Gute Arbeitsstelle aufgeben wegen Haustier?

  • Jeder Job lässt sich im Kern auf das Austauschverhältnis Zeit gegen Geld reduzieren

    Kommt halt drauf an, von wem. Von Dir vielleicht, von Gersi vielleicht nicht.


    Ich kann meinen Job nicht auf das Austauschverhältnis Zeit gegen Geld reduzieren. Dass Du das von außen betrachtet eventuell könntest, ändert daran nichts.

  • Die Diskussion auf den letzten Seiten ist sehr spannend geworden.

    Man kann doch davon ausgehen, daß hier viele unterschiedliche Lebensmodelle vorherrschen. Und dazu auch unterschiedliche Bindungstypen. Dann haben wir unterschiedliche purpose of life Ansichten, diverse Wege zur Selbstverwirklichung etc. Es kann hier keine "Einigung" geben. Finde es aber toll, die unterschiedlichen Einstellungen zu lesen, weil ich so meine hinterfragen kann.


    In meiner Kindheit "musste" ich mich für meine Familie aufgeben. Natürlich ist ein hohes Verantwortungsbewusstsein für mein Tier in mich einprogrammiert. Das heißt nicht, daß es immer gesund für mich (oder das Tier) ist. Wenn ich hier lese mein Hund ist ein Hobby, hilft mir das ungemein mal die Version im Kopf durchzuspielen.


    Genauso unterschiedlich können Beziehungen zum Job sein. Auch stark vorgeprägt durch Erfahrungen und Art der Anerkennung.


    Also, wenn wir hier antworten wie wir im Moment wahrscheinlich entscheiden würden, wenn Jobwechsel für Hund im Raum steht, würde ich nicht davon ausgehen, daß diese Entscheidung für immer gleich wäre. Trotzdem bzw. gerade deswegen finde ich die Unterhaltung gerade sehr hilfreich.

  • Ich würde meinen Job nicht für meine Hunde aufgeben, aber ich würde meinen Job aufgeben oder zumindest an den Arbeitszeiten drehen (das habe ich schon gemacht und demnächst eventuell wieder), wenn es sonst nicht zu meinem Leben passt. Und zu meinem Leben gehören auch die Hunde… Aber natürlich nicht nur.
    Mein Leben hat sich aber in den letzten Jahren so oft so krass gewandelt, dass ich da wirklich keine Aussage treffen kann in dem Sinne „wenn x, dann y“. Ich war sowohl schon Workaholic (da allerdings auch noch ohne Hund) als auch Teilzeit-Jobberin (während Corona und jetzt in der Elternzeit). Ich hatte immer verschiedene Betreuungs- oder Nichtbetreuungsmodelle vom Alleinebleiben bis zum Bürohund, Homeoffice oder Betreuung durch den Partner.
    Hunde sind ja zum Glück sehr flexibel und genauso gehe ich auch an die Jobsache ran. Durch verschiedene Ereignisse in meinem Leben, aber auch auf meiner Arbeitsstelle setze ich die Prioritäten heute ganz anders als früher und natürlich profitieren da auch meine Hunde davon, weil sie einen ganz großen Teil von meinem Leben einnehmen und in der Hinsicht glücklicherweise auch relativ unkompliziert sind.

  • Ein Job den man liebt kann einem auch sehr viel mehr bringen als nur Geld.

    Selbstverwirklichung, Ausleben der eigenen Wünsche, Träume, Ideale usw. Klar, das ist nicht die Norm, aber es gibt diese Jobs.

    Ich bin mit meinem nah dran (wobei ich ihn nicht so sehe, aber ich habe Kollegen die auch in ihrer Freizeit kaum was anderes machen und wirklich dafür leben), mein Ex hat einen solchen Job und ich kann mir einige mehr vorstellen.

  • Hier lebt ja aktuell kein Hund und es wird auch vorerst keiner einziehen. Und ich genieße es schon, mir einfach Sachen gönnen zu können.

    Durch die Vollzeit kann ich jetzt einfach mal spontan was unternehmen. Das ging vorher nicht. Sei es durch Benni oder weil es finanziell nicht möglich war.

    Ich verdiene mit Vollzeit um die 550 Euro netto mehr. Durch den Wegfall der ganzen Kosten für Benni (400 Euro im Monat) habe ich nun also rund 1000 Euro mehr im Monat. Das ist schon sehr angenehm.

    Und na klar, Geld ist nicht alles. Aber wenn man die ganze Zeit Angst haben muss, dass irgendwas kaputt geht und man es nicht reparieren kann ist das auch doof.

    Meine Arbeit selbst macht mir Spaß, aber ich könnte noch mehr machen. Ich hab ziemlich Luft und das langweilt mich.

    Aber ich hab das schon so oft angesprochen, es ändert sich nix weil Chef da einfach nicht flexibel ist.

    Ich schaue mich also nebenbei um und wenn es mal passt, wechsel ich. Allerdings macht mir ein Teil meiner Arbeit so viel Spaß, dass ich den aktuell noch nicht aufgeben will.


    Wenn irgendwann wieder ein Hund einzieht, gehe ich wieder auf Teilzeit. Aber bis dahin kann ich was ansparen.

  • Ich weiß gar nicht, ob Deine Sichtweise privilegiert ist oder nicht eher kurzsichtig. Jeder Job lässt sich im Kern auf das Austauschverhältnis Zeit gegen Geld reduzieren - auch wenn sich häufig eingeredet wird, seine Erfüllung, einen Sinn oder was auch immer gefunden zu haben.

    Man sollte jegliche berufliche Tätigkeit daher nicht überhöhen und sie mit seinem Hund auch nur auf eine Ebene zu stellen, erscheint mir fernliegend.

    Also, ich hatte meinen jetzigen Beruf schon, als ich den Hund bekam. Hätte ich damals festgestellt, dass unsere Arbeitszeiten keinen Hund zulassen, hätten wir keinen geholt. Daher stand der Hund schon von vornherein ‚unter‘ dem Job. Genauso, wie ich mir keinen Hund gekauft hätte, wenn mein Mann keinen gewollt hätte.


    Der Traumhund meines Mannes ist ein Sarplaninac, deswegen haben wir jetzt aber keine Schafe und sind in eine Alleinlage gezogen - für mich war der Stand halt „ich liebe mein Leben und will dem jetzt noch ein Sahnehäubchen in Hundeform dazu“. Aber mein Leben wär auch ohne Hund mega, ich brauche ihn nicht unbedingt.

  • Ich finde es toll, wenn jemand tatsächlich einen Beruf gefunden hat, der eher Berufung als bloßes Mittel zum Zweck ist. Ich glaube aber mittlerweile nicht mehr, dass es sowas für jeden geben kann.


    Ich z. B. ärgere mich im Nachhinein, so viel Lebenszeit damit verschwendet zu haben, einem Beruf nachzujagen, von dem ich mir Erfüllung und Sinn erhofft habe. Hätte ich stattdessen doch einfach irgendwas Handfestes mit guten Chancen auf nen sicheren Job gelernt und das, was sich für mich sinnvoll und wichtig anfühlt, in meiner Freizeit gemacht...

  • Das war für mich inbegriffen. Nur kompatibel mit Hund wäre auf Dauer auch nicht das wahre. Also wenn der Rest nicht passt, wie Kollegen beispielsweise.

    Aber ich denke wer den Mut hat zu suchen und zu wechseln würde in so einer Situation auch nochmal den Mut aufbringen und wechseln. :)

  • Ich empfinde es aber auch nicht als verwerflich andere Prioritäten zu haben und eher darauf zu schauen, dass man nen guten Job hat, zu dem man gerne geht und bei dem man sich erfüllt fühlt und das andere dann hinten an stellt.

    Verwerflich finde ich das auch nicht. Ich kann mich nur mit "Hund ist Hobby" absolut nicht identifizieren. Hobby ist für mich Briefmarken sammeln, Modellbau, Basteln, Oldtimer restaurieren, Instrument spielen, im Chor singen - was auch immer.

    Hund ist Familie. Und nein, ich meine das nicht im Sinne von irgendeinem Ersatz.


    Was mir aber sauer aufstößt, ist, wenn meine Rangordnung: "Familie, dann alles andere" abgewedelt wird mit dem Spruch "von Luft und Liebe kann man nicht leben".

    Für mich ist ein Job, ein Job. Mittel zum Zweck. Es ist nett, wenn man darauf stolz ist, wenn es einem etwas gibt. Aber immer noch ein Job.

    Ich arbeite, seit ich 12 bin. Zeitungen austragen, Nachhilfe geben, Babysitting, Inventurhilfe, Kellnern, Putzen, Kasse, Regale einräumen, Wohnungen entmüllen, Datenerfassung - was ich als Schüler und Student bekommen konnte, war meins und wenn es wortwörtlich Scheiße war. Ob Klos putzen, Kaugummis unter Tischen abkratzen oder den 93.000sten adipösen Patienten in eine Dokumentation über Diabetes eintragen, egal. Nebenbei Selbstständigkeit aufgebaut, auf sehr kleinem Fuß gelebt und gespart, damit ich mir das Leben mit Tieren leisten kann. Ich war in meinem gesamten Erwachsenenleben genau 0 Tage arbeitslos.


    Jetzt hab ich eine Arbeit, die anderen hilft, die ich an und für sich gerne mache und dennoch: Am Ende des Tages ist das ein Job. Mehr nicht. Da bin ich austauschbar. Da wird mir auch keiner ne Träne nachweinen.

    Und die Hunde sind Lebewesen, für die ich die Verantwortung übernommen habe, die ich liebe, und die immer über beruflicher Erfüllung stehen werden. Müsste ich morgen wieder Klos putzen, weil es wegen der Hunde nicht anders geht:ka: dann wäre das so. Dann würde ich mir wieder nebenbei was aufbauen, wo ich eine bessere Auslastung habe und/oder worauf ich stolz bin. Das kann ich. So oft wie nötig. Meine Familienmitglieder ersetzen kann ich hingegen nicht. Für die kann ich nur so lange da sein, wie ihr Leben dauert.

  • Ich finde es toll, wenn jemand tatsächlich einen Beruf gefunden hat, der eher Berufung als bloßes Mittel zum Zweck ist. Ich glaube aber mittlerweile nicht mehr, dass es sowas für jeden geben kann.


    Ich z. B. ärgere mich im Nachhinein, so viel Lebenszeit damit verschwendet zu haben, einem Beruf nachzujagen, von dem ich mir Erfüllung und Sinn erhofft habe. Hätte ich stattdessen doch einfach irgendwas Handfestes mit guten Chancen auf nen sicheren Job gelernt und das, was sich für mich sinnvoll und wichtig anfühlt, in meiner Freizeit gemacht...

    Ich glaub da bei mir auch nicht dran. Mit dem was ich liebe würde ich kaum Geld machen und könnte mich alleine schon kaum über Wasser halten. Kunst bleibt also einfach Hobbie. Alles andere erfüllt mich nicht und ich denke auch nicht, dass es einen Job gibt, der mich so sehr erfüllt, dass ich mein Leben danach ausrichte. Was mich aber erfüllt ist meine Freizeit, meine Hobbies, meine Freunde, Familie und auch der Hund. Ich liebe meinen Hund und ich richte auch meinen Job danach aus. Ich habe unter anderem genau deswegen neben der Arbeit noch Studiert. Besserer Job, weniger Arbeitszeit, dennoch gute Bezahlung = mehr Zeit für Hund usw. und dennoch Finanziell keine Abstriche.
    Was ich aber sagen will ist, du bist nicht alleine. So wie dir geht es vielen. Und du kannst ggf. immer noch etwas ändern sofern du das möchtest.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!