Vom Züchter kaufen moralisch falsch?
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Statistiken schön und gut.
Aber manchmal hilft auch, aus der Blase herauszutreten und einen frischen, nüchternen Blick auf die Materie zu werfen.
Ja bitte!
Und genau für letzteres eben auch die Zahlen.
Auch die Zahlen, auch die Wissenschaft usw.
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Einfach mal drei Beispiele, die derzeit in unserem städtischen Tierheim sind:
Da ist ein kleiner Pinschermix aus Gran Canaria, der von einer Familie wegen Wohnungswechsel abgegeben wurde. Solche Hunde gibt es dort sehr viele, bei uns eher nicht, also wurde er hergebracht. Er wird allerdings als sehr ängstlich beschrieben. Finde ich ok.
Da ist ein mittelgroßer Mix aus einem spanischen Tierheim, der laut Beschreibung nie drinnen gelebt hat, noch sehr gestresst ist, sich Menschen nur vorsichtig annähert und nur in ein ruhiges Zuhause vermittelt werden soll. Da habe ich schon meine Zweifel, ob er hier gut aufgehoben ist.
Da sind drei besonders niedliche, terrierartige einjährige Hunde, die in Gran Canaria wild geboren und aufgewachsen sind. Laut Beschreibung sind sie sehr scheu, lassen sich nicht anfassen und es wird auf die lebenslang hohe Fluchtgefahr hingewiesen. Da frage ich mich, was soll das? Warum sollen die extremen Haltungsbedingungen, die diese Hunde brauchen, in Deutschland eher möglich sein als auf Gran Canaria? Wieviel Stress war für solche Hunde der Transport, die Haltungsbedingungen im Tierheim? Was machen sie auf der Vermittlungsseite? So etwas finde ich nicht in Ordnung, eigentlich schon unmoralisch.
Ich habe gelesen, dass Du aus der Diskussion aussteigen willst, aber dieses Beispiel wollte ich - rein sachlich - mal nochmal kommentieren. Weil es halt für mich auf ein grundlegendes Bild hinweist, das leider immer noch existiert.
Zu Deinen Beispielen 2 und 3: Auch in Spanien ist es Tierheimen mWn nicht gestattet, bereits aufgenommene streunende Hunde zu kastrieren und wieder auszusetzen ( rinski - bitte korrigiere mich, wenn ich mich da irre).
Hingegen ist es erlaubt, nicht vermittelbare Tiere zu töten. Zumindest, bis die aktuell dort heiß diskutierte Reform des Tierschutzes (Gesetz zum Tierwohl) durch ist. Heiß diskutiert u. A. deshalb, weil die örtlichen Jagdverbände Jagdhunde bitte ausgenommen haben möchten. Stiere für die Arena sind übrigens schon ausgenommen …
Dein Beispiel 2 und Dein Beispiel 3 haben in Spanien also realistisch betrachtet genau 2 Optionen: Den Rest des Lebens im überlasteten Shelter zu verbringen oder den Tod. Sogar wenn sie in Deutschland nicht vermittelbar sein und im Tierheim verbleiben sollten, haben sie hier immer noch bessere Aussichten. Warum also ist es unmoralisch, sie aufzunehmen, wenn die Ressourcen dafür da ist? Bzw. welcher Moralgedanke steht dahinter? Abgesehen davon kann man die Tiere in ihrem Verhalten hier überhaupt erst realistisch einschätzen, wenn sie da sind.
Ich persönlich halte es mit den Bremer Stadtmusikanten und sehe in der Übernahme immer noch eine Chance für die Hunde. Und dass auf lebenslanges hohes Fluchtrisiko hingewiesen wird - das ist doch korrekt aufgeklärt, also genau das, was von gutem Tierschutz erwartet wird?
Diese Warnung habe ich bei Lilly übrigens auch bekommen. Weil eben Keiner im Vorfeld wissen kann, wie ein Hund sich in passenden Händen entwickelt. Und sie läuft hier seit Jahren frei - abgesichert durch einen Tracker, aber sie hat ihre Fluchttendenzen mit Bewältigung der Panik aufgegeben. Im Gegenteil, sie tut alles dafür, mich nicht aus den Augen zu verlieren. Hat man nicht wissen können, ist - zum Glück - so gekommen.
Meine Meinung dazu, aus ähnlichen Fragen, die in unserem Verein gestellt wurden: Die Tierschützer, die unter solchen Umständen arbeiten, engagieren sich für Individuen und kämpfen auch für sie. Und diese rühren an ihr Herz, nicht ans Portemonnaie.
Wenn Du ein Individuum vor Dir hast, das wahrscheinlich lange nur Entbehrung, Leid und Misshandlung erfahren hat, dann ist der Wunsch, ihm die Chance darauf zu ermöglichen noch einmal ein besseres Leben kennenzulernen, ziemlich überwältigend.
Es ist einfach nur menschlich, dass da bei Einzelschicksalen anders gehandelt wird, als die betriebswirtschaftliche Logik es vorgeben würde. Etwas Anderes vorauszusetzen wäre unmenschlich (im Sinn von „an zu erwartenden menschlichen Emotionen und Verhaltensweisen vorbeigedacht“).
Edit: rinski hat ja schon geantwortet, hatte ich noch nicht gesehen.
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Auch in Spanien ist es Tierheimen mWn nicht gestattet, bereits aufgenommene streunende Hunde zu kastrieren und wieder auszusetzen
Es geht sogar weiter.
Ich habe einen Hund auf einer Schnellstraße eingefangen und gesichert, danach die (zuständige) Polizei gerufen. Danach, weil vorher akute Unfallgefahr bestand, da der Hund kreuz und quer über die Straße gerannt ist. Ich vermute, er ist aus dem Auto vor mir ausgesetzt worden.
Die Polizei hat mir die Auskunft gegeben, dass sie in dem Moment, wo ich den Hund habe, nicht mehr zuständig seien, sondern jetzt ich verantwortlich bin. Ihn wieder auf die Straße zu lassen wäre im Übrigen strafbar.
Also ja, wieder raus setzen geht in Spanien nicht.
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Zitat
Da ist ein mittelgroßer Mix aus einem spanischen Tierheim, der laut Beschreibung nie drinnen gelebt hat, noch sehr gestresst ist, sich Menschen nur vorsichtig annähert und nur in ein ruhiges Zuhause vermittelt werden soll. Da habe ich schon meine Zweifel, ob er hier gut aufgehoben ist
Das beschreibt meinen Goofy ganz gut, außer, dass er aus Südtirol stammt.
Der lebt dafür unter den Bettdecke zu liegen, Kekse ab zu stauben und die Menschen zu knutschen die er gern hat.
Niemals würde der sein Leben bei mir gegen sein altes Leben tauschen. Obwohl er sich frei in den Stall und im Wald bewegen konnte und Futter bekommen hat.
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Statistiken schön und gut.
Aber manchmal hilft auch, aus der Blase herauszutreten und einen frischen, nüchternen Blick auf die Materie zu werfen.
Ja bitte!
Und genau für letzteres eben auch die Zahlen.
Auch die Zahlen, auch die Wissenschaft usw.
Rein zahlenmäßig:
Gehst du persönlich davon aus, dass die Zahl der Verletzten, misshandelten und verhungernden Hunde auf der Straße in etwa genauso groß ist, wie die in Privathaushalten in Industrieländern wie Kanada oder Deutschland?
Du hattest ja schon gesagt, anekdotisch findet man auch misshandelte und verwahrloste Hunde MIT Besitzer.
Aber ist es nicht naheliegend anzunehmen, dass sich kaum Leute einen Hund anschaffen um ihm dann beim Verhungern zuzusehen, oder in anschaffen, weil sie ihn vertreiben wollen?
Das wären dann echte Sadisten (die angeblich selten sind) oder Animalhorder — die jetzt unter allen Tierhaltern auch keinen signifikante Mehrheit darstellen sollten.
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Es gibt jede Menge extrem vernachlässigter und sehr schlecht versorgter Tiere in Privathaushalten.
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Ist es schlimm, dass ich antworte, ohne die Diskussion gelesen zu haben? Ich mach´s einfach.
Ich beteilige mich nicht mehr an dieser Frage, aus folgendem Grund: Wenn wir weiterhin Hunde auf dieser Welt haben möchten, müssen sie sich vermehren. Ich finde, das sollen lieber bei guten Züchtern geschehen als bei Hinz und Kunz oder gar bei bösen Menschen. Da das aber Utopie ist, gibt es für mich genau zwei akzeptable Möglichkeiten, einen Hund zu kaufen: Entweder bei einem guten Züchter oder beim guten Tierschutz.
Emotional gesehen freue ich mich etwas mehr, wenn ein Tierschutzhund ein Zuhause findet als wenn sich jemand für einen Hund vom Züchter entscheidet.
Das ist schon alles. Diese ständige Herumhackerei aufeinander finde ich einfach nur fürchterlich. -
ist aber im TS eine dauernde Frage. Wann darf man einschläfern, was ist zu früh, aus Kosten gründen, was ist zu spät. Wenn man den Schritt einmal geht, wie weit ist man dann auf dem Weg zum Kill-Shelter? ).
Da sind wir beim Utilitarismus. Wenn man es kühl und sachlich betrachtet, dürfte man in die alten und kranken Tiere nicht mehr investieren und müsste stattdessen lieber das Geld in Welpen stecken, die so eine Chance aufs Überleben haben. Man könnte mehr Tieren helfen.
Aber wäre ich vor Ort und würde mir jemand wie Bruno begegnen, würde ich auch helfen wollen. Wie schlimm muss es für Menschen sein, täglich die Entscheidung zu treffen, wer tierärztlich versorgt werden kann, wer den Rest Futter bekommt, etc.
Mir ist die Entscheidung, wer auf Pflegestelle einziehen darf schon schwer gefallen. Die Entscheidung für den einen Hund war eine Entscheidung gegen viele andere. Objektiv betrachtet wäre es richtig gewesen, einen Hund mit guten Vermittlungschancen zu nehmen. Gekommen ist eine ältere Angsthündin, die sich zum Glück prima entwickelt hat, aber dafür gab es keine Garantie. In der Zeit, in der sie hier eine Pflegestelle "blockiert", hätten vielleicht zwei junge Hunde ein Zuhause gefunden. Immerhin lebt sie auf meine Kosten, aber kritisieren kann man das trotzdem, denn logisch ist das nicht.
Mona X Ich würde mir auch mehr Zahlen und Belege wünschen, besonders dann, wenn Meinungen als Fakten präsentiert werden.
Ist aber schwierig, weil es für viele Dinge keine belegbaren Zahlen gibt.
Bonadea Und du siehst dann ja die Hunde, die doch irgendwie den Weg in die Tierarztpraxis gefunden haben. Dazu kämen dann ja noch die, die einfach gar nicht mehr medizinisch versorgt werden.
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Ich will auf jeden Fall mal sagen, dass mich dieser Thread hier auch sehr zum Nachdenken bringt. Eigentlich habe ich bis vor kurzem noch über einen Rassehund vom Züchter als eventuellen Zweithund nachgedacht, doch inzwischen könnte ich mir durchaus auch einen TS Hund vorstellen. Gerade auch, weil die Lebenssituation endlich passt und Eros ein perfekter und souveräner Ersthund wäre.
Gibt es hier eigentlich eine eigene Rubrik nur für TS Hunde, wo man sich z.b. über die unterschiedlichen Hilfsvereine austauschen kann? Mir z.b. würde das im Dschungel der vielen Orgas sehr helfen, wenn es eventuell Empfehlungen oder auch Warnungen geben würde.
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Ja bitte!
Und genau für letzteres eben auch die Zahlen.
Auch die Zahlen, auch die Wissenschaft usw.
Rein zahlenmäßig:
Gehst du persönlich davon aus, dass die Zahl der Verletzten, misshandelten und verhungernden Hunde auf der Straße in etwa genauso groß ist, wie die in Privathaushalten in Industrieländern wie Kanada oder Deutschland?
Du hattest ja schon gesagt, anekdotisch findet man auch misshandelte und verwahrloste Hunde MIT Besitzer.
Aber ist es nicht naheliegend anzunehmen, dass sich kaum Leute einen Hund anschaffen um ihm dann beim Verhungern zuzusehen, oder in anschaffen, weil sie ihn vertreiben wollen?
Nein, hatte ich nicht. Du verwechselst mich.
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