Dogwalker und Trennung vom Hund

  • Es gibt sicher "Extremfälle", aber ich bin auch der Meinung, dass in vielen Fällen in der Kürze die Würze liegt und eine irrwitzig kleinschritte "Eingewöhnung/Gewöhnung" an Sitter/Betreuung allgemein nicht selten sogar zu noch mehr Stress aufseiten des Hundes führt.

    Ich hab für meine Menschen gegenüber zunächst unsichere Yorkiehündin vor ein paar Jahren auch sehr kurzfristig eine Betreuung gebraucht, da sie Trennungsangst hat. Sie war dann (zusammen mit meinen Rüden) bei zwei jungen Frauen in Betreuung, beide Male gab es ein Kennenlernen mit mir zusammen, da sind wir spazierengegangen, haben uns unterhalten und ich habe geschaut, wie die Sitterinnen mit meinen Hunden umgehen. Danach habe ich die Hunde aber immer direkt abgegeben und fertig.

  • Ich hab keine Schwierigkeiten, mich zu trennen. Bei mir ist das nur das erste Wehen wie bei Müttern und ihren Kindern, was ich für normal halte.

    Seitdem ich aber gesehen habe, wie die Hündin reagiert, wenn ich nicht da bin, mache ich mir mehr Gedanken. Auch das halte ich für normal. Wir wollen doch alle das Beste für unsere Hunde.

    Nachdem Versuch mit der ersten Dogwalkerin hat Lexie sich wieder wie in den ersten Wochen nach Ankunft bei mir gezeigt. Nase nur noch am Boden, Fressen suchen auf den Straßen - als ob sie sich wieder um sich allein kümmern muss. Für mich sind das Stress Symptome, weil sie allein in einer für sie beängstigenden Situation war. Was wenn die Hündin bei weiteren solchen Situationen ihr Vertrauen in mich verliert?


    ...und hart an mir arbeiten, Ernalie? Was konkret meinst du?

  • Ich finde das tatsächlich nicht normal. Das, was zwischen Müttern (und Vätern) und Kindern abläuft hat auch viel mit Hormonen zu tun. Das hat mit der Beziehung zwischen Hunden und Menschen nix zu tun.


    Ich würde DARAN arbeiten, habe ich geschrieben. An der Trennungssituation. Denn sich nicht trennen können, beidseitig, ist nicht gesund - für keinen von beiden. (Bei Müttern und Kindern btw übrigens auch nicht.)

  • Nachdem Versuch mit der ersten Dogwalkerin hat Lexie sich wieder wie in den ersten Wochen nach Ankunft bei mir gezeigt. Nase nur noch am Boden, Fressen suchen auf den Straßen - als ob sie sich wieder um sich allein kümmern muss. Für mich sind das Stress Symptome, weil sie allein in einer für sie beängstigenden Situation war.

    Hm, ich würde glaub genau da nochmal ansetzen und anstatt auf langsame Gewöhnung zu setzen eher am Grundproblem arbeiten.

    Wenn du die einzige Sicherheit deiner Hündin bist, dann wäre es vielleicht sinnvoll, das Selbstbewusstsein deiner Hündin aufzubauen und ihr Handlungsweisen mitzugeben, die sie selbst befähigen, mit gruseligen Situationen umzugehen.

    Wenn ihr die Sicherheit, die gewohnten Regeln und Strukturen, die es bei dir gibt, fehlen und sie dadurch verunsichert ist, wäre es vielleicht eine Idee, die Dogwalkerin zu bitten, deine Hündin erstmal sehr eng zu führen und, falls möglich, Strukturen von deinem Alltag im Umgang mit dem Hund zu übernehmen.

    Nichtsdestotrotz würde ich mir auch die Möglichkeit offen halten, dass es vielleicht gar nicht Angst, sondern eher ein Kontrollverlust dir gegenüber das Problem sein könnte. Ich kenne das von dem Hund einer guten Freundin, für den ist Fremdbetreuung absolut schrecklich. Liegt aber nicht daran, dass er niemand anderem vertraut, sondern dass es ihn einfach total stresst, seine Bezugsperson nicht im Blick zu haben. Das ist dann aber was, was ihr Zuhause angehen müsstet.


    Darüber hinaus gibt es natürlich Hunde, die sich einfach schlecht bis nicht für Fremdbetreuung eignen. Meiner ist zum Beispiel so einer. Drinnen ist soweit alles in Ordnung, aber Gassigehen mit jemandem außer mir - nope, funktioniert nicht (bzw. nur mit Maulkorb, den ich ihm davor aufziehen müsste), weil er ein Handling braucht, das Otto-Normal-Hundehalter eher nicht "einfach mal so" leisten können. Wir sind deshalb - und da schließt sich der Kreis zu dir - auf eine Tagesbetreuung mit Garten umgestiegen. Heißt, wenn ich tatsächlich mal Betreuung brauche, gebe ich Hund dort ab und er darf halt, statt Gassi zu gehen, im Garten düsen. Vielleicht wäre das auch eine Option für euch?

  • Ich habe nur mit meinem Hund Erfahrung, bei ihm ist es so, dass er - außer wenn er einen klaren Auftrag hat - schon skeptisch bis unfriedlich auf Menschen reagiert.


    Wir hatten bisher zwei Dogwalker und haben eine HuTa. Bei allen hat es nicht lange gedauert, bis das Tier sich fürchterlich gefreut hat, wenn die Leute kommen oder wir hinfahren. Natürlich haben alle Party gemacht und dafür gesorgt, dass das Tier sich wie auf dem roten Teppich vorkommt.


    In einer anderen HuTa hatten wir nur einen halben Probetag, da war von Anfang an klar, dass der Hund sich nicht wohl fühlt, das Prinzip war auch eher: Ab in den Auslauf, toi, toi, toi...


    Vielleicht hilft "Weitersuchen" am meisten?

  • Schäferterrier: "Hm, ich würde glaub genau da nochmal ansetzen und anstatt auf langsame Gewöhnung zu setzen eher am Grundproblem arbeiten.

    Wenn du die einzige Sicherheit deiner Hündin bist, dann wäre es vielleicht sinnvoll, das Selbstbewusstsein deiner Hündin aufzubauen und ihr Handlungsweisen mitzugeben, die sie selbst befähigen, mit gruseligen Situationen umzugehen.

    Wenn ihr die Sicherheit, die gewohnten Regeln und Strukturen, die es bei dir gibt, fehlen und sie dadurch verunsichert ist, wäre es vielleicht eine Idee, die Dogwalkerin zu bitten, deine Hündin erstmal sehr eng zu führen und, falls möglich, Strukturen von deinem Alltag im Umgang mit dem Hund zu übernehmen."


    Ja, ich bin die einzige Sicherheit und diese beruht auf sehr viel Blickkontakt zwischen mir und meiner Hündin. Es sind weniger Strukturen, sondern vielmehr die enge Interaktion zwischen uns. Sie hat von Anfang an sehr viel gefragt/mich angeschaut und so peu á peu habe ich gelernt, was sie wann meint und wie ich darauf für sie richtig reagiere/sie weiß, was sie machen darf. Das klingt jetzt vielleicht komisch, die Hündin agiert und ich reagiere, aber das gibt es natürlich auch umgekehrt. Wenn ich sie anschaue und sie ist gerade mit etwas beschäftigt, dann warte ich so lange bis sie mich fragend anschaut und ich ihr körpersprachlich sagen kann, was ich möchte. Da sind wir schon ein eingespieltes Team. Darum habe ich die Dogwalkerin auch gebeten, Lexie immer mal wieder anzuschauen und so mit ihr zu kommunizieren.

    Wir hatten heute den ersten Versuch, der aus meiner Sicht ganz gut funktioniert hat. Meine Hündin ist nach Übergabe an die Dogwalkerin am Sicherheitsgeschirr und angeleint mitgegangen und auch ins für sie fremde Auto gesprungen. Auf der Fahrt hat sie etwas geweint, die anderen Hunde im Auto aber akzeptiert und während des Spaziergangs an der Leine, die anderen Hunde laufen frei, wirkte sie in dem Video etwas bedröppelt und bekümmert, nahm aber Anteil an den Bewegungen der anderen Hunde. Laut der Dogwalkerin hat sie mich gesucht und wollte immer einmal zu anderen Frauen im Auslaufgebiet. Die Rückfahrt im Auto verlief ganz ruhig. Die Begrüßung war mehr als stürmisch. Das wird nach solchen Trennungen immer heftiger. Ich nehme sie dann in einen Ruhegriff, den ich in meiner Online-Hundeschule gelernt habe. Damit beruhigt sie sich viel schneller.


    Wenn ich es hinbekomme, stelle ich das kurze Video hier mal ein.


    "Nichtsdestotrotz würde ich mir auch die Möglichkeit offen halten, dass es vielleicht gar nicht Angst, sondern eher ein Kontrollverlust dir gegenüber das Problem sein könnte. "

    Diese Möglichkeit habe ich auch schon einmal in Betracht gezogen, weil sie alles, was ich mit meinen Händen anfasse, hinterher beschnuppert. Das hat mich schon manches Mal gewundert. Bisher habe ich es mir mit "Neugier" erklärt. In bestimmten Situationen finde ich dieses Verhalten auch gut. So hat Lexie meinen Wohnungsschlüssel zu mir gebracht, weil der aus meiner Jackentasche gefallen ist, was ich nicht bemerkt habe, sie aber schon. In Situationen, wo ich das befremdlich finde, z. B. schnuppert sie in Richtung meines Tellers, der noch irgendwo steht, korrigiere ich sie, was sie auch sofort versteht und es dann seinlässt. Aber sie stalkt mich nicht. Sie liegt auf ihrem Platz, folgt mir wohl manchmal noch mit Blicken, was ihr aber irgendwann zu blöd ist.

  • Wenn ich sie anschaue und sie ist gerade mit etwas beschäftigt, dann warte ich so lange bis sie mich fragend anschaut und ich ihr körpersprachlich sagen kann, was ich möchte.

    Das könntest Du aber ja recht einfach ändern.


    Mir war es zu meinen Gassi-Service-Zeiten auch ohne die Besitzer am liebsten. Das hat es für die Hunde und mich meist einfacher gemacht.

  • Indem DU aktiv wirst.

    Das klingt jetzt vielleicht komisch, die Hündin agiert und ich reagiere, aber das gibt es natürlich auch umgekehrt. Wenn ich sie anschaue und sie ist gerade mit etwas beschäftigt, dann warte ich so lange bis sie mich fragend anschaut und ich ihr körpersprachlich sagen kann, was ich möchte.

    Also genau umgekehrt. Eigentlich solltest du Kontakt aufnehmen und sie dann mit ihrer Aufmerksamkeit reagieren.

    Du wartest doch auch nicht, bis dich mal jemand anspricht, ob du was brauchst, sondern fragst direkt nach Im Kontakt mit Menschen.

  • Hier erst einmal der Link für das Video:

    Herunterladen
    Ein geteilter Ordner oder eine geteilte Datei steht zum Download und Streaming mit UploadNow unter folgendem Link zur Verfügung
    uploadnow.io


    Sie steht zwar etwas verloren in der Gegend herum, aber reagiert doch auf das Rennen der anderen Hunde.


    Trotz der Freude/Erleichterung bei der Wiederbegegnung hat Lexie wieder Stress-Symptome nach dem Dogwalking resp. der Trennung gezeigt. Sie war wie abwesend, hat auf mich nicht mehr reagiert, berühren durfte ich sie gut 4h nicht. Auf dem Weg zur Wohnungstür hat sie das gesamte Futter erbrochen (Verknüpfung: Raus aus der Wohnungstür = ich werde weggegeben?) Auch draußen auf dem zweiten, dieses Mal gemeinsamen Spaziergang wirkte sie stark abwesend, hat die ihr bekannte Gegend rund herum stark gesichert, war noch schreckhafter als sonst und hat auf mich nicht mehr reagiert. Um einen schwarzen Van mit geöffneter Schiebetür ist sie einen Bogen gelaufen (die Dogwalkerin fährt einen weißen Transporter). Die Rute trug sie im ersten Teil des Spaziergang immer hängend.

    Zwischendurch in der U-Bahn ist sie wie wach geworden, hat mich wahrgenommen und sich sehr gefreut, dass ich da bin (obwohl ich das die ganze Zeit von der Wohnung schon war).


    Erst im späteren Teil des Spaziergangs hat sie wieder auf mich reagiert, mit mir gespielt, die Rute ging wieder hoch und wieder zu Hause angekommen, war sie wie immer.

    Aber ich weiß nicht, wenn unsere Beziehung derart stark unter der Trennung leidet, dann ist ein Training mit einem Hundetrainer evtl. erstmal besser.

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