"Rassezucht gone wrong" - sind sie noch zu retten?

  • Trotzdem finden sich unter den Begleithunden, besonders den kleineren, viele Rassen, die zumindest eine mittlere genetische Heterogenität bewahrt haben und hohe Lebenserwartungen haben.


    Ich zitiere mal zusätzlich zu den finnischen Daten hier welche aus England:


    Body size, inbreeding, and lifespan in domestic dogs
    Inbreeding poses a real or potential threat to nearly every species of conservation concern. Inbreeding leads to loss of diversity at the individual level,…
    www.ncbi.nlm.nih.gov


    Table S1 enthält eine ähnliche Rassenliste wie die finnische Studie. Zusätzlich zu den %Werten für Heterogenität enthält sie auch genetische Inzuchtkoeffizienten.


    Danach steht es z.B. um die klassischen deutschen Gebrauchshunde nicht besonders gut. Dafür findet man aber Rassen wie Pudel, die ja schon lange nicht mehr auf Leistung selektiert werden, im akzeptablen Inzuchtbereich (so um 1,7 also etwa so nah verwandt wie Cousin/Cousine) mit hoher Lebenserwartung.


    Und es gibt auch Ausreißer, z.B. sind Collies schon extrem ingezüchtet, haben aber eine für ihre Größe mittlere Lebenserwartung.


    Übrigens sind die finnischen und englischen Daten und auch die amerikanischen, die wir früher schon mal hatten, recht ähnlich. Insbesondere für die stark eingezüchteten Rassen (was ja auch nicht verwundert...)

  • Gelegenheit mehr, mich an Lysaya und Semmi mit der Frage zu wenden, wie groß der Genpool bei den Bernern eigentlich ist und ob man mit entsprechender Zuchthygiene tatsächlich die Lebenserwartung heraufsetzen kann oder ob man nicht Gefahr läuft, die Genetik so sehr zu verengen, dass neues Unheil zu befürchten ist.

    Dieser Teil der Eingangsfrage ist bisher nicht beantwortet.

    Fasse ich die englischen und finnischen Daten zusammen,

    heißt das: der Inzuchtkoeffizient liegt etwa bei 0,31. Das ist äquivalent zu 3 Generationen Geschwisterverpaarungen hintereinander.

    Genau wie du sagst ist da kein Raum mehr, noch irgendetwas durch Selektion zu verbessern. Die Lebenserwartung liegt nach der finnischen Studie bei 7,45 Jahren, dass heißt, in diesem Alter sind etwa die Hälfte der Hunde verstorben.

  • Die Frage habe ich nicht beantwortet, weil ich schon gesehen habe, was nach meiner Antwort kam. Ich kann nicht für andere sprechen und rede nur für mich. Bei meinem Hund sind die Stammbäume „ohne Befund“. Bernerbesitzer sind aber eh zu einfach gestrickt, um es vollends zu erfassen. Manch einer von uns würde sich glücklich schätzen so eine kontrollierte Abstammung zu haben. So weit zurück können die wenigsten von uns in ihrem Standbaum zurück.


    Es gäbe bei jeder Rasse oder Rassenwahl vermutlich was zu meckern. Da ich aber kein Weltverbesserer sein möchte und ich auch nicht die Arroganz besitze anderen vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, lasse ich es. Von dieser Sorte gibt es schon genug und man braucht mich nicht.

  • Ich wäre als allererstes für die Öffnung sämtlicher Vereinsbeschränkungen. Warum krieg ich meine Sheltierüden wenn überhaupt nur mit riesigem Aufwand beim VDH in dir Zucht? Sind schließlich auch Shelties nur vom falschen Verband. Das würde uns schonmal einige Gene zusätzlich bringen

  • Ich finde es, abgesehen von echter Qualzucht, vermessen ständig über den Zustand einer Rasse zu urteilen, wenn es nicht die eigene Rasse ist. Dadurch entsteht einfach viel zu viel Unsinn.

  • Ich wäre als allererstes für die Öffnung sämtlicher Vereinsbeschränkungen. Warum krieg ich meine Sheltierüden wenn überhaupt nur mit riesigem Aufwand beim VDH in dir Zucht? Sind schließlich auch Shelties nur vom falschen Verband. Das würde uns schonmal einige Gene zusätzlich bringen

    Ich bin auch pro sinnvolle Einkreuzung, aber nicht jeder Hund ohne Papiere bringt eine Rasse weiter. Mir persönlich sind Vererber, die nachweislich gesunde und leistungsstarke Nachkommen hervorbringen weitaus lieber, als Hunde, bei denen man so gut wie gar nichts weiß, nur, weil es „frisches Blut“ sei.


    Auch bei einer Einkreuzung würde man sehr planvoll vorgehen. Ich würde hier immer zu Hunden greifen, die sich bewährt haben und wo man weiß, wie die sich vererben.

  • Ich wäre als allererstes für die Öffnung sämtlicher Vereinsbeschränkungen. Warum krieg ich meine Sheltierüden wenn überhaupt nur mit riesigem Aufwand beim VDH in dir Zucht? Sind schließlich auch Shelties nur vom falschen Verband. Das würde uns schonmal einige Gene zusätzlich bringen

    Beim Sheltie kenn ich mich dazu nicht aus, aber bei meinen Rassen ist das zB ein absoluter Trugschluss.

    Da wurde auch immer mit dem "neuen Genmaterial" argumentiert, um Diss Hunde ins Register aufzunehmen. Hat man dann ein wenig gegraben - tief musste man nicht gehen, meist reichte eine oder zwei Generationen - waren es am Ende die gleichen Popstars wie in der FCI und gerade beim Dobermann zu oft auch in der Diss die typischen Matadorlinien aus Italien und Russland, beim DSH nicht viel anders.

    Klar, war mal ein Mischling drunter, aber die große ungenutzte Gengoldgrube wie gern von den Diss Ver...tretern behauptet wurde, war es nie.


    Da würde ich noch eher Sinn in gezielten Versuchskreuzungen mit anderen Rassen sehen.

    Ich bin ja noch immer der Meinung, dass das Dobermann Projekt damals was Spannendes hervorgebracht hätte in Sachen Gebrauchseigenschaften, auch wenn es beim Thema DCM vermutlich kaum geholfen hätte.

  • Ich hab schon viele Mischlinge gesehen, darunter auch geplante aus der Vermehrung. Noch nie konnte ich es nachvollziehen. Das waren meistens echt Gebäude-Katastrophen. Dagegen waren Auslandsmischlinge wesentlich harmonischer gebaut.

    Rollballen, kippbare Sprunggelenke, Schafhälse waren und sind darunter häufig vertreten.

    Das kann auch nicht Sinn der Sache sein. Ja, im VDH gibt es auch viel Schindluder in dem Bereich. Aber alles in allem kommen aus dem VDH sehr sehr viele gut gebaute Hunde hervor. Auch dank der Rassestandards.


    Sinnvoll finde ich Kreuzungen, bei denen sich auch was sinnvolles gedacht wird und bei denen erfahrene Züchter dahinterstehen. Um bestimmte Eigenschaften zu verbessern, ja, auch für frisches Blut (wenn denn da jemand mit Ahnung hinter steht). Je nach Rasse halt. Oder um sich wieder Merkmale in die Population zu holen, die kaum noch zu finden sind.

  • Beim Mali mAn aehnlich.

    Da haste die ueblichen Verdaechtigen in den Stammbaeumen - eeeeeigentlich duerften die zum Teil gar nicht in der FCI-Zucht sein. Aber dann gabs halt ne zweite Ahnentafel, mit anderen Eltern und zack -> hast sie drin.

    Vor ein paar Jahren wurden ja ein paar Rueden gesperrt, weil ups...die angegebenen Eltern sollen ja gar nicht die richtigen sein. Na sowas aber auch. Dumm nur das die Eltern der Rueden alle schon tot waren und es keine DNA gab (DNA-Profil gabs zu deren Lebzeiten einfach nicht)..


    Es gaebe sicher noch 'neues' Blut bei den X-ern und den nvbk Malis. Aber auch da ist nicht alles Gold was glaenzt (gerade auch im Bezug auf Gesundheit :pfeif: ) und da wird teilweise einfach auch pervers eng gezogen (ja ich nutze das Wort mit Absicht)..

    Und viele bringen mAn nur auf den ersten Blick neues Blut. Weiter hinten ist es dann die selbe Abstammung..

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