Junghund hat Stress, wenn Herrchen den Raum verlässt

  • Edit: Übrigens ist bei uns durch das Deckentraining dann das "Umerziehen" von Besuch weggefallen. Das ist eh ein Kampf gegen Windmühlen, weil Fremde es eben nicht schaffen, die Hunde zu ignorieren. Also habe ich es in die Hand genommen und sie bleiben so lange im Körbchen, bis die Situation ruhig ist. Dann sind sie auch ruhig und dürfen den Besuch auch begrüßen (einzeln), was dann sehr gesittet abläuft. Und ansprechbar sind sie dann auch.


    An Deiner Stelle würde ich mir für bestimmte Situationen genau überlegen, wie es ablaufen soll und das dann in die Hand nehmen. Als Hundehalter kommt man immer in Situationen, in denen man die Umgebung / andere Personen nicht beeinflussen kann (z.B. bei Hundebegegnungen etc.). Da muss man das Ganze selbst regeln, wenn der Hund ein Problem damit hat.

    I.d.R. sollte es sich dann auch einspielen, sodass man nicht ein ganzes Hundeleben lang moderieren soll.

    Hunde müssen halt wissen, was zu tun ist. Wenn sie es nicht wissen, kommt es eben zu Übersprungsverhalten.


    Da Dein Mann aber nun mal immer da ist, würde ich schon auch versuchen, an seinen Verhalten zu arbeiten. Vermutlich musst Du das ebenso moderieren wie das Verhalten des Hundes, weil Dein Mann es einfach nicht besser weiß.

    Klar kannst Du an seiner Persönlichkeit nichts ändern, aber an Abläufen und Strukturen.

    Da solltest Du Dir auch überlegen, was Du möchtest und (ggf. mit Trainerunterstützung) wie Du es erreichen kannst. Das kann natürlich dauern! Da ist Konsequenz wichtig und v.a. auch Zuversicht, dass es irgendwann klappen wird.


    Unser Körbchentraining hat sich auch über mehrere Monate erstreckt, und ich habe dazwischen auch ab und zu fast aufgegeben. Aber als es dann Fortschritte gab, war ich wieder motiviert.

  • Danke für eure Einschätzung.

    Es ist tatsächlich für mich gerade etwas merkwürdig, da ich bisher immer das Gefühl hatte, ich wäre das Problem. "Du machst ja gerade nicht viel mit Kenai, natürlich freut er sich da auf deinen Mann" und so Sätze kamen dann eben oft. Eure Worte nehmen mir gerade etwas Stress.


    Der Umgang zwischen meinem Mann und Kenai ist tatsächlich seit Beginn schon viel ruhiger geworden. Nur Bestand das Problem ja früher nicht. Kann das an Kenais beginnender Pubertät mit liegen, dass es jetzt zum (sichtbaren) Problem wird?

    Natürlich muss mein Mann dann trotzdem weiter an deinem Verhalten arbeiten. Nur hat mich dieser plötzliche Beginn so irritiert.


    Habt ihr denn Ideen, wie ich das Begrüßungsritual mit Kenai und meinem Mann erstmal gestalten kann?

    Zur Zeit ist es meistens so, dass Kenai und ich uns entweder im Keller in einem fertigen Wohnraum oder auf der Terrasse/Garten aufhalten, wenn mein Mann kommt. Natürlich möchten mein Mann und ich uns auch begrüßen. Was machen wir in der Zeit mit Kenai? Wie handhabt ihr das?

    Ignorieren kann mein Mann nicht. Auch wenn er explizit von Kenai weg guckt, sagt seine Körpersprache immer was anderes. Man merkt richtig den Zwiespalt. Nur baut sich Kenais Erregung immer weiter auf, selbst wenn ich ihn bei mir an der Leine behalte.

    In der Begrüßung sehe ich tatsächlich das größte Problem aktuell. Da Kenai ihn eben auch hüpfend begrüßt, wenn mein Mann nur mal zwei Stunden aus dem Raum war. Da muss dringend Ruhe rein. Ich weiß nur nicht, wie.


    Ben_auch_mal_hier

    Danke für deine ausführliche Antwort zum Deckentraining! Dann werde ich das langfristig mal angehen. Mal sehen, wie sich das hier auf der Baustelle gestalten lässt.

  • Ich bin ein großer Fan von Welpen- oder Türgitter. Wir haben unseren Blue ja im Januar bekommen, da war er 8 Monate alt. Am liebsten wollte er uns 24:7 stalken und stand dann auch oft sehr penetrant rum und hat uns einfach angestarrt.

    Er ist dann in den Nebenraum gekommen mit Türgitter drin, konnte uns also sehen und hören aber hatte keinen direkten Zugriff. Bei Anstarren ging die Tür ein bisschen weiter zu (angelehnt), also nur noch hören (und riechen natürlich). Hat er sich entspannt ging die Tür wieder weiter auf. Inzwischen liegt er in der Wohnung völlig entspannt rum auch wenn wir über ihn drüber steigen oder dran vorbei läuft, weil er weiß dass Action angekündigt wird und ansonsten nicht viel passiert.


    Für eure Situation würde so ein Türgitter vielleicht auch deinem Mann helfen. Da kann er ihn nicht anfassen, es ist eine optische Grenze und man könnte ausmachen, dass der Hund in „seinem“ Zimmer machen kann was er will und nicht gestört wird. Das kann dann im Gehirn zu einer Gewohnheit werden, dann wird es automatisiert und er kann sich im Rest der Wohnung wie gewohnt bewegen und verhalten.

    Wenn das bei Kenai erstmal drin ist und er verstanden hat, dass er dort seine Ruhe hat kann man die Gitter wieder weg lassen und er kann dann selber hingehen wenn er seine Ruhe will (macht Blue jedenfalls so).


    Zuhause ist dadurch auch insgesamt sehr viel Ruhe reingekommen, anfangs ist er uns zur Begrüßung immer ins Gesicht gesprungen und hat an den Hasren gezupft, inzwischen kommt er nur noch langsam und höflich hoch und lässt sich dirchknuddeln. Also kein Anspringen mehr sondern mehr ein Umarmen :herzen1:

    Ist aber nur zuhause so, er war zB mal über Nacht fremdbetreut woanders und wenn wir da dann wiederkommen am nächsten Tag wird schon noch sehr rumgeflippt :pfeif:


    Viel Glück euch auf jeden Fall, schade dass ihr so weit weg wohnt. Die Jungs könnten sich evtl richtig gut verstehen und zusammen flitzen :laola:, klingt oft ähnlich wie Blue wenn du von Kenai berichtest :herzen1:

  • Ah hab grade deinen Beitrag gelesen, war etwas langsam beim Tippen |)

    Zur Begrüßung würde ich auch das Türgitter nutzen, hat bei uns auch sehr geholfen. Fand er natürlich anfangs blöd, aber er durfte dann begrüßen wenn er etwas ruhiger war (halt anfangs „ein bisschen ruhiger“, da sollte man am Andang nicht so viel verlangen sondern kleinschrittig vorgehen. Immer langsam ein bisschen mehr Ruhe verlangen).


    Dann haben mein Mann und ich uns in Ruhe begrüßt, gemütlich durchgeknuddelt und dann war der Hund dran. Hat ein paar Wochen gedauert, inzwischen wie gesagt alles ganz entspannt.

    Vor allem dann auch für deinen Mann, Hund ist dann einfach gar nicht greifbar bis man ihn aktiv hinterm Gitter rauslässt.

    Blue hat es auch geholfen ihm dann zu sagen WAS er denn tun soll statt fiepen (bei uns in allen Lebenslagen: sitzen). Da brauchte er dann anfangs auch einiges an Erinnerungen und dann dauert es halt mal 10-15 Minuten bis er kapiert hat: ah mit Aufregubg passiert hier gar nichts, aber das machst du ein paarmal und dann hat der Pudel das raus mit welchem Verhalten er das bekommt was er will. Die sind ja zum Glück echt schlau :herzen1:

  • Danke auch spanielforlove

    Türgitter nutzen wir bereits. Die Situation hier ist Zuhause ist durch die Baustelle etwas kompliziert.

    Wir haben im Souterrain einen Raum, der eigentlich das Gästezimmer ist und aktuell von uns als Wohnzimmer genutzt wird. Der Raum ist durch ein Türgitter begrenzt. Im weiteren Souterrain ist eigentlich kein weiterer Aufenthaltsbereich, nur Flur, Bad, winzige Küche ohne Sitzmöglichkeiten und diverse mit Kartons und Kram vollgestellte Räume.


    In EG entsteht unser eigentlicher Wohnraum. Da haben wir bereits unser Schlafzimmer. Wie beschrieben sind wir vor ca. 2 Monaten aus dem Gästezimmer ins Schlafzimmer gezogen. Außerdem haben wir im EG unser Bad und die Küche. Alles ohne Sitzmöglichkeiten. Esszimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer sind noch Baustelle.

    Daher ist unser "zweites Wohnzimmer" die Terrasse mit großem Garten. Die Terrassentür ist mit einer Fliegengittertür versehen, die bekommt Kenai nicht auf.


    Soll heißen, wir halten uns entweder begrenzt im Gästezimmer unten auf oder begrenzt auf der Terrasse/im Garten oder nachts im Schlafzimmer. Da haben wir dann einfach die Tür zu.


    Einen richtigen Nebenraum haben wir leider nicht. Ich kann Kenai ja auch überall alleine lassen, über ihn drüber steigen, wenn er mal wieder im Weg liegt, etc. Das stört ihn Null. Das habe ich aber auch mühsam von Anfang an aufgebaut.


    Ziel ist natürlich, dass Kenai sich irgendwann entspannt durch die Wohnung bewegen darf. Dafür muss aber auch erstmal die Baustelle weg. Und die Problematik mit meinem Mann müssen wir in den Griff kriegen...


    Ich hatte meinem Mann schon aufgetragen, das Allein bleiben mit Kenai quasi von Anfang neu zu trainieren. Also erstmal langsam durch den Raum bewegen, nichts für Hunde interessantes tun, wieder hinsetzen. Und das immer mal wieder. Egal ob ich nun dabei bin oder er mit Kenai alleine. Dann eben den Raum verlassen, bevor Kenai fiept wieder reinkommen, ignorieren, hinsetzen. Und so weiter.

    Da mein Mann aber so wenig Zeit hier verbringt, die nicht mit Schlafen, Essen, Terminen, Gassi, vielleicht auch mal mit der Frau reden :zany_face: und solchen drumherum Dingen gefüllt ist, lässt er das etwas schleifen. Ich weiß auch nicht, ob das der richtige Ansatzpunkt ist.


    So, wieder dolle abgeschweift. Also Türgitter nutzen wir seit Welpenalter an. Bei mir klappt es richtig gut mittlerweile. Mit meinem Mann eben nicht. Und da erkenne ich Kenai auch in deiner Beschreibung wieder: er springt meinem Mann immer mit den Zähnen in den Bart. :dizzy_face: Lernen durch Schmerzen hat da also auch noch nichts gebracht :shushing_face:


    Ach man. Wenn ich das jetzt so schreibe, weiß ich gar nicht, ob die Begrüßung tatsächlich unser größtes Problem ist oder eher dieses hier.

    Ich weiß überhaupt nicht, wo man anfangen soll, weil eben alles ineinander greift. Klar, mein Mann ist immer im Zentrum. Aber auch der braucht ja eine vernünftige klare Anweisung mit der er arbeiten kann.

  • Wir haben es auch ein paar Mal versucht, das Kenai hinter dem Türgitter bleibt. Das hat so gut funktioniert, dass Kenai irgendwann beschloss, da komme er locker drüber. Er blieb mit der Hinterpfote hängen, hat sich dann einen ordentlichen Anschiss von mir kassiert und erstmal wieder hinters Gitter befördert. Das hat gesessen, verletzt hat er sich zum Glück nicht. Aber ich möchte das nicht nochmal provozieren. Bei Tür zu rastet Kenai richtig aus.


    Vielleicht muss ich mich da auch mit viel kleineren Schritten zufrieden geben. Es ist einfach so frustrierend, dass er es bei mir so gut macht und bei meinem Mann ist immer Stress. Und zu der Belastung meiner Nerven durch das minutenlange herzzereißende Gequietsche bis mein Mann endlich kommt, kommt dann das Managen von meinem Mann. Der freut sich natürlich auch, immer wieder mit einem Abbruch-Signal begrüßt zu werden... Dann ist trotzdem Stress und Hund kommt ewig nicht zur Ruhe. Meistens verlässt mein Mann dann den Raum wieder und ich sitze mit Fiepsi alleine da.

    Ich mag nicht mehr. Wäre ich nicht hochschwanger und voller Hormone, wäre es vielleicht noch was anderes. Aber ich bin ja froh, wenn ich mich selbst sortiert kriege.


    Ich weiß gerade selbst nicht, was ich mir hier erhoffe.

  • Erstmal durchatmen. Das Gefiepe ging mir auch ohne Schwangerschaft und Hormone tierisch auf den Senkel, das zermürbt irgendwie ganz schön die Nerven |)

    Auch das hat Blue am Anfang viel gemacht, zB wenn wir Futter fertig gemacht haben oder ihm generell irgendwas nicht schnell genug ging oder nicht gepasst hat.

    In dem Fall haben wir ihn dann zB auch weggeschickt in den Nebenraum (ist bei euch ja etwas schwierig, aber ggf von der Küche aus in das Gästezimmer oder so?).

    Das waren dann auch mal 20-30 mal wegschicken bis er kapiert hat, die meinen das ernst. Dafür hat er sich dann aber auch irgendwann entspannt hingelegt und gepennt.

    Vielleicht könnte man das auch üben bei euch, dass dein Mann zB in der Küche kocht oder so und du sitzt im Flur und schickst ihn immer wieder zurück, oder dein Mann schickt ihn zurück wenn er fiepst. Kong im Nebenraum wo er sein soll und dann mit Nassfutter gefüllt ist auch super, das Schlecken beruhigt und macht müde und der Hund hat was anderes zu tun als sich aufzuregen. Rinderohr ist hier auch sehr beliebt und beschäftigt ein (kleines) Weilchen (und beim Kauen fiept es sich schlechter). Alternativ: Mann werkelt in der Küche, er ist bei dir im Gästezimmer/Wohnzimmer? (Hab die Aufteilung noch nicht ganz verstanden) und hat da was tolles zum Kauen, und wenn er rüberlaufen will wird er wieder auf seinen Platz verfrachtet.

    Ist am Anfang immer nervig so ein Training und kann dann mal 20-30 min dauern, aber es lohnt sich.


    Wir haben auch das hier trainiert, nur andersrum (einer vor der Tür, Hund und Person 2 dahinter, das Tür öffnen geht dann immer erst weiter wenn Herr Hund ruhig ist). Kann durchaus ebenfalls anfangs dauern, aber hat bei Blue und auch bei einigen Gassihunden schon schnell Erfolge gebracht :)

    (hab grade schlechtes Internet, weiß nicht ob das das beste Video ist. Aber wenn du „Victoria Stillwell door“ auf YouTube eingibst kommen ein paar Videos, das kann man gut trainieren. Kann man ja auch im Haus zwischen Räumen und zB Flur machen)


  • Begrüßung einfach weglassen.

    Das können wir mal ausprobieren. Bisher haben wir versucht es so zu schieben, dass die Begrüßung in dem Moment kommt, in dem Kenai mal kurz am Boden bleibt. Aber das führte nicht zum Erfolg. Wir werden es mal ganz einstellen.


    spanielforlove

    Oh ja. Dieses Gefiepse ist schlimm. Vor allem wenn so ein langer leiser Fieps mit einem traurigen Blick kombiniert wird. :loudly_crying_face:

    Schicken lässt Kenai sich in dem Moment fast gar nicht. Kommandos kommen nicht durch. Zumindest in der ersten Erregungsstufe. Aber Kauen und Schlecken ist gut. Das ist eigentlich meine Waffe für alles bei ihm. Warum kam ich dafür nicht darauf?

    Mache ich doch bei Besuch genauso...

    Danke! Da war ich richtig betriebsblind.


    Also Plan fürs Erste: Kenai kriegt einen Kauartikel, wenn er Herrchen hört. Und Herrchen kriegt die Ansage, dass Begrüßung Tabu ist.

    Nebenbei natürlich weiter und mehr Ruhephasen mit Hund und Herrchen.

    Und dann mal gucken, wie es in 1-2 Wochen aussieht.


    Edit:

    Ich wollte doch zum Rest noch was schreiben...

    Du meinst, ich sollte mit Kenai zu meinem Mann in die Küche gehen und dann z.B. trainieren, dass er von da in einen Nebenraum oder so geht? Also Kenai kann meinen Mann quasi auf Entfernung beobachten?

    Vielleicht habe ich das falsch verstanden.

    Dafür muss Kenai in solchen Situationen auch erstmal ansprechbar sein. Er kann dann nämlich nicht mal Sitz machen, weil er mir Hüpfen beschäftigt ist. Das Video gucke ich mir gleich mal in Ruhe an.

  • Besorgt euch einen Trainer (ja, das ist absichtlich nicht gegendert): Offensichtlich hat dein Mann bisher keine echte Verhaltensänderung gezeigt. Mit Leckerlis wirst du da auch nicht viel erreichen, aversive Methoden könnten deutlich unangenehmere Folgen nach sich ziehen (und die ganze Renovierung wäre für die Katz).


    Im Ernst, ich habe viele Trainer/innen durch und muss zugeben, dass ein großer Teil davon gut auf Tiere eingehen konnte, aber nicht auf Menschen, erst recht nicht auf Männer. Ich würde mal nach jemandem suchen, der die Situation noch einmal analysiert und - vielleicht auch mit denselben Tipps - einen besseren Draht zu deinem Mann findet.

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