Ersthund abgeben?

  • Wirklich ein toller Beitrag! Genau diesen sollte jeder lesen, der sich einen Hund aus dem Tierschutz holen möchte und denkt, dass es schon gut gehen wird. Besser hätte man die Auf´s und Ab´s und die unfassbare Langsamkeit der Fortschritte bei manchen Hunden nicht beschreiben können. Danke dafür!


    Teil 2

    Als sie einmal im Auto mal wieder ansetzte einen Hund anzubrüllen, hab ich aus verzweiflung spontan gesungen STOPP in the NAME OF LOVE BEFOR YOU BREAK MY HEART ... tja Hund verblüfft oder so gefoltert von der Darbietung Hund still, ...

    Das ist tierschutzrelevant, schäm dich! Es gibt Grenzen. :D


    edit: und DANKE FÜR DEN OHRWURM! Manno.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Ersthund abgeben?* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Nicht jeder Mensch kommt am gleichen Punkt an seine Grenzen. Nicht jeder Mensch ist gleich leidensfähig.


      Ich denke, man sieht hier - nicht nur aus den Berichten der TE - die langen Leidensgeschichten, die ein schwieriger Hund mit sich bringt, sehr gut. Auch die psychische Abhängigkeit, in die man gerät. Man ist tagein, tagaus gedanklich so mit diesem einen Hund beschäftigt, dass man keinen Abstand mehr findet. Man läuft im Dauerstress und irgendwann auf dem Zahnfleisch.


      Ob man das, wenn man in diese Situation geraten ist, wirklich durchstehen muss, ist sehr individuell und eine persönliche Entscheidung, die jede*r selber treffen muss. Zu bedenken ist vielleicht auch, dass ein Mensch, der dauerhaft über seine Grenzen belastet wird, irgendwann gar nicht mehr funktioniert: und dann fallen in diesem konkreten Beispiel ein Mensch und nicht nur einer, sondern gleich zwei Hunde durchs System und müssen von anderen betreut und versorgt werden.


      Es ist absolut typisch, dass man diese Hunde 'nicht loslassen' und sich nicht vorstellen kann, dass ihn jemand anderes aufnimmt und den Job, für ihn zu sorgen, genauso verantwortungsvoll übernimmt wie man selbst. Man gerät in einen Tunnel, in dem man sich nicht vorstellen, dass sich das irgendjemand freiwillig antut. Dabei wird vergessen, wie enthusiastisch man vielleicht am Anfang noch war und dass man selbst ja auch schon jahrelang kämpft und trotzdem noch nicht aufgegeben hat.


      Ich halte es für eine Qualität, sagen zu können, wann man seine Grenzen erreicht hat.


      Ich sehe verschiedene Möglichkeiten:


      - den Hund zu behalten, aber mein Leben wieder für mich zu leben. Zu lernen, das Umfeld für diesen einen Hund so zu gestalten, dass er möglichst nicht darunter leidet und mir meine Freiheit zu nehmen. Zu lernen, mit den Schuldgefühlen umzugehen, dass man diesem Hund nicht gerecht werden kann. Das bedeutet aber auch, dass man die nötige Infrastruktur und Wohnsituation dafür hat.


      - den Hund abzugeben. Mit allen Konsequenzen. Loszulassen, voll und ganz. Dass das - eben durch die mittlerweile erreichte psychische Abhängigkeit - wahnsinnig schwer fällt, sieht man ja. Das wäre dann so ein 'lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende'-Szenario. Hier müsste man lernen, mit der Schuld zu leben, dass man den Hund aufgegeben und die Sache 'nicht durchgezogen' hat.


      - den Hund woanders und gegen Bezahlung unterzubringen. Ist unkonventionell, teuer, kann eventuell aber funktionieren, wenn die richtige Person oder Institution gefunden wird. Auch hier wird Schuld eine Rolle spielen: dass man selbst versagt hat und nun so viel Geld für eine alternative Betreuung ausgibt, das man vielleicht für anderes brauchen könnte.


      Wie Du siehst, wird Schuld - ob berechtigt oder nicht ist eine Frage der persönlichen Wertvorstellungen - in allen Varianten eine grosse Rolle spielen. Die Frage ist einzig, mit welcher Art von Schuld und Belastung Du am einfachsten umgehen kannst.

    • Ich finde eine Abgabe kann der richtige Weg sein,dagegen bin ich gar nicht.

      Aber im vorliegenden Fall ist es doch total unrealistisch dass der Hund ein neues Zuhause findet.


      .......

    • Ich finde eine Abgabe kann der richtige Weg sein.

      Aber im vorliegenden Fall ist es doch total unrealistisch dass der Hund ein ne

      Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr niedrig, grad im Moment - aber das ist immer noch was anderes als „man gibt einen Hund nicht ab“.

      Und ich finde es überhaupt nicht verwerflich, einen Hund abzugeben, bevor man völlig bekloppt wird - auch, wenn die ‚Bekloppt-werde‘-Grenze manchmal weiter weg ist, als sie scheint.

    • Ich weiß nicht wo immer dieses " und plötzlich nach 5 Jahren".

      Als wäre die TE aufgewacht und hätte gesagt "weg mit ihr".


      Das ist doch ein Prozess. Man arbeitet mit dem Hund.

      Hätte sie nach 2 Wochen gesagt es geht nicht, wäre hier der Aufschrei groß gewesen, dass der Hund nach 2 Wochen noch nicht einmal angekommen ist. Man muss dem Hund Zeit geben sich einzugewöhnen etc.


      Bis man Trainerstunden bekommt, vergehen Wochen, dann wird trainiert. Natürlich sagt man da nicht nach 2 Einheiten - geht nicht. Man probiert herum. Lange Zeit,.. wechselt Trainer. Der muss a) Termine haben und b) erst Halter und Hund kennen lernen. Das geht doch auch nicht von heute auf morgen...

      Ich finde 5 Jahre eine angemessene Zeit um sich kennen zu lernen, diverse Trainer und Trainingsmethoden zu probieren etc.

      Vergesst nicht es war Corona. Da hat man nicht so schnell Trainerstunden bekommen. Da ist schon viel Zeit vergangen, bis man mal mit professioneller Hilfe arbeiten konnte.

      5 Jahre verfliegen doch wie im Flug. Die ersten Coronamaßnahmen sind schon über 3 Jahre her..



      Ich hab mich nur von meinen Kaninchen getrennt, aber vom Gedanken "ich schaff das nicht mehr" bis zum Schritt der Abgabe ist über ein Jahr vergangen. Und da handelte es sich um Kaninchen, die im Garten lebten und mich nur als Futterspender sahen. Denen ist es egal, ob ich die Karotten reiche, oder wer anderer.

      Trotzdem war der Prozess 1 Jahr.

      Eine Freundin, der ich von der Abgabe erzählte, sagte auch "so plötzlich??!!!".

      Nein nicht "so plötzlich". Nur hab ich halt nicht jeden in meinen Gedankenprozess eingebunden.


      Und wie gesagt, da ging es um Kaninchen, zu denen man eine ganz andere Beziehung als zu einem Hund hat.


      Was ich irritierend finde ist, dass man zwar abgibt, aber noch alle Entscheidungen treffen möchte.

      Also menschlich/gefühlsmäßig verstehe ich das sogar. Aber so wird das halt nicht funktionieren.


      Ich möchte auch noch anmerken, dass die TE nie gesagt, hat, dass der Hund heute weg muss.

      Sie möchte eben nicht den Hund schnellstmöglich ins Tierheim abschieben oder sie heute im Web inserieren, damit sie möglichst morgen schon weg ist.


      Es formt sich jetzt der Gedanke loszulassen.

      Loslassen von den Vorstellungen wie man das Leben mit dem Hund leben möchte.

      Loslassen von " ich muss das schaffen, weil ich sie aufgenommen habe".

      Loslassen von "der Hund gehört gearbeitet". Nein, wie so oft gelesen, reicht ihr das für "uns" fade Leben.

      ..

      Vielleicht kommt mit dem Loslassen eine neue Gelassenheit und vielleicht auch das Gefühl, dass es ok ist Indy zu Hause zu lassen. Das sie nicht arm ist, sondern das bekommt, was ihr gut tut.

    • Für den Hund ist es sicher besser, woanders unter zu kommen.


      Der neue Hund ist schon da, mit diesem klappt alles besser, und die schon vorher nicht passende Chemie mit dem Ersthund verstärkt sicher auch noch dieses Gefühl, völlig abseits zu stehen und Unwillkommen zu sein.


      Der Gedanke, bei Abgabe weiterhin Eigentümer zu bleiben dient doch nur dazu, das schlechte Gewissen zu beruhigen.


      Forgetit Wenn du weiterhin Verantwortung für diesen Hund übernehmen willst, dann suche ihm einen Platz, wo er versorgt wird und ein hundegerechtes Leben hat, und zahle weiterhin sowohl für seinen Lebensunterhalt als auch evtl. anfallende Tierarztkosten.

    • Da u.a. ich das mit den 5 Jahren geschrieben habe:

      Fuer mich gibts keinen Grund das 5 Jahre lang zu testen. Wie war das? Man hasst den Hund teilweise? Joa... Als ob das erst vor 2 Wochen entstanden ist.

      Der 2. Hund kam vor 2 Jahren. Spaetestens da war klar, dass der Ersthund nicht dem entspricht was man gerne haette. Und genau da haette man mAn eben anfangen koennen ein Zuhause zu suchen..

      Ich fuer meinen Teil hab tatsaechlich kein Verstaendnis dafuer nach 5 Jahren zu sagen man hasse den Hund, es geht nicht mehr, usw. Dabei stoert es mich nicht, das man den Hund abgeben will (man haertet ab...es werden staendig Malis abgegeben weil...ach lassen wir das..). Sondern das es eben erst nach 5 Jahren passiert. Hier ist es ja nicht so, das sich nach 5 Jahren irgendwas schlagartig geaendert hat wodurch eine Abgabe noetig wird. Der Hund war laut TE schon immer so wie er jetzt ist..

      Zusaetzlich zu der seltsamen 'ich will aber Eigentuemer bleiben'-Einstellung.

    • Die auf noch seltsameren Gründen fußt. Ich weiß nicht ob es möglich ist da einen neuen Besitzer zu finden der ähnlich tickt. Ich würde niemanden kennen und bin froh darum.

    • Ich finde gerade Dich Murmelchen ein absolut tolles Beispiel!

      Du arbeitest mit Malis seit - ich kann mich nicht erinnern, ich weiss gar nichts anders :smile: und Du hattest und hast immer einen etwas anderen Hund, der nicht nach Schema F "funktioniert".

      Wenn man Dich bissel liest im Forum, kann man mega gut mitverfolgen, wie Du die Hunde ganz nach Bedürfnis führst.

      Und zwar nach Bedürfnis des jeweiligen Hundes, natürlich :smile:


      Wenn Dir nach lesen ist Forgetit sind die (auch älteren!) Beiträge von Murmelchen empfehlenswert.
      Du wirst das sicher nicht 1:1 auf Deine Situation und Deine Hunde übertragen können aber ich finde es einfach gut zu sehen, dass jemand der so gut mit Malis auskennt, sich ganz und gar auf andere Bedürfnisse einlässt.
      Tut gut zu sehen :nicken:



      Danke Sockensucher für die ausführliche Erzählung :sparkling_heart:

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!