Schatten jagen Junghund

  • Das es ein krankhaftes Verhalten ist, ist mir bewusst :-) jetzt ist nur die Frage, was ich tun kann, damit es ihr besser geht :-)


    Den mehr Ruhe Tipp werde ich befolgen, dazu Deckentraining, um das nachlaufen zu unterbinden und wahrscheinlich ein entspannungssignal konditionieren. Ich glaube, das würde auch Sinn ergeben, oder?


    Erfahrungsberichte von Hundebesitzern die ähnliche Probleme hatten, würden mir sehr weiterhelfen.

  • Definitiv. Unsere Sheltiehündin ist ja auch ein Lichtkegeljagender Junkie (mein Zorn geht raus an ihre Vorbesitzer). Raus bekommt man das nie wieder. Leni ist inzwischen über 8 Jahre alt und würde jederzeit wieder damit anfangen.

    Wie seid ihr an die Sache rangegangen? Was hat die Vorbesitzern denn falsch gemacht, dass sich so ein Verhalten entwickelt konnte?

    Ihre Vorbesitzer haben sie mit der Taschenlampe ausgelastet (vermute ich zumindest so sehr wie sie damals darauf abging) und als sie dann immer lästiger wurde ins Tierheim gebracht.


    Was haben wir gemacht. Ein nicht unstrittiger Vorteil war natürlich, dass bei uns im Haus von der Grundstimmung her eigentlich Ruhe herrscht.

    Angefangen haben wir damals damit erstmal alles was spiegelt weg zu räumen und so bis auf weiteres erstmal die Risiken zu minimieren. Und wenn sie trotzdem anfing z.b. bei der Taschenlampe haben wir ihr unmissverständlich klar gemacht, dass wir sowas nicht dulden. Nicht bitte bitte lass es sondern NEIN es gibt es nicht. Fertig, Ende, Aus.

    Dafür lagen dann zum abreagieren immer Knochen da. Und dann halt Abwechslung im Alltag ohne zu sehr zu pushen.


    Aber dieser Hund wird immer ein Junkie bleiben. Ich mache sporadisch Hundesport mit ihr, aber Agility z.b. darf sue nur moderat machen. Da knallen ihr die Sicherungen irgendwann raus und sie neigt zu selbstmörderischen Aktionen.

    Im Alltag ist sue nach wie vor die Einzige im Rudel die einen Schatten wahrnimmt, sich selbst in der Kühlschranktür spiegeln sieht etc. Aber sie lässt sich aus dem Tunnel holen.

  • Erfahrungsberichte von Hundebesitzern die ähnliche Probleme hatten, würden mir sehr weiterhelfen.

    Ich hatte einen Border Collie aus dem Tierschutz, der hatte ziemlich sicher im Tierheim selbst gelernt, sich an Vögeln zu berauschen, die über seinen Zwinger flogen. Außerdem konnte er minutenlang die Wand seines Zwingers anbellen und hatte weitere Verhaltensauffälligkeiten.

    Für ihn war potentiell alles ein Auslöser, was sich weit über ihm bewegt hat, ob das fliegende Vögel waren oder Äste eines Baumes im Wind. Auch Wind selber war für ihn eine nicht zu unterschätzende Belastung.


    Diese Verhaltensauffälligkeiten hatten zeitlebens zur Folge, dass sein Gehirn begrenzt in der Lage war, Reize zu verarbeiten, er war deutlich schneller "drüber" als jeder meiner anderen Hunde. Wichtig war bei ihm, die Länge der Spaziergänge zu dosieren, natürlich brauchte er ausreichend Bewegung, aber zu lange Runden konnten für ihn zu einer Herausforderung werden, und auch hinsichtlich Beschäftigung war sowohl Art der Beschäftigung, als auch Dauer extrem wichtig. Aufgaben, die Konzentration und Ruhe erforderten, waren in sehr kleinen Einheiten hilfreich für ihn.

    Unser ganzer Alltag war dabei auf Ruhe ausgerichtet. Ich lebe sehr abgelegen, der Hund musste sich so gut wie nie ungewollt zusätzlich mit "normalen" Reizen wie Lärm, Autos, Menschen, fremden Hunden usw. auseinandersetzen. Diese Ruhe war die Basis dafür, dann eben ab und zu Reize auch aushalten und verarbeiten zu lernen, aber das war ein langer Prozess.


    Als Beispiel vielleicht noch, wie tief sich so ein Verhalten eingräbt: der Border Collie kam Ende 2010 zu mir. 2014, dreieinhalb Jahre später, wollte ich mit einer Freundin zu einer langen Autofahrt (mit meinen Hunden) aufbrechen und habe die Hunde davor natürlich nochmal gelüftet. Leo, ebendieser Border Collie, der sein zwanghaftes Verhalten mit Vögeln schon ewig gar nicht mehr gezeigt hatte, kippte just an diesem Morgen in einen Tunnel beim Anblick von Lerchen, die über einem Feld flatterten. In diesen Momenten war er nicht ansprechbar, buchstäblich wie im Rausch.

  • Danke tassut und Lionn, das hilft mir wirklich. So krass, wie ihr es beschreibt ist es bei uns noch nicht. An sich ist sie ein sehr ausgeglichener Hund, kann super mit Menschen und Tieren und ist sehr verträglich, sie kuschelt gerne, rauft gerne mal. Was sie nie macht ist bellen, es kommt sehr selten mal vor. Da lässt sie sich auch nicht provozieren von anderen Hunden, wenn diese lautstark auf uns zukommen.


    Das Schatten jagen kommt wirklich nur vor, wenn sie sehr aufgeregt ist und auch nur im häuslichen Umfeld (Hof und Garten). Manchmal, wenn wir gerade zum spazieren gehen aufbrechen, passiert es, dass sie die ersten Minuten freudig aufgeregt ist, da möchte sie dies am liebsten auch ausleben, nach einer scharfen Verwarnung lässt sie es aber bleiben.


    Ich hoffe also, das bei uns noch nicht alles verloren ist und wir das in eine Bahn lenken können, die für alle Beteiligten angenehm ist. Ich werde die nächsten Tage mal akribisch unseren Alltag beobachten und für mehr Ruhe sorgen. Alles Training erstmal aussetzen und kaum bis gar nicht mit ihr vor die Tür gehen, damit überhaupt erstmal Ruhe einkehrt und dann sehen, wie sie reagiert. Gartenzugang wohl zunächst auch erstmal nur dosiert am Abend, wenn keine Sonne und somit auch keine Schatten mehr da sind, ansonsten nur mit Leine. Zu unserem Glück lässt sich die Sonne in dieser Woche nur sehr selten blicken, ich erhoffe mir also im allgemeinen etwas Entspannung in der Problematik, auch wenn sie nur für wenige Tage ist.


    Das ein langer und harter Weg vor uns liegt, ist mir klar. Doch ich bin gewillt daran zu arbeiten und mich zu bessern. Sie ist mein erster Hund und ich möchte nur alles richtig machen. Scheinbar habe ich es etwas zu gut gemeint :-/

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