Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Ich habe mal im Studium gelernt: Für eine sinnvolle Diskussion ist es notwendig, klar zu definieren, worüber man eigentlich redet.


    Wenn auf der einen Seite jemand steht, bei dem Zucht = Breeders (Vermehrer) + Puppy Mills bedeutet und ein Tierheim ein Shelter ist, in dem Hunde nach einer Frist von einigen Wochen getötet werden, dann redet der von etwas ganz anderem anderem, als derjenige, der unter Zucht eine seriöse Zucht im Sinne des Tieres versteht, und unter Tierheim einen Ort, an dem Hunde betreut und nicht eingeschläfert werden.


    Es ist, wie bei jedem Thema, nie gut, undifferenziert zu urteilen. Das gilt hier für beide Seiten. Ein Medium wie Twitter disaqualifiziert sich doch selbst - dort wird Meinung rausposaunt, sonst nix.


    Und warum sollte man den Mann überzeugen wollen?

  • Würde ich in den USA leben, würde ich wahrscheinlich nie vom Züchter kaufen, weil ich ihm TH genug Auswahl von "normalen" Hunden ohne Verhaltensprobleme etc habe. Nicht so wie in Deutschland.


    Viel spaß dabei. Du wirst dort kein großartig anderes Bild finden als bei uns. Die netten sind schnell weg und es gibt ein Überangebot an Problemhunden. Viele von denen sind sogar sehr aggressiv. Zudem wirst du da in den Tierheimen bei der Rassenangabe sehr oft verarscht. Dort sitzen teilweise sehr viele Pitbulls und Pit-Mischlinge. Das wird dann versucht nicht an zu geben. Denn die haben drüben einen äußerst schlechten Ruf und die wissen, dass die Pit-Mischlinge nicht gerne genommen werden.


  • Das Hunde mit speziellen Eigenschaften gebraucht werden, zaehlt bei solchen Diskussionen meist nicht. Zumindest wenn die Meinung der Person von PETA eingefaerbt ist. Da ist alles was ueber 'den Hund lieben' eh reine Ausbeutung.. Ist mAn zwar komplett laecherlich, aber was soll's.

  • Meinen Eltern sind innerhalb von 15 Monaten beide Hunde weggestorben (Alter). Meine Mutter hätte gerne wieder einen, nen kleinen aus dem Tierschutz. Also habe ich mal geschaut was es so gibt. Wir wohnen in der Grenzregion zu Frankreich. Ich habe Tierheime bis Frankfurt(!) abgeklappert und überall sitzen ausnahmslos Hunde die absolut nicht in Frage kommen. Staffs, Malis, Rottweiler, Dogo Argentinos, HSHs und Mixe aus den genannten. Der überweigende Teil dieser Hunde sitzt dort weil es zu einem Vorfall kam.

    Vereinzelt findet man Kleinhunde, die sind aber schon sehr alt oder sehr krank (ja auch diese brauchen und verdienen ein Zuhause, aber das passt hier nicht) oder Hunde die beißen und viel Zeit brauchen.

    Geht man nach Frankreich rüber siehts nicht anders aus.


    Was den Auslandstierschutz angeht habe ich ne geteilte Meinung. Durch die Arbeit im Hundeverein sehe ich viele, viele Auslandstierschutzhunde. Ganz viele, tolle Vierbeiner die wirklich nett sind und die klassischen "kleineren" Baustellen haben. Ich sehe aber auch die andere Seite, die großen und die HSH Mischlinge die ihre Halter durch die Gegend ziehen, Probleme mit Menschen und anderen Hunden haben und, aufgrund der schlechten Erfahrungen, auch gerne mal richtig loslegen und auch ein paar Leute die richtig verzweifelt sind und die Entscheidung bereuen weil eben nciht alles rosarot ist.


    Ich bin der Meinung das wir es niemals schaffen werden alle Hunde aus den Ausland unterzubekommen so lange sich nicht grundlegend was ändert. Ich bin nicht im Tierschutz aktiv, habe meine Infos von Menschen die es sind oder von Erfahrungsberichten im Internet. Inweiweit man darauf zählen kann weiß ich also nicht.

    Viele Organisationen und vor allem Menschen versuchen wirklich ihr Bestes um die Tiere zu versorgen und unterzubringen doch wo Licht ist ist auch Schatten (poetisch, ich weiß). Mit Mitleid kann man Geld verdienen, und das nicht wenig. Ich bin mir sicher das extra Hunde für Tierheime gezüchtet werden und was nicht (frei)gekauft wird, wird eben getötet. Irgendjemand verdient immer irgendwie Geld daran und versaut es für diejenigen die ihr Herzblut da reinstecken und es wirklich nur für die Tiere tun. Am Ende sind es aber die Tiere die darunter leiden. Wie so oft.


    Ob man allen Hunden einen gefallen tut und sie aus ihrer ihnen bekannten Welt in unsere viel zu schnelle und nicht darauf ausgelegte schafft, wage ich zu bezweifeln.


    Nicht jedes Tier auf dieser Welt kann, muss, will gerettet werden und wir sind in der Verantwortung mit unserem handeln nicht noch mehr Leid zu verursachen (utopisch aber ihr wisst was ich meine). Da gehört für mich auch unbedingt dazu, verantwortungsvoll zu kaufen, sei es vom Tierschutz oder vom seriösen Züchter. Immer darauf ausgelegt was zu mir selbst und meinem Leben passt denn am Ende nutzt es keinem wenn man nicht klarkommt.


    So lange es ein Geschäftsmodell ist wird es Tierheimhunde geben und selbst wenn heute alle Hunde weg wären würde es nur ein paar Monate dauern bis es wieder von vorne anfangen würde.

    Verwerflich finde ich es den Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden, bringt nichts und dient nur dazu die eigene moralische Überlegenheit zu demonstrieren. Da werden einfach Grundlegende Dinge nicht berücksichtigt (Lebenssituation, Wünsche etc.).


    Man müsste da ansetzen wo es beginnt und nicht wo es endet, bei den mafiösen Zuständen die da teilweise herrschen scheint aber auch dies fast unmöglich.

    Wir schaffen es nicht einmal uns um unsere eigene Spezies zu kümmern, das wir es dann bei einer anderen hinbekommen ist reines wunschdenken und hat nichts mehr mit der Realität zu tun.

  • Ich habe jetzt fast ein Jahr lang alle Tierheime in der Umgebung "überwacht". Es war kein einziger Hund dabei, der zu unserer Lebenssituation gepasst hätte. Fängt schon dabei an, dass 99% nur "bei älteren Kindern ab 12" angegeben sind.


    Es sind fast ausnahmslos Problemhunde, kranke Hunde, sehr alte Hunde und Hunde, die Kinder nicht toll finden. Klar sollen auch die ein zu Hause finden. Aber bei uns würden die eben nicht glücklich werden.


    Ich bin auch der Meinung, dass die super Familienhunde, die zb wegen Scheidung oder Krankheit abgegeben werden, wahrscheinlich innerhalb des privaten Umfeldes ein neues Zuhause finden und gar nicht erst im Tierheim landen. Wie sollte ich da also ran kommen?


    Klar könnte man jetzt sagen, dass wir dann eben keinen Hund nehmen müssen. Aber wie jedes andere Hobby auch, ist eben auch die Hundehaltung mit einem gewissen Eigennutz verbunden.


    Ich finde, dass man sich eher Mal andersrum Gedanken machen müsste. Wie verhindert man überhaupt, dass derartig viele Hunde im Tierheim landen?

  • "Ich finde es nicht richtig Fleisch zu essen."

    "Wer Fleisch ist unterstützt Tierleid."


    Du merkst den Unterschied?

    Das ist jetzt nicht persönlich auf deine Aussagen bezogen, sondern nur als passendes Beispiel - ich finde nämlich beide Aussagen stimmig und okay. Wer Fleisch isst, trägt doch zu Tierleid bei. Das lässt sich auf viele Bereiche unseres Konsums und unseres Lebens generell ausweiten. Wer Kaffee trinkt, wer Kakao isst, wer seinen Katzen Freilauf gewährt, wer nicht absolut nachhaltige Kleidung kauft... Unser Lebensstil hat einfach teilweise sehr negative und ausbeuterische Auswirkungen auf andere Lebewesen bzw. auf die Umwelt. Natürlich überzeugt man mit solchen Aussagen nicht, aber nicht alle haben den Anspruch, ihre Mitmenschen zu überzeugen. Solche Formulierungen lösen als allererstes eine starke kognitive Dissonanz aus, weil jeder von uns ein eher unrealistisches Selbstbild hat. Jeder Mensch möchte von sich behaupten "ich bin nicht so ausbeuterisch/egoistisch/unmoralisch" wie der Rest. Stimmt nur leider nicht; im Schnitt sind wir alle all das mehr oder weniger durchschnittlich stark.


    Ich finde Zucht in jetzigem Ausmaß auch moralisch fragwürdig, generell die riesige Industrie und den Lifestyle, der sich um die Haustierhaltung gebildet hat. Aber auch im Tierschutzbereich finde ich nicht alles richtig und stimmig. Ich hab selbst einen Hund vom Züchter und ich würde mir immer wieder einen Zuchthund holen, wenn ich finde, dass es passt, einfach weil es meine egoistische Entscheidung ist, einen solchen Hund haben zu wollen und das ist doch auch okay :ka:


    Zur Ausgangsfrage: ich kann mich schon in Perspektiven hineinversetzen, aus denen das Züchten von Hunden unmoralisch ist. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass Tierschutz und Hundezucht eher zwei nebeneinander stehende Phänomene sind und gar nicht so miteinander verbunden sind, dass es ein klares Entweder-Oder geben muss. Macht auf mich aber auch nicht den Eindruck, als wolle diese Person auf Twitter überhaupt darüber diskutieren.

  • Einen Streit um Moral oder Werte zu führen - lohnt sich nicht - diese Auseinandersetzung kann nicht und niemals "gewonnen" werden.


    Ein Austausch über Beweggründe, Herleitungen, Motive, die zu der jeweiligen Position geführt haben, kann allerdings super interessant sein. Das hieße für mich, wenn ich Interesse hätte, mit dem Burschen ins Gespräch zu gehen: Fragen, fragen, fragen, - und verstehen wollen. Weiter nichts - ergebnisoffen, interessiert - ohne "Missionsanspruch".

  • Naja, sein Argument ist in sich ja schlüssig. (...)


    Aber wenn man sich schon nicht darauf einigen kann, welches gemeinsames oberstes Ziel man verfolgen will und unter welchen Prämissen man diskutiert :ka: Dann lohnt die Diskussion eigentlich gar nicht. Dann ist es einfacher, anzuerkennen, dass Menschen Dinge unterschiedlich bewerten und Argumente/Ziele verschieden gewichten.

    Ich lieb deinen Beitrag.

  • "Ich finde es nicht richtig Fleisch zu essen."

    "Wer Fleisch ist unterstützt Tierleid."


    Du merkst den Unterschied?

    Das ist jetzt nicht persönlich auf deine Aussagen bezogen, sondern nur als passendes Beispiel - ich finde nämlich beide Aussagen stimmig und okay.

    Das Beispiel Fleischkonsum ist da vielleicht schlecht gewählt - auch wenn die Aussage zum Tierleid auch da nicht immer korrekt ist (außer man setzt Schlachten zu 100% mit Leid gleich).


    Beim Thema Tierschutz in entsprechenden Ländern wäre der Vorwurf allerdings: "Du bist als Welpenkäufer schuld daran, dass im Tierheim Hunde sterben müssen."

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