Rhodesian Ridgeback - eure Erfahrungen!

  • Wir haben aktuell 4 Ridgis im Hundeverien, zwei davon laufen in meiner Gruppe.


    Ich muss sagen, die sind durch die Bank weg total unterschiedlich. Manche mit gut Skepsis gegenüber Fremden, manche sehr offen und freundlich. Zwei können problemlos ohne Leine laufen, die anderen beiden haben dafür zu viel jagdliche Ambitionen und sind nicht mehr kontrollierbar. Mit anderen Hunden sind alle etwas schwierrig, aber ansprechbar und wissen sich dann auch zu benehmen. Untereinander lieben sich alle (3 Hündinnen, 1 Rüde). Der Rüde war in der Junghundzeit super anstrengend im Sinne von super stur und rüpelhaft, andere Rüden findet er mittlerweile meistens richtig kacke.


    Arbeiten tun sie gerne, aber auch nicht ewig oder mit viel 'will Gefallen' ausgestattet. Wenn die Bezahlung via Leckerli und Motivation passt, sind's mit die besten Teilnehmer unserer Gruppen. Aber wenn die mal nicht wollen, oder genug haben, dann bekommt man die auch nicht mehr überredet. Was man sonst von den Besitzern über daheim hört ist meistens Langschläfer, faule Socke, unauffällig, entspannt, aber wenn's auf die eigenen Interessen ankommt auch ganz schnell von 0 auf 100. Bei mir im Dorf wohnt noch eine 4-jährige Rigdi Hündin mit seeehr sportlichen Besitzern, die mittlerweile ohne Hund joggen gehen, weil der Hund sich nicht auf mehr auf das Gehetze einlassen möchte.


    Wir haben am Hundeplatz das Glück, dass alle 4 sehr konsequente Besitzer haben, die mit gutem Bauchgefühl ausgestattet sind. Es sind alles Ersthunde, aber in den falschen Händen zum Beispiel wäre der Rüde sicher sehr schwer händelbar.


    Größentechnisch unterscheiden sich die 4 auch stark, das muss man auf dem Schirm haben.

    Und ja, im Winter brauchen alle Klamotten.

  • Das einzige was uns etwas unsicher macht ist die Wohnung. Wir leben auf 50 qm, haben aber gelesen, dass das bei einem Hund normalerweise kein Problem ist, auch bei größeren.

    Die Frage ist halt, wo sich die 50 qm befinden: in einem Mehrparteienhaus?


    Müsstet Ihr mit dem Hund durch ein Treppenhaus?


    Habt Ihr eine Vorstellung davon, was eventuelle andere Mieter davon halten würden, so einem großen, imposanten Hund auf allerengstem Raum zu begegnen?


    Und so eine große Rasse hinterlässt auch große Hinterlassenschaften, was bei einem Mehrparteienhaus und eventuellen Gemeinschaftsgrünflächen schnell für Ärger sorgen kann, wenn sich ein Welpe - und ein Ridgeback ist auch als Welpe schon groß - oder ein kranker Hund auf diesen Grünflächen löst.


    Und habt Ihr eine Vorstellung davon, was es bedeutet, 30 - 50 kg Hund (je nach Zucht können Rüden auch schwerer sein) auch dann sicher an der Leine zu halten, wenn er austickt? Z. B. beim Lieblingsfeind? Einem starken Jagdreiz?


    Ich würde zunächst Euer Wohnumfeld auf Tauglichkeit für das Leben mit einem großen und potenziell wehrhaften und territorialen Hund abklopfen.


    Das Problematische der Rasse ist m. E. die große Bandbreite an zu erwartenden Eigenschaften, weil sie hierzulande nicht mehr auf ihren ursprünglichen Verwendungszweck selektiert werden - und damit meine ich nicht die Mär vom Löwenjagdhund ...


    Ihr könnt von doggenartig sanften Riesen über hysterische Schisser bis zu ernsthaften Wachhunden mit ordentlich Jagdtrieb alles erwischen.

  • Eine gewisse Leidensfähigkeit, Gelassenheit und viel Humor, sowie das Wissen, dass der nie so im Gehorsam stehen wird wie ein Schäferhund o.ä. hilft dabei wirklich enorm. |)

    Ich nenne es immer ganz liebevoll Kompromissbereitschaft |)



    Die Rassebeschreibungen finde ich auch immer sehr romantisch. Da stellt man sich einiges halt total schön und nett vor, weil der Hund einem treu ergeben ist und so loyal und dass man sich immer sicher fühlen kann.


    Wenn dann aber der Mann beim nach hause kommen nach dem Fußball vom 11 Monate alten Ridgeback gestellt wird, langsam die Flurtür von außen wieder zuzieht und hofft, dass ich schnell herbei eile um den Hund zur Seite zu nehmen - ja, das ist dann schon eine andere Hausnummer.


    Wieviele Ridgebacks kennt ihr? Also so richtig kennen, mit gemeinsam spazieren gehen, mal den Tag zusammen verbringen etc.

    Ich finde es immer ganz gut, wenn man auch mal die Vehemenz eines Ridgebacks kennengelernt hat, gesehen hat wie der Hund von "ich liege hier und döse" umschlägt in wirklich ernsthaftes Verhalten. Dabei meine ich gar nicht, dass der Hund übermäßig Aggression zeigt, sondern einfach mal Verhalten zeigt, auf das er selektiert wurde.


    Ich selbst muss zugeben, dass ich mich bei der Aktion mit meinem Mann selbst extrem erschreckt habe wie ernst dieser Hund sein kann.

    Jumi gehört eigentlich auch eher zur unsicheren Sorte und da schlagen dann zwei Herzen in ihrer Brust.

  • Ich kenne auch mehrere die sehr unterschiedlich sind. Von sehr nett und seeeehr faul über skeptisch, kein Bock auf Fremde bis zu temperamentvoller Panzer. Alle sind wie schon erwähnt wurde sehr ambivalent beim Training und Mitmachen. Sehr. Mal ja. Mal nein. Und nein ist dann wirklich „mach selber“.


    Ich würde dir raten, nicht nur erwachsene RR kennenzulernen, sondern idealerweise auch mit 1,2 jährigen Marmeladenhirn Junghunden länger unterwegs zu sein.


    Mein Hund ist „nur“ 28kg, kooperativer Jagdhund. Und ich hatte dauerhaft blaue Flecken und Striemen die ersten 1-2 Jahre. Stürze. Verbrennungen durch die Schleppleine. Im Winter beschissen kalte Hände weil Schleppleine nass. Wenn so ein Hund kurz aufdreht, haben die so ein Momentum, dass man fliegt, wenn man nicht gefasst war. Das muss man mit einberechnen. Mag auf der Wiesen noch gehen. Beim Wandern am Abhang oder auf einem Grat ist es NICHT lustig. Auch bremsen beim Canicross/Joggen wenn hinter der Kurve ein Reh hüpft ist Glückssache. Und ich red hier von 28kg Vizsla. Anekdote: vor zwei Jahren ca begegnete ich einer RR Halterin. Ich kam mit Hund ohne Leine, hab sie ins Fuss genommen als ich die zwei sah. Sie ist 4m in den Wald rein, hat die Schleppleine zweimal um einen Baum gewickelt und uns so passieren lassen.


    Es sind tolle Hunde. Ich würde niemalsnie einen haben wollen. Ein grosser, sehr kooperativer Jagdhund der Lust auf Zusammenarbeit hat ist definitiv nicht dasselbe wie ein selbstständiger Jagdhund mit dem Gewicht eines Kalbes.

  • Ich empfinde die Bandbreite bei Ridgebacks als extrem hoch. Ich kenne ein paar, die wirklich tiefenentspannte Schafe sind, die mit allem und jedem auskommen, nicht jagen gehen, zu Hause problemlos jeden rein lassen, aber vom Temperament her fast schon phlegmatisch sind.

    Einige sind sehr unsicher und vorsichtig und gehen aus Angst möglichst allem aus dem Weg und machen sich so unsichtbar wie möglich.

    Und manche würden gern jeden Artgenossen angreifen, jeden fremden Menschen vertreiben und haben ordentlich Jagdtrieb.

    Alle sind auch recht empfindlich, was das Wetter angeht (Kälte doof, Regen doof, Hitze aber auch) und doch eher eigensinnig.


    Ich empfinde die Rasse ehrlich gesagt als nicht wirklich geeignet für eure Vorstellungen. Man weiß halt nie, in welche Richtung sich der Welpe entwickelt. Unverträglichkeit mit anderen Hunden ist durchaus ein Thema (und auch nichts, was man durch Sozialisation wegbekommt), starker Wachtrieb ist bei sowas wie im Cafe liegen auch nicht lustig.

    Ein so großer Hund wäre auch nicht meine erste Wahl, wenn ich einen Begleiter zum Wandern suche, weil die einfach lange brauchen, bis man sie voll belasten kann und leider oft recht früh erste Verschleißerscheinungen zeigen. Tragen kann man so einen Hund dann auch nicht.


    Klar kann es sein, dass alles funktioniert, aber bei anderen Rassen ist die Wahrscheinlichkeit doch höher. Grad wenn es im Freundeskreis und in der Familie schon Hunde gibt, würde ich unbedingt einen Hund wählen, der da keine Probleme hat. Und zum Wandern finde ich einen kleineren Hund deutlich sinnvoller.

  • Joa, also ich weiß nicht. Ich finde die RR jetzt auch nicht so anders, als andere große Hunde in dieser Gewichtsklasse mit Wach- und Schutztrieb. Hat man bisschen Ahnung, kann man das ganz gut Händeln, weil man weiß, auf was man achten/ was man vermeiden sollte. In Ersthundhand ist das dann halt eben so eine Sache …

    So was bringt auch keine Hundeschule bei. Wo meiner übrigens ein Streber war und alles super gemacht hat. Er ist eher im Alltag so „schauen wir mal, ob es mir gerade passt“.


    Ja, der Jagdtrieb. Aber selbst meine Junghundmatschbirne springt nicht voll Karacho in die Leine, weil Gehorsam eben. Mein letzter Hund war schwer, hatte starken Wach- und Schutztrieb und ich lag nie irgendwo, beim RR ist das auch so. Und ich nutze hauptsächlich die Flexi!

    Das Einzige, wo ich blaue Flecke von bekomme, ist, wenn er rumkaspert und seine fast 45 kg nicht unter Kontrolle hat. Passiert aber auch bei einem Berner Sennenhund.


    Humor ist wichtig, ja. Aber auch einfach keinen Anspruch an Perfektion haben, was das Befolgen von Kommandos angeht. Wandern geht übrigens klasse, mit Zuggeschirr 😂 da habe sogar ich wieder Spaß dran, erklimme jedoch keine steilen Berge oder so. Aber mich so ein Hügelchen hochziehen lassen, hat schon was.


    Hier würde auch wieder ein RR einziehen, weil ich einfach keine Rasse kenne, die so eine innige Beziehung zu seinen Menschen eingeht. Sie sind wie Katzen, wie Großkatzen eben :ugly:

  • Wir haben nen 5 jährigen RR Rüden. Ich machs mal ganz kurz, weil ich wenig Zeit hab:


    Einem Einbrecher würde er Kaffee und Kuchen anbieten.

    Er passt in ne 65 qm Wohnung, aber nen Garten zum rumliegen und rumgucken fände er noch viel toller.

    Er findet Menschen super. Je mehr, desto wohler fühlt er sich. Wäre der perfekte Hund für ne Großfamilie. Fremde Leute findet er auch super.


    Er ist nicht ableinbar. Er kennt den Rückruf und befolgt ihn auch, solange er nichts wichtigeres zu tun hat. Was wichtig ist entscheidet er für sich, er findet wir leben in einer Demokratie (es ist mein Dritter Hund, bin also nicht ganz ahnungslos gewesen, was den Rückruf angeht).


    Er ist faul. Stink faul. Wandern????? Wozu? Wenn man doch auch mitten auf dem Wanderweg gechillt ein Schläfchen machen kann. Wenn dann da aber plötzlich ne Fährte ist, oder was, was man jagen könnte, dann kann es sein, dass du plötzlich 45kg hast, die in der Leine hängen und zwar in der Richtung, die nicht zwingend deiner gewünschten entspricht. Und das heisst: Hab immer ein Auge auf deinen Hund, damit du schneller reagieren kannst als er Schwung holt.


    Er kommt mit den meisten Hunden klar. Hundestrand im Urlaub ist kein Problem. Hassen tut er nur innerhalb seiner Hood. Aber da auch nur einen. Aber den von Herzen.


    Er könnte theoretisch überall mit hin. Aber aufgrund der Grösse ist das meistens nicht so handlich.

  • Joa, also ich weiß nicht. Ich finde die RR jetzt auch nicht so anders, als andere große Hunde in dieser Gewichtsklasse mit Wach- und Schutztrieb.


    Aber selbst meine Junghundmatschbirne springt nicht voll Karacho in die Leine, weil Gehorsam eben.


    Wandern geht übrigens klasse, mit Zuggeschirr 😂 da habe sogar ich wieder Spaß dran, erklimme jedoch keine steilen Berge oder so. Aber mich so ein Hügelchen hochziehen lassen, hat schon was.

    Nehme deine Sätze mal als Beispiel:

    Klar geben sich Hunde in dieser Klasse nicht viel - aber das ist ja der Grund, wieso hier einige jetzt auf das Gewicht hinweisen und andeuten, ob es ein etwas kleinerer Hund nicht auch tun würde. Ich sehe auch genug Leute, die sich von einem Labrador durch die Gegend ziehen lassen. Haltetechniken muss mensch auch erst mal lernen. Und vor allem konsequent anwenden.


    Da hast du auch extrem Glück, von dem was ich so lese. Meiner ist das Gegenteil und schon 11kg Zwerg mit Jagdambitionen, die in die Leine ballern, können massiv nerven (und auch auf die Gesundheit des Hundes gehen). Das mit 40kg Hund ist alles andere als einfach.


    Wandern, da stellt sich die Frage, was ist Wandern? Für die einen bedeutet das 2 große Touren auf anspruchsvollem Gelände die Woche, für die anderen 1-2x/Monat bisschen durchs Flachland bummeln. Dazu muss dann der Hund auch passen.

    Meiner macht alles mit, der war aber auch mit einem Jahr ausgewachsen und den kann ich leicht über Hindernisse tragen. Ein RR ist erst später voll belastbar, kann zwar länger Hindernisse überwinden, aber nicht im Zweifelsfall die Metalltreppe zum Aussichtspunkt getragen werden, wenn er Angst hat.


    Zum Rest schließe ich mich den anderen an.

    Aus eigener Erfahrung kenne ich zwei RR, jeweils aus Zucht stammend. Also gute Zucht, nix Vermehrer.

    Nr. 1 war ein Rüde, der an meine Cousine ging. Sie war nach 6 Monaten heillos überfordert und hat ihn an die Züchterin zurück gegeben. Ich war da noch nicht mal volljährig, aber mir war klar, dass das schief geht. Ja, noch bei Familie im eigenen freistehenden Haus mit Garten wohnend, auf dem Dorf mit Auto. Aber null Ahnung von Grenzen setzen, Führung übernehmen, konsequente klare Linie. Dabei war das nur ein großer netter Junghund, der eben anfing, am Rad zu drehen.

    Nr. 2 ist eine Hündin, die an die Tante meiner Cousine (andere Familienseite) ging. Die ist mittlerweile 8. Kann frei laufen, ist eher gemütlich unterwegs, fremde Menschen und Besuch kein Problem. Aber da stecken etliche Jahre Arbeit drin von einer Person, die weiß was sie tut und zur Hundeschule ging.

    Hunde sind okay, solange sie sie nicht belästigen. Im Kontakt ist sie sehr souverän. Mein Pubertier würde im Leben nicht auf die Idee kommen, sie zu besteigen.

    Ihre Ausstrahlung ist der Hammer. Aber da steckt auch viel Unabhängigkeit drin. Sie behält ihren Grund (Haus + Hof/Garten) im Auge und niemand kommt ohne "Check" ins Haus.


    Beispiel:

    Wir kamen mit 6 Personen (1 fremd), 1 Kleinkind und 4 Hunden zu Besuch. Bekannte werden mit Anschnüffeln begrüßt, manche dürfen kurz streicheln. Der Fremde wird im Auge behalten. Den Hunden wird Hallo gesagt, bisschen schnüffel-hüpf. Während die anderen dann herumtoben, bleibt sie meist gechillt in der Nähe der Menschen sitzen. Aber danach hat sie auch keine Lust, mit den anderen Hunden herumzutollen, sondern ist eher für sich und pennt oder wacht.

  • Neala

    Da hast du schon recht. So Extremwandern mit einem RR kann ich mir auch nicht so gut vorstellen. Da sind kleinere Hunde definitiv einfacher.


    Ja, ich habe Glück mit meinem Kasper, weil sein Grundcharakter einfach top ist, kein Extrem in irgendeine Richtung. Allerdings habe ich auch Erfahrung mit schweren Wach- und Schutzhunden (Molosser). Daher habe ich ein paar Dingen von Anfang an entgegen gewirkt, die andere vielleicht gar nicht als potentielle Gefahr gedeutet hätten.


    Und, ich bin auch extrem konsequent und habe meine Aufmerksamkeit immer beim Hund. Egal, ob draußen oder ob Besuch kommt. Von Anfang an, eben aus Erfahrung. Muss man wollen, denn wie oben schön stand: gemütlich Gassischlendern ist halt mit einem RR nicht.

  • Ich will nur anmerken, dass Sozialisierung zwar wichtig ist, aber nur bedingt Einfluss darauf hat, ob ein Hund andere mag oder nicht. Da ist sehr viel Genetik drin. Außerdem stellt man sich das immer so schön vor mit der Sozialisierung... und dann kommt das erste, das zweite, das dritte Mal ein fremder Hund angeprescht, vielleicht sogar aggressiv oder ist einfach nur aufdringlich. Dann hat sichs bei einem Hund mit entsprechender Veranlagung aber gaaanz schnell erledigt mit der Verträglichkeit. Wäre mir das wichtig, würde ich eine andere Rasse wählen.

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