Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Hier der Klappentext des Buches Streunerhunde, welches von Frau+Hund empfohlen wurde:

    Streunerhunde rücken immer mehr in den Fokus der Wissenschaft, denn ihre Erforschung hilft, unsere Haushunde besser zu verstehen. Die Forscher Anindita Bhadra (Indien), Günther Bloch (Kanada), Roberto Bonanni (Italien), Enrique Font (Spanien), Martina Lazzaroni (Marokko, Wien), Sarah Marshal Pescini (Marokko, Wien) und Andrey Poyarkov (Russland) berichten hier, wie sozial flexibel sich Straßenhunde organisieren, welche Strategien sie im Zusammenleben mit anderen Hunden und Menschen entwickeln und wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht. Auch die Probleme, die auftreten können, wenn ehemalige Streunerhunde plötzlich bei und mit uns leben sollen, werden angesprochen. Mit Fotos von Straßenhunden aus aller Welt von Stefan Kirchhoff.


    Ich lese da so gar nichts über Rumänien...


    Massai Wüsste ich jetzt nicht, fände ich aber schön. Es ist ja wirklich nicht so leicht, bei den ganzen Orgas den Überblick zu behalten. Es ist aber auch nicht völlig unmöglich, da seriöse zu finden, auch wenn das behauptet wurde. Hier gibt es, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein paar Kriterien. Bezieht sich auf den Auslandstierschutz, die meisten Punkte gelten aber auch für deutsche TH.


    Woran erkenne ich einen seriösen Verein?


    Wie erkenne ich eine gute Zucht

  • Massai


    Was ich an Deiner Stelle mit ins Kalkül ziehen würde: Bei einem Tierschutzhund aus Deutschland hast Du die Möglichkeit des Kennenlernens und des gemeinsam Spazierengehens, bevor Du Dich zu einer Übernahme entschließt.


    Ansonsten würde ich abklopfen, wie es mit einer etwaigen Rücknahme aussieht, wenn es zwischen den Hunden oder aus sonstigen Gründen doch nicht klappt, wenn es Dir wichtig ist, darum bitten, das Vertragswerk im Voraus sehen zu dürfen, auf Beschreibungen achten, die eher aussagekräftig als allzu blumig sind. Und bei Unklarheiten rückfragen (mit einkalkuliert, dass es ggf. Informationsverlust dadurch geben kann, dass zwischen direktem Pfleger und Dir noch Menschen zwischengeschaltet sind, die weder Dich noch den Hund kennen).


    Mich persönlich führt der Weg immer zuerst in die umliegenden Tierheime. Lilly war überhaupt das erste Tier, da ich auf der Homepage „entdeckt“ habe, aber ohne Kennenlernen hätte ich da nicht entschieden. Da muss kein „Funke“ überspringen oder so, ich will aber das Verhalten sehen können für eine wirkliche Einschätzung. Aber das ist auch eine Frage des persönlichen Temperaments, denke ich.

  • Also dass es im Inlandstierschutz weniger vernachlässigte, kranke, halb verhungerte oder halbtote Tiere gibt find ich eine recht zynische Aussage. Man sieht oft vielleicht nicht so viele Bilder, weil laufende Verfahren dahinter stehen und die Tiere sind halt eher hinter verschlossenen Türen zu finden als auf der Straße, aber ja, sie sind da. Meine Handygalerie ist voll mit Bildern.

    Ich bin auch kritisch, was Auslandstierschutz angeht, viele Vereine bestehen leider aus viel Idealismus, Herz und gutem Willen aber wenig Fachwissen und Kompetenz, aber jeder der den Straßenhundbestand durch Wegnahme der Futterquellen und Kastrationen eindämmen will lade ich herzlich zu einem Praktikum bei mir in der Babykatzensaison ein.

    Wir haben eine Kastrationspflicht für Freigänger, einen Haufen Vereine, die kastrieren und trotzdem gibt es zig Babykatzen. Die völlig unterernährt, verwurmt und verfloht trotz aller Bemühungen sterben. Viele an Parvo, manche sind einfach zu "kaputt" zum Leben und sterben einfach "so". Und ja, das ist natürlich Natur und nur die Harten kommen in den Garten, trotzdem sind wir alle nur Menschen und jeder atmet auf wenn in der Früh der erlösende "Alle Katzen leben" Satz im Firmenchat aufscheint. Auch wenn die Welt wirklich keine Babykatzen mehr braucht.

  • Ich habe den Satz komplett gelesen und wer glaubt, dass Schutzhütten und Futterstellen die Situation wirklich verbessern, der sollte sich genauer mit den Verhältnissen vor Ort auseinander setzen.

    Okay, wenn man unbedingt es so lesen will das ich nur für Futter und Schutzhütten bin, weil es ja garnicht sosehr ums "Leben verbessern" gehen kann sondern nur um zwei, in Zahlen, 2 Beispiele die ich erwähnt habe, dann braucht man schlicht nicht diskutieren.



    Es gibt den Satz "Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint."



    Und zum wirklich letzen Mal, und diesmal drösel ich es auf:

    Leben verbessern. Dort wo die Tiere sind.

    Möglichkeiten sind folgende, aber nicht ausschließlich:

    Einfluss auf die Politik. Denn mit besseren Gesetzen lässt sich mehr und besser helfen. (zB eben das man die Hunde kastrieren und wieder laufen lassen kann wo es gut möglich ist. Oder das es eine Pflicht zum Chippen gibt damit das aussetzen nicht mehr so folgenlos und easy ist.)

    Einfluss auf die Gesellschaft. Mit mehr Wissen gibt es (hoffentlich) weniger Gewalt und mehr Fürsorge. (Und je mehr die Bevölkerung weiß/sieht desto eher ändert sich auch die Politik)

    Gewachsene und gut funktionale Rudel zusammenlassen, nach Änderung der Gesetze zB eben dort wo sie leben, oder zB in sehr großen Ausläufen. (Muss ich nun auch noch deutlichst erklären das mit funktional nicht gemeint ist das die sich gegenseitig halb abschlachten?) Natürlich versorgt und mit Schutz.

    Bei der Entscheidung welcher Hund versorgt wird, welcher Hund ausgeliefert wird, etc mehr Logik und weniger Herz. Ja, das Herz will und alle habens ja verdient, aber das Herz ist oft blind und nicht der beste Ratgeber.


    Je nach Region/Land gibts sicher noch mehr, wie gesagt ist das nicht ausschließlich.


    Für mich sieht es als halt so aus als würde man immer das gleiche machen, überall und das auch Jahrzehnte. Halt immer nur wegfangen und ausliefern soviel geht.

    So ändert man halt nicht wirklich was am Grundproblem, man sorgt nur dafür das immer mehr als ausreichend Hunde da sind die man wieder einfangen und ausliefern muss.

    Im Kreis laufen und das als moralisch irgendwie besser zu halten kann man ja machen.

    Müssen halt nicht alle genauso toll finden.

  • Aoleon


    Du hast in Rumänien und Bulgarien professionelle Hundefänger. Das sind nicht die vermittelnden Tierschützer, das sind staatlich bezahlte Unternehmen, die nur den Job haben, Hunde von der Straße zu schaffen. Wie die ihren Job erledigen, das kann von den dort tätigen Tierschützern in keiner Weise beeinflusst werden.


    Natürlich wird versucht, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Ist doch hier schon ganz oft geschrieben worden. Halt mit bisher mäßigem Erfolg. Der rumänische Staat sorgt seit 2003 dafür, dass es keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht werden, mit denen man arbeiten könnte. Vermutlich, weil die auf Einmischung ins Thema von Außen so gar keinen Bock haben.


    Die Leute vorort können nicht mit den gesellschaftlichen, politischen und finanziellen Umständen arbeiten, die wünschenswert sind. Sondern nur mit denen, die sie gerade haben. Und die lassen alles, was Du beschrieben hast, derzeit nicht zu. Was sollen sie also tun? In Bukarest einmarschieren und die Regierung übernehmen? Oder gar nichts mehr tun?


    Sorgfältig zu prüfen, was wirklich sinnvoll vermittelt werden kann: Da bin ich bei Dir. Nur erwarte ich da keine Fehlerfreiheit. Im Gegensatz zu Dir habe ich halt nicht den Eindruck, dass es massenhaft schiefläuft und die Leute prinzipiell Herz vor Verstand laufen lassen (das ist Dein Urteil, ich habe da ganz andere Ansätze kennengelernt. Aber ja: Den Scheiß tut man sich nicht an, wenn man nicht ganz, ganz viel Herz für Hunde hat. Und da es alles Menschen sind, und Menschen - gottseidank, wie ich finde - keine Maschinen sind, kann das Herz natürlich dem Kopf auch mal ins Gehege geraten).


    Die Smeura als prominentes Beispiel beherbergt etliche 1000 Hunde auf viel zu wenige Mitarbeiter, versorgt die Tiere, bietet Kastrationsprojekte, erarbeitet Konzepte zur Verbesserung der Gesamtsituation, sucht politische Gespräche … Die tun schon ganz viel von dem, was Du forderst. Es gibt da durchaus einige Punkte, denen ich kritisch gegenüberstehe, aber das Gesamtengagement ist schon beachtlich.


    Es ist bei den Verhältnissen vorort einfach nicht möglich, die Tiere mit 100% Sicherheit so kritisch und genau zu beobachten und einzuschätzen, wie sie sich in einem ganz anders gearteten Leben verhalten. Das birgt bei jeder Vermittlung ein Risiko, ja. Die einzig sichere Alternative wäre, gar nicht mehr zu vermitteln.


    Dass vermittelnde Vereine sorgfältig ihre Ressourcen prüfen sollten und sicherstellen sollten, zumindest eine bestimmte Anzahl Rückläufer sicher auch wieder aufnehmen zu können, fände ich z. B. eine sinnvolle Sache. Ob es bei der Struktur kleinerer Vereine möglich ist, das sicherzustellen, das kann ich allerdings nicht beurteilen.

  • Mit mehr Wissen gibt es (hoffentlich) weniger Gewalt und mehr Fürsorge.

    Die Bevölkerung dort ist zu großen Teilen bitterarm, die können oft weder für ihre Kinder, noch für sich selbst sorgen

    Wenn es am Existenzminimum scheitert sieht die Welt ganz anders aus als von hier aus unserer First World Luxusblase

  • Mit mehr Wissen gibt es (hoffentlich) weniger Gewalt und mehr Fürsorge.

    Die Bevölkerung dort ist zu großen Teilen bitterarm, die können oft weder für ihre Kinder, noch für sich selbst sorgen

    Wenn es am Existenzminimum scheitert sieht die Welt ganz anders aus als von hier aus unserer First World Luxusblase

    Und da ist eben (wie von Helfstyna bereits erwaehnt) Equiwent fuer mich ein wirklich tolles Beispiel. Ja, da geht es um Pferde und nicht um Hunde. Aber nicht mehr nur. Im Gegenteil. Fuer mich persoenlich ist das wirklich sinnvolle Arbeit die man unterstuetzen sollte..

  • Mit mehr Wissen gibt es (hoffentlich) weniger Gewalt und mehr Fürsorge.

    Die Bevölkerung dort ist zu großen Teilen bitterarm, die können oft weder für ihre Kinder, noch für sich selbst sorgen

    Wenn es am Existenzminimum scheitert sieht die Welt ganz anders aus als von hier aus unserer First World Luxusblase

    Für mich rechtfertigt Armut unmenschliches Verhalten ehrlich gesagt nicht.

  • Schau Dich in unseren Schlachthöfen um: Unmenschliches Verhalten gibts auch bei verhältnismäßigem Reichtum. Die Frage ist nur, was man ausblenden und auf was man sich konzentrieren kann und was bzw. auf was nicht.


    Die Straßenhunde als Last gehören zum Alltagsbild. Da lernt man von früh an das Wegschauen. Wie wir es mit unseren speziellen Orten für Unmenschliches nicht anders machen.

  • Es gibt den Satz "Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint."

    Kenne ich, stimme dem Satz aber nicht zu.

    Ansonsten kann ich nur auf das eingehen, was du geschrieben hast. Vielleicht reden wir aneinander vorbei🤷🏼‍♀️


    Bei deinen anderen Punkten stimme ich dir ja komplett zu. Es sind aber alles keine neuen Ideen und sie werden von seriösen Orgas, soweit möglich, auch umgesetzt. Phonhaus hat die Problematik dabei gut zusammengefasst.

    Ich finde auch nicht, dass sich nichts verändert hat, aber ja, es ist noch zu wenig. Dafür braucht es eben auch Druck auf die Regierung und dafür braucht es Aufmerksamkeit aus dem Ausland, Stichwort EU zum Beispiel. Die Vermittlungen tragen dazu bei, Aufmerksamkeit zu generieren .

    Ich möchte auch hasilein75 s Beitrag unterstreichen. Tierschutz muss man sich erstmal leisten können und ich bin davon überzeugt, dass eine Verbesserung der Lebenssituation der Menschen auch in dem Bereich langfristig etwas bewirken wird.

    Bei der Entscheidung welcher Hund versorgt wird, welcher Hund ausgeliefert wird, etc mehr Logik und weniger Herz. Ja, das Herz will und alle habens ja verdient, aber das Herz ist oft blind und nicht der beste Ratgeber.

    Ja stimmt. Mit kühler Logik, bequem von meinem Sofa aus mit satten und zufriedenen Hunden um mich rum, gebe ich dir Recht. Wäre ich vor Ort, mitten in dem Elend, wäre es mit der kühlen Logik schnell vorbei.

    Eine aus "meiner " Orga war aktuell wieder vor Ort, konnte man bei Insta gut verfolgen, und musste drei Hunde aus dem Shelter auswählen, die sie mit zur Auffangstation nehmen durfte. Sie hat klar gesagt, dass sie sich für klein, jung und hübsch entscheiden wird, weil die einfach die besten Vermittlungschancen haben. Aber leicht ist ihr das nicht gefallen und so wird es vielen vor Ort gehen. Ich bin dankbar, dass das überhaupt noch jemand macht.

    m Kreis laufen und das als moralisch irgendwie besser zu halten kann man ja machen.

    Woher kommt jetzt wieder die Moral? Ich muss den entsprechenden Beitrag verpasst haben.


    Asphalt_Adel Nein, Armut rechtfertigt keine Tierquälerei, aber ich verstehe, dass Geld für Futter, Kastrationen und medizinische Versorgung fehlen und das öffentliche Interesse einen anderen Schwerpunkt hat.

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