Depressionen und Hund vereinbar? Bitte um ehrliche Meinung
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Im Endeffekt musst du dir einfach nur die gleichen Fragen stellen, die sich jeder vor der Anschaffung eines Hundes oder anderen Lebewesens stellen muss oder zumindest sollte.
Hast du eine sichere Betreuung, wenn es dich aushebelt? Familie, Freunde? Kannst du dir notfalls eine Hundepension leisten und wenn ja, für wie lange? Mit welcher Größe, welchem Gewicht und welchen Eigenheiten des Hundes würden deine Betreuungsmöglichkeiten auskommen?
Verlass dich bei Zusagen nicht auf ein oder zwei Personen. Jeder kann mal etwas vorhaben, selbst krank werden oder es sich anders überlegen. Daher brauchst du mehrere Optionen.
Kannst du die Versorgung sicherstellen? Finanziell, zeitlich und in Bezug auf die Kraft?
Bist du dir darüber bewusst, welche Einschränkungen die Hundehaltung mit sich bringt? Welche Herausforderungen auf dich zukommen und was Hunde kosten? Hast du dich über Welpenblues informiert und in welches Loch dieser Blues manche Leute reißt?
Aus eigener Erfahrung: Ja, Hunde oder Tiere im Allgemeinen können helfen. Aber sie sind kein Pflaster, kein Ersatz und kein Therapeut. Worüber niemand gerne redet ist zudem das schlechte Gewissen, das sich einstellen kann, wenn man während einer schweren Phase der Fellnase nicht so gerecht wird, wie man das gerne würde und wie sie es verdient hat. Ich rede dabei nicht von erheblicher Vernachlässigung, sondern von kurzen Runden, zu denen man sich auch noch überwinden muss, obwohl man den Hund eigentlich stundenlang die Gegend erkunden und rumtoben lassen möchte. Wenn so etwas auftritt, fühlt man sich auch noch zusätzlich miserabel, weil man den Hund enttäuscht.
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Hi
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Guten Morgen,
In meinen schlimmsten depressiven Phasen ist meine Hündin der Grund gewesen, wieso ich noch hier bin, und gekämpft habe. Ohne sie wäre ich gnadenlos liegen geblieben und hätte alles geschmissen.
Wichtig ist, dass Du jemanden hast, der Dir den Hund im Ernstfall ein paar Tage abnehmen kann. So ein Netzwerk sollte man allerdings immer haben als Hundehalter.
Wenn Du dich sicher fühlst mit dem Gedanken die Verantwortung zu tragen, kann ein Hund richtig heilsam sein.
Alles Gute bei der Entscheidungsfindung!
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Ich litt nach der Geburt meiner Tochter 1,5 Jahre lang an Depressionen. Ich kann (leider) einen Gegenpol aufstellen zu denjenigen, die durch ihren Hund animiert wurden, am Leben teilzunehmen. Ich war froh, dass mein Mann und meine Familie sich in der Zeit sehr gut um meine Hündin gekümmert haben. Denn ehrlicherweise wäre sie in der Zeit extrem zu kurz gekommen. Ich hatte nämlich absolut keine Kraft dafür, mich nur einigermaßen angemessen um sie zu kümmern. Denn dazu gehört ja auch noch mehr als diverse Gassis am Tag. Und ich hatte, obwohl ich wusste, dass der Hund sehr gut versorgt wird, ein irre schlechtes Gewissen, weil ICH, die diesen Hund vor Jahren als Hunde-Baby aufgenommen und aufgezogen hat, die eine seelenverwandtschaftliche Verbindung zu dem Hund hat, sich nicht kümmern kann.
Jede Depression ist anders. Womit ich nicht sagen will, dass ich das grundsätzlich nicht empfehlen würde. Ich glaube aber, man braucht ein sehr verständnisvolles Netzwerk. Denn leider sind Depressionen nicht immer für jeden nachvollziehbar. "Ich muss heute länger arbeiten, kannst du den Hund nehmen?" klingt leider für die meisten Menschen sinnvoller als "ich schaffs nicht aus dem Bett, nimmst du bitte den Hund?".
Dazu kommt, dass man auch in der Lage sein muss, um Hilfe zu bitten. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die es einfach nicht schaffen, sich und anderen eine vermeintliche Schwäche einzugestehen. Darunter würde in dem Fall der Hund leiden und das wäre nicht okay.
Sicher kann ein Hund auch gerade für psychisch kranke Menschen eine Stütze sein. Nur sollte man sich dann sehr gut damit auseinandersetzen, welche Verantwortung ein Tier tragen kann und darf und wann die "Aufgabe" dann doch zu viel ist.
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Gibt es hier zufällig Erfahrungen von Leuten mit Depressionen und wie sich das mit dem Hund vereinbaren lässt?
Wie sich das vereinbaren lässt, kann man nicht verallgemeinern.
Ganz persönlich: Wenn ich wüsste, dass ich eine Krankheit habe, bei der ein nennenswertes Risiko besteht, dass ich mich ihretwegen nicht ausreichend um ein Tier kümmern kann, würde ich mir keines anschaffen.
Es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne eigene Anschaffung, Kontakt zu Hunden zu haben (im Tierheim helfen, Gassigehen....). -
Gibt es hier zufällig Erfahrungen von Leuten mit Depressionen und wie sich das mit dem Hund vereinbaren lässt?
Wie sich das vereinbaren lässt, kann man nicht verallgemeinern.
Ganz persönlich: Wenn ich wüsste, dass ich eine Krankheit habe, bei der ein nennenswertes Risiko besteht, dass ich mich ihretwegen nicht ausreichend um ein Tier kümmern kann, würde ich mir keines anschaffen.
Es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne eigene Anschaffung, Kontakt zu Hunden zu haben (im Tierheim helfen, Gassigehen....).Wieviele hätten dann keinen Hund ... ich mit MS, meine Eltern mit 65+, meine Schwester die einen gefährlichen Sport macht ...
Vielleicht war dein Leben bisher zu einfach gewesen und dir ist nicht bewußt, dass bei jedem von uns das Risiko besteht sich nicht mehr kümmern zu können.
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Das kann dir niemand beantworten, außer du selbst. Bei jedem ist diese Krankheit nun mal anders und wirkt sich unterschiedlich aus.
Bei manchen hilft ein Hund. Manche "motiviert" der Hund zum zB alleine aufzustehen und zu füttern. Bei manchen macht es alles nur schlimmer, weil man zusätzlich ein schlechtes Gewissen bekommt, weil man es nicht schafft aufzustehen, um mit dem Hund rauszugehen. In dem Fall hat keiner von euch beiden etwas davon bzw. der Hund leidet sogar.
Letztendlich musst du das entscheiden. Ich würde mich an deiner Stelle aber langsam rantasten. Vielleicht mal auf Hunde von Freunden oder Nachbarn aufpassen, im Tierheim mal anfragen, ob du mit den Hunden dort spazieren gehen kannst etc.
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Das ist schwer zu beantworten, weil nur du einschätzen kannst, zu was du in schlimmen Episoden noch fähig bist.
Ich habe depressive Episoden, eine Angst-/Panikstörung und PTBS. Für mich sind meine Tiere der Rettungsanker, wenn ich glaube, dass ich nicht mehr kann und will. Gezwungen sein mit dem Hund rauszugehen und mich um ein anderes von mir abhängiges Lebewesen zu kümmern, ist an schlechten Tagen mein Antrieb. Wo ich sonst am Wochenende das Haus nie verlassen habe, gehe ich jetzt gerne raus. Ich bin offener geworden, rede mehr mit Menschen und es tut mir unheimlich gut.
Aber ich weiß, dass im Notfall meine Mutter Emma und die Katzen nehmen würde. War bisher nicht nötig, wirds wahrscheinlich auch nicht, aber es hilft zu wissen, dass jemand da wäre.
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Meine Nachbarin ist psychisch krank und hat zwei Hunde und eine Katze. Die Tiere sind alles in ihrem Leben und eine große Stütze für sie. Aber es gab Phasen, in denen die Tiere massiv unter ihrer Krankheit litten. Da hat sie sich drinnen verbarrikadiert, immer mit geschlossenen Rollläden, ist nicht mehr Gassi gegangen, hat aber wenigstens einen Mini-Garten, wo sich die Hunde lösen konnten. Sie hat mir auch gestanden, die Hund ein der Zeit oft angeschrien zu haben, um Haushalt & Co. konnte sie sich auch nicht mehr kümmern, auch tierärztlich waren die Hunde nicht richtig versorgt. Sie hatte keinerlei familiäre oder sonstige Unterstützung und war gerade in schlimmen Phasen alleine auf sich gestellt. Sie hätte dringend stationäre Klinikaufenthalte gebraucht, die sie immer viel zu früh abgebrochen hat, weil sie die Betreuung der Tiere nicht bezahlen konnte.
An einem Tag stand sie vor meiner Tür und hat gefragt, ob ich ihre Hunde übers Wochenende versorgen kann, sie müsse in die Klinik. Die Klinik hat sie wegen akuter Selbstmordgefahr nicht mehr gehen lassen und ich stand dann da mit zwei weiteren Hunden und einer Katze, für die ich keine Kapazitäten hatte. Die Hunde konnte ich auch nicht in meine Wohnung nehmen, weil das für meine eigenen Hunde zu viel Stress war, also bin ich 4x am Tag rüber und habe die Tiere versorgt und sich lösen lassen, die den ganzen Tag dort alleine waren. Irgendwann hat sich dann eine Betreuungslösung gefunden.
Das ganze ging dann gut aus und heute ist sie wieder stabil und den Tieren geht es gut. Aber ich wusste zeitweise nicht, ob sie die Tiere je wieder sehen wird und für die Tiere war da 1-2 Jahre echt beschissene Zeiten dabei.
Ohne stabile sichere Unterstützung durch andere Personen, würde ich das auf gar keinen Fall machen. Und als die Tiere angeschafft wurden, gab es auch noch Personen, die zur Unterstützung da waren. Mit zunehmender Verschlimmerung der Krankheit brach das aber alles zusammen.
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Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es bei mir nicht möglich wäre, wenn ich nicht meine Familie, meinen Partner und Kollegen aus dem Hundeverein an meiner Seite hätte.
Mit meiner Familie war schon im Voraus abgemacht, dass sie die Hunde mit betreuen, wenn es allgemein zu viel wird durch meine Arbeit. Inklusive meinem Partner stehen aber auch alle in psychisch schlechten Phasen hinter mir und nehmen mir die Hunde 'ab', wenn mir die Welt auf den Kopf fällt. Es gibt Zeiten, da schaffe ich es gerade mal in die Arbeit, wenn überhaupt. Ich habe für mich selber schon sehr hohe Ansprüche an die Hundehaltung, meine Tiere müssen gut versorgt und ausgelastet werden und das täglich. Wenn es mir arg schlecht geht, bin ich einfach nicht mehr in der Lage, meiner alten Hündin zuverlässig ihre Tabletten zu geben, sie regelmäßig rauszulassen (durch ihre Inkontinenz sind die Abstände sehr kurz), 2-3x am Tag spazieren zu gehen oder eben ein genaues Auge auf die Hunde zu haben. Sie sind ja auch Ansprache und Zuneigung gewohnt und würden leiden, wenn ich ihnen das in dieser Zeit nicht geben kann.
Bei mir halten sich solche Phasen mittlerweile zum Glück in Grenzen, aber ich bin froh, dass im Fall der Fälle meine Hunde keine Abstriche machen müssen.
Sie können natürlich auch mal die Füße still halten und ein paar Tage nur für die wichtigsten Geschäfte raus, aber länger wäre das für mich nicht in Ordnung und die Grundversorgung (Gesundheit, Futter, Zuwendung) muss immer gewährleistet sein.
Ich weiß auch, dass meine Hunde an mindestens 5 Stellen dauerhaft unterkommen könnten, wenn ich länger in stationinäre Therapie müsste.
Bevor du da keinen stabilen background hast, würde ich nicht dazu raten. Aber pauschal lässt sich diese Frage auch nicht beantworten. Depressionen haben viele Gesichter und jeder Mensch fühlt anders.
Bei mir zeigt es sich aber zumindest so, dass mir jegliches Lebewesen, für dass ich in irgendeiner Form Verantwortung trage oder mir sehr nahe steht, viel zu viel wird und ich komplette emotionale Distanz brauche.
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Wie sich das vereinbaren lässt, kann man nicht verallgemeinern.
Ganz persönlich: Wenn ich wüsste, dass ich eine Krankheit habe, bei der ein nennenswertes Risiko besteht, dass ich mich ihretwegen nicht ausreichend um ein Tier kümmern kann, würde ich mir keines anschaffen.
Es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne eigene Anschaffung, Kontakt zu Hunden zu haben (im Tierheim helfen, Gassigehen....).Vielleicht war dein Leben bisher zu einfach gewesen und dir ist nicht bewußt, dass bei jedem von uns das Risiko besteht sich nicht mehr kümmern zu können.
Vielleicht habe ich stattdessen auch einen tieferen Einblick in das Thema Depression genießen dürfen und deshalb diese klare Meinung dazu.
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