Hund ein echter Jackpot. Arbeite weiter dran, absolut konsequent, kein Erfolg usw. Und dann, so mit 2-3 Jahren, kannst du dann sehen wie erfolgreich du wirklich warst. Bis dahin, einfach nicht aufgeben. Einen solchen Hund zu bekommen ist nämlich normalerweise nicht easy, sondern genau diese ersten Jahre konsequente Arbeit. Du hast es schon halb geschafft...


    Bei Rassen, die nicht für die Jagd gezüchtet wurden, ist es etwas einfacher, aber auch da muß man schon Arbeit reinstecken! Von nichts kommt nichts!

    Jedes Erfolgerlebnis vom Hund, und das Rennen ist schon ein Erfolgserlebnis, bedeutet, daß man beim Training wieder bei Null anfängt. Realistischer sogar eher bei -10! Schließlich muß ja dieser "Erfolg" auch erst mal wieder "gelöscht" werden!

    Das würde ich so jetzt nicht unterschreiben.

    Wenn ich hier teilweise von Leuten mit ihren Mischlingen und auch oftmals Nichtjagdhundrassen lese, deren Hunde total austicken, komplett unkontrollierbar werden sobald sie nur Wild in der Nase haben oder es sehen und auch wirklich weiträumig hetzen (würden), die die Hunde absolut nicht von der Leine lassen können, dann ist das sehr, sehr, sehr viel krasser als mein Vorsteher, aus jagdlicher Leistungszucht, der selbstverständlich auch "Erfolgserlebnisse" hat.

  • Aber ihr könnt mir doch nicht sagen, dass ihr 1 oder 2 Stunden mit dem Hund lauft, ihr beide entspannt durch die Gegend tingelt und NIE schweifen mal für einen Moment Eure Gedanken ab.

    Wenn ich mit dem Hund so lange laufe, dann ist meine Aufmerksamkeit beim Hund. Und bei jedem Reiz, den ich sehe oder höre schaue ich sofort was der Hund macht und nicht, woher es kommt. Das passiert bei mir schon rein instinktiv. Ich kann es mir mit meinem reaktiven Hund nicht leisten, auch nur eine Sekunde abgelenkt zu sein. Wenn ich einen miesen Tag habe oder sehe, dass es heute nicht's mit meiner Aufmerksamkeit wird, kommt er an die Leine. Bin ich mit dem freilaufenden Hund unterwegs, dann bin ich immer auf 101% vorausschauend.

    Und sehr oft schaut er auch von sich aus zurück zu mir, wenn er was hört.

    Das ist doch schon mal ein guter Grundstein für einen soliden Rückruf. Was machst du in solchen Situationen?

    Ich rede von extremen Reizen, die man nicht immer vorher sehen und lesen kann. Hohe Ablenkung. Ich schätze das müssen wir einfach noch weiter üben.

    Genau. Üben üben üben! Rückruf ist auch Impulskontrolle.

    Den Hund auch immer wieder mal bewusst dosiert und Schritt für Schritt solchen Reizen (zuerst abgesichert) aussetzen, damit er lernt, in solchen Lagen auch zu hören. Das bringt alles nichts, wenn man immer nur in reizloser Umgebung übt und dann beim direkten Trigger mal probieren will ob der Hund dann auch hört, wenn er z.B nicht mal bei einem wegfliegenden Vogel von Weitem den nötigen Gehorsam hat. Dann muss man auch nicht in den Wald gehen und den Hund von einem 4m entfernten Reh abrufen wollen. (Nicht das ich dir das vorwerfe, nicht falsch verstehen.)

  • Und ja, hier ist es tatsächlich so, dass wenn irgendwas knallt, scheppert, raschelt meine Aufmerksamkeit nicht in der Gegend rumschweift, sondern sich sofort auf die Hunde fixiert und was die machen. Ja das geht.

    Hier das selbe. Der Blick und die Aufmerksamkeit gehen sofort auf die Hunde. Selbst auf die angeleinten Hunden. Und erst danach guck ich mal was das war/gewesen sein könnte.


    Aber ihr könnt mir doch nicht sagen, dass ihr 1 oder 2 Stunden mit dem Hund lauft, ihr beide entspannt durch die Gegend tingelt und NIE schweifen mal für einen Moment Eure Gedanken ab.

    Doch. Bzw. wenn nicht, dann ist da eine Leine dran. Dieses 'verträumt durch die Pampa schlappen' kann ich mir bei meinen Hunden bzw. einem Teil davon schlicht nicht erlauben. Angeleint schon eher, im Freilauf nicht.

    Nicht mal so sehr wegen meinen Hunden an erster Stelle (die Jagdsau ignorieren wir hier mal), sondern weil ich reagieren muss, wenn z.B. ein Fremdhund auftaucht. Und die rennen hier gerne alleine durch den Wald und kommen plötzlich rausgeschossen. Und dann werden meine Hunde ein Thema ;)

  • Wie trainiert ihr den Rückruf denn genau? Oder ist es mehr ein Anwenden und dann hoffen dass es klappt?!


    Ein funktionierender Rückruf ist wichtig, ohne Frage, aber dieser ist nur die Spitze vom Eisberg.


    Mir ist Orientierung am Menschen extrem wichtig. Mein Hund kann sein Ding machen, aber bitte immer in einem gewissen Abstand zu mir (Stichwort Radiustraining, zum Glück hat sich mein Hund bei 1-20m eingependelt) und mit einem Ohr und zwei Gehirnzellen bei mir.

    Ich könnte jetzt gar nicht sagen, wann ich das letzte Mal unseren Rückruf wirklich nutzen musste?! Meistens reicht ein "komm mal her" was bei uns gemütlich angeschlappt kommen heißt....eben weil Hund immer recht nah bei mir ist und sich öfters rückversichert.


    Dann generell wie ein Hund auf auftauchende Reize reagiert. An Fußgängern, Radfahrern usw wurde hier von Anfang an die Rückorientierung zu mir geübt. Wenn Hund eh gelernt hat, sich bei Reizen zu seinem Menschen zu wenden, dann brauchts ja fast meinen Rückruf (natürlich sollte dieser dennoch sitzen)


    Man hört ganz oft Probleme mit den Rückruf hier und da...aber Freilauf für den Hund setzt so viel mehr voraus als auf ein Rufen zurückkommen und das wird leider gern vergessen.

  • Und ja, hier ist es tatsächlich so, dass wenn irgendwas knallt, scheppert, raschelt meine Aufmerksamkeit nicht in der Gegend rumschweift, sondern sich sofort auf die Hunde fixiert und was die machen. Ja das geht.

    Hier das selbe. Der Blick und die Aufmerksamkeit gehen sofort auf die Hunde. Selbst auf die angeleinten Hunden. Und erst danach guck ich mal was das war/gewesen sein könnte.

    Und das nennt sich 'verlässlich führen' in meinen Augen!

    Sich, bzw. seine momentane Situation selbst gut kennen/einschätzen können und deshalb die Hunde am Strick lassen :bindafür:


    Das tut niemandem einen Abbruch, sondern allen nur gut!

  • Gibt es das wirklich? Die Hunde, die IMMER auf den Rückruf reagieren? Das liest sich bei Euch "Profis" immer so, als wäre es das einfachste von der Welt. Unser Rückruf funktioniert i.d.R. gut, aber eben nicht in 100 %. Kommt ein Hase daher, dann halt nicht. Da fällt mir wieder der Beitrag zu ein "seid ihr wirklich bei 100 %. Also ja, wir sind noch nicht perfekt. Gerne Tipps, wie wir das verbessern können, statt den Hinweis, dass es eben nicht geht. Das weiß ich ja nun selbst und hilft mir grade gar nicht.

    ja individuelle Hunde sind so. Mein Husky war so, der war wirklich immer abrufbar und er konnte überall frei laufen. Mein Pinschermix war auch so. Chilly nicht.

    Wenn der Wild sieht, wäre er weg. Deswegen ist er in Gebieten mit Wild an der Flexi. So einfach. Was soll ich jahrelang unsere Spaziergänge versauen mit irgendeinem Training für irgendeinen Ernstfall, wenn wir mit der Flexi super gechillt im Wald Gassi gehen können, ohne daß ich permanent aufpassen muß, um nur ja nicht den Bruchteil einer Sekunde zu erwischen, wo er noch abrufbar wäre.


    Ich wüßte nicht mal, wie lange Chilly einem Reh oder Knainchen etc. hinterher gehen würde und will es auch nicht wissen. Er bekommt keine Möglichkeit dazu.

    Freilauf kriegt er da, wo es passt.


    Bei Bonnie hat der Rückruf eeeewig gedauert durch ihre Vorgeschichte. Weil sie schnell in einen mentalen Tunnel kam, weil jede Ablenkung schon zuviel war, auch wenn man ihr das so gar nicht angesehen hat. Deswegen war sie die ersten 3 Jahre nur an der Leine/30m Schlepp

    Mir ist kein Superrückruf wichtig, sondern meine Fähigkeit, meine Umgebung und meine Hunde darin richtig einzuschätzen. Es wäre echt mein Alptraum, wenn Chilly stundenlang irgendwas jagen würde oder Bonnie verloren ginge, nur weil ich meine, sie müßten überall frei laufen können.

  • Damit Du jetzt nicht denkst, ich verstehe nicht so ganz, worauf es Dir ankommt.

    Doch, das habe ich schon!

    Es geht Dir um den Rückruf.


    Nur, manches paßte halt auch ganz gut für die Erklärung im Trainingsaufbau ;)



    Auch das war nur ein Synonym

    Schon klar!

    Aber halt auch ein prima Beispiel für eine Antwort ;)

    Ich schaue auf den Hund, lese seine Körpersprache in Situation X.

    So lerne ich nicht nur den Hund richtig einschätzen, sondern weiß auch, daß ich agieren muß, und der Hund lernt, wie er in solchen Situationen als Alternative anbieten kann. Wie zum Beispiel, Dich anzuschauen! ;)



    dafür, dass es mir schwer fällt festzumachen, wann er soweit wäre.

    Siehe oben.

    Lerne Deinen Hund richtig zu lesen.



    Das ist nicht böse gemeint!

    Sondern einfach das, was ich auch im Alltag tu. Ich schaue auf den Hund, und sehe ja, was in einer bestimmten Situation passieren könnte, wenn der Hund nicht angeleint gewesen wäre.



    ja das war für ihn eine hohe Ablenkung, aber meist klappt das auch mit dem Rückruf,

    Das Problem in diesem Fall ist die Wortwahl "meist".

    Wenn es IMMER mit dem Rückruf klappt, prima!

    Meist impliziert, daß es auch noch eine andere Reaktion vom Hund geben könnte, und zwar von Dir unerwünschte!



    Ich habe dann natürlich keinen unmittelbaren Einfluß auf ihn gehabt, da er nicht in meiner Reichweite war.

    Und genau da liegt der Hase im Pfeffer!

    Darum ja die Schleppleine! Dann kann der Hund zwar reagieren, wie der es gewohnt ist und in der Situation auch will, aber das Ende der Leine hindert ihn daran!

    Nur so hast Du Einfluß darauf!

    Dir nützt kein Training, wenn Du nicht bei Bedarf einwirken kannst! ;)



    Aber ich habe ihn anschließend energisch gerufen, hat paar Anläufe gebraucht bis er kam und dann direkt angeleint und Schluß war mit lustig.

    Ähm, ja,

    das Problem ist hierbei "ein paar Anläufe".

    Nicht falsch verstehen! Wenn man sich noch am Anfang im Training befindet, ist das noch normal, daß man des öfteren üben muß. Gar keine Frage!

    Aber genau DABEI die Leine dran! Damit der Hund sich nicht anders entscheiden und somit zum Erfolg kommen kann!



    Das Gleiche gilt auch für die Pubertät!

    Auch, wenn es bis dahin prima geklappt hat, ist es schon fast normal, daß der Hund das nun "vergessen" hat. Da hilft nur konsequent zu bleiben, und das Training einfach "neu" anzusetzen, bzw. weiter zu verfolgen. Hauptsache, der Hund kann sich nicht selbst belohnen!




    Aber, auch hierbei sollte man schon darauf schauen, daß aus einem Rückruf nicht gleich mehrere werden. Denn eigentlch ruft man den Hund nur einmal, oder von mir aus pfeift auch nur einmal.

    Wenn man ruft, wartet, abermals ruft, dann wieder wartet und so weiter, erziehlt man einen unerwünschten Trainignseffekt. Überspitzt gesagt, zählt der Hund jetzt mit! Der kommt erst zuverlässig beim achten Ruf, also wartet der Hund die sieben Male davor genüßlich ab, denn da muß er ja noch nicht kommen! ;)


    Und, für das Training gab es noch einen Fehler :ka:

    Der Hund ist gekommen, und wurde direkt mit Anleinen "bestraft". Warum also beim nächsten Rückruf die Motivation aufbringen und zum Menschen zu kommen?


    Verstehst Du, worauf ich hinaus will? =)



    Welche Konsequenzen wären sonst möglich gewesen? Das ist eine ernst gemeinte Frage! Ich bin auch da immer etwas unsicher, wie man es dann am sinnvollsten macht.

    Fragen wir mal anders: wie hast Du überhaupt Dein Rückruf aufgebaut?

    Gab es für den Hund ein Signal, daß es sich lohnt zu kommen? Und zwar immer?

    Je höher die Motivation beim Hund im Kommen ist, desto eher wird er das auch machen!


    Das üben wir übrigens auch regelmäßig, dass ich ihn aus dem Spiel zurück rufe und lasse ihn, wenn er zuverlässig gekommen ist, wieder zurück ins Spiel.

    Ich finde, das ist echt schon eine Königsdisziplin!


    Ich würde mit etwas einfacherem anfangen, und dan den Schwierigkeitsgrad langsam steigern wollen :ka:


    Aber es ist schon richtig, wenn der Hund mal gekommen ist, sofort wieder ins Spiel zurück schicken! Ist auf jeden Fall eine bessere Belohnung, als das Anleinen, was Du ja weiter oben schon mal beschrieben hattest ;)


    Du mußt wirklich darauf achten, was Du bewußt, oder halt auch unbewußt machst.



    Ich hatte mir halt erhofft, dass ihr mir einen Tipp geben könnt, wie man die Pfeife als "Superrückruf" wieder sinnvoll aufbauen kann.

    Ich kann mit dem Begriff "Superrückruf" - ehrlich gesagt - nichst anfangen :ka:

    Bei mir gibt es nur einen Rückruf :ka:

    Und dieser wird nicht noch zusätzlich "befeuert", oder so was in der Richtung.

    Ich brauche keinen Unterschied vom "kommt nur manchmal" zu "kommt etwas besser".

    Wenn ich rufe, möchte ich, daß der Hund kommt!


    Ich habe allerdings tatsächlich unterschiedliche Rückrufe.

    Einmal für den Sport, für den schönen Vorsitz, wird halt auch nur auf dem Hundeplatz benutzt.

    Das Heranrufen, wenn andere Menschen, Radfahrer und so kommen, und ich den Hund lieber in meiner Nähe haben will.

    Und auch das Anleinen hat ein seperates Kommando für uns. Dan weiß der Hund, daß er jetzt kommen muß, damit ich dem die Leine anlegen kann.

  • Ich finde es übrigens die völlig falsche Jahreszeit, um Abrufbarkeit am Wild zu trainieren:


    Die Vegetationsperiode ist in vollem Gange, d. h. alles ist hoch und zugewachsen, es sind überall Jungtiere bzw. z. T. auch noch paarungsbereite Alttiere (und z. B. Hasen in der Paarungszeit hören und sehen nix, die rennen u. U. blindlings in einen Hund rein), alles, was 4 oder 2 Beine hat, kommt aus den Löchern gekrochen - nein, wenn ich gezielt Kontrollierbarkeit am Wild üben will, dann im Frühjahr oder Herbst (nie jedoch bei Bodenfrost!) bei möglichst nassem Boden, der weniger Geruchsspuren aufnimmt, wenn man nicht erst durch Knacken hört, dass gerade mal eine Armeslänge von einem selber weg offensichtlich ein größeres Tier im Gebüsch sein muss.


    Von was für einem Hund reden wir hier überhaupt?


    Wir haben z. B. 3 Hütehunde, und da ist am Wild wirklich fast 100% Abrufbarkeit gegeben, bei den beiden Ältesten zumindest. Die Jüngste lasse ich kaum von der Leine, weil ich drei einfach nicht mehr so im Blick haben kann, wie ich es muss, um Jagen/Hetzen schon im Ansatz mit "LASS ES!" zu unterbinden.


    Wenn der Älteste nicht mehr so viel mitkommen mag, werde ich mit der Hündin ab Herbst gezielt Freilauf im offenen Feld üben. Sie ist zum Glück äußerst verfressen, und eine Handvoll Trockenfutter auf sie geworfen hat sie schon 1, 2 Mal vom Durchstarten abgehalten.


    Hätte ich mit Ausnahme von Spitzen andere Rassen, würde ich mit Sicherheit die beiden älteren Rüden nicht zu fast 100% ohne Leine laufen lassen.


    Dieses ganze systematische Trainieren und Üben und Arbeiten und Aufbauen ist übrigens gar nicht meins.


    Ich verlasse mich auf meine Beobachtungsgabe, d. h. sobald ich merke, die Kröte entzieht mir ihre Aufmerksamkeit, wird sie barsch abgerufen, ordentlich mit Futter belohnt und überschwänglich gelobt, denn dann zieht auch noch die Konkurrenz zum Koolie, so nach dem Motto, guck, Du Trottel, ich bin doch der bessere Hund.


    Nach meinem Verständnis kommen die nahezu 100% Abrufbarkeit - oder besser: Beherrschbarkeit des Hundes - aus der Kombination von Erziehungsstand beim Hund (d. h. wie genau befolgt er Kommandos) und Urteilsvermögen des Menschen bei der Interpretation von Situationen zustande.


    Bei der geschilderten Situation, dem Spiel mit dem Artgenossen, würde ich mir meinen Hund rauspflücken und ihn anpflaumen, dass das nicht ok war, und ihm dann möglichst bald Gelegenheit geben, sich wieder mein Wohlwollen zu erarbeiten.


    Für mich ist es, wie gesagt, ein Irrglaube, dass man sich bestimmte Ist-Zustände in der Hundeerziehung ein für alle Mal zusammentrainieren kann. Natürlich ist mir im Laufe der Jahre immer und immer wieder mal ein Hund abgezischt hinter Wild, auf Artgenossen losgegangen, etc. - aber dann war mein Ansatz immer, wo habe ICH die Situation falsch beurteilt, zu welchem Zeitpunkt hätte ICH sie verhindern können, und WAS hätte ich machen müssen.


    Das finde ich das Tolle an der Hundehaltung, dieses ständige Entdecken neuer Verhaltensfacetten und das nicht enden wollende Von- und Aneinanderwachsen.


    Ich liebe sie einfach, diese Kommunikation mit dieser artfremden Spezies.

  • Also, ich versuche mal auf alles einzugehen, war jetzt sehr viel (geht übrigens um einen Labradorsennenhundmix, ja ich weiß, keine ideale und einfache Mischung, da bin ich in der Tat zu naiv ran gegangen, aber ist halt nun so).


    Zuerst Mal. Ich übe nicht mit ihm im Freilauf am Wild. Nicht im Sommer, nicht im Winter, gar nicht. Für wen haltet ihr mich denn?

    Ich habe mich mit ihm auch schon an Hasen- und andere Tiergehege (mit Zaun dazwischen und Leine dran) gestellt und geübt. Das ist aber nicht so effektiv, da er fast ausschließlich auf schnelle Bewegungsreize reagiert und zudem recht schnell weiß, dass er hier eh nicht weiter kommt.

    Einen Hasen auf dem Feld kann er wunderbar aushalten, wenn er ihn sieht, solange der nicht anfängt schnell zu rennen.


    Er hat zur Zeit durchgängig Schleppleine oder normale Leine dran. Im Feld (wo sein größter Trigger, die Hasen sind) nur mit festgehaltener Schleppleine, da teste ich mal gar nichts aus. Im Wald lasse ich die Schlepp auch mal fallen, achte aber drauf, dass ich in "Trittnähe" bin, damit ich notfalls halt mal drauftreten kann. Ist er mir da schonmal in die Leine gebrettert oder musste ich drauftreten? Ja, das ist passiert. Hab ich da mal gedanklich grade 3 Sekunden was anderes gedacht und hätte es sonst eher verhindern können, ja vielleicht, ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr im einzelnen.


    Natürlich funktioniert Rückruf nicht einfach so. Das ist mir bewusst, dass das viel und langes Training erfordert. Und dass man seinen Hund immer aufmerksam beobachten sollte weiß ich auch. Für ein sekundiöses Beobachten über 90 Minuten, da fehlt mir wohl einfach noch Eure Perfektion. Ich werde dran arbeiten. Ist ja eine Art Meditation, Übung macht den Meister. Klappt auch nicht immer gleich.


    Die Situation um die es bei dem missglückten Pfeifenrückruf ging, war auf einem eingezäunten Gelände (KEINE Hundewiese! sondern Privatgelände, bevor das nun wieder kommt) auf dem er mit einer Hundefreundin spielte. Und ja, dort ohne Leine, denn mit spielt es sich schlecht. Mir ist es wichtig, dass Miko auch soziale Kontakte hat. Keine Fremdhunde, sondern einige ausgewählte, bekannte Hunde, die er größtenteils seit seiner Welpenzeit kennt. Lasse ich ihn mit denen auf freier Wiese laufen? Nein. Ich nutze besagtes Privatgelände, weil Zaun drum.


    Und ja, da übe ich mit ihm den Rückruf aus dem Spiel. Wie schon beschrieben.


    Wie übe ich allgemein den Rückruf? Viel im eigenen Garten, wenn wir eh spielen. Da übe ich das entweder ganz gezielt oder halt im Spiel mit mir. Einfach immer mal wieder ranrufen. Hier oft in Kombination mit rechts/links/Mitte, je nachdem wo er sich einordnen soll.

    An der Schlepp quasi immerzu. In unregelmäßigen Abständen, wenn er z.B. den Radius zu sehr ausreizt, manchmal aber auch, wenn er nur paar Meter entfernt ist, rufe ich ihn zu mir zurück. Kommt uns wer entgegen/überholt uns, egal ob fußgänger, Radfahrer etc., mit oder ohne Hund -> ranrufen.

    Sehen wir Wild, andere Hunde o.ä. dann übe ich den Rückruf mit gesicherter Leine. Die sollte möglichst locker bleiben und er trotzdem zu mir kommen. Kommt er, gibt es einen Klick und Leckerchen oder eine verbale positive Bestätigung. Je nachdem. Orientiert er sich von sich aus zurück zu mir -> klick, Leckerchen. Für Blick, klick.

    Ich übe auch Sitz (+bleib) auf Entfernung, Rückruf mit mehr oder weniger action von mir, mit oder ohne Sichtzeichen, einfach mal stehen bleiben und gar nichts machen (also Hund soll auch von sich aus zur Ruhe kommen dann) etc. pp.

    Und natürlich immer wieder zwischendurch kleine Spielchen, Bleibübungen und sowas, damit man nicht nur blöde vor sich hinwackelt.


    Aber weil wir ja irgendwann auch mal in schwierigeren Situationen den Rückruf üben müssen, mache ich das halt viel im Spiel mit anderen Hunden. Ja, das funktioniert noch nicht zuverlässig, aber irgendwie muss ich ja üben. Und da ist es zumindest auf gesicherter Fläche.


    Anscheinend fehlt mir da dann ein Übungsschritt zwischendrin? Wie gehe ich das am Besten an?


    Und wie mache ich das dann mit sozialen Kontakten? Nur auf Spaziergängen (die wir auch machen, gemeinsam an Leine laufen mit anderen Hunden, um auch Impulskontrolle zu üben), Soll ich ihn gar nicht mehr spielen lassen? Er ist doch noch jung und muss doch auch mal rennen und toben können. Oder dann gar nicht den Rückruf üben, damit er nicht abstumpft, solange der nicht 100 pro sitzt?

    Natürlich achte ich auch da drauf, dass ich möglichst Situationen nutze, wo er eh kurz zu mir schaut oder etwas zur Ruhe kommt und nicht, wenn er grade wild mit dem anderen Hund tollt und gedanklich nun so gar nicht in dieser Welt ist. Da habe ich die Situation seinerzeit wohl falsch eingeschätzt.


    Und wie hätte ich in der bereits passierten Situation sonst reagieren sollen? Pfeife ging nicht. Nochmal pfeifen/rufen ist kontraproduktiv, das wäre Ignorieren des versauten Rückrufs aber doch auch. Anleinen besser nicht, noch mehr negative Vibrations. Das Kind war nun in den Brunnen gefallen, was also tun?

    Situation abhaken und zukünftig Leinenknast selbst auf eingezäuntem Gelände? Kein Spiel mehr mit anderen Hunden?

    Das kann es auch nicht sein.

  • Ich finde es übrigens die völlig falsche Jahreszeit, um Abrufbarkeit am Wild zu trainieren:


    Bei der geschilderten Situation, dem Spiel mit dem Artgenossen, würde ich mir meinen Hund rauspflücken und ihn anpflaumen, dass das nicht ok war, und ihm dann möglichst bald Gelegenheit geben, sich wieder mein Wohlwollen zu erarbeiten.

    Das hatte ich überlesen. Ja so irgendwie hab ich es dann letztlich ja gemacht, nur halt dabei verbal unterlegt. Ich bin nun nicht steif stehen geblieben und hab gewartet, bis er nach dem 3. oder 4. Rückruf ankommt. Würdest du ihn denn danach wieder laufen lassen oder dann anleinen? Wie sähe diese Gelegenheit z.B. aus? Und was ist da "bald"?



    Wenn ich Euch so lese merke ich doch schon, dass ich noch Anfänger bin. Man macht ja alles irgendwie nach bestem Wissen (vielleicht auch einfach manchmal zu viel, was man so liest und hört und für verschiedenen Ansätze probiert) und Gewissen, will ja das beste für den Hund und kommt einfach manchmal an seine Grenzen.


    Natürlich hab ich mir auch nicht den einfachsten Gesellen rausgepickt um mein Hundeleben zu starten, ich gebe offen zu, dass ich das deutlich unterschätzt habe. Aber wir machen das Beste draus.

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