Hundebegegnungen - Empfinden und Realität

  • Im "Der gefährliche Hund" RE: Der "gefährliche" Hund Teil 2 postete Flauschig dieses Video:


    [media]https://youtu.be/U3kx1N0rDiM[/media]


    Eigentlich ist das ein interessantes Video, weil es auch zeigt (ich schließe das mal aus den verschiedenen Reaktionen anderer User), wie unterschiedlich Wahrnehmungen sind bei Hundebegegnungen.


    Warum sind viele Hundehalter doch so harmoniebedürftig (ich meine das jetzt nicht abwertend), warum wird dem eignen Hund gleich was "angetan", wenn mal ein Rüpel daherkommt?


    Ich finde zwar das Benehmen vom Halter daneben, grad wie er seine Hunde über die Zäune springen läßt, aber ansonsten fände ich da jetzt nichts, was ich da groß dramatisch empfinde, außer, ich hab jetzt was heftiges übersehen :thinking_face:

  • Dein Framing ist wieder interessant. Der harmoniebedürftige (natürlich nicht abwertend gemeint!) Halter, der gleich Angst bekommt, wenn seinem Hund von einem 40kg anstürmten Brocken was "angetan" wird. Bloß weil der Mali halt mal ein bisschen rüpelig war, man kann sich auch anstellen.


    Natürlich trägt da nicht jeder Hund ein Trauma davon. Und natürlich wissen die meisten Hunde, wie sie auf sowas reagieren, nämlich exakt so wie im Video mit Beschwichtigung, Unterwerfung, Flucht. Das ändert halt rein gar nix am Arschlochverhalten von Mali und Halter. Es ist nicht der Job meines oder irgendeines anderen Hundes, einen anstürmenden Mali im Endorphinrausch zu beschwichtigen. Es ist der Job des Mali-Halters, das gar nicht erst zuzulassen. Das ist eine Scheißbegegnung für alle, außer dem Mali. Und der lebt hier nicht mal seine Rasse aus, sondern kanalisiert die falsche Auslastung auch noch zu Lasten anderer Hunde. Eigentlich ist das ein Video darüber, warum manche Leute manche Hunde erst gar nicht führen sollen dürften.

  • Bis der Hund dann an seinesgleichen gerät und ne schöne Keilerei entsteht. Der hat ordentlich seinen "Spass", das wage ich bei den meisten der anderen Hunde, die von seiner Anwesenheit beglückt wurden, stark zu bezweifeln. Es ist schlicht unhöflich und unnötig wie n Kropf.


    Warum ist es so schwer seinen Hund nur im Einverständnis des Gegenübers hinzulassen. Das werd ich nie verstehn. Und nö ich bin nicht harmoniebedürftig, hab bloss keinen Bock mich mit Hundehaltern auseinanderzusetzen die schlicht ihre Hunde null einschätzen können und auf ne unnötige Keilerei gleich dreimal nicht.

    Zumal ich hier Hunde haben, die nicht unbedingt pazifistisch veranlagt sind. Wenn der eigene Hund den Kopf einzieht ist das scheisse geht aber glimpflich aus. Das sieht bei anderen Hunden dann eben anders aus.

  • Ja ich finde es harmoniebedürftig, wenn alles immer nett verlaufen muß.

    Und ja, ich frage mich im "Alle Hundehalter sind doof, nur ich nicht", also der Thread "was nervt Euch an anderen HH" schon des öfteren, ist es Wahrheit oder die eigene Perspektive?


    Ja klar, in der perfekten Welt sind alle toll.

    Die reale Welt ist nicht so.

    Was also traut man seinem Hund zu? Wieviel darf er auch mal aushalten lernen und wo ziehe ich die Grenze? Ich finde das wichtige Fragen, denn ich finde durchaus, daß viele Menschen ihrem Hund vieles nehmen, wenn der Mensch meint, alles immer regeln zu müssen.

    Heißt ja nicht, daß ich meine Hunde nun so einer Situation aussetzen würde, aber ich persönlich würde mit meinen Hunden definitiv zu diesem landschaftlich tollen Auslauf gehen und klar, gäbe es da Hundebegegnungen :)


    Das Beispiel mit dem Mali, der am Boden da auf seinem Stock rumkaut und der schwarze Junghund, der da grad eigentlich ziemlich normal lernt, daß er nicht einfach alles haben darf ist dann in Deinen Augen vermutlich auch "Mali lebt sein Arschlochverhalten" aus?

  • Warum ist es so schwer seinen Hund nur im Einverständnis des Gegenübers hinzulassen.

    hier bei uns gibt es so Ausläufe nicht, aber wenn ich in einen ginge, dann setze ich das Einverständnis auf Kontakt eigentlich voraus. Und würde mit Hunden, die keinen Kontakt haben wollen, mein Husky war da eher so der Typ, gar nicht hingehen

  • Fremde Hunde haben nichts an meinen Hunden zu suchen.

    Warum genau, kann meinem Gegenüber doch herzlich egal sein, oder nicht?


    Ich frag mich eher, warum Hunde ständig ungefragt Kontakt haben müssen, andere belästigen müssen, ungleiche Charaktere aufeinander los gelassen werden müssen, etc.

  • Was also traut man seinem Hund zu? Wieviel darf er auch mal aushalten lernen und wo ziehe ich die Grenze? Ich finde das wichtige Fragen, denn ich finde durchaus, daß viele Menschen ihrem Hund vieles nehmen, wenn der Mensch meint, alles immer regeln zu müssen.

    Das will ich aber bitte für meine Hunde selbst entscheiden wollen und nicht von Fremden aufgedrückt kriegen. Meine Hunde haben regelmässig Kontakt zu anderen, bekannten wie auch fremden Hunden. Da wird dann individuell entschieden was laufen gelassen wird und was nicht. Ich kenn meine Hunde und weiss in der Regel was geht und was nicht.


    Und wirklich ehrlich, die wenigsten kommen mit nicht freundlichen Verhalten klar, dann wird dann rumgeheult und mit "was n aggressiver Köter" und solchen Sprüchen um sich geworfen. Dass sich ihr Hund wie ne Kackbratze benimmt merken die wenigsten, oder wollen es schlicht nicht sehn. Und meine ziehen den Kopf halt nicht ein, schon gar nicht wenn sie zu dritt sind.


    Wenn man Bock hat dass sein Hund Kontakt hat trifft man sich halt mit gleichgesinnten und geht nicht fremden Menschen und ihren Hunden aufn Keks.

  • Warum ist es so schwer seinen Hund nur im Einverständnis des Gegenübers hinzulassen.

    hier bei uns gibt es so Ausläufe nicht, aber wenn ich in einen ginge, dann setze ich das Einverständnis auf Kontakt eigentlich voraus. Und würde mit Hunden, die keinen Kontakt haben wollen, mein Husky war da eher so der Typ, gar nicht hingehen

    Ist doch völlig Wurst wo man ist, von unerwünschten Kontakt ist man wenn man sich so umhört sowieso oft nicht gefeit.


    Und joa, letztens im Hundewald, sind wir auch dazwischen, 40kg DSH unkastrierter 2 Jähriger Rüde, der wollte nicht mit dem unkastrierten Borderrüde flirten. Das hätte ne handfeste Keilerei gegeben. Die Halter waren erstaunt, ich weniger. In dem Moment wo er kapiert hat dass der Border n Rüde ist gings zur Sache. Also nö, auch n Hundefreilaufgebiet ist kein Freifahrtschein. Ausser man hat den stärkeren Hund dann kanns einem ja Wurst sein, sind ja nur die anderen die unter die Räder geraten.

  • Diese Art von Interaktion von zumeist fremden Hunden miteinander auf so genannten Hundewiesen oder in Auslaufgebieten entspricht nicht dem Bedürfnis von Hunden nach sozialer Interaktion mit Artgenossen - es ist Stress, mit dem unterschiedliche Hunde unterschiedlich gut zurechtkommen. Es herrscht meistens das Recht des Stärkeren, es wird gemobbt und provoziert, oft erlernt in schlecht oder gar nicht regulierten Welpenspielgruppen. Hunde entwickeln Strategien, mit der für sie unangenehmen Situation fertig zu werden - gehen nach vorne, oder ziehen sich zurück, je nach dem. Unbestritten gibt es Nuancen (wie in allen anderen Lebensbereichen auch) aber der Großteil dieser Hunde-Hotspots und die meisten Interaktionen von Hunden an solchen Orten geben lediglich dem unwissenden Hundehalter das Gefühl, ihr Hund amüsiere sich stets königlich - die Hunde selbst wären meist lieber woanders.


    Und das ist weniger meine Meinung als eine - vielleicht zu kurze - Zusammenfassung aktueller Erkenntnissen von Verhaltensbiolog:innen, Trainer:innen und Veterinärmediziner:innen, von denen ich ausgehe, dass sie wissen, was sie tun. Und nein, ich habe nicht alles gelesen, was zu dem Thema publiziert wurde und habe auch noch nicht die Methodik der erwähnten Paper bis ins letzte Detail hinterfragt.


    Im Folgenden ein wenig was zu lesen zum Thema (hab ich vor kurzem ein wenig recherchiert, weil mir das „die müssen doch spielen“ mal wieder sehr auf die Nerven ging), das ist mir jedenfalls lieber als nur Meinung. Es sind wissenschaftliche Paper und auch Blogs dabei, von Anne Bucher weiß ich zum Beispiel, dass sie sich bei ihren Aussagen auf entsprechende Publikationen beruft - also nicht nur eine Meinung zum Thema hat.


    Bauer, E. B., & Smuts, B. B. (2007). Cooperation and competition during dyadic play in domestic dogs, Canis familiaris. Animal Behaviour, 73(3), 489–499. https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2006.09.006


    Blaschke-Berthold, U. (2017). Welpenspielstunden aus verhaltensbiologischer Sicht. Schweizer Hunde Magazin 1/17, 12–16.


    Bucher, A. (2021, März 12). Mein Hund will zu jedem Hund hin—Anders mit Hund Podcast #34 [Podcast]. https://annebucher.com/blog/34…nd-will-zu-jedem-hund-hin


    Bucher, A. (2021, April 18). Mobbing auf der Hundewiese und in der Hundeschule | Anne Bucher. https://annebucher.com/blog/mobbing-auf-der-hundewiese


    Byosiere, S.-E., Espinosa, J., & Smuts, B. (2016). Investigating the function of play bows in adult pet dogs (Canis lupus familiaris). Behavioural Processes, 125, 106–113. https://doi.org/10.1016/j.beproc.2016.02.007


    Gansloßer, U., & Käufer, M. (2022). Und sie spielen doch! die Wissenschaft vom Hundespiel: Kommunikation, Kontext, Konsequenzen. Kosmos Verlag


    Howse, M. S., Anderson, R. E., & Walsh, C. J. (2018). Social behaviour of domestic dogs (Canis familiaris) in a public off-leash dog park. Behavioural Processes, 157, 691–701. https://doi.org/10.1016/j.beproc.2018.03.016


    Kobelt, A. J., Hemsworth, P. H., Barnett, J. L., Coleman, G. J., & Butler, K. L. (2007). The behaviour of Labrador retrievers in suburban backyards: The relationships between the backyard environment and dog behaviour. Applied Animal Behaviour Science, 106(1–3), 70–84.


    Mariti, C., Falaschi, C., Zilocchi, M., Fatjó, J., Sighieri, C., Ogi, A., & Gazzano, A. (2017). Analysis of the intraspecific visual communication in the domestic dog (Canis familiaris): A pilot study on the case of calming signals. Journal of Veterinary Behavior, 18, 49–55. https://doi.org/10.1016/j.jveb.2016.12.009


    McEvoy, V., Espinosa, U., Crump, A., & Arnott, G. (2022). Canine Socialisation: A Narrative Systematic Review. Animals, 12(21), 2895. https://doi.org/10.3390/ani12212895


    Tami, G., & Gallagher, A. (2009). Description of the behaviour of domestic dog (Canis familiaris) by experienced and inexperienced people. Applied Animal Behaviour Science, 120(3–4), 159–169.


    Vékony, K., Prónik, F., & Pongrácz, P. (2022). Personalized dominance – a questionnaire-based analysis of the associations among personality traits and social rank of companion dogs. Applied Animal Behaviour Science, 247, 105544. https://doi.org/10.1016/j.applanim.2022.105544

  • @Cindychill ich arbeite in einem Tierheim mit oft - nennen wir es "verhaltenskreativen" - Hunden und setzte meine privaten Hunde gerne und recht erfolgreich für "Sozialtraining" mit den Insassen ein. Das passiert in einem mehr oder weniger kontrolliertem Rahmen (z.B. Maulkorb, Schleppleinen, mehrere Personen da für mögliche Einwirkung oder auch "gar nix" oder Social Walk) und ist im Grunde harte Arbeit - für meine Hunde. Die Insassen profitieren sehr davon, meine Hunde brauchen danach eine Pause, weil sie eben oft Rüpel, "Arschis" und sonst was aushalten und darauf angemessen reagieren müssen.

    Meine Hunde können das in der Arbeit sehr gut, privat sind sie nicht so tolerant (sie haben halt auch sich und "brauchen" keine anderen Hunde) und nur einer meiner drei Hunde geht regelmäßig auf die - bei uns wirklich tolle- Hundewiese, weil das für die anderen beiden kein Spaß wäre, obwohl alle sehr gut kommunizeren können.

    Ich bin durchaus dafür, dass man Hunde auch Dinge selber klären lässt (Dürfen meine untereinander immer) - Leider können das wirklich viele Hunde nicht mehr angemessen und dadurch entstehen Konflikte, die eskalieren, gerade in "Hundewiesen"-Situationen, wo viele aufgeregte, gerne junge, Hunde in einer relativ statischen Situation aufeinandertreffen. Ich finde da so "Freilauf" Begegnungen mit 2-3 Hunden wesentlich sinnvoller, da kann man auch gut in Bewegung bleiben und dadurch schon viel ans Eskalationspotential entschärfen.

    Ich finde in dem Video wenig Situationen, die ich wirklich als gutes Erlebnis für beide Seiten sehen würde, einige Situationen, wo ich mir denke "Ui, Glück gehabt dass der andere so nett ist" und generell finde ich den Mali (?) eher gestresst als sozialkompetent.

    Ich würde diesen Hundeauslauf durchaus besuchen, bei dem Mali aber meine Rüden abrufen und gehen.

    Allerdings reg ich mich bei meinen Privathunden selten auf, wenn wir eine blöde Hundebegegnung haben, das ist halt nicht nett, aber sie werden es überleben - Bei meinen Insassen frag ich mich halt schon manchmall ob Scheinangriffe auf den bemaulkorbten Staff in der hintersten Ecke der Wiese echt sein müssen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!