Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Für mich rechtfertigt Armut unmenschliches Verhalten ehrlich gesagt nicht.

    Definiere unmenschliches Verhalten.

    Wenn man schon nicht das Geld hat, um ein Kind mit Lungenentzündung vom Arzt behandeln zu lassen, weil sonst der Rest der Familie verhungert, woher soll man dann das Geld nehmen, die Staupeimpfung des Hofhundes zu zahlen oder die Kastration der halbwilden Hündin, die auf dem Grundstück rumläuft?


    Man muss sich von dem Gedanken lösen, dass da alles aus böser Absicht und Spaß am Quälen passiert, vieles ist einfach der Tatsache geschuldet, dass man gar nicht die Mittel hat, einzugreifen.

  • Für mich rechtfertigt Armut unmenschliches Verhalten ehrlich gesagt nicht.


    Das Problem ist, dass du menschliches/unmenschliches Verhalten über eine privilegierte Stellung definierst, die nichts mit der Lebensrealität von circa 2/3 der Weltbevölkerung zu tun hat. Du kannst diesen Satz sagen, weil du keine Angst haben musst, morgen zu verhungern, erschossen zu werden, deine Kinder nie wiederzusehen usw. Dein Verständnis von Menschlichkeit ist wohlstandsgeprägt; daran ist auch nichts falsch, bloß sollte man imho einsehen, dass das ein seltenes Geschenk ist und keine Hoheitsbasis über die Moral von Menschen, die für 1/10 deines Lohnes ihre rechte Hand opfern würden.

  • Die Bevölkerung dort ist zu großen Teilen bitterarm, die können oft weder für ihre Kinder, noch für sich selbst sorgen

    Wenn es am Existenzminimum scheitert sieht die Welt ganz anders aus als von hier aus unserer First World Luxusblase

    Für mich rechtfertigt Armut unmenschliches Verhalten ehrlich gesagt nicht.

    Sowas sagt/schreibt sich leicht vom Sofa in DE o.ae. Mit Strom, fliessend Wasser, einem vollen Kuehlschrank, einem Klo.

    Das mein ich nicht boese! Wirklich nicht!


  • Ich glaube das Problem ist so vielfältig wie es Länder mit Straßenhunden gibt. In Spanien, Italien und Portugal ist die Situation wieder eine ganz andere wie in Bulgarien, Rumänien, in Polen wieder anders wie anderswo.

    Wenn unser ehemaliges Partnertierheim in Spanien nach dem Ende der Jagdsaison verzweifelt ist an der Menge der ausgesetzten Jagdhunde und sie nach der Urlaubssaison von Finkas Hunde gebracht bekommen die einfach zum Sterben ohne Wasser und Futter zurückgelassen werden ist das wieder anders wie das Leben in finanzieller Bedrängnis in Rumänien, Bulgarien oder anderswo.

  • Ja. Und ich habe gerade wegen dieses Threads nachgelesen, dass darauf gedrängt wird, dass Jagdhunde bei dem neuen spanischem Tierschutzgesetz ausgenommen werden sollen. Und „Kampfstiere“ es in der Konzeption schon von Beginn an waren.

  • Nochmal ab vom Ausland, aber, um die Diskussion nicht zu stören:


  • Ja das Thema Jagdhunde. Ich hab so oft Bilder aus eben jenem Partnertierheim gesehen wo sie diese ausgesetzten Jagdhunde zeigen. Die Tiere sind oft bis aufs Skelett abgemagert (obwohl es Jagdhunde sind, aber es sind halt trotzdem auf Menschen angewiesene Haustiere). Mir graust es manchmal wenn ich lese dass das Leben in Freiheit doch viel besser ist als das Leben bei uns.

  • Schau Dich in unseren Schlachthöfen um: Unmenschliches Verhalten gibts auch bei verhältnismäßigem Reichtum. Die Frage ist nur, was man ausblenden und auf was man sich konzentrieren kann und was bzw. auf was nicht.


    Die Straßenhunde als Last gehören zum Alltagsbild. Da lernt man von früh an das Wegschauen. Wie wir es mit unseren speziellen Orten für Unmenschliches nicht anders machen.

    Ja, absolut.


    Übrigens leben auch in unseren Städten zu Tausenden verwilderte Haustiere, die gejagt und vergiftet werden (oder wurden. Ich bin nicht sicher ob das noch so läuft)

  • Für mich sieht es als halt so aus als würde man immer das gleiche machen, überall und das auch Jahrzehnte. Halt immer nur wegfangen und ausliefern soviel geht.

    So ändert man halt nicht wirklich was am Grundproblem, man sorgt nur dafür das immer mehr als ausreichend Hunde da sind die man wieder einfangen und ausliefern muss.

    Im Kreis laufen und das als moralisch irgendwie besser zu halten kann man ja machen.

    Müssen halt nicht alle genauso toll finden.

    Glaubst du denn nicht, dass im TS auch ein paar ziemlich intelligente Menschen arbeiten, die sich über sowas Gedanken machen? Also auch wenn man jetzt aus irgendeinem Grund davon ausgeht dass Menschen im TS in der Regel nicht zu den einfachsten Schlüssen kommen können, müssen ja trotzdem schon allein statistisch ein paar dabei sein, die während sie im Kreis laufen und wie Sisyphus den Stein hochrollen schon mal den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet haben, wie man dem Problem denn grundlegend begegnen könnte.

    Das finde ich jetzt zum Beispiel etwas anmaßend. Ich habe noch nie selbst im Tierschutz gearbeitet aber sowohl schon mit Organisationen als auch Individuen zu tun gehabt. Bei der Organisation mit der ich als letztes am meisten in Kontakt war hatte ungefähr die Hälfte der Verantwortlichen einen phd in relevanten Feldern.

    Das ist auch so eine dieser fixen Stereotypen, die Hippiefrau im Blumenkleid, die sich um die Hundeseelchen kümmert ohne genau zu überblicken was sie da tut. Es arbeiten schon ein paar sehr verständige Menschen im Tierschutz.

    Bei der Entscheidung welcher Hund versorgt wird, welcher Hund ausgeliefert wird, etc mehr Logik und weniger Herz. Ja, das Herz will und alle habens ja verdient, aber das Herz ist oft blind und nicht der beste Ratgeber.

    Ähnliche immer wiederkehrende Narration über die treu-doofen Tierschützer:innen mit den großen Herzen. Hält man Menschen auf Onkologie-Stationen auch für so treu-doof? Oder geht man da eher davon aus dass mit täglichem Elend sehr bald eine ziemliche Abgeklärtheit einsetzt? Also ich persönlich kann todkranke, schwerverletzte, blutende Welpen ziemlich gut sterben sehen ohne dass mich das groß beschäftigt, dafür warens allein in meinem Alltag echt schon zu viele. Trotzdem freu ich mich dass Potato zB lebt, und ich freu mich über jeden anderen Hund der gegen jede Wahrscheinlichkeit irgendwo ein gutes Leben führt weil ein Seelchen sich kümmert.

  • Ja, schreibt sich leicht vom Sofa aus Murmelchen, da hast du recht. Heißt aber wohl nicht das ich keine Meinung haben darf, bevor ich nicht alles ausgeleuchtet und bedacht habe.


    Und danke Helfstyna, dass du nachgefragt hast, wie ich das meine, bevor mir grad unterstellt wird wie privilegiert ich bin.

    Auch weiß ich um Schlachthöfe etc. Ich laufe ja nicht mit Scheuklappen durch die Welt.

    Aber hier geht es um Strassenhunde und was man verbessern kann. Darauf bezog sich auch das von mir zitierte. Und die muss ich nicht wirklich nicht misshandeln/quälen und sie lebend auf diverse Weisen entsorgen. Auch nicht, wenn ich arm bin. Hätte ich dazu schreiben sollen, war mein Fehler.


    Und vielen Dank Shrewd, dass du mir erklärst, wie ich was sehe…. Ich meine das nicht böse, finde es aber dezent übergriffig von dir, weil du weder mich noch meine Einstellung oder mein Leben kennst.

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